Gentechnisch veränderte Organismen (GVO) können in der herkömmlichen Landwirtschaft eingesetzt werden. Bei der Gentechnik wird das Erbgut von Lebewesen verändert, so dass neue, möglichst vorteilhafte Eigenschaften entstehen. In der Landwirtschaft ist die so genannte Grüne Gentechnik von Bedeutung, also die genetische Veränderung von Pflanzen. So können beispielsweise Nutzpflanzen erzeugt werden, die widerstandsfähiger sind oder mehr Nährstoffe oder andere Substanzen bilden.
Derzeit beschränkt sich die landwirtschaftliche Gentechnik auf Pflanzen. Eine Genmanipulation von Tieren (Rote Gentechnik) zur Nahrungsmittelproduktion ist bis dato nicht erlaubt. Die Effekte der Gentechnik sind nicht genau überschaubar. Probleme wie unkontrollierte Ausbreitung, Auswirkungen auf andere Lebewesen oder die Bildung von ungesunden Stoffen können auftreten. Ab einem Anteil von 0,9 Prozent gentechnisch veränderter Bestandteile muss ein Lebensmittel speziell gekennzeichnet werden.
Gentechnik ist die gezielte Veränderung des Erbguts von Lebewesen.
Es entstehen gentechnisch veränderte Organismen (GVO), die andere Eigenschaften als das Ursprungs-Lebewesen aufweisen. Dabei wird erzielt, dass sich günstige Eigenschaften herauskristallisieren. Der Anbau soll einfacher werden und die Produktqualität besser.
Die Gentechnik an Pflanzen wird Grüne Gentechnik genannt. Die genetische Veränderung wird erzielt, indem bestimmte Einzelgene in das Erbgut gebracht werden (Transformation). Dafür gibt es mehrere Methoden. Die Gene können über eine so genannte Genkanone buchstäblich in eine Zelle geschossen werden, wobei als Trägersubstanz Gold oder Wolfram verwendet werden kann. Sie können ebenfalls über eine bestimmte Bakterienart (Agrobacterium tumefaciens) auf Pflanzenzellen übertragen werden. Dann gibt es noch die so genannte Protoplasten-Transformation, die aber in der Praxis kaum erfolgreich ist.
Auf der ganzen Welt werden auf etwa 10 Prozent der kompletten Anbaufläche gentechnisch veränderte Pflanzen gezogen. Einen besonders hohen Anteil an Gen-Äckern weisen die USA aus, aber viele weitere Staaten wie Brasilien oder Argentinien haben ebenfalls bedeutende Anbaugebiete für Gen-Pflanzen. In Deutschland ist der Anteil dagegen verschwindend gering, nur auf ganz wenigen Feldern werden Gen-Sorten angebaut. Global werden besonders Sojabohnen, Mais, Baumwolle und Zuckerrüben als genetisch veränderte Variante angebaut, daneben auch viele weitere Pflanzen wie Raps, Kartoffeln, Papayas oder andere Obst-und Gemüsesorten.
In der EU sind nur die Amflora-Kartoffel und die Maissorte MON810 (Bt-Mais) als gentechnisch veränderte Pflanzen zum Anbau zugelassen. Für den MON810-Mais gilt aber in Deutschland ein Anbauverbot. Dafür wird er in anderen EU-Ländern wie Tschechien und Spanien bereits in größerem Maße gezogen. Der Gen-Mais kann als Futtermittel verwendet werden, die Gen-Kartoffel zur Stärkeproduktion als Grundlage für Papier, Kleber oder Textilien.
Gentechnik bei Tieren (Rote Gentechnik) ist derzeit verboten, wenn sie für die Erzeugung von Nahrungsmitteln genutzt wird. Doch Tierfutter, das genetisch veränderte Pflanzen enthält, kann eingesetzt werden. Hier ergibt sich eine Grauzone, denn die Produkte von den mit Gen-Futter ernährten Tieren müssen nicht gekennzeichnet werden.
Pflanzen können gentechnisch so verändert werden, dass sie bessere Eigenschaften bekommen als die Vorläufer. Das betrifft ganz verschiedene Merkmale. Viele Gen-Pflanzen befinden sich noch in der Testphase, einige Sorten haben sich etabliert.
Die Nutzpflanze kann durch Gentechnik robuster gemacht werden. Sie kann oft widrigen Umweltbedingungen standhalten, der Ertrag kann gesteigert werden. Genmanipulierte Pflanzen können häufig höhere und niedrigere Temperaturen aushalten als ihre Ursprungspflanzen. Trockenheit kann oft besser toleriert werden. Manche der Pflanzen produzieren eigene Gifte, die Schädlinge wie Insekten nicht vertragen. Die Pflanzen können gleichermaßen genetisch so verändert werden, dass sie gegen Viren, Pilze oder andere Organismen resistent werden. Der Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln kann damit bei verschiedenen genmanipulierten Pflanzen reduziert werden.
Einige der genmanipulierten Pflanzen sind zudem unempfindlich gegen bestimmte Pflanzenschutzmittel geworden. Durch solche Pflanzenschutzmittel (Herbizide) können störende andere Pflanzen von den Feldern beseitigt werden, während die angebaute Pflanze dann unbehelligt bleibt.
Mittels Gentechnik kann die Pflanze dazu gebracht werden, bestimmte Nährstoffe (Proteine, Omega-3-Fettsäuren) oder andere vorteilhafte Substanzen zu produzieren. Mit dem geeigneten Einsatz der Gentechnik können damit qualitativ höherwertige Lebensmittel erzeugt werden. Sogar Rohstoffe, die außerhalb der Nahrungsmittelproduktion industriell verwertet werden können (Biokraftstoff), können mit Gen-Pflanzen erzeugt werden. Manche Gen-Pflanzen können auch Wirkstoffe für Medikamente in ihrem Inneren bilden. Umgekehrt kann mittels Genveränderung dafür gesorgt werden, dass bestimmte Giftstoffe von den betreffenden Pflanzen nicht mehr produziert werden.
Besonders in den armen Ländern können bestimmte genetisch veränderte Pflanzen sinnvoll sein. Die Gefahr von Missernten wird geringer, Hungersnöten kann vorgebeugt werden. Die Existenz der Bevölkerung kann durch geeignete Gen-Produkte gesichert werden.
Diesen Vorteilen stehen aber auch verschiedene Gefahren gegenüber, insgesamt können die Auswirkungen der Gentechnik nicht genau vorhergesehen werden. Von weiten Teilen der Bevölkerung wird die Genmanipulation kritisch gesehen.
Weil gezielt genetisch veränderte Pflanzen meist widerstandsfähiger sind als andere Gewächse, haben sie die Tendenz, sich weit auszubreiten. Es ist nicht komplett auszuschließen, dass sie andere Pflanzen oder die „alte" Sorte damit verdrängen. Und nicht nur das: Das veränderte Gen kann, wenn auch selten, auf artfremde Pflanzen übertragen werden. Auf diese Weise kann ein so genanntes Superunkraut entstehen. Das ursprüngliche Unkraut kann beispielsweise ein Gen bekommen, das es für ein Unkrautvernichtungsmittel unangreifbar macht. Das Superunkraut kann dann mit diesem Mittel nicht mehr entfernt werden und sich rasch stark verbreiten. Es kann die Ernten beeinträchtigen und in der Natur ungehindert wuchern.
Pollen der gentechnisch veränderten Pflanzen können sich wie normale Pollen verbreiten. Sie können auch Wildpflanzen oder nicht genmanipulierte Anbaupflanzen der Art treffen und bestäuben. Die Gene können sich in der Umwelt verteilen, ohne dass dies kontrolliert werden kann. Felder- oder Staatsgrenzen sind keine Hindernisse dafür. Im Extremfall kann Gen-Pollen auf Pflanzen im Bio-Anbau treffen und diese verunreinigen. In manchen Gegenden der Welt wird es bereits schwierig, bei häufig gentechnisch veränderten Arten völlig genfreie Pflanzen zu finden.
Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Gen-Lebensmittel eine Gefahr für die Gesundheit bedeuten. Substanzen aus den Gen-Produkten können unter Umständen Allergien auslösen. Gene aus der veränderten Pflanze können im menschlichen Darm von Bakterien aufgenommen werden, gegen die dann gewisse Antibiotika unwirksam sind. Solche Gene dienen in der Pflanze oft einfach nur der Markierung, dass die Genmanipulation auch geklappt hat. Dadurch besteht aber ein eventuelles Risiko, falls Krankheitserreger sich die Gene aneignen sollten. Außerdem werden bei der Zucht von Gen-Pflanzen oft Pflanzenschutzmittel verwendet, die für den Menschen potenziell giftig sind.
Auch bei Tieren gibt es Hinweise, dass gentechnisch veränderte Pflanzen negative Auswirkungen haben können. Betroffen sein können Insekten und Spinnen oder Bodenbewohner wie Regenwürmer. Das Gleichgewicht der Natur kann empfindlich gestört werden. Stoffe aus gentechnisch veränderten Pflanzen, die eigentlich gegen Schädlinge gedacht sind, können auch Nützlinge töten. Bei genverändertem Mais kann das Marienkäfer betreffen. Im umgekehrten Fall können sich bei Schädlingen Resistenzen entwickeln. Diejenigen einzelnen Schädlinge, denen das Gift aus den Gen-Pflanzen nichts ausmacht, können sich vermehren und den schützenden Effekt zunichte machen.
Dadurch, dass große Konzerne die Gentechnik entwickeln, könnten sie möglicherweise zu sehr den Agrarmarkt bestimmen. Sie profitieren davon, etwa eine Gen-Pflanze zu entwickeln und gleichzeitig das passende Herbizid (Unkrautvernichtungsmittel) liefern zu können, gegen das die Pflanze unempfindlich ist. Eine Firma kann leicht eine Monopolstellung gewinnen, so dass Landwirte von der Firma abhängig sein könnten.
Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Hersteller unerlaubterweise Gen-Produkte verwenden, ob absichtlich oder unabsichtlich. Ein Beispiel ist ein Fall mit genverändertem Reis, der aus den USA und China in die EU kam, obwohl er nicht zugelassen war. Er fand sich im Lebensmittel-Einzelhandel als Verunreinigung im Reis wieder. Die betroffenen Supermärkte mussten den Reis aus dem Verkehr ziehen. Das hatte nicht zuletzt auch schwere wirtschaftliche Schäden für die Reisbauern in den Vereinigten Staaten zur Folge.
In der Kritik stehen gentechnisch veränderte Organismen auch deshalb, weil nicht alle möglichen späteren Effekte vorausgesagt werden können. Viele sehen deshalb die Gentechnik als unsicher an und möchten lieber darauf verzichten.
Die Richtlinien von Bio-Lebensmitteln besagen, dass eine Genmanipulation nicht vorgenommen werden darf. Da eine Verunreinigung aufgrund von Fremdpollen sich heutzutage nicht mehr komplett verhindern lässt, ist ein Grenzwert von 0,9 Prozent für gentechnisch veränderte Anteile festgelegt worden. Trotzdem darf keine Gen-Zutat absichtlich in die Lebensmittel gelangen. Die Kontrollstellen für ökologische Landwirtschaft überprüfen die Einhaltung der Richtlinien.
Neben dem Bio-Siegel gibt es ein weiteres Siegel, das speziell für gentechnikfreie Lebensmittel entworfen wurde. Es ist grün, hat die Form eines Karos, und in weißer Schrift ist „Ohne Gentechnik" zu lesen. Um mit diesem offiziellen Siegel ausgezeichnet zu werden, muss auf genmanipulierte Bestandteile verzichtet werden. Auch das verwendete Tierfutter für Nutztiere, von denen Produkte gewonnen werden, darf nicht genetisch verändert sein. Dieses Siegel wird durch den Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) vergeben. Die Voraussetzungen werden von den Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer geprüft.
Auch die so genannten Anbauverbände wie Bioland, Naturland oder Demeter erlauben keine Verwendung von gentechnisch veränderten Organismen. Sie halten sich an die Öko-Richtlinien und haben noch eigene, strengere Vorgaben.
Lebensmittel, die zu mehr als 0,9 Prozent aus gentechnisch veränderten Zutaten bestehen, müssen gekennzeichnet werden. Das geschieht mit dem Aufdruck „genetisch verändert", „Dieses Produkt enthält gentechnisch veränderte Organismen" oder vergleichbaren Aufschriften. Für tierische Lebensmittel, bei denen gentechnisch verändertes Futtermittel verwendet wurde, gibt es diesbezüglich keine Beschränkung.
Letzte Aktualisierung am 16.11.2021.