Wenn der Milchzucker Laktose im Darm nicht richtig verwertet werden kann, spricht man von einer Laktoseintoleranz. Die Laktoseintoleranz gehört zu einer Gruppe von Erkrankungen, bei denen ein Mangel an Enzymen vorliegt, die Kohlenhydrate im Darm spalten. Im Falle der Laktoseintoleranz ist das Enzym Laktase betroffen.
Man unterscheidet zwischen einer primären und einer sekundären Form. Während die primäre Form erblich bedingt ist, kann die sekundäre Form der Laktoseintoleranz durch Darmerkrankungen oder eine falsche Ernährung ausgelöst werden.
Diese Form der Nahrungsmittelunverträglichkeit ist die häufigste in Deutschland und betrifft etwa 15 Prozent der Bevölkerung. In Europa leiden etwa 10 Prozent der Erwachsenen unter dieser Erkrankung, von der schwarzen Bevölkerung der USA sind sogar bis zu 95 Prozent betroffen. Auch in asiatischen Ländern fehlt den meisten Menschen das Enzym zur Spaltung von Milchzucker. Daher finden sich in diesen Ländern kaum Milch- oder Käseprodukte auf dem Speiseplan.
Laktose ist ein sogenanntes Disaccharid, das heißt, es besteht aus zwei Zuckerteilchen (Zuckermolekülen). Diese werden durch das körpereigene Enzym Laktase im Darm gespalten, um dann vom Körper aufgenommen und verwertet werden zu können.
Im Falle der Laktoseintoleranz liegt ein Mangel des Enzyms Laktase vor, die Laktose kann also nicht mehr aufgespalten werden. Sie gelangt unverwertet in den Dickdarm und wird dort von Bakterien abgebaut.
Bei diesem bakteriellen Abbau entstehen Kohlendioxid (CO2), Wasserstoff (H2) und Milchsäure als Abbauprodukte. Diese lösen bei den Betroffenen schwere Durchfälle und Darmkrämpfe aus.
Die primäre Form der Laktoseintoleranz wird vererbt und führt dann schon in der ersten Phase der Milchernährung beim Säugling zu Störungen.
Im Vergleich dazu wird die sekundäre Form im Laufe des Lebens erworben. Die Betroffenen leiden entweder schon unter einer anderen Verdauungsstörung, wie beispielsweise der einheimischen Sprue (Glutenunverträglichkeit) oder einer anderen Dünndarmerkrankung. Auch durch falsche Ernährung kann eine Laktoseintoleranz ausgelöst werden.
Wenn sehr selten Milch verzehrt wird, geht die Aktivität des Enzyms Laktase zurück. Wird dann wieder Milch über die Nahrung aufgenommen, kann der darin enthaltene Milchzucker nicht mehr verwertet werden.
Personen mit einer Laktoseintoleranz haben nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten starke Durchfälle. Diese sind eine Folge der Vergärung des Milchzuckers durch die Darmbakterien im Dickdarm. Außerdem kommen starke Krämpfe und Blähungen hinzu.
Säuglinge mit einer erblich bedingten Laktoseintoleranz fallen schon in der ersten Phase der Milchernährung durch Gedeihstörungen auf.
Durch die Meidung des Verzehrs von Milch und Milchprodukten haben die Betroffenen oft einen Mangel des Mineralstoffs Calcium. Wird mit der Nahrung nicht zusätzlich Calcium zugeführt, besteht die Gefahr einer Osteoporose, was zu vermehrten Knochenbrüchen führen kann.
Die Diagnose der Laktoseintoleranz ist meist eine Ausschlussdiagnose, das heißt, der behandelnde Arzt muss zunächst alle möglichen organischen Ursachen für Durchfall oder Darmkrämpfe ausschließen, bevor er die Diagnose Laktoseintoleranz stellen kann.
Dazu ist es oft hilfreich, wenn die Betroffenen ein sogenanntes Bauchschmerztagebuch führen. Darin wird notiert, was gegessen wird und wann Beschwerden aufgetreten sind. Diese Methode lässt Rückschlüsse zu, welche Nahrungsmittel nicht vertragen werden.
Meist lässt sich die Diagnose Laktoseintoleranz jedoch schon durch die typischen Symptome nach der Aufnahme von Milchprodukten und die Beschwerdefreiheit bei Milchkarenz stellen.
Zur Sicherung der Diagnose kann ein sogenannter Wasserstoffexhalationstest (H2-Atemtest) durchgeführt werden. Dazu wird dem Patienten eine bestimmte Menge Milchzucker gegeben. Beim Abbau der Laktose durch die Darmbakterien entsteht Wasserstoff (H2), der von den Patienten ausgeatmet wird.
Übersteigt der Wasserstoffwert in der Ausatmung einen Wert über 20ppm, kann von einem Mangel an Laktase ausgegangen werden.
Eine weitere diagnostische Möglichkeit bietet der sogenannte Laktosetoleranztest. Dazu muss der Betroffene 50g Milchzucker zu sich nehmen. Danach wird der Blutzuckerspiegel gemessen. Steigt dieser nicht an, wird die Laktose womöglich nicht richtig abgebaut.
Ein Blutzuckeranstieg unter 20mg/dl weist auf eine Laktoseintoleranz hin.
Des Weiteren können auch ein saurer Stuhl mit einem pH Wert unter 6 sowie eine Dünndarmbiopsie zum Nachweis einer niedrigen Laktaseaktivität die Diagnose sichern.
Ein Mangel des Enzyms Laktase kommt in der Bevölkerung sehr häufig vor. Jedoch können auch andere Erkrankungen zu einer Verwertungsstörung von Laktose führen, und damit ähnlich Symptome hervorrufen.
Meist liegt dann eine Allergie gegen Bestandteile der Milch, wie Laktalbumin oder Kasein vor. Diese Allergie kann durch die Bestimmung spezifischer Antikörper im Blut nachgewiesen werden.
Patienten mit einer Milchallergie entwickeln schon nach der Aufnahme von kleinsten Mengen Milch starke Beschwerden, während solche mit einer Laktoseintoleranz geringe Mengen an Milch durchaus vertragen können.
Die Therapie der Laktoseintoleranz hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab, also ab welchen Mengen der Milchzucker nicht mehr vertragen wird. Bei der primären erblichen Form der Laktoseintoleranz führt eine laktosefreie Diät zu einer sofortigen Besserung der Beschwerden. Bei leichtem Laktasemangel kann auch eine Ernährung mit laktosearmer Milch versucht werden. Auch Jogurt enthält meist nur wenig Laktose und wird in der Regel gut vertragen. Des Weiteren kann eine direkte Gabe des Enzyms Laktase versucht werden.
Im Falle der sekundären erworbenen Laktoseintoleranz führt die Gewöhnung an Milch meist zur Besserung und schließlich zum vollständigen Rückgang der Beschwerden, da sich das Enzym Laktase wieder regeneriert.
Um einem Calciummangel vorzubeugen sollte außerdem darauf geachtet werden, genug Calcium einzunehmen. Dies kann über Calciumhaltiges Mineralwasser erfolgen, aber auch Gemüsesorten wie Broccoli oder Grünkohl enthalten viel Calcium.
Personen mit einer angeborenen Laktoseintoleranz werden diese Erkrankung ihr ganzes Leben lang beibehalten, da hier eine angeborene Enzymstörung vorliegt. Um Beschwerden wie Durchfälle und Darmkrämpfe zu vermeiden, müssen sie eine milchzuckerfreie Diät einhalten. Dies ist jedoch sehr gut möglich, da zur Zeit eine Vielzahl von Nahrungsprodukten auf dem Markt ist, die laktosefreie oder laktosearme Milch in der Zubereitung verwenden. Die Betroffenen empfinden die laktosearme Diät meist nur als sehr geringe Einschränkung ihrer Lebensqualität.
Die sekundäre Laktoseintoleranz hat eine wesentlich günstigere Prognose. Die Erkrankung kann meist schon durch eine allmähliche Gewöhnung an Milchzucker behandelt werden und die Beschwerden verschwinden in der Regel vollständig.
Letzte Aktualisierung am 30.08.2021.