In der Wohlstandsgesellschaft kommen einige Erkrankungen häufig zum Vorschein, die im direkten Zusammenhang mit den guten Lebensbedingungen stehen. Vor allem eine üppige Ernährung, die jederzeit leicht erhältlich ist, und andererseits die geringe Notwendigkeit, sich zu bewegen, führen zu gesundheitlichen Problemen.
Vier sehr häufige Zivilisationskrankheiten, die sich auch gegenseitig beeinflussen, werden unter dem Fachbegriff Metabolisches Syndrom zusammengefasst. Und tatsächlich wird zu dieser Kombination auch Wohlstandssyndrom gesagt. Eine weitere häufig gehörte Bezeichnung ist tödliches Quartett, da die Lebenserwartung erheblich vermindert werden kann. Bei diesem Wohlstandssyndrom handelt es sich um das Zusammentreffen von:
Problematisch ist, dass diese Störungen in der Regel nicht bemerkt werden beziehungsweise ein Übergewicht oft verharmlost wird. Es können aber gravierende Folgen wie Arteriosklerose mit Herzinfarkt oder Schlaganfall auftreten. Durch eine gesunde Lebensweise, bewusste Ernährung und hinreichende körperliche Betätigung können diese Störungen meist verhindert werden.
Das Quartett an Krankheiten ist tatsächlich typischerweise durch den Wohlstand bedingt. Die Nahrung in den so genannten Industrienationen ist reichhaltig. Es ist sehr einfach und rund um die Uhr möglich, Speisen und Getränke zu bekommen. Stark kalorienhaltige Lebensmittel werden bevorzugt. Gleichzeitig muss sich der Mensch kaum noch körperlich bewegen. Die Arbeit von vielen Menschen geschieht vom Büro aus, Wegstrecken werden mit dem Auto zurückgelegt und die Freizeit wird vor dem Fernseher oder dem Computer verbracht. Die genetische Veranlagung ist aber immer noch darauf ausgerichtet, Hungerzeiten zu überstehen. Deshalb speichert der Körper die überschüssigen Kalorien. Es entsteht erst einmal ein Übergewicht bis hin zur Fettleibigkeit (Adipositas, ausgeprägtes Übergewicht). Besonders gefährlich ist übrigens eine bauchbetonte Fettsucht.
Mit der Gewichtszunahme einher gehen die weiteren Erkrankungen aus dem Metabolischen Syndrom. Die Aufnahme schlechter (gesättigter) Fette in ungesunden Lebensmitteln führt zu einem erhöhten Cholesterinspiegel. Das Übergewicht führt zu einem verminderten Ansprechen der Zellen auf Insulin, dem Hormon zur Zuckerregulierung. Diabetes (Zuckerkrankheit) vom Typ II kann sich entwickeln. Der Hunger führt zur weiteren übermäßigen Nahrungsaufnahme. Übergewicht ist ebenfalls einer der wichtigsten Faktoren zur Entstehung von Bluthochdruck.
Wie bei diesen Erkrankungen zu erwarten ist, besteht ein hohes Risiko für schwerwiegende Folgen. Das Tückische am Wohlstandssyndrom ist, dass die Erkrankungen lange keine Symptome verursachen (außer Übergewicht). Betroffene sehen keinen Anlass, zum Arzt zu gehen oder an ihrer Lebensweise etwas zu ändern.
Charakteristische Folgestörung des Wohlstandssyndroms ist die Arteriosklerose, also die „Verkalkung" der Blutgefäße. In den Arterien bilden sich Ablagerungen, die die Gefäße verengen. Der Blutfluss und folglich die Sauerstoffversorgung in betroffenen Organen sinkt. Es kann unter anderem zur Herzkranzgefäßverengung (Koronare Herzkrankheit, KHK) kommen, was einen Herzinfarkt bedingen kann. Ebenfalls durch Arteriosklerose kann ein Schlaganfall entstehen. Neben diesen Gefäßschäden können viele weitere Gesundheitsprobleme durch die Erkrankungen des Wohlstandssyndroms hervorgerufen werden.
Mit einer gesunden Lebensweise kann ein Wohlstandssyndrom verhindert werden. Da es im Wesentlichen durch ungesunde Ernährung und zu wenig Aktivität zustande kommt, greift eine Vorbeugung an diesen beiden Ebenen an.
Bezüglich der Ernährung muss darauf geachtet werden, nicht zu viel Energie (in Form von Kalorien) aufzunehmen. Je nach der Körpergröße, dem Alter und Geschlecht gibt es Empfehlungen, wie viele Kalorien verzehrt werden können. Auch hängt es von der körperlichen Aktivität ab. Die Zusammensetzung der Nahrung spielt eine Rolle. Es sollte auf eine ausgewogene Ernährung mit Kohlenhydraten, Eiweiß und Fetten in bestimmten Verhältnissen geachtet werden. Kalorien können sich häufig verstecken, so dass sie unbewusst zugeführt werden, wie in zuckerhaltigen Getränken. Es gibt eine ganze Reihe von Ernährungsempfehlungen, etwa viel Gemüse zu verspeisen und möglichst wenig rotes Fleisch und Wurst.
Auf der anderen Seite beugt eine ausreichende körperliche Bewegung dem Wohlstandssyndrom und dem Übergewicht vor. Es muss nicht immer nur Sport sein - Bewegung lässt sich auch in den Alltag integrieren.
Hat sich das Wohlstandssyndrom schon entwickelt, so gelten ebenfalls die Empfehlungen zur Ernährung und zur körperlichen Bewegung. Ein Übergewicht sollte abgebaut werden, wobei eine längerfristige Ernährungsumstellung wesentlich besser ist als eine radikale Diät. Neben diesen einfachen Maßnahmen sind bei einem ausgeprägten Metabolischen Syndrom weitere Behandlungsmethoden erforderlich.
Der Bluthochdruck wird mit Medikamenten zur Blutdrucksenkung behandelt. Mögliche Wirkstoffgruppen sind Beta-Blocker, Diuretika (Entwässerungsmittel), Calcium-Antagonisten, ACE-Hemmer und Alpha-1-Blocker.
Der Diabetes kann in weniger schweren Fällen mit Medikamenten wie Metformin behandelt werden. Viele Patienten müssen sich aber Insulin spritzen. Die Fettstoffwechselstörung wird ebenfalls mit Medikamenten, den Statinen, behandelt.
Besser als jede Behandlung ist es sicher, das Wohlstandssyndrom gar nicht erst entstehen zu lassen. Jeder Mensch, der gefährdet ist, sollte sein Ess- und Bewegungsverhalten überdenken.
Letzte Aktualisierung am 03.12.2021.