Die ökologische Landwirtschaft hat als Hauptziel den Erhalt der intakten Umwelt. Derzeit kommt die Bio-Landwirtschaft in vielen Gegenden zum Einsatz, macht aber nur einen relativ kleinen Anteil der Gesamtversorgung aus. Global gesehen stellt sich die Frage: Könnte die ganze Weltbevölkerung, die ja schon auf etwa 7 Milliarden Menschen angewachsen ist, mit ökologischer Landwirtschaft ernährt werden? Wann sind die Kapazitätsgrenzen für die Bio-Produktion erreicht? Braucht die Welt chemische, technische oder gar gentechnische Mittel? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen der Fachleute. Eine Ernährung der Menschheit scheint in Zukunft prinzipiell möglich, aber es ist ungewiss, ob dies auch mit rein ökologischem Landbau gelingt. Unabhängig davon ist es notwendig, die Strukturen zu verbessern und jedem Menschen den Zugang zu den Nahrungsmitteln zu ermöglichen.
Die biologische Landwirtschaft ist in vielen Aspekten wünschenswert. Sie kann dazu beitragen, die Umwelt zu schonen, die Artenvielfalt zu erhalten und das Klima zu schützen. Insbesondere zahlt sich eine nachhaltige Wirtschaftsweise aus, damit die Böden auch in Zukunft genutzt werden können und die Natur intakt bleibt. Aber die Bauernhöfe der Welt haben eine begrenzte Kapazität. Die möglichen Anbauflächen sind zwar ausgedehnt, aber es ist zweifelhaft, ob ausnahmslos alle Menschen von Bio-Produkten ernährt werden könnten.
Viele Fachleute sind der Ansicht, dass eine Versorgung der Menschen auf der Welt mit ausreichend Nahrung prinzipiell gelingen kann. Im Durchschnitt wird heute ein deutlicher Überschuss an Nahrungsmitteln beziehungsweise Nährstoffen produziert, so dass theoretisch jeder Mensch ungefähr zweifach versorgt werden könnte. Dieser Durchschnittwert trügt jedoch, denn die Verteilung zwischen reichen Nationen und Entwicklungsländern ist höchst unterschiedlich. Hier muss die Menschheit Lösungen finden, auch die armen Regionen mit Nahrung zu versorgen.
Bei einem großen Teil der Experten gilt die konventionelle Landwirtschaft zur Welternährung als unersetzlich. Auf technische und chemische Maßnahmen kann ihrer Meinung nach nicht verzichtet werden. Chemikalien und vielleicht sogar die Gentechnik werden als notwendig angesehen, um die landwirtschaftliche Produktion zu sichern. Nur so sollen genug Lebensmittel erzeugt werden können.
Andere Fachleute sind der Auffassung, dass eine vernünftige Ernährung der Welt in Zukunft nur über den Weg der Bio-Landwirtschaft gelingen kann. Nur mit der ökologischen Wirtschaftsweise ist aus ihrer Sicht eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen möglich.
Zweifellos können mit industrieller Landwirtschaft in kurzer Zeit hohe Erträge eingefahren werden. Andererseits könnte es etwas zu eindimensional gedacht sein, wenn nur auf die rasche Produktivität geachtet wird. Die Ressourcen werden ausgebeutet und nicht nachhaltig und schonend genutzt. Das erschwert bald die Situation in den derartig ausgebeuteten Regionen. Die Ernte kann nach einiger Zeit nicht mehr so ergiebig sein. Das Ökosystem kann durch ungünstige Nutzung empfindlich gestört werden. Das gilt auch für das Zusammenspiel der Arten in den landwirtschaftlich genutzten Bereichen. Das Klima etwa mit starker Trockenheit verschärft vielerorts die Probleme. Die Böden verlieren durch Erosion und Dürre an Fruchtbarkeit, auch Überflutungen und andere Naturgewalten können sich kritisch auswirken.
Wird nicht auf Nachhaltigkeit Wert gelegt, kann der so dringend benötigte Ertrag sinken oder ganz wegfallen. Oft werden als Gegenmaßnahme deutlich mehr Düngemittel und andere potenziell schädliche Substanzen eingesetzt. Mittel- bis langfristig ist eine biologische Landwirtschaft meist besser für Produktion und Ertrag als ein kurzsichtiger, ausbeutender Landbau.
Auch in finanzieller Hinsicht könnte sogar die Bio-Landwirtschaft einen Vorteil bringen. Denn im ökologischen Landbau sind keine Mittel wie Kunstdünger oder Pestizide gefragt - welche immer teurer werden und damit die Lebensmittelpreise steigen lassen. Die ebenfalls sich verteuernden Treibstoffe fallen viel weniger ins Gewicht, wenn auf eine regionale (Bio-)Produktion gesetzt wird.
Dabei muss immer auch differenziert gesehen werden, dass die ökologische Landwirtschaft nicht nur Vorteile mit sich bringt. Die Natur der Sache bringt es mit sich, dass der Öko-Landbau häufig nicht so produktiv ist wie eine konventionelle, industrielle Landwirtschaft. Um die gleiche Menge an Ertrag zu liefern, wird bei der Bio-Produktion mehr Aufwand und Fläche benötigt. Mit den Methoden der konventionellen Landwirtschaft können Missernten zum Teil abgefangen werden. Schädlinge können erfolgreich bekämpft werden, die ansonsten einen großen Teil der Ernte vernichten könnten. Außerdem besteht bei der Bio-Landwirtschaft möglicherweise eine etwas erhöhte Gefahr von Seuchen.
So müssen all diese Aspekte immer auch kritisch vor dem Hintergrund des Hungers in der Welt beurteilt werden. Eine Unterernährung kann die Folge davon sein, dass allein auf die Bio-Landwirtschaft vertraut wird. In armen Ländern geht es ohnehin zum großen Teil um die Existenz. Um das Überleben zu sichern, wird in Kauf genommen, dass die Lebensmittel nicht ökologisch hergestellt werden. Den Menschen ist es verständlicherweise wichtiger, den Hunger zu bekämpfen als auf eine umweltgerechte Produktion zu achten.
Die Gentechnik wird von vielen Seiten aus sehr kritisch gesehen, denn nicht alle Folgen können wirklich eingeschätzt werden. Zweifellos kann die Genmanipulation aber Organismen wie Nutzpflanzen wesentlich robuster machen. So können höhere Erträge erwirtschaftet werden mit einem verminderten Risiko, dass große Ernteverluste auftreten.
Gegner führen jedoch an, dass die Produktivität eben nicht (oder nicht allein) durch die Gentechnologie erhöht werden kann. Oft sind trotzdem Pflanzenschutzmittel notwendig, gute Böden sind ohnehin eine Grundvoraussetzung. Die nicht vorauszusehenden Auswirkungen der Genmanipulation liefern ein Argument gegen den Einsatz solcher Pflanzen (oder auch anderer Lebewesen).
Die Bekämpfung des Welthungers hängt nicht nur damit zusammen, ob nun Bio-Landwirtschaft betrieben wird oder nicht. Eigentlich noch wichtiger sind vernünftige Strukturen, die jeden Menschen an der Ernährung teilhaben lassen. Egal welche Produktionsform gewählt wird, die Verteilung muss auch gerecht sein. Bereits jetzt könnten alle sieben Milliarden Menschen an sich problemlos mit genügend Nahrung versorgt werden. Sogar in einigen Jahrzehnten, wenn die Anzahl der Menschen ihren Spitzenwert mit etwa neun Milliarden erreicht haben wird, könnte die Versorgung gewährleistet sein. Dass dennoch momentan rund zwei Milliarden Menschen zu wenig Nahrungsmittel zur Verfügung haben, hängt mit der unvorteilhaften Ordnung der Welt zusammen.
Ein Grundproblem ist, dass viele Menschen in armen Regionen der Welt einfach zu wenig Geld haben, um sich die Nahrung leisten zu können. Der Weltmarktpreis für Lebensmittel kann nicht für einzelne Regionen verringert werden. Das Problem könnte noch steigen, wenn die Lebensmittelpreise noch weiter heraufgehen. Und die Nutzung beziehungsweise Ausbeutung der Landwirtschaft durch die reicheren Nationen hat zu schlechten Strukturen in den ärmeren Ländern geführt, die unvorteilhafte Bedingungen für die dortige Bevölkerung herbeiführen. Billige Futterpflanzen werden angebaut anstatt wichtiger Nahrungspflanzen für die Menschen in diesen Regionen.
In den hoch entwickelten Ländern wird viel Essen nicht genutzt und letztendlich weggeworfen. In den Lebensmittelläden werden beispielsweise nicht mehr ganz ansehnliche oder nur noch wenige Tage haltbare Produkte entsorgt, obwohl sie noch genießbar wären. Viele Menschen in ärmeren Ländern können nicht auf so einen Luxus zugreifen und müssen hungern. Deshalb bleibt die Nahrungsmittelversorgung der ganzen Weltbevölkerung derzeit nur Theorie.
Es handelt sich um eine komplexe Problematik. Eine Kombination aus den Vorteilen der herkömmlichen Landwirtschaft und der ökologischen Wirtschaftsweise könnte eine Option für die Zukunft sein.
Die mögliche Lösung liegt in der Selbstversorgung der armen Länder. Sie sollen unabhängig von den Lieferungen anderer Staaten sein. Die vielen Kleinbauern können unterstützt werden, so dass sie erfolgreich und nachhaltig Nahrungsmittel produzieren können. Viele dieser Länder bräuchten eine wesentlich bessere Infrastruktur.
Letzte Aktualisierung am 25.11.2021.