Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten, die den Mutterkuchen passieren und so den Kreislauf des Kindes erreichen können. Sie sollten daher vor Einnahme jeglicher Medikamente genaustens nachdenken und soweit wie möglich vermeiden.
Früher hatte man die Einstellung, dass der Mutterkuchen das Kind wie eine Art Schranke vor Giften schützt. Heute weiß man, dass viele Arzneimittel und andere Schadstoffe, denen die Mutter ausgesetzt ist, ebenfalls den Kreislauf des Kindes erreichen.
Medikamente, die in der Schwangerschaft eingenommen werden, wirken automatisch beim Embryo mit. Die Empfindlichkeit des Kindes ist hierbei abhängig vom Entwicklungsstadium.
Das Stadium der Organentwicklung wird als besonders kritisch angesehen, dies entspricht der 6. bis 12. Schwangerschaftswoche. In dieser Zeit entstehen die einzelnen Organe. Während dieser Zeit ist das Kind gegenüber schädlichen Substanzen besonders sensibel. In dieser Zeit kommt es daher zu den meisten Fehlbildungen. Die Empfindlichkeit des Fötus gegenüber schädigenden Substanzen nimmt im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel wieder ab. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft können bestimmte Medikamente jedoch das Wachstum und die Funktionen des Kindes beeinträchtigen.
Medikamente können also sowohl die Fruchtbarkeit als auch die spätere Entwicklung des Kindes wesentlich beeinträchtigen.
Zudem können einige Medikamente die männlichen und weiblichen Keimzellen schädigen.
Wann dürfen Medikamente gegeben werden?
Welche Medikamente sind sicher?
Zu den meisten Arzneimitteln liegen keine ausreichenden Daten für die Bewertung ihres Einsatzes in der Schwangerschaft vor. Obwohl mittlerweile sehr viele neue Medikamente auf dem Markt sind, hat sich die Zahl spontan auftretender Fehlbildungen nicht erhöht. Der Grund dafür ist, dass sehr viele, auch essentielle Medikamente von ihren Herstellern für die Schwangerschaft nicht mehr empfohlen werden.
Die Ärzte sind oft auf sich allein gestellt, wenn sie vor allem Medikamente bei Bluthochdruck, Epilepsie oder Depression verschreiben. Inzwischen gibt es jedoch Beratungsnetzwerke mit Datenbanken, die Ärzte in Zweifelsfällen beraten. Im Einzelfall kann man dadurch Präparate finden, mit denen die Mutter behandelt werden kann, welche das Schadensrisiko für das Ungeborene geringer halten, als wenn die Mutter nicht behandelt wäre.
Sind pflanzliche Medikamente harmlos?
Leider sind auch pflanzliche Medikamente und Tees nicht immer ungefährlich. Das liegt vor allem daran, dass bei bestimmten Darreichungsformen (ethanolische Auszüge) dem Ungeborenen regelmäßig Alkohol zugeführt wird.
Lesen Sie den Beipackzettel genau durch und informieren sie sich gegebenenfalls bei Ihrem Arzt oder Apotheker.
Unbedenkliche und schädliche Medikamente in der Schwangerschaft
Schwangere erhalten vor allem Medikamente, deren Wirkungen und Nebenwirkungen seit längerem bekannt sind. Dazu gehören alle Mittel, die mindestens fünf Jahre zugelassen sind. Neue Arzneimittel werden grundsätzlich als schädlich angesehen.
Auf den folgenden Seiten werden wichtige Medikamente aufgelistet, die entweder unbedenklich für Mutter und Kind sein können oder eine schädigende Wirkung aufweisen.
Unbedenkliche Medikamente
- Schmerzmittel: Als Schmerzmittel wird vor allem das Paracetamol empfohlen und als ungefährlich betrachtet, solange die empfohlene Dosierung nicht überschritten und es nur gelegentlich eingenommen wird. Durch eine Studie konnte man belegen, dass schwangere Frauen, die am Ende der Schwangerschaft regelmäßig oder sogar täglich Paracetamol nahmen, häufiger asthmatische Kinder zur Welt brachten. Daher empfehlen Experten, Paracetamol nicht öfter als ein bis zwei Mal pro Woche zu nehmen.
Alle anderen wirksameren Schmerzmittel vom NSAR-Typ (z.B. Ibuprofen) gelten nur in kleinen Dosen als unbedenklich. Eine Überdosierung kann insbesondere zu Herzfehlern des Kindes führen.
Aspirin sollte in der Regel vermieden werden, da es das Blut verdünnt. Es gibt jedoch Zustände wie wiederholte Fehlgeburt oder Präeklampsie, wo der Arzt unter Umständen Aspirin verschreibt. Das Aspirin kann in geringen Mengen bis zur 30. Schwangerschaftswoche nach Anweisung des Arztes bedenkenlos eingenommen werden. - Antibiotika: In der Regel stehen ausreichend Antibiotika zur Verfügung, so dass die Anwendung gefährlicher Antibiotika nicht erforderlich ist. Zu den Antibiotika, die Schwangere einnehmen dürfen gehören Erythromycin, diverse Cefalosporine und Penizilline.
- Blutdruckmedikamente: In der Schwangerschaft kann das Prazosin als Tablette zur Blutdrucksenkung eingenommen werden.
- Kortison: Auch das Kortison wie Prednison oder Prednisolon stellen keine Gefahr dar.
- Asthmamedikamente und Antihistaminika: Standard-Präparate der Asthmatherapie sowie einige Antihistaminika wie Meclozin oder Doxylamin können in der Schwangerschaft eingenommen werden. Antihistamine sind zwar für den Gebrauch in der Schwangerschaft nicht zugelassen, aber das bedeutet natürlich nicht, dass sie alle gefährlich sind.
- Schleimlöser: Schleimlöser wie Acetylcystein (ACC) sind unbedenklich, wobei dessen Wirksamkeit fraglich ist.
- Aknemittel: Hauptbestandteil der Salben gegen Hautunreinheiten sind die Benzoylperoxide und Salicylsäure. Diese können in der Schwangerschaft ohne Bedenken angewandt werden, da sie nur tote Hautzellen lösen und so verstopfte Poren klären.
- Mittel gegen vaginale Pilzinfektionen (Candidose): Antimykotische Salben können während der Schwangerschaft problemlos angewandt werden. Doch Vorsicht bei oralen Mitteln gegen Pilzinfektionen, diese sollten in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden.
Medikamente mit schädigender Wirkung
- Schmerzmittel: Schmerzmittel wie das Ibuprofen werden während einer Schwangerschaft generell nicht empfohlen, da es dem Kind schaden kann und die Wehen verlängert. In Einzelfällen und Ausnahmesituationen kann die Einnahme von Ibuprofen jedoch sinnvoll sein. Diese sollte jedoch nur eingenommen werden, wenn der Arzt es verschreibt!
- Beruhigungs- und Schlafmittel: Sie werden in der Medizin als Benzodiazepine bezeichnet und führen durch Muskelschwäche zu allgemeiner Kraftlosigkeit.
- Antibiotika: Besonders zu meiden sind Tetrazykline, da sie eine Gelbfärbung der Zähne verursachen, wenn sie nach der 15. Schwangerschaftswoche (SSW) eingenommen werden. Auch Aminoglykoside wie Gentamicin sind gefährlich, da sie zu Taubheit führen.
- Blutdruckmedikamente: Blutdrucksenker vom Typ der ACE-Hemmer führen zu Hirn- und Nierenschäden.
- Zytostatika und entzündungshemmende Medikamente: Zytostatika wie das Methotrexat oder viele entzündungshemmende Medikamente bewirken schwere Fehlbildungen.
- Medikamente gegen Epilepsie: Besonders gefährlich ist das Carbamazepin, da sie zu offenem Rückenmarkskanal (Spina bifida) und Fehlbildungen der Finger und Zehen führt.
- Hustenmittel: Hustenmittel bestehen oft aus vielen verschiedenen Wirkstoffen, von denen einige für Schwangere nicht zu empfehlen sind. Vor allem der Wirkstoff Ephedrin kann gefährlich werden, da er den Blutdruck erhöhen kann. Auch Medikamente, die Codein oder Dextromethorphan beinhalten, dürfen nicht angewandt werden.
- Blutverdünner: Blutverdünner vom Typ des Marcumar führen zu geistiger Retardierung und Knochenverbiegungen.
- Abführmittel: Viele Frauen leiden während der Schwangerschaft unter Verstopfung, da der Nahrungstransport durch den Darm langsamer abläuft. Zudem führen auch Eisen-Präparate zu Verstopfung. Abführmittel sind in der Schwangerschaft strikt zu meiden, da das Kind sonst womöglich nicht genug Nährstoffe bekommt.
Einteilung in Gruppen von Medikamenten nach dem Risiko für Schwangere
Detailliertere Informationen zu verschiedenen Medikamenten bietet die Rote Liste. Dabei handelt es sich um ein Verzeichnis aller in Deutschland und der EU zugelassenen Arzneimittel. Verdächtige Medikamente werden nach ihrem Risiko für Schwangere in elf Gruppen eingeteilt. Die Bedeutung ist im folgenden aufgelistet:
- Gruppe 1 bis 3: Bei umfangreicher Anwendung am Menschen hat sich kein Verdacht auf eine für den Embryo giftige oder Missbildungen hervorrufende Wirkung ergeben.
- Gruppe 4 bis 6: Ausreichende Erfahrungen über die Anwendung beim Menschen liegen nicht vor.
- Gruppe 7: Es besteht eine giftige oder Missbildungen hervorrufende Wirkung für den menschlichen Embryo im ersten Schwangerschaftsdrittel.
- Gruppe 8: Es besteht eine giftige oder Missbildungen hervorrufende Wirkung für den menschlichen Fetus im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel.
- Gruppe 9: Es besteht für den Menschen das Risiko von Komplikationen oder Schädigungen bei der Geburt.
- Gruppe 10: Es besteht das Risiko unerwünschter hormonspezifischer Wirkung auf das Ungeborene beim Menschen.
- Gruppe 11: Es besteht das Risiko krebserregender Wirkung.
Empfehlungen zur Einnahme von Arzneimitteln in der Schwangerschaft
Was sollte man bei der Medikamenteneinnahme beachten?
Die Dosis sollte so niedrig wie möglich gehalten werden, sodass die Arzneimittel gerade noch wirksam sind. Nach Möglichkeit sollten Behandlungsalternativen ohne Medikamente eingesetzt werden.
Müssen alle Erkrankungen während der Schwangerschaft behandelt werden?
Wichtig ist zwischen Nutzen und Risiko für Mutter und Kind abzuwägen. Das bedeutet, dass Mittel wie gegen Husten oder Schnupfen, die nicht unbedingt notwendig sind, auch gemieden werden sollten. Man sollte sich vor allem von Schmerzmitteln fern halten, da hier nur wenige unbedenkliche Substanzen zur Verfügung stehen.
Worauf müssen Sie achten, wenn Sie regelmäßig verschriebene Medikamente einnehmen?
Jeder Arzt ist auf eine bestehende Schwangerschaft aufmerksam zu machen, dazu zählen auch der Zahn- und Augenarzt.
Besonders chronisch kranke Patienten wie Diabetiker, die dauernd Medikamente einnehmen müssen, sollten ihren Kinderwunsch vorab mit dem behandelnden Arzt besprechen. Einige Wirkstoffe können nämlich über die Plazenta (Mutterkuchen) in den Blutkreislauf des Kindes gelangen und für dessen Entwicklung schädlich sein.
Der Arzt wird die medizinische Behandlung an den Zustand der Schwangeren anpassen, so dass in vielen Fällen die Medikamente weiterhin eingenommen werden können. Meistens wird hierbei lediglich die Dosis reduziert.
Was passiert, wenn eine Frau nicht weiß, dass sie schwanger ist und schädliche Medikamente eingenommen hat?
Keine Angst, in der Regel passiert nichts, da ungefähr bis zur fünften Woche die Alles-oder-Nichts -Regel gilt. Neben den Medikamenten gibt es zahlreiche Störeinflüsse, die eine Schwangerschaft beeinflussen. Diese werden entweder verkraftet oder nicht. Wenn dem Ungeborenen bislang nichts geschehen ist, so sollte man sich keine Sorgen mehr machen. Sie sollten jedoch bei der Vorsorgeuntersuchung, diese dem Arzt mitteilen. Äußert der Arzt auch keine Bedenken, so können Sie sicher sein und ein gutes Gewissen haben.
Tipps für schwangere Frauen bei verschiedenen Krankheitssymptomen
Wollen Sie während der Schwangerschaft Medikamente einnehmen, egal ob verschrieben oder rezeptfrei, so sollten Sie sich das zunächst gut überlegen. Führen Sie nicht selbstständig irgendwelche Therapien durch, fragen Sie immer ihren Frauenarzt!
In vielen Fällen reichen bereits nicht-medikamentöse Mittel aus.
Folgende Tipps können sehr hilfreich sein:
- Haben Sie Kopfschmerzen, so gönnen Sie sich etwas Ruhe oder gehen Sie an die frische Luft.
- Bei einer Erkältung sollten Sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen und am besten oft Inhalieren.
- Bei einer verstopften Nase sollten Sie ihre Nase mit Kochsalzlösung spülen oder abschwellende Salben oder Tropfen, die Menthol oder Eukalyptus enthalten, verwenden.
- Leiden Sie unter Verstopfung, dann nehmen Sie ballaststoffreiche Nahrung und mehr Flüssigkeit zu sich.
- Auch bei einer Blasenentzündung empfiehlt sich viel zu trinken, vor allem der Cranberry-Saft ist sehr hilfreich.
- Gegen Sodbrennen hilft ein Glas Milch oder Pfefferminztee.
- Versuchen Sie leichte Erkrankungen ohne Medikamenteneinnahme zu überstehen.