Bio-Lebensmittel gelten im Durchschnitt als geschmacksintensiver als vergleichbare herkömmliche Ware. Besonders bei Gemüse und Obst wird es oft auffällig, dass herkömmliche Produkte fad schmecken. Zweifelsfrei nachweisen lässt sich der bessere Geschmack von Bio-Produkten allerdings nicht. Untersuchungsergebnisse über dieses Thema sind ebenso unterschiedlich wie die Meinungen. Einige Menschen empfinden somit auch keinen geschmacklichen Unterschied zwischen herkömmlichen und Bio-Nahrungsmitteln. Zumindest erfolgt aber die Produktion der Öko-Lebensmittel auf natürliche Weise und ermöglicht so vermutlich einen besseren Eigengeschmack.
Der Geschmackseffekt einer Bio-Produktion zeigt sich wohl am deutlichsten an Obst und Gemüse. Dieses schmeckt in der konventionell gezogenen Variante häufig wässrig und fad. Bio-Früchte und Bio-Gemüse sind meist etwas kräftiger. Bio-Frischmilch ist in Tests deutlich besser bewertet worden als die konventionelle Variante. Eier gehören ebenfalls zu den Nahrungsmitteln, bei denen es riesige Geschmacksunterschiede in den unterschiedlichen Produktionsarten gibt. Beispiele finden sich auch in etlichen anderen Lebensmittelgruppen.
Das schnelle Wachstum vieler herkömmlicher Lebensmittel führt zu einer raschen Aufnahme von Wasser, so dass Geschmack verloren geht. Der künstliche Dünger ist ein Grund für diesen Mechanismus. Folglich kann die schnelle Produktion bewirken, dass nicht mehr so viele Geschmacksstoffe pro Volumeneinheit vorhanden sind.
In der Bio-Produktion wird dem Lebensmittel meist mehr Zeit gegeben, um auch richtig zu wachsen und zu reifen. Es kann auf natürliche Weise wachsen und bekommt ein stärkeres Aroma als das vergleichbare Produkt nach der üblichen Herstellungsweise, bei der es nur auf den Profit ankommt. Und viele Kunden bemerken dies und kaufen lieber das Naturprodukt, weil sie ein besseres Geschmackserlebnis wünschen.
Beim Anbau ohne Bio-Richtlinien dürfen mehr Stoffe wie Pflanzenschutzmittel oder bestimmte Düngemittel eingesetzt werden. Auch sind gentechnische Veränderungen erlaubt. Bei der Bio-Erzeugung wird darauf verzichtet. Der ursprüngliche Geschmackscharakter des Lebensmittels wird nicht verfälscht. Geschmack geht nicht etwa zugunsten einer besseren Robustheit einer Pflanze verloren.
Produkte aus ökologischer Landwirtschaft werden aber nicht immer und nicht von allen als geschmacklich besser angesehen. Vielleicht ist auch ein Teil des guten Geschmacks von Bio-Waren nur Einbildung. In einigen der Tests kam jedenfalls auch heraus, dass Bio-Lebensmittel von den Testpersonen nicht bevorzugt werden im Vergleich zu konventioneller Ware.
Die Geschmackswahrnehmung könnte allein durch den Gedanken, ein Bio-Produkt zu verzehren, verändert werden. Der Konsument könnte sich bei dem einen oder anderen Lebensmittel selbst vormachen, dass das teurere, ökologisch gezogene Produkt besonders lecker ist. Wie groß dieser Effekt im Alltag ist, ist natürlich nicht nachzuweisen.
Auch scheint die herkömmlich hergestellte Ware geschmacklich etwas aufzuholen. Beliebte Sorten der Lebensmittel werden weiterentwickelt und häufiger angeboten als früher. In manchen Fällen kann es sein, dass die Menschen sogar das konventionelle Produkt als wohlschmeckender empfinden als die Bio-Ware. Ein getestetes Beispiel ist Rapsöl, bei dem die Bio-Variante Schwächen aufwies. In manchen anderen Fällen ist beim besten Willen kein Unterschied zwischen den beiden Produkt-Arten (Bio und Nicht-Bio) festzustellen.
Beim Geschmack gibt es, wie auch beim Geruch, beim Aussehen und bei der Konsistenz, stärkere Abweichungen der Bio-Produkte untereinander. Sprich: Bestimmte Bio-Äpfel sind beispielsweise nicht so einheitlich untereinander wie herkömmlich hergestellte Äpfel der gleichen Sorte. Aber gerade die Unterschiede machen für Bio-Liebhaber den Reiz der Produkte aus. Durch die Abweichungen macht sich bemerkbar, dass das Produkt natürlich ist und nicht standardisiert oder fast sogar wie industriell genormt.
Die Frage, ob Bio besser schmeckt oder nicht, hängt immer vom Einzelfall ab. Letztendlich sollte jeder Konsument für sich selbst herausfinden, ob er den Geschmack der einzelnen Bio-Produkte besser findet. Vielen Menschen fällt ein besseres Aroma auf, und sie kaufen das eine oder andere Lebensmittel lieber als Bio-Produkt.
Produkte mit dem Bio-Siegel dürfen nicht mit Geschmacksverstärkern versehen werden. Es könnte dadurch sein, dass jemand etwa ein Bio-Fertiggericht als nicht intensiv genug wahrnimmt, wenn er ständig geschmacksverstärkte konventionelle Gerichte gewohnt ist. Doch dafür ist beim Bio-Menü eher ein natürlicher Geschmack vorhanden. Einige Hersteller umgehen die Vorgaben jedoch, indem sie Hefeextrakt verwenden. Diese Zutat gilt rechtlich nicht als Geschmacksverstärker, aber setzt Glutamat frei. Die Sorge lässt sich allerdings relativieren, weil Glutamat auch natürlicherweise in vielen Lebensmitteln vorhanden ist (z. B. Bohnen, Käse, Tomaten). Gefährlich sind die Geschmacksverstärker normalerweise nicht, es gibt aber den Verdacht, dass sie den Appetit verstärken. Wer trotzdem keine versteckten Geschmacksverstärker in seinen Bio-Produkten haben möchte, sollte auf die Angaben wie etwa für Hefeextrakt achten oder sich selbst etwas aus Einzelwaren zubereiten. Es gibt unzählige Rezepte für leckere Bio-Gerichte, die ohne künstliche Geschmacksstoffe auskommen.
Neben der vielleicht etwas strittigen Geschmacksfrage gibt es aber wichtige andere Argumente, auf Bio-Nahrung zu setzen. Dazu gehören der Verzicht auf Pestizide und andere bedenkliche Stoffe bei der Herstellung oder die artgerechte Haltung der Nutztiere. Und diese Rückstände lassen sich normalerweise nicht herausschmecken. Ähnlich verhält es sich mit der kontroversen Gentechnik. Für viele Verbraucher sind diese Argumente von mindestens genauso großer Bedeutung wie der Geschmack.
Letzte Aktualisierung am 23.11.2021.