Zöliakie ist eine Intoleranz des Körpers gegen die Klebeproteine (Gluten), die in unseren einheimischen Getreidearten Roggen, Weizen, Hafer und Gerste enthalten sind. Glutensensitive Enteropathie und einheimische Sprue sind synonyme Begriffe für diese Erkrankung.
Die Zöliakie kommt sehr häufig vor. 0,1 bis 0,5 Prozent der gesamten europäischen Bevölkerung sind betroffen. Ein großer Teil der an Zöliakie erkrankten Personen hat jedoch nur sehr schwache Symptome, sodass etwa 80 Prozent der Erkrankungen nicht erkannt werden.
Die genaue Ursache der Zöliakie ist noch nicht eindeutig geklärt. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Abwehrreaktion des Körpers auf die Klebeeiweiße auf einer erblich bedingten Störung beruht. Jedoch spielen auch weitere Faktoren, wie Umwelteinflüsse und Infektionen scheinbar eine Rolle bei der Entstehung einer Zöliakie.
Im Allgemeinen zählt die Zöliakie zu den Autoimmunkrankheiten. Die Entstehung kann wie folgt erklärt werden: Eine Komponente des Eiweißes Gluten ist das sogenannte Gliadin. Gliadin bildet den in Alkohol löslichen Teil von Gluten. Im Darm wird es durch körpereigene Enzyme mit Bindegewebe zu einer größeren Struktur vernetzt. Bei den an Zöliakie erkrankten Personen ist diese Struktur der Auslöser für Entzündungen der Darmschleimhaut. Im Blut der Betroffenen können sowohl Antikörper gegen Gliadin als auch gegen das vernetzende Enzym, die so genannte Transglutaminase, nachgewiesen werden.
Durch die Entzündung wird die Oberfläche der Darmschleimhaut immer mehr reduziert. Die Darmschleimhaut ist für die Aufnahme und Verwertung der Nahrung verantwortlich. Ist nicht mehr genug Oberfläche im Darm vorhanden, entstehen im Verlauf der Erkrankungen schwere Mangelerscheinungen.
In den meisten Fällen macht sich Zöliakie schon zu Beginn des zweiten Lebensjahres bemerkbar, etwa drei bis vier Monate nach der Einführung getreidehaltiger Breikost, wie Schleime, Breie und Brot. In den folgenden Monaten entwickeln sich dann die für Zöliakie charakteristischen Symptome. Wird die Krankheit nicht rechtzeitig erkannt, können weitere Folgesymptome entstehen.
Anhand dieser Symptome können drei Phasen der Erkrankung unterschieden werden:
Ein erstes Anzeichen der Zöliakie ist meist die Gedeihstörung im zweiten Lebensjahr. Hinzu kommt eine für dieses Alter ungewöhnliche Misslaunigkeit sowie schwere Durchfälle. Der Nachweis von Antikörpern gegen Gliadin oder das Enzym Transglutaminase kann die Diagnose sichern.
Es ist außerdem oft hilfreich, wenn die Betroffenen, beziehungsweise deren Eltern, ein sogenanntes Bauchschmerztagebuch führen. Darin wird notiert, was gegessen wird und wann Beschwerden aufgetreten sind. Diese Methode lässt Rückschlüsse zu, welche Nahrungsmittel nicht vertragen werden und ob unter Umständen noch andere Unverträglichkeiten bestehen.
Eine Entnahme einer Gewebsprobe aus dem Dünndarm (Dünndarmbiopsie) kann den Verdacht einer Zöliakie ebenfalls bestätigen. Diese wird meist endoskopisch durchgeführt, dauert nicht länger als 10 bis 15 Minuten und ist relativ ungefährlich. Eine dünne Kamerasonde wird über den Mund und die Speiseröhre in den Dünndarm geschoben. So können mehrere Gewebsproben von verschiedenen Stellen der Dünndarmschleimhaut entnommen und anschließend untersucht werden.
Der Rückgang der Symptome bei Einhalten einer glutenfreien Diät reicht bei Kindern aus, um die gesicherte Diagnose Zöliakie zu stellen.
Es gibt eine Reihe weiterer Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie Zöliakie hervorrufen können. Diese müssen von der Sprue sicher abgegrenzt werden. Zu diesen Krankheiten zählen:
Da Zöliakie eine Autoimmunerkrankung ist, ist sie nicht vollständig heilbar. Man kann die Symptome und die eventuellen Folgen der Erkrankung jedoch mit einer Diät sehr gut in den Griff bekommen.
Die an Zöliakie Erkrankten müssen sich dazu gliadinfrei ernähren, das heißt, alle auf den Getreidearten Roggen, Hafer, Gerste und Weizen basierenden Nahrungsmittel müssen gemieden werden. Stattdessen können sie durch Produkte, die auf Reis, Soja, Mais, Kartoffeln, Nüssen, Kastanien und Johannisbrotmehl basieren, ersetzt werden.
Durch eine konsequente Diät kann sich die Entzündung wieder zurückbilden und die Darmschleimhaut regeneriert sich wieder. Schon kleinste Mengen an Gluten können den Darm jedoch erneut schädigen. Die Ernährung und Lebensweise der Betroffenen muss also grundlegend geändert werden. Meist tritt bereits wenige Tage nach der Ernährungsumstellung eine Verbesserung der Symptome ein.
Zu Beginn der Therapie sollten zusätzlich Vitamine und Eisenpräparate eingenommen werden. Schon kurz nachdem die Betroffenen mit der Diät begonnen haben, wird sich die Stimmung zunehmend bessern, der Appetit nimmt zu und auch die Durchfälle gehen zurück.
Halten die an Zöliakie erkrankten Personen die empfohlene Diät konsequent durch, ist die Prognose sehr gut. Von besonderer Bedeutung hinsichtlich der Langzeitprognose sind die Fälle von Zöliakie, die zu spät oder gar nicht erkannt und behandelt wurde.
Unbehandelt kann die Zöliakie eine Reihe von weiteren Folgeerkrankungen auslösen, wie beispielsweise eine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) oder andere Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Es gilt mittlerweile als erwiesen, dass Zöliakie unbehandelt im Alter zu Lymphomen führen kann.
Letzte Aktualisierung am 31.08.2021.