Die Alexandertechnik ist eine pädagogisch-psychotherapeutische Form der Körpertherapie, die der Schulung der körperlichen Bewegung und Haltung dient. Dabei sollen die Haltungs- und Bewegungsgewohnheiten aufmerksam beobachtet, optimiert und dysfunktionale Gewohnheiten abgelegt werden. Gleichzeitig soll das psychische Gleichgewicht stabilisiert werden.
Die Alexandertechnik ist nach ihrem Begründer Frederick Matthias Alexander (1869 - 1955), einem australischen Rezitator und Schauspieler, benannt. Er entwickelte die Methode Ende des 19. Jahrhunderts. Ab 1931 unterwies er andere darin, die Technik zu lehren. In England wurde 1958 die Gesellschaft der Alexanderlehrer gegründet. Diese stellte Richtlinien auf, an denen sich alle anderen nationalen Verbände orientieren.
Die Alexandertechnik beschäftigt sich mit erlernten und eingeprägten Mustern, die die Bewegungsabläufe, aber auch das Denken und Fühlen beeinflussen. Sie basiert auf drei Grundannahmen:
Bei der optimalen Körperbewegung steuert der Kopf und die Wirbelsäule folgt ihm, so dass eine größtmögliche Wirksamkeit bei möglichst geringer Anstrengung erreicht wird. Die ideale Körperhaltung besteht aus einer möglichst aufrechten, geraden Haltung bei größtmöglicher Gelöstheit. Erreicht werden soll dies durch regelmäßiges Üben und die Übertragung der geistigen Haltung auf die Bewegung. Die äußere Haltung steht somit in einer engen Beziehung zum inneren Befinden, d.h. die Körperhaltung drückt das psychische Empfinden aus und eine verbesserte Haltung kann Stress abbauen.
Die Psychophysiologie bestätigt, dass die Alexandertechnik das Bewusstsein für die eigene Haltung verändern kann. Dieses Bewusstsein und die innere Haltung können Anteile des unwillkürlichen Nervensystems beeinflussen. Es ist vorstellbar, dass eine verbesserte Körperhaltung somit auch Einfluss auf die Stimmung und Erkrankungen, die mit Störungen des Bewegungsapparates verbunden sind, haben.
Die Diagnose besteht aus der Beobachtung der Kopfhaltung und ob von ihr Verspannungen des gesamten Bewegungsapparates ausgehen. Außerdem werden die Haltung beim Stehen oder Sitzen und alltägliche Bewegungen wie Aufstehen, Hinsetzen, Gehen oder Bücken analysiert. Daraus kann der Lehrer erkennen, ob sich Gewohnheiten ausgebildet haben, die einen harmonischen Ablauf stören.
Die Übungen finden bei konzentrierter Aufmerksamkeit meist vor einem Spiegel statt. Dabei soll bequeme, leichte Kleidung getragen werden. Zunächst lehrt der Lehrer den Übenden mit sanft aufgelegter Hand gewohnheitsmäßige Verhaltensweisen und leichte Verspannungen zu erkennen. Mit Handlungsanweisungen und sanften manuelle Korrekturen leitet er ihn an, die Haltung zu verändern und Bewegungen physiologisch korrekt durchzuführen.
Die erlernten Grundelemente werden ständig unter Selbstkontrolle wiederholt. Nach etwa 5 bis 10 Trainingsstunden stellt sich allmählich eine neue Körperwahrnehmung heraus. Bisher eingeschränkte Bewegungen oder berufsspezifische Bewegungsabläufe können anschließend trainiert und optimiert werden. Eine Trainingseinheit dauert 30 bis 50 Minuten und findet meist als Einzelunterricht statt. Für die Grundschulung sind etwa 30 Lektionen erforderlich, für intensives Training bis zu 100. Es sind auch Gruppenunterricht und -training möglich.
Die Methode kann je nach Bedarf nach dem Erlernen ohne Anleitung trainiert werden.
Die Ausbildung von Trainern erfolgt in Alexanderschulen und ist international einheitlich geregelt. Sie dauert drei Jahre und beinhaltet 1600 Stunden bei 15 Wochenstunden. Der Abschluss der Ausbildung wird mit einem Zertifikat bestätigt. Eine Fortbildung sollte regelmäßig erfolgen. Diese wird vom Berufsverband bescheinigt. Meistens wird die Alexandertechnik von Schauspielern, Musikern, Tänzern, Physiotherapeuten und Masseuren erlernt.
Die Alexandertechnik richtet sich an Menschen, die berufliches Interesse an einer guten Körperhaltung und Stimmführung besitzen, z.B. Musiker, Schauspieler, Sportler, Politiker. Auch Menschen, deren körperliche Belastung im Beruf zu einer verspannten Haltung führen kann, soll sie helfen können. Schwangere, die ihre Bewegungen dem sich verändernden Körper anpassen möchten, können sie ebenfalls erlernen.
Einsatz findet die Alexandertechnik auch bei Beschwerden, die auf der Fehlhaltung und Störung des Bewegungsapparates beruhen, wie Rücken-, Schulter-, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Arthritis. Auch bei Störungen des Bewegungsapparates (Parkinson-Krankheit) und Kreislaufstörungen kann sie angewendet werden. Bei Stress, vegetativen und psychosomatischen Beschwerden, Neurosen, Angstzuständen und Depressionen soll sie Linderung verschaffen.
Es sind keine Gegenanzeigen bekannt.
Es sind keine Nebenwirkungen bekannt.
In Studien konnte belegt werde, dass die Alexandertechnik bei der Parkinson-Krankheit zu einer Verminderung des Behinderungsgrades führt. Sie ist weitgehend frei von Risiken und die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt daher positiv aus. Die Alexandertechnik ist zur Behandlung von Parkinson „geeignet".
Für chronische Rückenschmerzen, eine zunehmende Beweglichkeit bei älteren Menschen und eine verbesserte Lungenfunktion gibt es Hinweise auf eine therapeutische Wirksamkeit der Alexandertechnik. Überzeugende Nachweise fehlen jedoch. Die Methode ist somit „wenig geeignet".
Für die anderen genannten Anwendungen sind keine Studien bekannt und die Alexandertechnik ist daher für diese Störungen und Krankheiten „nicht geeignet".
Letzte Aktualisierung am 14.09.2021.