Fieberkrämpfe sind Krampfanfälle bei Säuglingen und Kleinkindern, die wahrscheinlich durch einen raschen Fieberanstieg ausgelöst werden.
Sie kommen im Kindesalter sehr häufig vor, besonders bei Infektionen mit dem Humanen Herpesvirus 6 oder 7 (HHV 6 oder 7) oder dem Dreitagefieber. Etwa zwei bis vier Prozent aller Kinder machen bis zum Erreichen des fünften Lebensjahres einen Fieberkrampf durch. Bei etwa einem Drittel dieser betroffenen Kinder tritt bis zum fünften Lebensjahr noch mindestens ein weiterer Krampfanfall auf.
Die Anfälle erinnern zunächst an eine Epilepsie. Sie sind jedoch meist harmlos, da ihnen keine Störung der Hirnfunktion zugrunde liegt.
Der Auslöser für einen Fieberkrampf ist meist ein plötzlicher und schneller Fieberanstieg, der durch eine Infektion verursacht wird.
In den meisten Fällen liegt eine Mittelohrentzündung, Masern, Dreitagefieber oder eine Infektion der Luftwege vor, grundsätzlich kann aber jede fieberhafte Erkrankung einen Krampfanfall auslösen. Auch Impfungen können gelegentlich einen Fieberkrampf verursachen.
Das Gehirn ist dabei von der Infektion nicht betroffen. Das Fieber senkt lediglich die Krampfschwelle im Gehirn, sodass Anfälle leichter ausgelöst werden können.
Es wird jedoch auch vermutet, dass Fieberkrämpfe erblich bedingt sind, sodass einige Kinder eine stärkere Neigung zu Fieberkrämpfen haben als andere. So berichten Angehörige des Kindes oft, dass bei ihnen ebenfalls Fieberkrämpfe in der Kindheit auftraten. Litten die Eltern des in ihrer Kindheit unter Fieberkrämpfen, steigt das Risiko des Kindes auf bis zu 20% ebenfalls einen Fieberkrampf zu entwickeln.
Meist tritt der Fieberkrampf in der Anfangsphase einer Infektion auf, wenn das Fieber noch ansteigt. Besonders ein sehr rascher Anstieg der Temperatur begünstigt das Auftreten eines solchen Anfalls.
Zu Beginn des Krampfanfalls verdrehen die Kinder meist die Augen oder entwickeln einen starren Blick. Es kommt auch vor, dass die Betroffenen Kinder dabei die Luft anhalten und blau anlaufen. In machen Fällen nässen sie auch ein oder entwickeln Schaum vor dem Mund.
Die Fieberkrämpfe sind meist tonisch-klonische Anfälle, das heißt, die Körpermuskulatur ist angespannt und zuckt ruckartig. In der Mehrzahl der Fälle ist der ganze Körper betroffen, was als generalisierter Anfall bezeichnet wird.
Die Fieberkrämpfe dauern oft länger als Krampfanfälle, die andere Ursachen haben. Eine Dauer von zehn Minuten und länger ist nicht ungewöhnlich.
Nach Beendigung des Krampfanfalls erschlafft das Kind und entwickelt wieder eine normale Hautfarbe. Oft ist es dann sehr schlapp und müde und erholt sich erst langsam.
Ein Fieberkrampf ist für das Kind nicht gefährlich und beeinträchtigt auch seine geistige Entwicklung nicht.
Die Diagnose Fieberkrampf ist eine Ausschlussdiagnose, das heißt, es muss zunächst sichergestellt werden, dass keine andere Erkrankung als Auslöser für den Krampfanfall in Frage kommt.
In einem Gespräch mit den Eltern sollte der behandelnde Arzt erfragen, ob das Kind bereits Anfälle dieser Art hatte und ob in der Familie bereits Fieberkrämpfe oder epileptische Anfälle auftraten. So kann die Gefahr einer Epilepsie leicht abgeschätzt werden.
Außerdem sollte in einer Untersuchung des Kindes nach der Ursache für den Krampfanfall gesucht werden. Liegt ein fieberhafter Infekt vor oder hat das Kind möglicherweise eine schwerwiegendere Erkrankung, die den Anfall ausgelöst hat? Um diese Frage zu klären, werden nach einem Krampfanfall im Kindesalter meist folgende Untersuchungen durchgeführt:
In jedem Fall sollte beim Auftreten eines Krampfanfalls ausgeschlossen werden, dass keine schwerwiegenderen Erkrankungen als Ursache in Frage kommen. Entzündliche Erkrankungen des Gehirns, Tumore oder beginnende Epilepsien können ebenfalls Anfälle dieser Art auslösen. Jedoch liegt bei all diesen Erkrankungen, im Gegensatz zum Fieberkrampf, eine Beeinträchtigung des Gehirns selbst vor.
Auch beim Auftreten von sehr hohem Fieber über 40° sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, um auszuschließen, dass das Kind an einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einer Lungenentzündung erkrankt ist.
Es sollte außerdem sichergestellt werden, dass es sich nicht um einen komplizierten Fieberkrampf handelt. Ein Fieberkrampf wird als komplizierter Krampfanfall bezeichnet wenn:
Die Unterscheidung zwischen kompliziertem und unkompliziertem Krampfanfall ist von großer Bedeutung, da komplizierte Fieberkrämpfe mit einer wesentlich größeren Wahrscheinlichkeit in eine Epilepsie übergehen können.
Tritt ein Fieberkrampf zum ersten Mal auf sollten die Eltern zunächst versuchen:
Wenn bereits bekannt ist, das ein Kind zu Fieberkrämpfen neigt, kann Infekten oder beim Auftreten von Fieber frühzeitig ein fiebersenkendes Medikament, wie Paracetamol oder Ibuprofen gegeben werden. Auch Wadenwickel können die Fiebersenkung unterstützen.
Fieberkrämpfe sind zwar zunächst unheimlich und beunruhigend für alle Beteiligten, sie führen aber nur sehr selten zu bleibenden Schäden.
In 95 Prozent der Fälle ist die Prognose der Fieberkrämpfe gut, sie können jedoch bis zum fünften Lebensjahr wiederholt auftreten. Bei ca. 30 Prozent der betroffenen Kinder treten zwei oder mehr solcher Fieberkrampfe auf. Meist verschwinden sie aber bis zum Erreichen des sechsten Lebensjahres.
Zur Prophylaxe erhalten Eltern, deren Kinder zu Fieberkrämpfen neigen, vom Arzt ein Notfallmedikament, mit dem ein erneut auftretender Fieberkrampf unterbrochen werden kann.
Fünf Prozent der Kinder mit Fieberkrämpfen entwickeln jedoch eine Epilepsie. Das Risiko für eine Epilepsie ist erhöht, wenn die betroffenen Kinder Verwandte mit bekannter Epilepsie haben, oder das Kind oft kurze Anfälle hintereinander hat.
Hat das Kind fokale Anfälle oder Zeichen einer Vorschädigung des Gehirns verschlechtert sich ebenfalls die Prognose.
Letzte Aktualisierung am 21.06.2021.