Die Geburt eines Kindes ist natürlich mit Schmerzen verbunden. Es handelt sich hierbei um eine normale Reaktion des Körpers und wird oft auch als Trennungsschmerz beschrieben.
Im Unterschied zu anderen Schmerzen, die ja meist ein Alarmzeichen sind, haben die Geburtsschmerzen einen positiven Sinn. Sie machen dem Kind den Weg frei. Mit jeder Wehe wird der Muttermund eröffnet und das Kind ausgetrieben.
Viele Frauen fühlen sich schon erleichtert, wenn sie erfahren, dass sich dieser Schmerz notfalls bekämpfen lässt.
Jeder Mensch hat einen Schmerzlevel, der als unerträglich empfunden wird. Dies ist unter anderem abhängig von der Anatomie des Kindes, sprich wie groß der Kopf im Vergleich zum mütterlichen Becken ist und die Erschöpfung der Gebärenden. Die Schmerzen sind also vom eigenen Willen unabhängig. Von Frau zu Frau schwankt aber auch die Schmerzempfindlichkeit der Beckenregion, so empfindet jede Frau den Geburtsschmerz anders. Während der Schmerz der einen gar nicht viel ausmacht, gerät die andere bereits in der Eröffnungsphase an ihre körperlichen Grenzen.
Jede Frau darf selbst für sich entscheiden, wie viele Schmerzen sie ertragen kann oder will.
Der Geburtsschmerz setzt sich aus drei Komponenten zusammen:
Erstgebärende können daher am wenigsten abschätzen, wie „schlimm" es werden wird.
Es empfiehlt sich daher, nicht mit festen Vorstellungen in den Kreißsaal zu gehen. Die Entscheidung für oder gegen Schmerzbekämpfung kann jederzeit revidiert werden.
Nach der Geburt des Kindes sieht die Welt ganz anders aus, egal wie drastisch die Schmerzen auch während der Geburt erlebt wurden.
Nach der Geburt werden zum einen Endorphine, körpereigene Glückshormone, freigesetzt und zum anderen sorgt die Freude über das Neugeborene dafür, dass die Schmerzen kaum noch wahrgenommen werden. Einige Frauen empfinden jedoch die Geburtsschmerzen auch Wochen nach der Geburt als traumatisierend.
Sorgen Sie daher beim nächsten Mal für eine bessere Schmerzausschaltung, da eine richtig sitzende PDA eigentlich immer zu einer befriedigenden Schmerzminderung führt.
Die PDA, auch Rückenspritze genannt, wird heutzutage sehr häufig angewandt. Sie ist die wichtigste Methode der Schmerzausschaltung. Sie kann sowohl bei einem Kaiserschnitt als auch bei einer vaginalen Geburt eingesetzt werden.
Bei der PDA wird ein örtliches Betäubungsmittel (Lokal-Anästhetikum) in die Nähe des Rückenmarkkanals gespritzt, um das Schmerzempfinden von dieser Stelle an abwärts komplett auszuschalten.
Das Anlegen der PDA ist in der Regel kaum schmerzhaft. Dafür muss die Schwangere nach vorne gebeugt sitzen und für einen Moment ganz still halten. Dies ist bei starken Wehen natürlich nicht immer ganz einfach. Der Anästhesist verabreicht zunächst eine örtliche Betäubung am Rücken zwischen zwei Dornfortsätzen der Wirbelsäule.
Anschließend schiebt er über einen Hohlnadel einen dünnen Katheter in den Wirbelkanal. Der Katheter wird zunächst mit Pflastern befestigt und anschließend ein lokales Betäubungsmittel in den Wirbelkanal gespritzt. Nach einer Wartezeit von maximal 30 Minuten wird der Schmerz wirksam ausgeschaltet.
Bei der ersten Injektion wird ein Katheter eingelegt der dann ermöglicht, dass das Medikament später bei Bedarf immer wieder nachgespritzt werden kann.
Bei der PDA handelt es sich um eine sehr sichere Methode, wo gravierende Nebenwirkungen praktisch nicht vorkommen. Jede Gebärende hat grundsätzlich die Möglichkeit, sich eine PDA geben zu lassen. Die PDA kommt zum Einsatz:
Vorteile der Periduralanästhesie sind insbesondere:
Nachteile der Periduralanästhesie sind vor allem:
Die Wirkung der PDA setzt langsam ein, weswegen sie in Notfallsituationen nicht zum Einsatz kommt.
Durch den Pudendusblock wird die Schmerzleitung des Nervus pudendus gehemmt. Dadurch werden die Schmerzen im Bereich von Damm, Scheide und Beckenboden unterdrückt.
Diese Art der örtlichen Betäubung eignet sich vor allem, um die Schmerzen während der Austreibungsphase zu lindern.
Der Arzt führt eine betäubende Spritze über die Scheide an den Pudendusnerv, um die Schmerzleitbahnen des so genannten Nervus pudendus auszuschalten. Die Wehenschmerzen bleiben unbeeinträchtigt. Deshalb wird der Pudendusblock vor allem bei Dammschnitten und bei der Naht von Dammrissen eingesetzt.
Die Spinalanästhesie hat einen schnelleren Wirkungseintritt als die PDA. Sie wirkt schon nach wenigen Minuten und wird bei geplanten Kaiserschnitten eingesetzt. Obwohl bei der SPA die Nadel tiefer eingeführt wird als bei der PDA, ist sie weder schmerzhafter noch gefährlicher.
Die Gebärende spürt nach einer SPA weder die Schmerzen noch kann sie die betäubten Körperteile bewegen. Zu den wichtigsten Nebenwirkungen dieser Schmerzlinderungsmethode gehören außerdem starke Kopfschmerzen und Blutdruckabfall (bei sofortiger Behandlung ungefährlich).
Ist der Muttermund in der Eröffnungsphase der Geburt zu fest und verkrampft und schreitet die Geburt deshalb kaum voran, so können in diesem Fall so genannte Spasmolytika (krampflösende Mittel) gegeben werden.
Diese Medikamente, wie das Buscopan, helfen vor allem gegen Verspannungen und führen zu einer Entspannung der glatten Muskulatur. Diese Medikamente werden entweder als Zäpfchen oder als Spritze verabreicht.
Unter der Geburt kommen häufig so genannte Spasmoanalgetika zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um Kombinationspräparate mit entkrampfender (spasmolytischer) und schmerzstillender (analgetischer) Wirkung.
Pethidin (Dolantin) ist in der Geburtshilfe das am häufigsten verwendete Schmerzmittel überhaupt. Meist wird das Medikament als Spritze (intramuskulär, in Oberschenkel oder Po) verabreicht und führt zu einer Minderung des Schmerzempfindens.
Die Wirkung tritt nach etwa 15 Minuten ein und hält zwei bis vier Stunden an. Insgesamt gilt das Medikament als sehr wirkungsvoll. Leider funktioniert die schmerzlindernde Wirkung nicht bei allen Frauen gleich gut. Einige Frauen werden danach häufig müde und schlafen in den Wehenpausen oft ein. Dies hat natürlich zur Folge, dass die Mitarbeit und das Erleben der Geburt beeinträchtigt werden.
Das Pethidin (Dolantin) geht zum Teil auf den Fötus über und kann zu negativen Auswirkungen führen, beispielsweise die Beeinträchtigung der Atmung des Babys. Die Gefahr der Atemdepression ist jedoch durch hochwirksame Gegenmittel wie Naloxon gut beherrschbar.
Diese Form der Schmerzlinderung wird deshalb nur angewandt, wenn es bis zur Austreibungsphase voraussichtlich noch einige Zeit dauern wird. Bis dahin ist das Medikament wieder weitgehend abgebaut und führt kaum zu Nebenwirkungen.
Opioide lindern ähnlich wie Morphine starke und stärkste Schmerzen. Sie können in beide Richtungen stimmungsverändernd wirken. Die werdende Mutter kann also entweder euphorische Glücksgefühle oder aber negative Gefühle besonders eindringlich spüren. Opioide führen zudem bei vielen Gebärenden zu Übelkeit.
Beruhigungsmittel wie das Valium® werden kaum noch angewandt, da sie zu lange wirken.
In den vergangenen Jahren hat die Verwendung von Lachgas als Narkosemittel stark abgenommen. Oft wird sie in Kombination mit anderen Narkosemitteln verwendet.
Früher konnte die Gebärende das Lachgas selber dosieren und so die schmerzlindernde Wirkung steuern.
Die Akupunktur gehört zu den sanften Methoden der Geburtserleichterung und wird in manchen Krankenhäusern angeboten. Hierbei werden an bestimmten Energiepunkten des Körpers gezielt lange, dünne Nadeln gesetzt und die Schmerzen nachweislich gelindert.
In der Regel tut das Einstechen der Nadeln nicht weh, allenfalls kribbelt es ein wenig beim Herausziehen. Die Akupunkturnadeln können die Wehentätigkeit sowohl beschleunigend als auch verlangsamend beeinflussen.
Obwohl solche sanfte Methoden wie Hypnose, Bachblüten- und Aromatherapie, Reflexzonen-Massage häufig in Schwangerschaftsratgebern erwähnt werden, werden sie kaum angeboten. Für den Erfolg dieser Methoden ist eine umfassende Ausbildung nötig.
Der Körper produziert Wirkstoffe mit schmerzlindernder Wirkung. Dazu gehört unter anderem auch das Endorphin. Es handelt sich um ein Gewebshormon, die eine opiatähnliche Wirkung hat.
Gegen Ende der Schwangerschaft werden diese Hormone vermehrt produziert und sorgen vor allem, dass die Schmerzen weniger empfunden werden. Zudem haben sie eine stimmungsaufhellende Wirkung.
Das Erlernen von Entspannungstechniken ist besonders wichtig, um die Schmerzen in den Wehen besser zu bewältigen. Der Erfolg besteht darin, äußere Störfaktoren auszuschließen. Man unterscheidet hierbei zwischen autogenen (selbst verursachten) und suggestiven (fremd verursachten) Techniken. Beide Techniken führen dazu, Spannungen abzubauen und sich auf die Geburt besser zu konzentrieren.
Mit Hilfe der Visualisierungstechniken können Sie sich innerlich auf die Geburt vorbereiten. Das bevorstehende Ereignis wird hierbei Schritt für Schritt durchgegangen, um auf diese Weise besser auf die Situation zu reagieren. Dadurch wird das Selbstvertrauen gesteigert und die Frauen erhalten das Gefühl, die Situation selbst zu beeinflussen.
Bei einer guten Geburtsvorbereitung ist das richtige Atmen enorm wichtig. Sie sorgt neben der körperlichen Entspannung auch für eine psychischen Entspannung. Schwierige Situationen können durch das gezielte Atmen besser kontrolliert werden.
Durch eine Massage werden die Nervenenden auf der Haut stimuliert und der Kreislauf in Schwung gesetzt. Zudem werden ermüdete Muskeln entspannt. Werden die Muskeln vorher mit warmen Handtüchern angewärmt und im Anschluss massiert, so steigt die Durchblutung des Gewebes und der Schmerz wird reduziert.
Während der Wehen reagieren Frauen sehr unterschiedlich auf Körperkontakt. Manche wollen in Ruhe gelassen werden, andere wiederum brauchen Nähe und Zuwendung und empfinden es als sehr angenehm, wenn ihnen während der Geburt der Rücken massiert oder gestreichelt wird.
Während der Geburt kommt es außerdem nicht selten vor, dass Frauen ihren Männern gegenüber aggressiv werden und ihnen die Schuld an den Schmerzen geben.
Wehenschmerzen können durch Bewegung gelindert werden. Durch Bewegung werden insbesondere die Sauerstoffzufuhr zur Gebärmutter und die Endorphinproduktion gesteigert. Bereist kleine Bewegungen können den Schmerz reduzieren und den Weg des Kindes durch den Geburtskanal erleichtern.
Dabei reichen schon kleine, rhythmische Schaukelbewegungen aus, damit sich die Frau während des Wehenhöhepunkts nicht zu sehr verkrampft und damit die Öffnung des Muttermundes unfreiwillig verlangsamt. Durch die aufrechte Körperhaltung der Gebärenden wird die Eröffnungsphase beschleunigt.
Der Körper ist während der Geburt manchmal so stark angespannt, dass der Schmerz dadurch nur noch gesteigert wird. In solchen Fällen ist es hilfreich, die Position zu verändern.
Versuchen Sie in den Wehenpausen an etwas Angenehmes zu denken. Gelingt das Ihnen, so können Sie wahrscheinlich besser entspannen. Aber auch Ihre Lieblingsmusik kann zur Entspannung helfen. Nehmen Sie daher ihre eigenen CD's mit. Während der Geburt sollten Sie eigene Geräusche nicht unterdrücken. Sie können stöhnen, schreien und jammern, je nachdem wonach Ihnen ist.
Wärme tut dem Körper gut und wirkt extrem entspannend. Falls der Kreislauf das verträgt, sollte sich die Gebärende in warmes Wasser legen. Je wärmer das Wasser ist, desto stärker werden die Schmerzen gelindert.
Während des Geburtsprozesses sollte man jedoch nicht zu früh in die Wanne steigen, da die Wärme die Wehen stoppen kann.
Hilfreich sind zudem auch warme Kompressen. Sie können den Schmerz beim Dehnen des Dammes (Bereich zwischen Vagina und Anus) verringern, wenn sich der Kopf des Kindes nach außen drückt.
Durch die Psychoprophylaxe wird die Seele auf erwartete und unerwartete Ereignisse vorbereitet. Hierbei üben Schwangere positive Vorstellungen zur Geburt und können dadurch Reflexe ausschalten, die zu einer schmerzhaften Wehenverarbeitung führen. Diese Methode wird zudem mit Gymnastik, Atem- und Entspannungsübungen kombiniert.
Bei der Wahl der Schmerzlinderung sollten Sie folgendes beachten:
Das Erleben von Schmerzen kann positiv beeinflusst werden durch:
Negative Auswirkungen können hervorgerufen werden durch:
Auf all die aufgelisteten Punkte können Sie selbst Einfluss haben. Sie bestimmen selbst, was mit Ihnen geschieht.
Die Schmerzwahrnehmung hängt neben der Persönlichkeit auch von kulturellen Faktoren ab.
Bedenken Sie, dass Sie während der Geburt wenig Zeit und Muße haben, sich mit unterschiedlichen Möglichkeiten der Schmerzlinderung zu beschäftigen. Machen Sie sich daher am besten im Vorfeld mit dem Thema vertraut.
Letzte Aktualisierung am 12.10.2021.