Die Geburt ist ein Prozess der mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Üblicherweise wird sie in drei Phasen eingeteilt:
In den letzten Schwangerschaftswochen treten die Wehen immer häufiger auf. In der Medizin werden sie als Vorwehen oder auch Übungswehen bezeichnet. Die Vorwehen sind zum Teil so stark, dass es scheint, als ob die Geburt beginnt. Dann tritt jedoch wieder Ruhe ein und die Geburt lässt noch auf sich warten.
Zu den wichtigsten Vorboten der Geburt gehören:
Diese Anzeichen müssen nicht immer auftreten. Zudem kann die Spanne zwischen dem Auftreten dieser Zeichen und dem eigentlichen Geburtsbeginn sehr unterschiedlich lang sein. Es gibt Frauen bei denen die Geburt auch ohne irgendwelche Vorboten plötzlich beginnt.
In der Realität sind die Geburtsphasen nicht exakt voneinander abzugrenzen. Sie gehen oft fließend ineinander über. Auch die Geburtsdauer kann sehr stark variieren, sie dient vielmehr der objektiven Übersicht.
Ist die Geburt noch am Anfang, also der Muttermund kaum geöffnet, so ist ein langer Spaziergang über die Flure oder durch den Garten sehr hilfreich, um die Wehen regelmäßig und kräftig werden zu lassen.
Oft helfen auch ein heißes Bad, Massagen oder/und Treppen steigen.
Die Eröffnungsphase ist der Zeitraum von Beginn der Geburtswehen bis zur vollständigen Eröffnung des Muttermundes auf etwa zehn Zentimeter. Der Muttermund sollte sich pro Stunde um einen Zentimeter öffnen.
Die Eröffnungsphase ist der erste und längste Teil einer Geburt. Im Durchschnitt beträgt sie bei Erstgebärenden etwa acht bis zwölf Stunden und bei Mehrgebärenden etwa vier bis sechs Stunden. Grund dafür ist, dass bei Erstgebärenden sich zunächst der Gebärmutterhals verkürzt, bevor sich der Muttermund öffnet. Bei Mehrgebärenden laufen die Vorgänge parallel ab.
Diese Zahlen sind jedoch statistisch ermittelte Durchschnittswerte und können sehr stark variieren.
In der Eröffnungsphase kehren die Wehen regelmäßig wieder und sind oft sehr schmerzhaft. Während in der Anfangsphase die Wehen etwa alle 15 Minuten bemerkt werden, so sind diese gegen Ende der Eröffnungsphase alle ein bis zwei Minuten spürbar und halten in der Regel etwa eine Minute an.
Das Ende der Eröffnungsphase, welches auch als Übergangsphase bezeichnet wird, verläuft oftmals sehr stürmisch. Die Wehen sind sehr kräftig und üben einen starken Druck nach unten aus. Die Wehenpausen werden hingegen kürzer. In dieser Phase sollten Sie weiterhin gut durchatmen und den Drang zum Pressen noch hinauszögern, bis der Muttermund vollständig geöffnet ist.
Viele Frauen verlieren in dieser Phase die Kraft und äußern oft den Wunsch nach Kaiserschnitt.
Während der Eröffnungsphase drückt der Kopf des Kindes immer stärker auf die Fruchtblase, bis diese reißt (Blasensprung). Der Blasensprung kann jedoch auch schon vor Wehenbeginn oder in jeder anderen Geburtsphase erfolgen.
In einigen Fällen kann sie sogar bis zur Geburt des kindlichen Kopfes bestehen bleiben („Glückshaube"). Kommt es nicht zum Blasensprung, so ist es im Verlauf sinnvoll, die Fruchtblase zu öffnen (Amniotomie). Dazu wird beispielsweise ein Handschuh oder ein kleiner Plastikstift mit Wiederhaken benutzt. Durch den Blasensprung werden die Wehen in der Eröffnungsphase verstärkt und damit der Druck auf den Muttermund erhöht, sodass sich dieser schneller öffnet.
Das kindliche Köpfchen steht in der Eröffnungsphase quer und weitet durch den Druck der Wehen den Muttermund von innen auf. In der Übergangsphase kommen die Wehen schneller hintereinander, werden stärker und der Schmerz wird meist intensiver. Am Ende der Übergangsphase (letzter Drittel der Eröffnungsphase) ist der Muttermund etwa zehn Zentimeter geöffnet und der Kopf des Kindes tritt tief durch das knöcherne Becken der Mutter.
Dazu macht das Kind eine 90°-Drehung. Am Ende der Eröffnungsphase landet es im so genannten „tiefen Geradstand", wobei das Kind in 95 Prozent der Geburten mit dem Rücken zur Bauchdecke der Mutter zeigt.
In der Eröffnungsphase werden die Herztöne und der Muttermund in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Die Hebamme tastet bei den Untersuchungen durch die Scheide wie weit der Muttermund geöffnet ist, ob er weich oder sehr fest ist, wie weit sich das Köpfchen vorgeschoben hat und ob sich das Köpfchen richtig dreht.
Die Hebamme kann in der Regel am Ende der Eröffnungsphase die kleine Fontanelle gut tasten. Sie ist der Teil des kindlichen Hinterkopfs, an dem der Schädelknochen noch nicht zusammengewachsen ist.
In dieser Phase sind die Frauen oft mut- und kraftlos und geben Dinge von sich, die sie gar nicht so meinen. Daher sollten die Partner dafür Verständnis aufbringen.
Die früher üblichen Hygienemaßnahmen wie Einlauf, Körperreinigung, Desinfektion der äußeren Geschlechtsorgane und kürzen oder rasieren der Schamhaare sind heute keine Routine mehr. Sie entscheiden selbst ob und wann Sie einen Einlauf wünschen und ob Sie die Schamhaare rasiert haben möchten.
Zudem verbraucht die Frau während der Eröffnungsphase sehr viel Energie. Viele Frauen müssen sich mehrmals übergeben, welches durch eine reflektorische Reizung eines Magennervs hervorgerufen wird. Daher empfehlen Hebammen eher kleine Snacks mit vielen Kalorien wie Eis, Schokolade, Saft oder Traubenzucker. Diese belasten den Magen nicht und liefern gleichzeitig viel Energie.
Die Austreibungsphase ist der Zeitraum zwischen der vollständigen Öffnung des Muttermundes und der Geburt des Kindes. Sie kann zwischen einer Stunde bei Erstgebärenden und etwa 20 Minuten bei Mehrgebärenden dauern.
Durch die starken Wehen, die starke Dehnung des Muttermundes und des Dammbereichs kommt es oft zu starken Schmerzen. Diese können jedoch durch die aktive Mithilfe und das Pressen der Frau minimiert werden und zur erheblichen Erleichterung führen.
In dieser Phase richtet sich zunächst der Kopf des Kindes auf der Beckenbodenmuskulatur so aus, dass er gut in den Eingang des Geburtskanals passt.
Der Geburtskanal wird vom Becken der Mutter, der Gebärmutter, der Scheide und dem Beckenboden gebildet. Am Beckeneingang muss man sich den Geburtskanal als quer-oval, am Beckenausgang als längs-oval und am Ende mit einem „Knick" nach oben vorstellen. Anhand der Weite des Beckeneingangs kann man sehen, ob eine normale Geburt überhaupt möglich ist („gebärfahiges Becken").
Im Verlauf der Schwangerschaft lockern sich allerdings durch die Schwangerschaftshormone die Knochenverbindungen im Beckenring der Mutter, sodass dieser sich um einige Millimeter aufweitet, welches in den meisten Fällen für die normale Geburt entscheidend sein kann. Eine wirkungsvolle Erweiterung des Muttermundes kommt jedoch erst zustande, wenn der Druck durch die Wehen stärker ist, als der Gewebewiderstand des Muttermundes.
Das kindliche Köpfchen passt sich während der Geburt durch Dehnungen an den Geburtskanal an und erleichtert so den Durchtritt durch die Scheide. Durch die Wehen wird das kindliche Köpfchen immer weiter in das Becken vorgeschoben.
Liegt nun der Kopf des Kindes entsprechend tief im Geburtskanal, so drückt er auf den mütterlichen Damm, welches reflektorisch bei der Mutter einen Pressdrang auslöst. Der Pressdrang entsteht vor allem durch den Druck auf ein Nervengeflecht im Bereich des Steißbeins, den so genannten Plexus lumbosacralis. Erst jetzt soll und kann die Mutter durch Mitpressen die Geburt unterstützen. Der Pressdrang dauert meist nur wenige Sekunden und kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Die Presswehen treten ungefähr alle zwei bis drei Minuten auf.
Ein zu frühes Pressen ist ungünstig, weil dadurch der noch nicht verstrichene Muttermund zusammengedrückt wird und so die Entstehung eines Muttermundödems begünstigt. Der unwillkürliche Pressdrang führt nämlich dazu, dass der Kopf des Kindes immer stärker auf den Muttermund drückt, das Blut staut sich und es kommt zu einer Schwellung.
Im Falle einer normalen Geburt gelingt es oft der Mutter, in ungefähr zehn Presswehen, dass Kind zu gebären. Gebärende verspüren oft beim Durchtreten des kindlichen Kopfes durch die Scheide eine sehr starke äußere Dehnung. Droht der Dammbereich (Bereich hinter der Scheide und vor dem Darmausgang) einzureißen, der so genannte Dammriss, so wird oft prophylaktisch ein Dammschnitt durchgeführt. Die Hebamme versucht jedoch zunächst durch leichten Gegendruck mit der Hand von außen den Druck des kindlichen Kopfes abzufangen und den Damm vor dem Einreißen zu schützen (Dammschutz).
Wichtig für diese Phase ist außerdem, die richtige Position für die Geburt zu finden. Viele Frauen entbinden in der klassischen Position, im Entbindungsbett (leicht erhöhter Oberkörper und stark angezogene Beine). Die ideale Position ist jedoch die, bei der man sich am wohlsten fühlt und den Druck am besten nach unten umsetzen kann. Erst wird das Hinterhaupt des Köpfchens, dann die Stirn und das ganze Gesicht geboren. Mit der nächsten Wehe und nach einer kurzen Verschnaufpause folgen die Schultern und der Körper des Kindes. Die Hebamme befreit das Gesicht des Kindes kurz vom Schleim, damit es richtig durchatmen und gucken kann. Anschließend wird das Kind abgenabelt und sofort auf den Bauch oder die Brust der Mutter gelegt.
Für Mutter und Kind ist die Austreibungsphase die anstrengendste Zeit der Geburt. Die Herztöne des Kindes werden in der gesamten Austreibungsphase überwacht. Befolgen Sie die konkreten, knappen Sätze bzw. Anweisungen der Hebamme. Sie hilft Ihnen in jeder Wehe.
Da das Kind vor allem auch auf den Darm drückt, kann es vorkommen, dass der Darminhalt entleert wird, ohne dass dies aufzuhalten ist.
Droht die Mutter zu erschöpfen (Geburtsstillstand), so versuchen Arzt und Hebamme zunächst die Kraft der Wehen mit ihren Händen oder mit einem um den Bauch der Mutter geschlungenen Tuch zu verstärken. Ist dies nicht ausreichend, so sind geburtshilfliche Instrumente wie die Saugglocke (Vakuumextraktion) oder Geburtszange (Forcepsextraktion, Zangengeburt) erforderlich.
Die Saugglocke hilft die Geburt zu beenden. Der Geburtshelfer zieht synchron mit den Wehen mit kräftigem Druck an der Saugglocke. Die Saugglocke ist, wenn sie richtig angewandt wird, für Mutter und Kind risikoarm. Durch den Unterdruck entsteht jedoch häufig eine ungefährliche Beule am Hinterkopf des Kindes, welches auch als Geburtsgeschwulst bzw. Kephalhämatom bezeichnet wird. Diese Beule verschwindet innerhalb einer Woche wieder.
Bei der Saugglocke und Geburtszange wird also das Kind vorsichtig herausgezogen. Diese Methoden kommen auch dann zum Einsatz, wenn dem Kind Sauerstoff fehlt und das Kind im Geburtskanal stecken bleibt.
Weiterhin besteht die Möglichkeit eines Dammschnitts, wenn klar wird, dass der Damm die Geburt nicht aushält oder wenn der Herzschlag des Kindes sinkt und sich nur schlecht erholt. Ein Dammschnitt lässt sich gewöhnlich leichter nähen und heilt auch leichter als ein unkontrollierter Riss. Außerdem gelingt es nur beim Nähen eines Dammschnitts, die Wundränder exakt passend aneinander zu nähen und so optimale Heilungsbedingungen zu schaffen.
Laut den neusten Studien wird bei einer Geburt in aufrechter Position, etwa auf dem Gebärhocker, der Dammbereich weniger belastet. Dadurch kommt es zu weniger Dammverletzungen bzw. einem notwendigen Dammschnitt.
Dass Dammgewebe kann bereist während der Schwangerschaft durch Ölmassagen auf die kommende Belastung vorbereitet werden.
Als Nachgeburtsphase bezeichnet man die Geburt der Plazenta. Dies geschieht meist nach 5 bis 20 Minuten nach der Geburt des Kindes. Oft kommt noch einmal eine Nachgeburtswehe mit Druckgefühl in der Scheide. Aufgrund der Hormonfreisetzung aus der Plazenta kommt es zu einem Zusammenziehen der Gebärmutter.
Dadurch wird die Plazenta von der Gebärmutterwand abgelöst und als so genannte Nachgeburt geboren. Durch das Abtasten des Bauches kann die Hebamme feststellen, ob der Mutterkuchen schon abgelöst ist.
Bei der Ablösung der Plazenta (Mutterkuchen) kommt es zu einem Blutverlust von bis zu 400 ml. Die Nachgeburt bereitet keine Schmerzen mehr, da die Plazenta im Verhältnis zum Kind klein ist und sich sehr gut an den Geburtskanal anpasst. Die Geburt der Plazenta kann durch leichten, kontinuierlichen Zug an der Nabelschnur (cord traction) unterstützt werden.
Die Nachgeburtsphase muss besonders sorgfältig überwacht werden, um eine übermäßige Blutung rechtzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Zum Schluss wird die Nachgeburt sorgfältig auf Vollständigkeit untersucht, da in der Gebärmutter zurückgebliebene Reste Blutungen oder Entzündungen im Wochenbett verursachen können. Wurde die Plazenta nur unvollständig ausgestoßen, muss der Frauenarzt die Reste (eventuell in Kurznarkose) manuell lösen und vorsichtig ausschaben.
Das Kind wird unmittelbar nach der Geburt zwischen die Beine der Mutter gelegt und nach kurzer Zeit die Nabelschnur abgeklemmt.
Wurde ein Dammschnitt durchgeführt oder ist der Damm eingerissen, so wird die Wunde unter örtlicher Betäubung versorgt und genäht. Im Falle einer PDA ist eine zusätzliche örtliche Betäubung natürlich nicht mehr notwendig.
Die Mutter verbleibt noch zwei Stunden nach der Geburt im Kreißsaal. Die Gebärmutter zieht sich durch die Nachwehen zusammen und wird so klein, dass es aus der Wundfläche nicht viel blutet. Nur wenige Frauen verlangen zu diesem Zeitpunkt noch ein Schmerzmittel, Sollte sich der Mutterkuchen (Plazenta) nicht von selbst lösen, so muss von außen nachgeholfen werden.
Je länger die Plazenta in der Gebärmutter verbleibt, desto größer ist die Gefahr der Nachblutungen, da sich die Gebärmutter nicht genügend zusammenziehen kann. Auch noch Wochen später kann es zu starken und lebensgefährlichen Infektionen und Blutungen kommen.
Bei fast jeder Geburt kommt der Moment, in dem eine Frau so erschöpft ist, dass sie das Gefühl kriegt nicht mehr weiter zu können oder zu wollen. Werden die Schmerzen so unerträglich, so gibt es verschiedene Möglichkeiten sich Erleichterung zu verschaffen. Diese sind insbesondere:
Es gibt Frauen die sich von der Geburt so erschöpft oder müde fühlen, dass sie sich kaum auf das Kind einlassen können. Andere hingegen sind wie im Rausch und hellwach. Viele Frauen bekommen nach der Geburt einen Riesenhunger und möchten sofort etwas essen.
In den ersten Stunden nach der Geburt werden Mutter, Kind und Partner so wenig wie möglich belästigt. In dieser Zeit soll sich die Mutter zum einen erholen und zum anderen die Mutter-Kind-Bindung aufbauen. Die Hebamme kommt zwischendurch in den Kreißsaal und schaut nach dem Kind und der Mutter.
Die Geburt endet mit der Entlassung aus dem Kreißsaal.
Letzte Aktualisierung am 11.10.2021.