Eine Mandelentzündung ist eine akute Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillen). Sie wird durch Bakterien, meist Streptokokken ausgelöst, die eine schmerzhafte Schwellung der Tonsillen verursachen.
In der Mehrzahl der Fälle sind Schulkinder, seltener Kleinkinder betroffen. Im Herbst und im Frühjahr tritt die Erkrankung sehr viel häufiger auf als im Sommer oder Winter.
Angina tonsillaris, Angina lacunaris, Tonsillitis acuta und Streptokokkenangina sind synonyme Begriffe für diese Erkrankung.
Die Gaumenmandel liegt in der Mundhöhle am Übergang zwischen vorderem und hinterem Gaumenbogen. Sie sind neben anderen Organen für die Ausbildung des Abwehrsystems im Kindesalter verantwortlich. Deshalb nehmen sie in den ersten drei Lebensjahren des Kindes an Größe zu und werden bis zur Pubertät dann wieder kleiner, wenn sich das Immunsystem entwickelt hat. Aus diesem Grunde sind die Tonsillen im Kindesalter besonders anfällig für Infektionen.
Die häufigste Ursache für eine akute Mandelentzündung ist eine Infektion mit Bakterien, meist sind dies sogenannte Streptokokken. Es gibt unterschiedliche Formen der Streptokokken, die verschiedene Erkrankungen auslösen können. Sie werden in Gruppen eingeteilt. Für die Mandelentzündung sind Streptokokken der Gruppe A verantwortlich. Sie sind in der Lage rote Blutkörperchen (Erythrozyten) anzugreifen und den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) zu zersetzen. Durch das entstehende grüne Abbauprodukt werden sie auch als vergrünende Streptokokken bezeichnet.
Der Erreger wird durch Tröpfcheninfektionen, also durch Sprechen, Husten oder Niesen, übertragen und gelangen über den Mund oder die Nase in den Rachenraum der Betroffenen, wo sie eine lokale, also örtlich begrenzte, Infektion auslösen.
Seltener kann eine Mandelentzündung auch durch andere Bakterien, wie Staphylokokken, Haemophilus influenza oder Pneumokokken, hervorgerufen werden.
Eine akute Mandelentzündung kann jedoch auch in eine chronische Tonsillitis übergehen, das heißt die Entzündung besteht dauerhaft. Bakterienreste und Abbauprodukte von Zellen lagern sich in den Mandeln ab, sodass die Entzündung nicht mehr richtig ausheilen kann. Die anhaltende Entzündung kann die Ursache für eine Reihe von Folgeerkrankungen sein.
Nach einer Inkubationszeit von zwei bis vier Tagen, also dem Zeitraum von der Ansteckung mit dem Erreger bis zum tatsächlichen Ausbruch der Erkrankung, klagen die Betroffenen zunächst über Halsschmerzen. Das Schlucken bereitet zunehmend Schmerzen, die oft zum Ohr ausstrahlen. Zusätzlich entwickeln die Erkrankten Fieber und fühlen sich schlapp und krank. Die Sprache der Patienten klingt durch die geschwollenen Gaumenmandeln kloßig und belegt.
In seltenen Fällen können im Rahmen einer Mandelentzündung Komplikationen auftreten, die durch die Infektion mit den Streptokokken ausgelöst werden. Sie machen sich oft erst einige Zeit nach der eigentlichen Erkrankung als Spätfolge bemerkbar. In einigen Fällen vergehen sogar Monate oder Jahre, bis sich die Folgeerkrankung zeigt. Folgende Erkrankungen können nach einer Infektion mit Streptokokken der Gruppe A auftreten:
Haben die betroffenen Kinder Beschwerden, wird meist Penicillin verabreicht, was den Krankheitsverlauf aber nur wenig beeinflusst. Wichtiger ist darauf zu achten, dass das Kind viel trinkt, um die Restfunktion der Nieren zu fördern. Außerdem kann der Blutdruck gegebenenfalls mit Medikamenten gesenkt werden. Die Symptome bilden sich für gewöhnlich innerhalb weniger Wochen zurück und das Kind hat keine Folgeschäden zu befürchten.
Untersucht der Arzt den erkrankten Patienten, fallen in der Untersuchung meist die Lymphknoten am Hals und im Kiefernwinkel auf, die stark geschwollen sind. Die Gaumenmandeln sind gerötet, geschwollen und haben oft weißliche Beläge. In der Blutuntersuchung zeigen sich eine erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen (Leukozytose) und ein Anstieg der Entzündungswerte.
Zudem kann ein Schnelltest durchgeführt werden, mit dem man Streptokokken der Gruppe A nachweisen kann. Dazu wird ein Abstrich aus dem Rachen entnommen und auf Reaktionsplatten aufgetragen, die mit Antikörpern versehen sind. Bereits nach 10 Minuten liegt ein Ergebnis vor. Fällt der Test negativ aus oder ist das Ergebnis zweifelhaft, kann eine Bakterienkultur angelegt werden. Dazu wird Blut entnommen und in eine Flasche mit einer Nährlösung gespritzt. Diese wird nun bei 36° bebrütet und es wird beobachtet, ob in der Lösung Bakterien wachsen. Ist dies der Fall, kann genau bestimmt werden, welche Art von Bakterien die Mandelentzündung ausgelöst hat. Der Nachteil des Tests ist, dass er zwei bis drei Tage dauert.
Es existiert eine Reihe von Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie eine Mandelentzündung bereiten können. Es ist daher wichtig auszuschließen, dass keine andere Erkrankung für die Beschwerden verantwortlich ist.
Welche Therapie der behandelnde Arzt auswählt hängt davon ab, welcher Erreger die Mandelentzündung verursacht. Da Streptokokken am häufigsten der Auslöser der Erkrankung sind, besteht die Standarttherapie in der Verabreichung von Penicillin über mindestens sieben Tage. Penicillin ist das wirkungsvollste Antibiotikum zur Behandlung von Streptokokkeninfektionen. Liegt beim Betroffenen eine Allergie gegen dieses Antibiotikum vor, kann alternativ auch ein sogenanntes Makrolid-Antibiotikum, wie Erythromycin oder Roxithromycin gegeben werden, das ebenfalls gut gegen Streptokokken wirkt.
Auch wenn sich der Arzt nicht sicher ist, ob Streptokokken der Verursacher der Mandelentzündung sind, wird zunächst mit der Einnahme von Penicillin begonnen, bis das Ergebnis der Bakterienkultur vorliegt. Konnte in der Kultur ein anderer Erreger der Tonsillitis gefunden werden, muss gegebenenfalls auf ein anderes, besser wirkendes Antibiotikum umgestellt werden. Es ist sehr wichtig die Antibiotika-Behandlung ausreichend lange durchzuführen, da sonst das Risiko für Schwerwiegende Folgeerkrankungen steigt:
Um Komplikationen dieser Art zu vermeiden ist es deshalb unbedingt notwendig, das Antibiotikum ausreichend lang, das heißt mindestens sieben Tage, einzunehmen, auch wenn die Beschwerden schon früher abklingen. Zusätzlich können entzündungshemmende Lutschtabletten und desinfizierende Gurgellösungen mit Salbei oder Kamille verwendet werden. Auch kalte Getränke oder Eis können die Schmerzen lindern. Auf stark gewürzte Speisen oder saure Fruchtsäfte sollte im Verlauf der Erkrankung verzichtet werden.
Kehren die Mandelentzündungen immer wieder oder gehen gar in eine chronische Mandelentzündung über, müssen die Mandeln operativ entfernt werden (Tonsillektomie).
Wird bei einer Mandelentzündung das richtige Antibiotikum gewählt, und dieses ausreichend lange eingenommen, heilt die Mandelentzündung nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Spätkomplikationen wie das Rheumatische Fieber oder Nierenentzündungen sind durch den frühzeitigen Einsatz von Penicillin sehr selten geworden.
Letzte Aktualisierung am 10.08.2021.