Unter einem Dammriss versteht man das Einreißen des Damms (Gewebe zwischen Vagina und After) während der Geburt. Der Riss entsteht durch die starke Überdehnung des Dammgewebes durch den kindlichen Kopf oder auch selten durch die Schultern.
Oft wird der Kopf einfach viel zu schnell nach unten gepresst und übt einen starken Druck auf den Damm aus. Der Riss erfolgt meistens an der schwächsten Stelle des Gewebes und verläuft meist median vom Scheideneingang in Richtung After.
Der Dammriss ist die häufigste mütterliche Verletzung während der Geburt. Bei jeder Entbindung können kleine Dammrisse auftreten.
Nicht jeder Dammriss ist mit einem anderen gleichzusetzen, da sie sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. Entscheidend ist hierbei, ob die tiefer liegenden Muskel- und Bindegewebsschichten mit eingerissen sind. Abhängig vom Ausmaß der Verletzung werden drei bzw. vier Schweregrade unterschieden:
Kleinere Dammrisse können nach der Kontrolle sogar ohne Naht verheilen. Dagegen werden tiefere Risse schichtweise vernäht, um die funktionelle Lage aller Gewebe sicherzustellen. Ein ausgeprägter Dammriss muss auf jeden Fall ärztlich versorgt werden, um Beeinträchtigungen der Konsistenz zu vermeiden.
In den meisten Fällen verheilen Dammrisse sehr gut. Entzündungen, starke Blutungen und Sekundärheilungen treten bei guter Hygiene selten auf.
Neben dem Dammriss kann es unter der Geburt auch zu Rissverletzungen der Labien, der Klitoris oder der Cervix bis hin zum Gebärmutterriss kommen.
Laut neusten Untersuchungen sollte man einem möglichen Dammriss den Vorzug geben, das Gewebe reißt nämlich an der schwächsten Stelle, so dass weniger Muskulatur und Blutgefäße beschädigt werden.
Die Wundheilung wird dadurch erleichtert und der Blutverlust reduziert. Dammrisse können andererseits unkontrolliert weiterreißen und damit die Schließmuskulatur des Afters beschädigen.
Man sollte bevorzugt einen Dammschnitt durchführen, wenn folgende Zustände vorliegen:
Durch den Dammschnitt wird zudem die Druckbelastung des kindlichen Kopfes vermindert. Wenn nötig kann der Schnitt auch ohne Gefahr für den Schließmuskel am After verlängert werden.
Unter der Geburt wird das Einreißen des Dammes von der Frau kaum wahrgenommen. Der Riss erfolgt meist während einer Wehe bei stark gedehntem Damm. Um weitere Schmerzen zu vermeiden, spritzt der Arzt oder die Hebamme normalerweise nach der Geburt ein Lokalanästhetikum.
Allerdings kann es, abhängig von der Lage der Verletzung, nach der Geburt zu Schmerzen beim Sitzen, Laufen, Stuhlgang oder bei sportlichen Aktivitäten kommen.
In sehr seltenen Fällen können als Folge einer Dammverletzung dauerhaft Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie) auftreten.
Bei einem höhergradigen bzw. einem stark ausgeprägten Dammriss sollte man im Wochenbett auf weichen Stuhl und weiche Kost achten, um einen unnötigen Druck (wie bei einer Verstopfung) auf die Wunde zu vermeiden.
Die Frauen sollten keinen Pressdrang verspüren. Einläufe, Zäpfchen oder Untersuchungen durch den Darm sollten während dieser Zeit vermieden werden. In einigen Fällen kann eine medikamentöse Infektionsprophylaxe angeraten sein.
Die Wundheilung wird gefördert durch:
Häufig auftretende Beschwerden sind:
Zum Vorbeugen eines Dammrisses, setzen die Hebamme oder der Arzt beim Durchtreten des Kopfs des Kindes einen speziellen Handgriff ein, den so genannten Dammschutz. Mit der rechten Hand umfasst der Geburtshelfer dabei den mütterlichen Damm und versucht mit der linken durch leichten Druck die Geschwindigkeit des durchtretenden, hochsteigenden Kopfs zu regulieren.
Sind diese Maßnahmen nicht ausreichend und droht trotzdem ein Dammriss, so wird man einen Dammschnitt (Episiotomie) durchführen. Bei der Episiotomie wird von der Scheide aus der Damm etwas eingeschnitten und nach der Geburt wieder unter örtlicher Betäubung genäht.
Einige Experten sind jedoch der Auffassung, dass nicht jeder gefährdete Damm tatsächlich reißt, aber jeder Dammschnitt eine zusätzliche Verletzung des Beckenbodens darstellt, der heilen muss und auch noch lange Zeit nach der Geburt Beschwerden bereiten kann. Aufgrund dieser kritischen Stellung werden Dammschnitte deshalb mittlerweile seltener durchgeführt.
Natürlich kann man den Damm auf die Geburt vorbereiten. Dazu können verschiedene Maßnahmen angewandt werden:
Folgende Faktoren spielen bei der Entstehung eines Dammrisses eine wesentliche Rolle:
Letzte Aktualisierung am 15.09.2021.