Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit. Sie wird durch ein Bakterium namens Corynebakterium diphtheriae ausgelöst, das Beläge auf den Rachenmandeln, der Nasenschleimhaut und im Kehlkopf verursacht.
Bei der Diphterie können schwere Komplikationen, wie eine Entzündung der Herzmuskels (Myokarditis) und eine Entzündung der Nerven (Polyneuritis) vorkommen. 10 bis 20 Prozent der Erkrankten versterben an der Diphterie.
Da sich die Diphtherie-Schutzimpfung in den Industrienationen durchgesetzt hat, gibt es nur noch selten kleine Epidemien. Jedoch nimmt die Erkrankung in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion zu. Auch in den Tropen kommt sie gelegentlich vor.
Das Wort Diphtherie wurde von Pierre Fidele Bretonneau (1778- 1862), einem französischen Arzt in den medizinischen Sprachgebrauch eingeführt. Er übernahm das griechische Wort diphthera, was Lederrollen bedeutet. Damit beschrieb er die Farbe, die der Rachen bei einer Diphtherie annehmen kann.
Ist man nicht geimpft und hat Kontakt zu einer Person, die an Diphtherie erkrankt ist, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 15 bis 20 Prozent die Krankheit zu bekommen.
Diphtherie ist meist eine Tröpfcheninfektion, also eine Übertragung der Krankheitserreger durch die Tröpfchen, die beim Sprechen, Niesen und Husten verursacht werden. Seltener auch eine Schmierinfektion, eine Infektion durch direkte Berührung mit infiziertem Gewebe. Sie wird durch Corynebakterium diphtheriae verursacht, das von Mensch zu Mensch übertragen wird und über die Schleimhäute, die Bindehaut im Auge oder offene Wunden in den Körper gelangt.
Es ist in der Lage sogenannte Exotoxine zu bilden. Diese Exotoxine sind Giftstoffe, die vom Bakterium ausgeschieden werden und die eigentlichen Verursacher der Diphtherie sind. Sie verursachen eine Entzündung der oberen Atemwege, also von Rachenraum, Nase und Kehlkopf und führen dazu, dass gesundes Gewebe abstirbt, indem sie die Körperzellen zerstören. Das Toxin stoppt dabei den Stoffwechsel der menschlichen Zellen, sodass sie zugrunde gehen.
Diese abgestorbenen Zellen bilden zusammen mit den Bakterien Verklebungen auf den Rachenmandeln, im Rachen und der Nasenschleimhaut. Diese Verklebungen erscheinen als grauweiße Beläge auf den Schleimhäuten.
Das Corynebakterium diphteriae ist ein keulenförmiges Stäbchenbakterium, das mehrere Unterformen besitzt:
Die drei Arten des Bakteriums unterscheiden sich dadurch, dass sie in unterschiedlich starker Form die Exotoxine ausscheiden.
Die Toxine besitzen auch die Fähigkeit, sich im ganzen Körper auszubreiten. Sie können also als Giftstoffe lebenswichtige Organe, wie Herz, Leber, Nerven und Nieren schädigen und zu schwerwiegenden Toxinkomplikationen führen, die unter Umständen auch bleibende Folgeschäden hinterlassen.
Die Inkubationszeit, also der Zeitraum von der Infektion mit dem Bakterium bis zum Ausbruch der Erkrankung beträgt etwa zwei bis fünf Tage.
Man kann drei Formen der Diphtherie unterscheiden:
Bei der Tonsillen- und Rachendiphtherie hat das Kind Fieber, ist abgeschlagen, müde und klagt über Schluckbeschwerden. Die Lymphknoten am Hals sind stark angeschwollen und bereiten dem Kind Schmerzen. Es hat eine kloßige Sprache, oft fällt ein süßlich-fauliger Mundgeruch auf.
Anders bei der Nasendiphtherie. Sie kommt meistens bei Säuglingen und Kleinkindern vor. Die Kinder haben einen blutigen Schnupfen und krustige Beläge im Naseneingang und Rachenraum.
Bei der Kehlkopfdiphtherie, dem sogenannten echten Krupp, haben die Kinder einen bellenden Husten. Sie sind heiser und haben Schwierigkeiten einzuatmen. Die Pseudomembranen aus abgestorbenen Zellresten verursachen starke Verklebungen auf dem Kehlkopf. Dadurch entwickeln die Kinder Luftnot und haben schwerste Erstickungsanfälle.
Die verschiedenen Formen der Diphtherie können in unterschiedlichem Ausmaß verlaufen. Sie können als
Im Verlauf der Diphtherie können sich schwerwiegende Komplikationen entwickeln. Die Toxine werden über das Blut zu wichtigen Organen transportiert und können
Bei der Tonsillen- und Rachendiphtherie fallen besonders die geröteten Rachenmandeln mit grauweißen Belägen auf. Am Hals des Kindes sind sehr druckschmerzhafte Lymphknoten zu tasten. Die sogenannten pseudomembranösen Beläge auf den Mandeln sind nur sehr schwer zu entfernen und können leicht bluten, da die Blutgefäße durch die Exotoxine beschädigt wurden.
Die Nasendiphtherie ist eher eine Erkrankung von Säuglingen und Kleinkindern. Sie entwickeln nach der Infektion mit dem Corynebakterium diphtheriae einen blutigen Schnupfen.
Im Gegensatz dazu verursacht die Kehlkopfdiphtherie Husten und Erstickungsanfälle.
In jedem Fall wird dem Kind ein Abstrich von den Belägen aus der Nase oder dem Rachen entnommen. Diese werden von einem Mikrobiologen untersucht, um das Corynebakterium diphtheriae nachzuweisen. Die gesicherte Diagnose einer Diphtherie muss dem Gesundheitsamt gemeldet werden.
Außerdem wird eine Blutprobe entnommen. Liegt eine Diphtherie vor ist im Blutbild ein Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) zu sehen, was auf eine durch ein Bakterium verursachte Entzündung hinweist.
Die Kehlkopfdiphtherie kann leicht mit einem Pseudokrupp (subglottische Laryngitis) verwechselt werden. Auch bei dieser Erkrankung hat das Kind einen bellenden Husten und Schwierigkeiten beim Einatmen. Jedoch werden die Symptome meist sehr schnell besser, wenn das Kind kalte feuchte Luft einatmet. In schweren Fällen kann hier auch ein Steroid als Zäpfchen Linderung verschaffen. Der Pseudokrupp tritt meist im Rahmen von Infekten der oberen Atemwege auf, wie sie Kinder in der kühleren Jahreszeit häufiger haben. Er wird durch Viren verursacht und steht in keinem Zusammenhang mit dem echten Krupp, also der Kehlkopfdiphtherie.
Eine Epiglottitis sollte ebenfalls in jedem Fall ausgeschlossen werden. Hier treten wie beim Pseudokrupp, oder auch beim echten Krupp, starke Schwierigkeiten beim Einatmen auf. Die Kinder erkranken meist im Alter zwischen zwei bis sechs Jahren. Die Krankheit wird durch ein Bakterium namens Haemophilus Influenza ausgelöst und kommt kaum noch vor, da die Kinder im Normalfall gegen diesen Erreger geimpft werden.
Auch die Mononukleose, oder auch Pfeiffersches Drüsenfieber kann zunächst ähnliche Symptome wie die Diphtherie auslösen. Dies ist jedoch eine durch einen Virus ausgelöste Erkrankung, die durch eine Blutentnahme leicht erkannt werden kann.
Außerdem sollte die Verwechselung mit einer Tonsillitis, also einer Entzündung der Rachenmandeln ausgeschlossen werden. Diese wird hauptsächlich durch Streptokokken ausgelöst, die durch einen Rachenabstrich innerhalb von wenigen Minuten nachgewiesen werden können. Sie ist sehr gut mit Penicillin behandelbar.
Ist ein Kind an Diphtherie erkrankt, muss es schnellstmöglich intravenös ein antitoxisches Diphtherieserum erhalten, also ein Medikament gespritzt bekommen, das sich gegen die Exotoxine des Bakteriums richtet. Dieses Antitoxin wird meist aus dem Serum von Pferden gewonnen. Damit das Kind keine allergische Reaktion gegen das Serum entwickelt, muss vor der Verabreichung ein Verträglichkeitstest durchgeführt werden, in dem das Kind zunächst eine 1:1000-fach verdünnte Lösung in die Haut gespritzt bekommt. Ein Serum Präparat aus menschlichem Serum ist nur in der Schweiz erhältlich.
Bei komplettem Verschluss der Luftröhre, vor allem bei der Kehlkopfdiphtherie muss ein Luftröhrenschnitt durchgeführt werden, damit Sauerstoff in die Lungen gelangen kann.
Zusätzlich zu dem Antitoxin erhält das Kind noch ein Antibiotikum, um das Bakterium selbst auszuschalten. In der Regel wird dazu Penicillin über 14 Tage gegeben. Das Kind muss außerdem dringend Bettruhe einhalten, um die Gefahr einer Herzmuskelentzündung zu verringern. Jedes erkrankte Kind wird isoliert, um Ansteckungsgefahr zu vermeiden. Auch jede Kontaktperson erhält prophylaktisch Penicillin, um einen Ausbruch der Erkrankung im Voraus zu vermeiden.
Die beste Prophylaxe ist jedoch die aktive Schutzimpfung. Nach den Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission) erhalten Kinder im Alter von zwei Monaten, drei Monaten, vier Monaten und elf Monaten einen Kombinationsimpfstoff, der unter Anderem auch die Impfung mit dem Diphtherietoxoid enthalten ist, also einem Stoff, der dem Diphtherietoxin strukturell ähnlich ist, die Krankheit aber nicht auslöst, sondern nur Immunität vermittelt. Sie bedarf einer Auffrischung nach fünf bis zehn Jahren, bei der ein Impfstoff mit einem reduzierten Diphtherietoxoidgehalt erfolgt.
Diphtherie ist eine lebensgefährliche Erkrankung, die durch die Toxinkomplikationen bis hin zum Tode Führen kann. Sie ist seit Einführung der Impfung sehr selten geworden, kleine Epidemien treten jedoch gelegentlich noch auf.
Bei Verdacht auf eine Diphtherie hängen der weitere Krankheitsverlauf und die Prognose unter Anderem entscheidend davon ab, wie der Zustand des Erkrankten ist und wie schnell das Antitoxin verabreicht wird.
Im Falle einer Diphtherie versterben 5 bis 10 Prozent der infizierten Personen an den Folgen der Erkrankung.
Letzte Aktualisierung am 10.08.2021.