Gutartige Wucherungen innerhalb der Nasenschleimhaut werden als Nasenpolypen bezeichnet. Für sich genommen sind sie ungefährlich, sie können jedoch aufgrund ihrer Lage und Größe die Nasenatmung behindern, und so eine Reihe von Folgeerkrankungen auslösen.
Nasenpolypen können in jedem Alter auftreten, meist entstehen sie jedoch im Kindesalter oder nach dem 30. Lebensjahr. Die Erkrankung ist weit verbreitet, etwa 12 Prozent der Bevölkerung leiden im Laufe ihres Lebens unter Polypen der Nasenschleimhaut. Männer sind dabei etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Ist die Schleimhaut innerhalb der Nasenhöhlen und Nasenmuscheln gereizt, können sich leicht Nasenpolypen bilden. Diese Reizung kann beispielsweise durch häufigen Schnupfen, Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) oder eine Pilzinfektion der Schleimhaut ausgelöst werden. Auch Allergien oder Schmerzmittelunverträglichkeiten werden als mögliche Ursache für Nasenpolypen diskutiert.
Von den Personen, die Nasenpolypen entwickeln, sind etwa 20-40% Asthmatiker. Kinder die an Mukoviszidose, einer erblichen Stoffwechselerkrankung, leiden, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für das Auftreten dieser Polypen. Außerdem ist eine Verformung der Nasenscheidewand ein Risikofaktor für die Entstehung von Nasenpolypen.
Durch all diese Faktoren kann es zu einer schlechten Durchlüftung der Nase kommen. So können sich im Nasenraum leichter Krankheitserreger ansammeln, die zu einer Entzündung der Schleimhaut führen. In der immer wieder entzündeten Nasenschleimhaut sammelt sich zunehmend Flüssigkeit an. Diese Flüssigkeit nimmt nach und nach immer mehr Raum innerhalb der Nasenhöhle ein und wird schließlich zum Nasenpolypen. Dieser besteht aus den gleichen Zellen, wie die restliche Schleimhaut und enthält viele immunkompetente Zellen, die für die Abwehr von Krankheitserregern verantwortlich sind.
Wie stark die Beschwerden bei den betroffenen Personen ausfallen, hängt stark davon ab, wie groß die Polypen sind und wo sie lokalisiert sind. Die Nase ist dafür verantwortlich, die Atemluft anzufeuchten, zu reinigen und zu erwärmen. Diese Funktion wird durch die Nasenpolypen erschwert oder gar verhindert. Es ist daher verständlich, dass sich die häufigsten Beschwerden bei Polypen durch immer wiederkehrende Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) sowie der oberen Luftwege und des Mittelohres äußern. Außerdem haben Betroffene meist eine näselnde Sprache und Schnarchen. Kopfschmerzen treten im Zusammenhang mit Nasenpolypen ebenfalls häufig auf.
In der Nase kommt es zudem zu einer vermehrten Schleimproduktion, was für die Betroffenen sehr unangenehm ist. Sie können Düfte nicht mehr richtig wahrnehmen und ihr Riechvermögen ist eingeschränkt. Durch die vermehrte Atmung durch den Mund kann sich eine Halsentzündung oder gar eine Bronchitis entwickeln.
Werden Nasenpolypen nicht behandelt, kann sich über die Jahre das gesamte Nasengerüst verformen. Die Nase verdickt sich und eine Vergrößerung des Augenabstandes (Hypertelorismus) ist die Folge.
Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO) kann Nasenpolypen in der Untersuchung der Nase meist mit dem bloßen Auge erkennen. Nur für das Auffinden von kleineren Polypen benötigt er ein Endoskop, eine kleine Kamera mit Lichtquelle, die in die Nase eingeführt wird. Um die Größe und die Lokalisation des Nasenpolyps genau beschreiben zu können, wird ein Röntgenbild oder eine Computertomographie (CT) angefertigt. Liegt zusätzlich eine Entzündung der Nasennebenhöhlen vor, wird ein Sekretabstrich entnommen um den Erreger zu bestimmen.
Hat der Arzt den Verdacht, dass die immer wiederkehrenden Entzündungen der Nasenschleimhaut durch eine Allergie hervorgerufen wurden, kann er zusätzlich einen Allergie-Test (Prick-Test) anordnen. So kann gegebenenfalls das verantwortliche Allergen gefunden und als Auslöser der Erkrankung identifiziert werden.
Immer wiederkehrende Infektionen der Schleimhäute können durch viele Faktoren verursacht werden. Nasenpolypen sind meist nur eine Folge dieser Infektionen. Es ist daher sinnvoll, beim Vorliegen von Nasenpolypen auch nach anderen Erkrankungen zu suchen. Am häufigsten sind in diesem Zusammenhang Allergien der Auslöser. Durch einen Prick-Test kann der Arzt untersuchen, ob eine Allergie vorliegt und was das auslösende Allergen ist.
Hat das Kind zusätzlich Durchfall, Bauchschmerzen oder schwerwiegendere Infektionen der oberen Atemwege, muss außerdem an eine Mukoviszidose gedacht werden. Mukoviszidose ist eine erbliche Stoffwechselkrankheit, bei der die Schleimsekretion gestört ist und es deshalb zu immer wiederkehrenden Infektionen der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes kommt.
Sind die Nasenpolypen nur auf eine Seite beschränkt, muss außerdem ausgeschlossen werden, dass ein bösartiger Tumor die Nasenöffnung verlegt.
Bei Personen mit Nasenpolypen muss natürlich zum einen der Polyp selbst behandelt werden, zum anderen aber auch die Grunderkrankung, also die Ursache für das Auftreten des Polypen. Wenn die Nasenpolypen klein sind, reicht es oft aus, diese mit Kortisonpräparaten zu behandeln. Dazu wird sowohl ein Nasenspray mit einem Kortisonanteil als auch ein systemisches Kortison zum Einnehmen verabreicht. Diese Therapie kann zusätzlich durch antiallergische Medikamente (Antihistaminika) unterstützt werden.
Wenn die Nasenpolypen allerdings starke Beschwerden bereiten, müssen sie operativ entfernt werden. Dazu gibt es verschiedene Verfahren, die der individuellen Situation des betroffenen angepasst werden. Es ist möglich, die Polypen in örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) mit speziellen chirurgischen Instrumenten oder auch mit Laser zu entfernen. Bei besonders großen Polypen, die meist auch in die Nasennebenhöhlen einwachsen, ist eine Nasennebenhöhlen-Operation erforderlich. Nach der Operation werden die Polypen von einem Pathologen untersucht, um ein bösartiges Wachstum auszuschließen.
Nach der Operation wird der HNO-Arzt zusätzlich kortisonhaltige Nasensprays verschreiben, die die Entzündungsprozesse innerhalb der Nasenhöhlen hemmen sollen. Außerdem ist eine regelmäßige Nasenpflege notwendig.
Lag zusätzlich eine Entzündung der Nasennebenhöhlen vor, wird diese mit einem Antibiotikum und abschwellenden Nasensprays behandelt.
Werden Nasenpolypen nicht ausreichend behandelt, können sie die Nasennebenhöhlen verlegen. Diese werden dann nicht mehr ausreichend belüftet und es treten immer wieder Entzündungen der Nasennebenhöhlen auf.
Bei rechtzeitig einsetzender Therapie ist die Prognose von Nasenpolypen jedoch sehr gut. Begleitbeschwerden wie Kopfschmerzen oder Mittelohrentzündungen verschwinden meist nach der Beseitigung der Polypen. Auch das Riechvermögen verbessert sich nach der Behandlung wieder. Liegt jedoch beim Betroffenen eine Begleiterkrankung wie eine Allergie oder Mukoviszidose vor, besteht die Gefahr, dass sich erneut Polypen bilden.
Letzte Aktualisierung am 12.08.2021.