In der Medizin versteht man unter einem Blasensprung die Öffnung der Fruchtblase.
Während der Schwangerschaft ist der Fötus von der Fruchtblase umgeben, welches mit Fruchtwasser gefüllt ist. Der Blasensprung wird als Zeichen der beginnenden Geburt gedeutet und erfolgt in der Regel spontan nach Eintritt der Geburtswehen.
Die Fruchtblase kann jedoch auch von außen (meist von einer Hebamme) durchstochen bzw. eröffnet werden, um damit die Geburt zu erleichtern und/oder zu beschleunigen.
Man spricht von einem vorzeitigen Blasensprung, wenn sich die Fruchtblase bereits vor den Geburtswehen eröffnet und Fruchtwasser aufgrund eines Risses in der Amnionhöhle abgeht. Ein vorzeitiger Blasensprung kann bereits einige Wochen vor dem errechneten Geburtstermin erfolgen.
Es kommt etwa bei jeder zehnten Schwangerschaft zu einem vorzeitigen Blasensprung. Je nach Schwangerschaftswoche kann ein vorzeitiger Blasensprung eine Gefahr für die Schwangerschaft darstellen.
Ein früher vorzeitiger Blasensprung führt in 50 Prozent der Fälle innerhalb von 48 Stunden zur Geburt.
Je nachdem wie groß der Riss ist, kann das Fruchtwasser entweder tröpfchenweise abgehen oder in einem Schwall ausfließen. Zudem können sich kleinere Verletzungen unter Umständen wieder spontan von selbst schließen (in 7 bis 9 Prozent der Fälle) und das Fruchtwasser wird im besten Fall ausreichend ergänzt.
In manchen Fällen kann es durch den Druck des Kindes zu kleinen Mengen Urinabgang kommen, welches die Schwangeren oft als Fruchtwasser fehl deuten können. Für die werdende Mutter ist es nicht immer ganz einfach den Unterschied zwischen Urin und Fruchtwasser festzustellen. Der Arzt kann im Zweifelsfall mit Hilfe eines Indikatorpapiers das Fruchtwasser nachweisen.
Als Auslöser gelten vor allem Infektionen im Genitalbereich.
Mögliche Komplikationen durch den Fruchtwasserverlust können sein:
Zudem können innerhalb weniger Stunden Bakterien, die sich normalerweise im Scheidenbereich befinden, die Plazenta (Mutterkuchen) und Eihäute infizieren und so zu schweren Komplikationen bei Mutter und Kind führen.
Bei einem vorzeitigen Blasensprung handelt es sich um einen Notfall der einer sofortigen ärztlichen Untersuchung bedarf. Um das vorzeitige Aufgehen der Fruchtblase festzustellen, wird der pH-Wert in der Scheide gemessen. Ein erhöhter pH-Wert spricht für das Abfließen basischen Fruchtwassers in die ansonsten saure Scheidenflüssigkeit.
Zudem kann man mit dem Ultraschall die Fruchtwassermenge beurteilen. Der Arzt kontrolliert außerdem die Entzündungswerte im Blut der Mutter und macht einen Scheidenabstrich auf Bakterien, da die Infektionsgefahr nach einem vorzeitigen Blasensprung sehr hoch ist.
Im Falle eines vorzeitigen Blasensprungs versuchen die Ärzte, die Geburt so weit wie möglich hinauszuzögern, bis die Überlebenschancen des Ungeborenen gestiegen sind.
Daher richtet sich das ärztliche Vorgehen ganz wesentlich nach dem Schwangerschaftsalter:
Sollten nach dem erfolgten Blasensprung innerhalb von 12 bis 24 Stunden die Wehen nicht von selbst einsetzen, so kann man die Geburt mit Prostaglandinen einleiten, welches auch als künstliche Geburtseinleitung bezeichnet wird.
Eine weitere Möglichkeit ist der so genannte Amnion Patch. Es handelt sich um eine alternative, experimentelle Therapie in den frühen Schwangerschaftswochen. Bei diesem Verfahren versucht man mit Hilfe von Thrombozyten, das Loch in der Fruchtblase zu kitten.
Dabei werden die Thrombozyten in die Gebärmutter injiziert. Dieser Verschluss wurde insbesondere bei Blasensprüngen nach Fruchtwasseruntersuchungen erfolgreich durchgeführt.
In manchen Fällen wird das Fruchtwasser in der Fruchtblase so weit aufgefüllt, so dass das Kind ausreichend Fruchtwasser zur Verfügung hat und sich optimal weiter entwickeln kann. Dies ist jedoch mit einem erhöhten Infektionsrisiko verbunden.
Letzte Aktualisierung am 11.10.2021.