Ist der Cholesterinspiegel, das heißt die Gesamtmenge an Cholesterin im Blut, über 200mg/dl erhöht, wird von erhöhten Cholesterinwerten gesprochen. Eine Erhöhung der Cholesterinwerte (Hypercholesterinämie) ist eine sehr häufige Störung, die etwa 20 von 100 Personen betrifft. Die Hypercholesterinämie zählt zum großen Krankheitsbild der Lipidstoffwechselstörungen und sind somit eher ein Symptom, dem meist eine komplexe Ursachenkonstellation zugrunde liegt. Sie stellt einen wesentlichen Risikofaktor für die Entstehung von
Cholesterin ist für den menschlichen Körper lebenswichtig. Es wird hauptsächlich vom Körper selbst produziert. Die Produktion von Cholesterin findet in der Leber statt. In der Regel werden nur 10 Prozent des Cholesterins über die Nahrung aufgenommen. Es dient als wichtigster Baustein für das Gerüst der Zellmembranen. Außerdem ist es eine Vorstufe der Hormone Kortisol sowie dem Regulationshormon Aldosteron und den Sexualhormonen Testosteron, Östrogen und Progesteron. Des Weiteren werden aus Cholesterin in der Leber Gallensäuren hergestellt, die für die Verdauung benötigt werden.
Cholesterin zählt zu der großen Gruppe der Fette (Lipide). Ihre gemeinsame Eigenschaft besteht darin, dass sie unlöslich in Wasser sind. Um trotzdem im Blut von einem Organ zu anderen transportiert werden zu können, muss das Cholesterin an Transportproteine, sogenannte Lipoproteine, gebunden werden. Zwei Formen von Lipoproteinen binden fast ausschließlich Cholesterin:
Ein zu hoher Cholesterinspiegel im Blut kann erblich bedingt sein. In diesem Fall wird von einer familiären Hypercholesterinämie gesprochen. Verstärkt wird diese Veranlagung in den meisten Fällen noch zusätzlich durch einen falschen Lebensstil. Zu wenig Bewegung, Übergewicht und eine Cholesterinreiche Ernährung lassen die Cholesterinwerte weiter ansteigen.
Ist im Körper zu viel Cholesterin vorhanden, wird mehr zu den Körperorganen transportiert, wodurch sich die LDL-Partikel in den Blutgefäßen anhäufen. Sie lagern sich an den Wänden der Blutgefäße ab und verursachen sogenannte Plaques an der Arterienwand. Dadurch verhärten und verengen sich die Gefäße, es kommt zur sogenannten Arteriosklerose.
Aber auch bei normalen Cholesterinwerten um 200 mg/dl kann sich eine Arteriosklerose bilden, wenn Cholesterin nicht mehr zurück zur Leber transportiert wird. Das „gute" Cholesterin, das an HDL gebunden transportiert wird, ist dann vermindert während das „schlechte" an LDL gebundene Cholesterin Werte von 150 mg/dl übersteigt.
Die wichtigen Organe wie Herz und Gehirn werden so immer schlechter mit Blut versorgt. Das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, besonders Herzinfarkte und Schlaganfälle steigt stark an.
Ein zu hoher Cholesterinspiegel verursacht bei den Betroffenen zunächst keine Beschwerden. Erst die Folgen des über längere Zeit erhöhten Cholesterinwertes machen sich in Form von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bemerkbar. Die Wände der Blutgefäße verhärten sich durch die Ablagerung von Cholesterin an den Arterien. Eine sogenannte Arteriosklerose ist die Folge. Vor allem das Risiko für Herzinfarkte steigt durch die Ablagerung von Cholesterin in den Blutgefäßen stark an.
Bei Cholesterinwerten über 250 mg/dl verdoppelt sich bereits die Gefahr für einen Herzinfarkt. Personen mit Cholesterinwerten über 300 mg/dl haben im Vergleich zu Personen mit normalen Cholesterinwerten sogar ein vierfach erhöhtes Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden. Aber auch Schlaganfälle und Thrombosen kommen bei Patienten mit erhöhtem Cholesterin um ein Vielfaches häufiger vor.
Ebenfalls lassen sich Ablagerungen des Cholesterins in der Haut (kutane Xanthome) finden, bevorzugt an den Augenlidern und unterhalb der Augen (Xanthelasmen). Auch in den Sehnen (Sehnenxanthome) können sich Cholesterinablagerungen bilden, bevorzugt an Achillessehnen und Fingerstrecksehnen. Auch an den Augen selbst werden Cholesterinablagerungen als Ring um die Iris (Arcus lipoides) sichtbar.
Das Verhältnis von HDL zu LDL gibt einen Hinweis darüber, ob der Transport von Cholesterin ausgewogen ist, also sowohl ein Transport zu den Körperzellen als auch zur Leber stattfindet. Um zu unterscheiden ob eine primäre oder eine sekundäre Störung vorliegt, werden weitere Untersuchungen unternommen, um Schilddrüsenunterfunktionen, Diabetes mellitus sowie Leber- und Nierenerkrankungen zu erkennen.
Außerdem wird versucht, den Lebens- und Ernährungsstil des Patienten so genau wie möglich zu erfassen. Dazu werden auch die Werte des Body-Mass-Index (BMI = Körpergewicht geteilt durch Körpergröße im Quadrat) sowie des Körperfettverteilungsmusters (Taillenumfang geteilt durch Hüftumfang) bestimmt und zur Diagnose herangezogen.
Bei Vorliegen einer Hypercholesterinämie wird außerdem ermittelt, wie hoch das Risiko für die Entstehung einer Arteriosklerose ist.
Risikofaktoren für Gefäßwandveränderungen sind
Durch eine Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße (Dopplersonographie) kann der Arzt außerdem ermitteln, wie stark die Arteriosklerose schon fortgeschritten ist. Bei Verdacht auf eine erblich bedingt Störung, eine sogenannte familiäre Hypercholesterinämie, können außerdem Spezialuntersuchungen durchgeführt werden, um den genauen Gendefekt zu ermitteln. Dazu werden beispielsweise DNA-Analysen durchgeführt.
Es ist wichtig zu unterscheiden ob eine primäre, das heißt angeborene, oder eine sekundäre Hypercholesterinämie vorliegt, die sich im Laufe des Lebens entwickelt hat. Vor allem Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Metabolisches Syndrom, Leber- und Gallenwegserkrankungen, Schilddrüsenfunktionsstörungen und Erkrankungen der Niere hängen oft mit Fettstoffwechselstörungen zusammen. Die Erkrankungen sind in der Lage, eine Erhöhung der Cholesterinwerte zu verursachen, die Symptome können jedoch auch unabhängig voneinander auftreten und müssen nicht in kausalem Zusammenhang stehen.
Durch eine langfristige Senkung des Cholesterins, vor allem des LDL-Cholesterins, kann bereits eine Verminderung des Herzinfarktrisikos um 30 Prozent erreicht werden. Es kann, vor allem bei jüngeren Patienten, zu einer Rückbildung der Plaques in den Blutgefäßen kommen, wodurch auch die Gefahr für Schlaganfälle und Thrombosen gemindert wird.
Das Sterblichkeitsrisiko durch arteriosklerotische Gefäßveränderungen sinkt durch eine langfristige Reduktion des Cholesterinwertes unter 200 mg/dl um 25 Prozent. Die Zielwerte für das LDL-Cholesterin richten sich dabei nach dem individuellen Risiko für Arteriosklerose:
Das „gute" HDL, das das Cholesterin zurück zur Leber transportiert, sollte dabei nicht unter Werte von 40 mg/dl bei Männern, beziehungsweise 50 mg/dl bei Frauen absinken. Um dies zu erreichen, müssen in den meisten Fällen die Ernährungsgewohnheiten drastisch geändert werden.
Der Cholesterinanteil in der Nahrung sollte in jedem Fall unter 300 mg pro Tag gesenkt werden. Ein Eidotter enthält beispielweise 270 mg Cholesterin. Deshalb ist es ratsam, pro Woche nicht mehr als zwei bis drei Eier zu sich zu nehmen.
Des Weiteren sollte der Anteil von Fetten an der täglichen Gesamtkalorienmenge insgesamt weniger als 25 Prozent ausmachen. Die Fette sollten außerdem eher pflanzlich sein, wie beispielsweise Oliven- oder Rapsöl. Tierische Fette sollten möglichst gemieden werden.
Etwa 50 bis 60 Prozent der Nahrung sollten aus Kohlenhydraten bestehen, diese sollten möglichst komplex sein. Vollkornprodukte beispielsweise sind eher komplexe Kohlenhydrate, Weißbrot hingegen besteht aus einfachen Kohlenhydraten, die im Körper sehr schnell zu Zucker abgebaut werden.
Eiweiß sollte an der täglichen Kalorienmenge einen Anteil von etwa 15 Prozent einnehmen. Ernährungsmediziner empfehlen außerdem einen regelmäßigen Konsum von Seefisch etwa zwei Mal pro Woche, da sie einen hohen Gehalt an wichtigen Omega-3-Fettsäuren aufweisen, sowie eine ausreichende Jodzufuhr von 150 bis 200 µg pro Tag.
Außerdem sind Ballaststoffe wichtig für die Verdauung und den Stoffwechsel. Pro Tag sollten etwa 20 bis 30 g Ballaststoffe aufgenommen werden. Eine ausgewogene Ernährung wirkt sich positiv auf die Blutgefäße aus und steuert somit der Arteriosklerose entgegen.
Zusätzlich führt körperliche Bewegung zu einer zusätzlichen Senkung des Cholesterinwertes, besonders des LDL-Cholesterins, sowie einer Erhöhung des „guten" HDL-Cholesterin-Wertes.
Zusätzlich kann unter Umständen eine medikamentöse Therapie helfen, die Cholesterinwerte in den Griff zu bekommen.
Zur Senkung des erhöhten Cholesterinwertes stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:
Sie hemmen das Schlüsselenzym der Cholesterinsynthese in der Leber und senken auf diesem Wege die Cholesterinkonzentration innerhalb der Zellen. Der Körper versucht dem entgegenzusteuern, indem er mehr LDL-Partikel in die Zellen transportiert. So steigt das Cholesterin in den Zellen wieder, während der Blutspiegel sinkt. Der gewünschte Effekt ist dann eingetreten und das „schlechte" LDL-Cholesterin kann so um bis zu 60 Prozent verringert werden.
Statine sind die wirksamsten und am weitesten verbreiteten Cholesterinsenker. Sie vermindern sowohl das Herzinfarktrisiko als auch die arteriosklerosebedingte Sterblichkeitsrate erheblich. Als Nebenwirkungen treten gelegentlich Muskelschmerzen auf.
Aus Cholesterin werden in der Leber Gallensäuren produziert. Die Gallensäuren sind wichtig für die Fettverdauung im Darm. Sie werden über die Gallengänge in dem Darm abgegeben und anschließend wieder zur Leber zurücktransportiert (Enterohepatischer Kreislauf). Anionenaustauscherharze und Gallensäurebinder unterbrechen diesen Kreislauf, wodurch die Gallensäure über den Darm ausgeschieden wird. Sie muss dann in der Leber neu hergestellt werden, wodurch Cholesterin verbraucht wird und der Cholesterinspiegel im Blut absinkt.
Diese Medikamente werden meist in der Kombination mit Statinen eingesetzt. Sie senken nachweisbar das Herzinfarktrisiko. Als Nebenwirkung treten vor allem Magen-Darm-Beschwerden, wie Verstopfung und Völlegefühl auf.
Dieser Arzneistoff hemmt die Aufnahme von Cholesterin, das mit der Nahrung aufgenommen wird. Es wirkt innerhalb der Darmschleimhaut und führt dazu, dass etwa 50 Prozent des zugeführten Cholesterins wieder ausgeschieden wird. Somit sinkt auch der Cholesterinwert im Blut. Auch dieses Medikament wird meist mit Statinen kombiniert.
Neben diesen Therapiemöglichkeiten müssen andere Ursachen und auch Folgeerscheinungen der erhöhten Cholesterinwerte behandelt werden. Dazu gehört die optimale Einstellung eines Diabetes mellitus, die medikamentöse Therapie einer Schilddrüsenunterfunktion und eine Alkoholkarenz
Die wichtigsten Maßnahmen um erhöhte Cholesterinwerte in den Griff zu bekommen sind eine Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung, Lebensstilverbesserung und Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen. Erst danach erfolgt die medikamentöse Therapie, die entweder mit Statinen, Anionenaustauschern oder Ezetimib erfolgen kann.
Letzte Aktualisierung am 07.09.2021.