Die ökologische Landwirtschaft weist viele Vorteile für die Natur auf, und die Erzeugnisse gelten als hochwertig und gesund. Dennoch lassen sich einige Nachteile von ökologischer Landwirtschaft und Produktion ausmachen. Die Nachteile haben vor allem mit dem größeren Aufwand bei der Bio-Herstellung zu tun. Dieser wirkt sich auf die Preisgestaltung aus, so dass echte Öko-Produkte oft erheblich teurer als die konventionellen Waren sind. Ein weiteres Thema ist die oft schnellere Verderblichkeit der Bio-Produkte. Bio-Erzeugnisse weisen ein erhöhtes Risiko auf, Krankheitskeime zu beherbergen, auch wenn die Gesundheitsgefahr verschwindend gering ist. Und nicht zuletzt ist es möglich, dass sich Bio-Betriebe nicht an die vorgegebenen Richtlinien halten. Im Allgemeinen überwiegen jedoch die positiven Aspekte der ökologischen Herstellung deutlich gegenüber den Nachteilen.
Verbrauchern fällt oft als erstes auf, dass die Bio-Artikel meist teurer sind als die gleichen Produkte aus konventioneller Erzeugung. Dies lässt sich einfach erklären, denn die Herstellung auf ökologische Weise ist aufwändiger als eine industrielle (konventionelle) Produktion. Schon der Platzbedarf ist größer, und die Bauern müssen pro Pflanze oder Tier mehr Arbeit verrichten. Geeignete Futtermittel für Tiere sind meist selbst bio und dementsprechend teuer.
Die Erträge sind dafür in der Regel geringer als bei industrieller Erzeugung, welche auch noch auf Mittel wie Kunstdünger, Pestizide oder Gentechnik zurückgreifen kann. Auch dauert es oft länger, bis ein Erzeugnis reif ist beziehungsweise verkauft werden kann. Weiterhin entsteht ein Mehraufwand bei der Lagerung und bei der Weiterverarbeitung von Bio-Lebensmitteln. Bei Bio-Betrieben handelt es sich ohnehin häufiger um Kleinbetriebe, die gegenüber der Massenproduktion höhere Kosten pro Wareneinheit aufweisen. Außerdem müssen nachhaltig arbeitende Bauernhöfe sowohl Nutzpflanzen anbauen als auch Vieh züchten, anstatt sich auf eine Sparte konzentrieren zu können.
Viele Verbraucher greifen wegen des Preises nicht zu dem Bio-Produkt, sondern zum herkömmlichen Artikel, weil sie sich die Bio-Ware nicht leisten können oder wollen. Deshalb haben Bio-Produkte im Handel immer noch eine weit geringere Bedeutung als konventionelle Lebensmittel.
Bei Bio-Produkten kommen keine Konservierungsmittel zum Einsatz. Deshalb läuft bei vielen dieser Produkte das Mindesthaltbarkeitsdatum relativ schnell ab. Auch bei Frischware lässt sich oft beobachten, dass die Bio-Variante häufig innerhalb recht kurzer Zeit verdirbt. Herkömmlich angebaute oder gezüchtete Lebensmittel sind oftmals robuster, und die jeweilige Fertigware ist oft lange haltbar. Im Einzelfall kann es natürlich ganz anders aussehen.
Schon auf dem Feld kann es Probleme geben, wenn auf eine Bio-Erzeugung gesetzt wird. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel (Pestizide) lässt die Nutzpflanzen anfälliger werden. Sie werden schneller von Insekten, Pilzen oder anderen Erregern von Pflanzenkrankheiten befallen als die Pflanzen auf den industriell bewirtschafteten Äckern.
Lebensmittel können trotz aller Kontrollen bisweilen mit Krankheitserregern belastet sein. Bio-Produkte sind sogar etwas häufiger betroffen als herkömmlich produzierte Lebensmittel. Einer der Gründe ist der Verzicht auf Konservierungsstoffe. Keime können sich auf tierischen Erzeugnissen wie Fleisch, Fisch oder Eiern finden, manchmal aber auch auf Gemüse oder anderen pflanzlichen Produkten. Dabei kann die Düngung mit natürlichen Mitteln wie Tiermist eine Ursache der Keimbelastung darstellen.
Insgesamt gilt für Bio-Produkte, dass das Risiko durch mögliche Krankheitskeime immer noch äußerst gering ist. Die Mikroorganismen führen eher zu einer Geschmacksverschlechterung als zu einer wirklichen Gefährdung der Gesundheit.
Eine weitere Tatsache, die bei Öko-Produkten auffällt, ist die schwankende Qualität. Die Lebensmittel sind nicht wie genormt und fallen unterschiedlich in Aussehen, Größe und Geschmack aus. Manche Verbraucher sehen darin einen Nachteil, denn wie wünschen sich eine genau vorhersagbare Qualität. Es kann sogar so weit gehen, dass die konventionellen Produkte als appetitlicher, „attraktiver" angesehen werden. Doch viele Bio-Käufer empfinden die Qualitätsunterschiede bei Bio-Lebensmitteln als natürlich und als ein Zeichen für Unverfälschtheit.
So finden sich bei Bio-Erzeugnissen wie z. B. Gemüse manchmal auch natürliche, aber unerwünschte Merkmale oder Begleiter. Typisches Beispiel wäre die Schnecke im Salat. Auch das wird von den Verbrauchern aber meist gerne in Kauf genommen und einfach als Nebeneffekt des natürlichen Anbaus gewertet.
Der ökologische Landbau benötigt im Allgemeinen eine größere Fläche als die herkömmliche Landwirtschaft. Tiere benötigen in der Zucht mehr Auslauf und pro Individuum eine größere Stallfläche. Beim Anbau von Bio-Pflanzen muss ebenfalls ein etwas höherer Platzbedarf einkalkuliert werden. Für die Bauern bedeutet dies einen gewissen Nachteil. Der Betrieb arbeitet nicht so wirtschaftlich wie ein konventioneller Hof. Der Platz muss auch erst einmal vorhanden sein.
Wenn ein Produkt bio ist, heißt das noch lange nicht, dass die bestmögliche Umweltverträglichkeit und Produktqualität erreicht ist. Es müssen lediglich die Mindestanforderungen erfüllt werden. Und diese lassen verschiedene Spielräume offen. So sind beispielsweise bei der Weiterverarbeitung der Bio-Lebensmittel nach den gesetzlichen Bestimmungen noch eine ganze Reihe von Zusatzstoffen zulässig. Erzeuger dürfen so vorgehen, dass nur ein Teil des Betriebes ökologisch arbeitet, der andere Teil aber konventionell arbeiten darf. Auch bei Futtermitteln, Düngern, bei der Tierhaltung und weiteren Gegebenheiten gibt es gewisse Kompromisse. Bauern können diese praktisch ausreizen und ihre Produkte trotzdem unter dem Label Bio verkaufen.
Besser aufgestellt sind meistens die Anbauverbände. Diese Institutionen wie Bioland, Naturland oder Demeter haben viele Höfe und Betriebe unter sich, die sich strengeren Vorschriften verpflichten, als für das staatliche Bio-Siegel gelten. Dementsprechend höher ist wiederum der Aufwand, den die Bauern zur Einhaltung der Vorgaben betreiben müssen.
Nicht selten werden Bio-Produkte zwar ökologisch hergestellt, aber über weite Strecken verfrachtet. Die Waren kommen aus anderen Regionen des Inlands, aus dem benachbarten Ausland oder aus exotischen Ländern. Ein langer Transportweg schädigt das Klima und die Umwelt. Vor allem entstehen Abgase, die sich auf den Treibhauseffekt auswirken. Die Erderwärmung wird vorangetrieben, welche zum Teil katastrophale Folgen haben kann. Ebenfalls entstehen beim Transport Schadstoffe, die die Umwelt belasten. Außerdem kommt es zu Lärm. Aus diesen Gründen wird Verbrauchern empfohlen, Produkte aus regionaler Erzeugung vorzuziehen. Die Transporte können dabei sehr kurz gehalten werden, so dass diese negativen Auswirkungen wegfallen.
Was als Bio-Produkt auf den Markt kommen soll, muss genauen Richtlinien nach dem Bio-Siegel genügen. Betriebe unter einem Anbauverband müssen sich noch höheren Standards unterwerfen. Die Kontrollen sind strenger als allgemein bei Lebensmitteln. Für die Bauern und verarbeitenden Firmen bedeutet das, dass sie auf viele Aspekte achten müssen, die für andere Betriebe nicht gelten.
Um das Bio-Siegel überhaupt erst führen zu dürfen, müssen Betriebe dies beantragen und selbstverständlich die Voraussetzungen erfüllen. Es kann eine mehr oder weniger lange Vorlaufzeit benötigt werden.
Alle Branchen können es prinzipiell mit Betrügern zu tun bekommen, so auch die Bio-Landwirtschaft. Es dürfte zwar selten vorkommen, aber es ist möglich, dass Produkte mit dem Aufdruck Bio gar nicht aus der ökologischen Herstellung kommen. Die Betriebe werden regelmäßig von Kontrollstellen überprüft. In vereinzelten Fällen kommt zum Vorschein, dass Firmen und Betriebe bewusst nicht nach den Bio-Richtlinien arbeiten, ihre Produkte aber trotzdem so deklarieren. Es ist auch schon vorgekommen, dass den biologischen Erzeugnissen konventionelle Anteile in zu großer Menge beigefügt wurden. Betriebe könnten auch unerlaubterweise Pestizide versprühen, die nicht immer nachweisbar sind. Des Weiteren können Bauernhöfe etwa bei der Größe der Stall- oder Auslaufflächen schummeln.
Ein Problem ähnlicher Art ergibt sich bei Trittbrettfahrern, die ihre eindeutig konventionellen Erzeugnisse unter Slogans oder Bezeichnungen verkaufen, die irreführend sind. Einige Ausdrücke, die auch rechtlich erlaubt sind, gaukeln den Kunden bloß vor, dass es sich um Bio-Produkte handelt. Bei Wörtern wie „naturnah", „kontrollierter Anbau", „ungespritzt", „integrierte Landwirtschaft" oder „umweltfreundliche Herstellung" sollten Kunden stutzig werden, wenn sie tatsächlich Bio-Produkte kaufen möchten. Bindenden Vorschriften unterliegt nur der Begriff „Bio" sowie „Öko". Ebenfalls können sich Verbraucher am offiziellen Bio-Siegel Deutschlands oder Europas orientieren. Dagegen bieten schöne Bildchen von grüner Natur und glücklichen Tieren nicht die Sicherheit, es mit einem Bio-Produkt zu tun zu haben.
Im Großen und Ganzen kann die ökologische Landwirtschaft als vorteilhaft gegenüber der herkömmlichen (konventionellen) Landwirtschaft angesehen werden. Der Öko-Landbau muss Umwelt- und Qualitätsansprüchen genügen, die regelmäßig kontrolliert werden. Doch in mancher Hinsicht können sich gewisse Nachteile und Probleme im Zuge der Bio-Produktion ergeben. Der höhere Preis und die schwankende Qualität sind zwei der Eigenschaften von Bio-Produkten, die als negativ angesehen werden könnten. Insgesamt gesehen ist die ökologische Landwirtschaft immer noch besser, in erster Linie für die Umwelt, aber auch für den Verbraucher, der die Bio-Produkte konsumiert.
Letzte Aktualisierung am 18.12.2020.