Die Reproduktionsmedizin ist ein Fachbereich der Medizin, der sich mit der Fortpflanzung und Fortpflanzungsproblemen befasst.
Es ergeben sich deshalb es zahlreiche Überschneidungen mit anderen Bereichen der Medizin, wie der Andrologie, der Genetik, der Gynäkologie und der Urologie. Aber auch die Gebiete der Rechtswissenschaften und Ethik fließen in den Bereich der Reproduktionsmedizin mit ein.
Die Inhalte der Reproduktionsmedizin sind Fragen zu natürlichen und künstlichen Fortpflanzung wie beispielsweise der In-vitro-Fertilisation (IVF) und der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI).
Auch die beste und unter optimalen Bedingungen ablaufende Therapie einer Kinderlosigkeit kann nicht mehr, als maximal die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit erreichen, wie sie unter vergleichbaren Bedingungen ohne das Vorliegen einer Sterilität möglich gewesen wäre.
Die Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer Schwangerschaft pro Zyklus beträgt selbst unter günstigsten Bedingungen, das heißt bei normaler Fortpflanzungsfähigkeit von Mann und Frau, im Durchschnitt nicht mehr als 30 Prozent.
Wenn also heute durch moderne Methoden der Fortpflanzungsmedizin wie der IVF Erfolgsquoten von bis zu 30 Prozent erreicht werden können, muss das als großer medizinischer Fortschritt gewertet werden. Paare müssen deshalb immer mit dem Risiko leben, dass auch durch die Reproduktionsmedizin ein Kinderwunsch möglicherweise nicht erfüllt werden kann.
Als Alternative zu Reproduktionsmedizinischen Eingriffen und Therapieformen gibt es naturheilkundliche Verfahren, die durchaus Erfolge gezeigt haben. Auch Akupunktur soll nach neuesten Erkenntnissen die Fruchtbarkeit von Mann und Frau positiv beeinflussen. Ebenso kann der Körper mit Tees, Lunayoga und ähnlichen Verfahren unterstützt werden.
Daneben bieten erfahrene Psychologen Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit der ungewollten Kinderlosigkeit an.
Auch eine Übernahme einer Pflegschaft kann eine Alternative darstellen. Daneben existiert noch die Möglichkeit der Adoption eines Kindes.
Auf diese Alternative soll im Folgenden genauer eingegangen werden.
Eine Adoption (von lateinischen adoptio), oder Annahme an Kindes statt, ist die rechtliche Begründung eines Eltern-Kind-Verhältnisses zwischen dem Annehmenden und dem Kind, ohne Rücksicht auf die biologische Abstammung. Mit adoptierten Kindern dürfen Pflegekinder nicht verwechselt werden.
Im frühen zwanzigsten Jahrhundert bezweckte ursprüngliche Regelung der Annahme an Kindes statt im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) nicht wie heute die Vermittlung minderjähriger oder gar neugeborener Kinder in eine Familie. Die Annahme bereits Volljähriger Personen war hingegen die Regel.
Das Ziel der Adoption von erwachsenen Personen war die Beschaffung eines Erben zur Daseinssicherung im Alter. Mit dem Reformgesetz 1976 änderte sich die Situation jedoch enorm. Zunächst wurde die Bezeichnung Annahme eines Kindes statt in Adoption, oder auch Annahme als Kind, umbenannt.
Diese neue Minderjährigen-Adoption ist eine so genannte Volladoption. Die Adoptierenden sind entweder Paare, deren Kinderwunsch unerfüllt geblieben ist, oder Partner, die das Kind des anderen Partners aus einer früheren Beziehung adoptieren möchten.
Mit dem Ausspruch durch das Vormundschaftsgericht erlangt das adoptierte Kind die volle Stellung eines ehelichen Kindes auf allen Rechtsgebieten. So erlöschen auch die verwandtschaftlichen Beziehungen zur Ursprungsfamilie. Die Integration in die neue Familie ist dann vollständig.
Das angenommene Kind ist also jetzt nicht nur mit den Adoptiveltern, sondern mit deren gesamter Verwandtschaft verwandt. Dies hat auch Auswirkungen auf die Erbansprüche, die ebenfalls keinen Unterschied zwischen blutsverwandten und adoptierten Kindern machen.
Ein ausländisches minderjähriges Kind erhält aufgrund der Adoption durch deutsche Eltern auch automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit. 2004 wurde die Adoption durch gleichgeschlechtliche Lebenspartner eingeführt.
Bis vor etwa 20 Jahren waren die Therapiemöglichkeiten bei ungewollter Kinderlosigkeit sehr begrenzt.
Eine Adoption war dann meist die einzige Möglichkeit, ein Kind zu bekommen. Die Chancen, ein gesundes und junges Adoptivkind zu bekommen, waren jedoch früher auch wesentlich größer als heute.
Das lag zum einen daran, dass wesentlich mehr junge Frauen ungewollt schwanger wurden. Diese wollten ihr Kind nicht abtreiben, aber häufig auch nicht aufziehen. Somit gaben sie es nach der Geburt zur Adoption frei.
Heute kommen Fälle dieser Art kaum noch vor. Es wird einerseits besser verhütet oder, wenn dann doch eine Schwangerschaft entsteht, in aller Regel abgetrieben.
Zum anderen, wurden in früheren Zeiten mehr Kinder aufgrund von Krieg oder Krankheit zu Halb- oder Vollwaisen. Diese konnten anders als durch eine Adoption nicht mehr versorgt werden.
Für eine Adoption eines minderjährigen Kindes müssen nach deutschem Recht außerdem folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
Eine neue Möglichkeit neben der Adoption eines deutschen Kindes bietet heute eine Auslandsadoption. 1600 Kinder wurden 2004 in Deutschland aus ärmeren Staaten adoptiert.
Etwa eine Hälfte davon stammt aus Europa, vor allem aus Russland und Rumänien, der andere Teil wurde in Ländern der dritten Welt geboren.
Die Adoption von Kindern aus Dritte-Welt-Regionen war und ist immer noch heftig umstritten. Kinderhilfswerke wie beispielsweise Terre des Hommes oder UNICEF befürchten, dass diese Kinder teilweise unter ethisch sehr fragwürdigen Bedingungen „gekauft" werden. Somit sei eine Art moderner Menschenhandel entstanden.
Selbst Entführungen seien in einigen Ländern eine gängige Praxis. Der Staat Guatemala beispielsweise, sei berüchtigt für die Vermittlung verschleppter Kinder mit gefälschten Papieren. Dennoch gehen in den letzten Jahren immer mehr Behörden dazu über, Auslandsadoptionen zu unterstützen. Es müssen jedoch sehr strenge Regeln im Adoptionsprozess eingehalten werden.
Der Weg einer Adoption ist also lang. Bei Inlandsadoptionen bekommt nur etwa jedes fünfte Paar nach einer langen Wartezeit ein Adoptivkind zugesprochen.
Zudem werden die Bewerberpaare durch Behördengespräche, Hausbesuche und Seminare einer strengen Prüfung unterzogen. So soll beurteilt werden, ob sie dem Kind und seiner Erziehung gerecht werden können.
Auslandsadoptionen können zwar schneller ablaufen, die Kosten von 5000 bis 20.000 Euro und die Prozedur des Adoptionsprozesses machen den Weg jedoch häufig nicht weniger anstrengend für die betroffenen Eltern.
Auch nach dem Adoptionsprozess wird es oft nicht einfacher für die junge Familie. Meist ist es nicht leicht, mit einem Adoptivkind eine „glückliche" oder zumindest funktionierende Familie aufzubauen.
Adoptivkinder aus dem Ausland haben häufig Probleme durch die Ablehnung Gleichaltriger, die die offensichtlich andere Herkunft des Kindes bemerken.
Die Folgen dieser sozialen Inakzeptanz sind nicht zu übersehen:
Es gibt auch noch den anderen Weg, mit dem unerfüllten Kinderwunsch umzugehen. Dieser besteht darin, die Tatsache der Kinderlosigkeit anzunehmen und den unerfüllten Kinderwunsch zu akzeptieren. Die Erkenntnis, keine Kinder zu bekommen löst natürlicher Weise eine gewaltige Trauerreaktion aus.
Jedoch sind erwiesener Maßen auf lange Sicht Paare ohne Kinder keineswegs unglücklicher oder gar kränker als Paare mit Kindern. Dieses auf den ersten Blick verwunderliche Ergebnis wird verständlich, wenn man bedenkt, dass es gerade unsere Gesellschaft gewaltige Anforderungen an die Eltern stellt, die ein Kind großziehen.
Und dies noch dazu in einer Zeit, in der die Unterstützung durch Großeltern und eine Großfamilie so gering ist wie nie zuvor.
Mit dem Beginn der Trauer kommt meist ein Verarbeitungsprozess in Gang.
Dieser Prozess der Trauer ist allerdings sehr schwer zu bewältigen, da der Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit nicht fassbar ist.
Es handelt sich hier um den Verlust der Fruchtbarkeit, die auf Sexualität und Selbstwertgefühl Einfluss nimmt, um den Verlust des Erlebens einer Schwangerschaft und um den Verlust der familiären Kontinuität. Häufig erfolgt die Trauer beim unerfüllten Kinderwunsch nicht öffentlich. Von unfruchtbaren Frauen erwartet die Gesellschaft eine schnelle Neuorientierung.
Die Problematik wird häufig nicht ernst genommen.
Auf diese Phase der Trauer folgt in der Regel die Akzeptanz. Sie beendet die Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Lethargie und es kommt zu neuen Entscheidungen und Lebensperspektiven. Wenn neuer Mut gefasst wird, können die betroffenen Paare es schaffen, den Kinderwunsch immer mehr in den Hintergrund treten zu lassen.
Letzte Aktualisierung am 07.09.2021.