Von einer Unfruchtbarkeit (Sterilität) im medizinischen Sinne spricht man, wenn eine Frau trotz ungeschützten Geschlechtsverkehrs innerhalb eines Jahres nicht Schwanger werden kann. Eine Sterilität kann vielfältige Ursachen haben. In den meisten Fällen liegt der Unfruchtbarkeit eine organische oder hormonelle Störung zugrunde.
Die Aktivität der menschlichen Keimdrüsen, also bei der Frau die Eierstöcke, beim Mann die Hoden, wird von Hormonen gesteuert. Im Wesentlichen sind dies die Hormone FSH und LH. Diese Hormone werden von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und bei den Frauen in den Eierstöcken gebildet und in die Blutbahn abgegeben.
Wenn die Frau geschlechtsreif wird, also ihre erste Monatsblutung hat, reifen in den Eierstöcken pro Zyklus mehrere Eizellen heran. Von diesen Eizellen kommt meist nur eine einzige voll zur Ausreifung. Etwa in der Mitte des Zyklus kommt es zum Eisprung.
Die befruchtungsfähige Eizelle wird von einem der beiden Eileiter aufgenommen und wandert zur Gebärmutter. Wenn sich nach dem Geschlechtsverkehr befruchtungsfähige Samenfäden im Eileiter befinden, kann jetzt eine Befruchtung stattfinden.
Die Hormonproduktion in den Eierstöcken ist stark an die Reifung der Eizellen gekoppelt. Wenn im Leben einer Frau, etwa zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr, alle reifungsfähigen Eizellen verbraucht sind (Wechseljahre), bleibt auch die Hormonbildung in den Eierstöcken aus.
Die während der fortpflanzungsfähigen Phase gebildeten Hormone haben viele Zielorgane. Sie sorgen bei der Fortpflanzung dafür, dass der Gebärmutterhalsschleimpfropf sich im richtigen Zeitraum verflüssigt, damit ihn die Samenzellen auch zu Eizelle durchdringen können. Dieser Zeitraum ist auf ca. 72 Stunden vor und nur wenige Stunden nach dem Eisprung begrenzt. Im weiteren Verlauf der Fortpflanzung sorgen die Hormone dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut so aufbaut, damit sich ein befruchtetes Ei auch einnisten kann.
Ist der Spiegel an Sexualhormonen im Blut hoch genug, wird von der Hirnanhangsdrüse der Eisprung ausgelöst.
Kommt es zum Eintritt einer Schwangerschaft, werden die Eierstöcke über Signalstoffe angeregt, mit der Hormonproduktion fortzufahren. Der bekannteste Signalstoff ist das so genannte hCG , das im Körper der Frau normalerweise nur während einer Schwangerschaft vorkommt.
Bleibt die Monatsblutung oder gar die Monatsblutung aus, kann das ein Hinweis auf eine gestörte Hormonregulation sein. Die Eizellreifung verläuft fehlerhaft oder bleibt sogar ganz aus. Diese Regulationsstörungen können die Ursache einer Sterilität der Frau darstellen.
Um eine Schwangerschaft herbeizuführen, ist jedoch nicht nur das richtige Funktionieren der Hormonbildung entscheidend.
Auch die Geschlechtsorgane müssen richtig angelegt sein und es dürfen keine Funktionseinschränkungen, wie zum Beispiel durch Entzündungen verklebte Eileiter oder Eierstöcke vorliegen.
Eine Sterilität kann häufig auch altersbedingt auftreten. Die Fruchtbarkeit nimmt bei der Frau natürlicherweise mit dem Alter ab. Die höchste Fruchtbarkeit besteht im Alter zwischen 15 und 24 Jahren. Danach nimmt die Anzahl gesunder Eizellen in den Eierstöcken der Frau immer weiter ab. Mit dem Eintritt in die Wechseljahre endet schließlich die natürliche Fruchtbarkeit der Frau.
Vor allen Untersuchungen wird zunächst eine genaue Anamnese durch den behandelnden Arzt erhoben. Dazu werden zunächst gezielte Fragen zum Zyklusablauf gestellt. Die Patientin sollte mindestens drei Menstruationszyklen genau dokumentieren und dabei Begleiterscheinungen wie Unterleibsschmerzen oder Zwischenblutungen in einen Zykluskalender eintragen.
Ein deutlich verkürzter Zyklus kann beispielsweise schon Hinweise auf eine so genannte Gelbkörperschwäche geben, ein Ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhoe) weist hingegen auf einen fehlenden Eisprung hin.
Außerdem werden im Erstgespräch auch Erkrankungen innerhalb der Familie, derzeit eingenommenen Medikamenten sowie Allgemeinerkrankungen besprochen.
Im Anschluss an diese Befragung der Patientin wird in der Regel eine Blutentnahme vorgenommen.
In der Blutuntersuchung kann die Konzentration verschiedener Sexualhormone bestimmt werden. Hormonuntersuchungen nehmen in der Sterilitätsdiagnostik eine Schlüsselrolle ein.
Getestet werden meist:
Eine weitere diagnostische Möglichkeit bietet der so genannte Postkoitaltest nach Sims-Huhner:
Zur weiteren Diagnostik wird ein Ovulationsmonitoring durchgeführt:
Neben diesen Maßnahmen sollte auch unbedingt sichergestellt werden, dass keine Entzündung oder Infektion die Ursache der Sterilität darstellt.
Zur bakteriologischen Abklärung wird:
Eine weitere diagnostische Möglichkeit ist die Lutealanalytik. Durch einen vaginalen Ultraschall wird in der so genannten Lutealphase des weiblichen Zyklus die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) beurteilt und der Progesteronspiegel im Blut gemessen.
Liegt die Konzentration von Progesteron unter 10ng/ml besteht der Verdacht einer inadäquaten Lutealphase.
Des Weiteren können verschiedene Tests durchgeführt werden:
Haben all diese Tests zu keinem Ergebnis geführt, kann auch eine Tubendiagnostik womöglich zur Findung der Ursache beitragen.
Wenn das Blut auf bestimmte Hormone hin untersucht werden soll, ist es wichtig, dass Medikamente, die Hormone enthalten mindestens drei Wochen zuvor abgesetzt werden. Die Blutentnahme soll dann morgens bei nüchternem Magen erfolgen.
Soll eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) zur Sterilitätsdiagnostik durchgeführt werden, muss die Patientin stationär in ein Krankenhaus aufgenommen zu werden, damit der Eingriff geplant und vorbereitet werden kann. Die Patientin darf dann etwa sechs bis acht Stunden vor der Operation nichts essen und trinken. Bei leichter Behaarung muss die Bauchregion rasiert werden. Mit Hilfe einer Blutuntersuchung wird dann schließlich überprüft, ob die Blutgerinnung intakt ist und der Eingriff durchgeführt werden kann.
Die Blutuntersuchung und die Hormondiagnostik, sowie die Sonographie bringen für die Patienten keine Risiken mit sich. Lediglich bei einer Gabe von Kontrastmitteln vor der Durchführung des Ultraschalls (Hysterokontrastsonographie) muss die Patientin darauf hingewiesen werden, dass in seltenen Fällen eine allergische Reaktion auf das Kontrastmittel vorkommen kann. Deshalb ist bei einer Gabe von Kontrastmitteln immer ein Arzt in der Nähe, der im schlimmsten Fall sofort medikamentös eingreifen und einen allergischen Schock verhindern kann.
Eine Laparoskopie ist hingegen ein operativer Eingriff. Er wird in Vollnarkose durchgeführt. Eine Vollnarkose bringt einige Risiken, wie beispielsweise Störungen des Herz- Kreislaufsystems, Heiserkeit und Halsschmerzen nach der künstlichen Beatmung oder allergische Reaktionen auf das Narkosemittel. Ein Narkosearzt klärt die Patientin vor dem Eingriff über alle möglichen Komplikationen auf.
Bei der Laparoskopie wird der Bauch dann über eine dicke Hohlnadel zunächst mit Kohlensäure aufgeblasen. Dann kann über einen sehr kleinen Bauchschnitt eine Kamera (Glasfaseroptik)in die Bauchhöhle eingeführt werden. So kann der Operateur die inneren Organe genau inspizieren. Auch Probeentnahmen (Biopsien) können über diesen Zugang entnommen werden.
Dieser Eingriff ist eine für die Patientin sehr schonende Operationstechnik. Dennoch können in seltenen Fällen auch hier Komplikationen, wie eine Verletzung von Organen oder Blutgefäßen, auftreten, die dann eine chirurgische Eröffnung der Bauchhöhle notwendig machen. Hat die Patientin vorbestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, kann die Befüllung des Bauchraumes mit Kohlenmonoxid vorübergehend zu Kreislaufstörungen führen.
Letzte Aktualisierung am 07.10.2021.