Rund 98 Prozent der Frauen gelingt es ohne größere Probleme ihr Kind zu stillen. Ernsthafte Probleme, die das Stillen verhindern, treten nur bei zwei Prozent der Frauen auf.
Bei auftretenden Stillproblemen sollte man sich in erster Linie an eine Hebamme oder Stillberaterin wenden, um erneut mit dem Kind eine zufriedenstellende Stillbeziehung aufbauen zu können.
Während der gesamten Stillzeit besteht in Deutschland ein Anspruch auf Hebammenhilfe.
Das Kind findet in den ersten Wochen seinen eigenen Stillrhythmus. Es ist jedoch gegenüber äußeren Einflüssen sehr empfindlich.
Stillt die Mutter einmal ihr Kind nicht in Ruhe, sondern in einer lauten Umgebung oder in Hektik, so behält das Kind diesen Vorfall in Erinnerung und reagiert beim nächsten Stillen eventuell mit Trinkverweigerung oder Ablehnung.
In solchen Situationen sollte das Kind zunächst beruhigt und einen ruhigen Platz zum Stillen aufgesucht werden.
Unter Umständen kann ein Stillstreik auch aufgrund eines durch die Mutter aufgenommenen Nahrungsmittels, wie Knoblauch ausgelöst werden. Die Milch nimmt diesen Geschmack an und schmeckt dem Säugling nicht mehr. In diesem Fall kann durch das Abpumpen und Wegschütten der Milch der Stillstreik schnell wieder behoben werden.
Bei anhaltender Ablehnung und weiteren Problemen sollte die Hebamme oder der Kinderarzt hinzugezogen werden, um eventuell vorhandene Erkrankungen zu klären und weitere Tipps zum entspannten Stillen zu bekommen. Kann ein Stillstreik nicht behandelt werden, so muss die Mutter auf künstliche Säuglingsnahrung zurückgreifen.
Das Stillen ist eine ganz natürliche Sache, auf die sich der Körper durch das Hormonsystem bestens vorbereitet. Schon kleinste Unsicherheiten und Aufregungen reichen aus, um die Natur durcheinander zu bringen.
Dies ist oft der Grund, warum es nicht gleich auf Anhieb mit dem Stillen klappt. In solchen Fällen darf man sich nicht entmutigen lassen, oft braucht man nur etwas Geduld und die Unterstützung durch eine Hebamme oder Stillberaterin.
In den ersten Tagen ist es völlig normal, dass die Brustwarzen etwas wehtun. Die Haut ist relativ empfindlich und muss sich erst an die ungewohnte Beanspruchung gewöhnen. In der Stillzeit treten wunde Brustwarzen und Einrisse (Rhagaden) immer wieder auf.
Sie können sehr schmerzhaft sein, vor allem wenn das Kind ansaugt. Dies ist nicht selten der Grund, weshalb Mütter viel zu früh Abstillen möchten. Die häufigsten Ursachen für wunde Brustwarzen liegen in der Stillhaltung oder in der Stilltechnik.
Man sollte sich daher gleich von Anfang an von der Hebamme oder Stillberaterin zeigen lassen, wie das Kind in verschiedenen Positionen richtig angelegt wird.
Oft führt nämlich eine falsche Lagerung des Kindes oder eine angespannte, unbequeme Haltung der Mutter beim Stillen dazu, dass nicht genügend Milch fließt und das Kind ungeduldig an der Brustwarze zerrt. Wunde Brustwarzen entstehen vor allem dann, wenn das Kind beim Ansaugen nur die Brustwarze statt den gesamten Vorhof einsaugt und daran zieht.
Überprüfen Sie als erstes immer die Stillhaltung und die Saugtechnik des Kindes und lassen Sie sich gegebenenfalls helfen.
Es können folgende Anlagefehler vorliegen:
Möchten Sie das Kind von der Brust abnehmen während es noch nuckelt, so schieben Sie einen Finger in den Mundwinkel. Dadurch wird der Unterdruck beim Stillen unterbrochen und das Kind lässt die Brustwarze los. Ziehen Sie die Brust nicht einfach so weg.
Bei starken Schmerzen kann Ihnen die Hebamme lindernde Tinkturen und Salben für die Brustwarzen empfehlen.
Bis zur Besserung sollte das Kind pro Seite nur kurz, dafür aber häufiger angelegt werden.
Hilfreiche Maßnahmen zur Vorbeugung bzw. Wundheilung:
Nach der Geburt kommt es zwischen dem dritten und fünften Tag meist zu einem Milcheinschuss.
Das Einschießen dieser so genannten Übergangsmilch macht sich oft mit einem Spannen in der Brust bemerkbar. Die Brüste schwellen an, sind prall und voll und können bei jeder Berührung Schmerzen hervorrufen.
Die Milchbildung kommt nun richtig in Gang. Jetzt hilft nur noch das häufige Anlegen des Kindes, um auch einem Milchstau vorzubeugen. In dieser Phase sollte die Mutter nun ihre Trinkmenge reduzieren und auf Milchbildungstee verzichten, damit die Milch besser fließen kann.
Sind der Druck und die Schmerzen nicht mehr auszuhalten, so fragen Sie ihre Hebamme oder den behandelnden Arzt. Gute Empfehlungen sind warme Duschen, warme und feuchte Umschläge vor dem Anlegen sowie das Herausdrücken von etwas Milch mit der Hand.
Bei einem Milchstau kann die Brust nicht mehr in ausreichendem Maße geleert werden.
Die Muttermilch kann aus den Milchgängen nicht abfließen und es kommt somit zu (vorübergehenden) teils schmerzenden Verhärtungen in der übervollen Brust. Die Brust ist insgesamt sehr druckempfindlich, gespannt und die Haut ist teilweise rot oder warm. Das Kind kann in diesem Fall nur schwer absaugen.
Unter Umständen kann sich der Milchstau zu einer Brust(drüsen)entzündung weiterentwickeln, die oft mit Antibiotika behandelt werden müssen.
Für das Überwinden eines Milchstaus bzw. einer Brustentzündung ist eine Stillpause oder ein Abstillen nicht zu empfehlen. Da die Milch nicht abfließen kann, bringt in diesem Fall auch das Stillen wenig Linderung. Der Milchstau sollte schnellstmöglich bekämpft werden.
Daher werden folgende Maßnahmen empfohlen:
Sollten die Beschwerden nach ein bis zwei Tagen nicht abklingen, so sollte unbedingt ein Arzt oder die Hebamme aufgesucht werden, um eine Brustentzündung auszuschließen.
Das richtige Ausstreichen der Brust:
Eine Brustentzündung entsteht oft in Verbindung mit einem Milchstau. Es handelt sich vielmehr um eine Infektionskrankheit, welches zu einer Entzündung des Drüsenkörpers der Brust führt. Sie tritt häufig in den ersten Tagen nach der Entbindung oder im weiteren Wochenbett auf und wird auch als Mastitis puerperalis bezeichnet.
Die Erreger der Infektion sind Bakterien (meist Staphylokokken), die sich in der gestauten, körperwarmen Milch rasch vermehren. Sie können durch den Mund des gestillten Babys übertragen werden. Dies ist jedoch nicht allein ausreichend, um eine Mastitis hervorzurufen. Die Ausbreitung der Keime wird oft durch einen Milchstau und Stress beim Stillen begünstigt. Die Beschwerden sind ähnlich wie bei einem Milchstau, wobei hier hohes Fieber, rote harte Stellen, starke Schmerzen, Schwellung und Grippegefühl hinzukommen können. Die Brüste sind oft stark berührungsempfindlich. Bei leichten Symptomen helfen meist die Mittel zur Behandlung des Milchstaus.
Der Milchfluss muss in jedem Fall aufrechterhalten werden. Dazu sollte man entweder weiter Stillen oder die Milch abpumpen. Tritt nach 24 Stunden keine Besserung ein oder ist auch die zweite Brust betroffen, so müssen Sie ihren Arzt aufsuchen. Kommt es zu Austritt von eitrigem Sekret aus der Brustdrüse, so sollte auch hier selbstverständlich das Kind nicht weiter gestillt werden.
Der behandelnde Arzt wird ihnen unter Umständen Antibiotika verordnen, die gegen die Bakterien wirksam sind. Die Einnahme von Antibiotika ist kein Grund zur Sorge, da diese Präparate heute so auf die Stillzeit abgestimmt werden, so dass Sie weiterstillen können. Ein Abstillen ist also nicht zwangsläufig nötig.
Außerdem können Prolaktinhemmer eingesetzt werden. Sie führen zu einem schnellen Abbau des Milchstaus. Jedoch besteht bei diesen Medikamenten die Gefahr, dass das Stillen danach nicht mehr möglich ist. Diese Präparate werden in der Regel zum Abstillen eingesetzt.
Eine wichtige und gefürchtete Komplikation der Brustentzündung ist die Bildung von Abszessen, diese entstehen, wenn zu spät oder nicht ausreichend behandelt wurde. In diesem Fall ist eine Operation erforderlich.
Auch Stress und körperliche Belastungen können das Stillen durcheinander bringen. Die neue Situation wird von vielen Frauen als belastend empfunden oder vor allem das Schwinden von Berufsaussichten macht ihnen große Sorge.
Daneben gibt es auch Frauen, die einfach viel zu hohe Ansprüche an sich selbst stellen, weil sie eine „Supermutter" sein wollen. Doch im Alltag sieht alles ganz anders aus, da immer wieder unerwartet Probleme mit dem Stillen auftreten können. Die Milchbildung gerät aus dem Rhythmus, das Kind ist unruhig und schreit öfter. Nicht selten ist die Mutter genervt und weiß, dass irgendetwas nicht stimmt.
Die neue Situation, die ungewohnten Aufgaben und die Müdigkeit sind nicht einfach weg zustecken. Das ist aber völlig normal. Versuchen Sie mit Ihrem Partner oder vertrauten Personen über die Situation zu sprechen und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. Auch der Austausch mit stillerfahrenen Frauen kann sehr hilfreich sein. Lassen Sie sich möglichst nicht in Stress bringen. Legen Sie ihr Kind öfter und in Ruhe an, damit sich die Milchbildung wieder einspielt.
Bei der Zwiemilchernährung wird das Kind neben dem Stillen auch mit der Flasche zugefüttert. Dadurch kann eine Saugverwirrung hervorgerufen werden. Beim Flaschentrinken ist ein weniger differenziertes Saugverhalten erforderlich, so dass das Kind unter Umständen das korrekte Trinken an der Brust verlernt.
Aus der Flasche läuft die Milch fast von allein, das Trinken besteht lediglich in einer Saug-Schluckbewegung. Dagegen muss sich das Kind an der Brust mehr anstrengen, hier ist eine Saug-Kau-Schluckbewegung erforderlich.
Aufgrund einer notwendigen Medikamenteneinnahme in der Stillzeit kann in seltenen Fällen eine Stillpause oder sogar das Abstillen erforderlich sein. Mittlerweile gibt es jedoch viele Medikamente die stillverträglich sind. Ist dies nicht der Fall, so kann man der Patientin eine stillverträgliche Alternative anbieten.
Einige Erkrankungen der Mutter können das Stillen einschränken, etwa aufgrund der Ansteckungsgefahr wie bei Tuberkulose oder AIDS.
Schmerzhafte weißliche Verfärbung der Brustwarze während des Stillvorgangs. Dieser ist meist ein Hinweis auf das Raynaud-Syndrom. Durch die Einnahme von Magnesium können leichtere Fälle gelindert werden.
Saugschwäche bei sehr kleinen Frühgeborenen. Ist ein Stillen wegen der Saugschwäche nicht möglich, so sollte abgepumpt und die gewonnene Milch möglichst mit einer alternativen Füttermethode an das Baby verfüttert werden, um eine Saugverwirrung vorzubeugen.
Kindliche Behinderungen wie Fehlbildungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes oder Hirnschädigungen, die das Stillen erschweren. Jedoch brauchen vor allem diese Kinder Muttermilch und Geborgenheit.
Kinder mit Gaumensegelspalten können nur sehr eingeschränkt gestillt werden. Das Stillen ist jedoch in manchen Fällen nach der operativen Vereinigung des Segels noch erfolgreich durchführbar.
Ist das Stillen nicht mehr möglich oder wird es von der Mutter verweigert, so wird der Säugling im Allgemeinen über eine Flasche versorgt. Diese Kinder werden auch als Flaschenkinder bezeichnet.
Allerdings besteht auch die Möglichkeit, die Muttermilch regelmäßig abzupumpen und das Kind mit der Flasche zu füttern. Diese Methode ist nicht immer so einfach durchzuführen, da die Milchproduktion am ehesten durch das Saugen des Kindes an der Brust angeregt wird. Die Milchpumpe kann unter Umständen den Milchfluss verringern oder ganz stoppen. Ab diesem Moment besteht dann die Möglichkeit der künstlichen Säuglingsnahrung.
Solange keine gesundheitlichen Gründe für ein vorzeitiges Abstillen vorliegen, sollte die Frau ihr Kind mit Muttermilch stillen. Die Muttermilch ist gut verträglich und bietet viele medizinische und emotionale Vorteile.
Wenden Sie sich bei Fragen zum Stillen oder bei Stillproblemen rechtzeitig an den Arzt/ die Hebamme oder Stillberaterinnen bzw. stillerfahrenen Müttern, um möglichst lange stillen zu können.
Letzte Aktualisierung am 12.10.2021.