Biofeedback (altgriechisch Bios = Leben, englisch Feedback = Rückmeldung) bezeichnet eine Methode, bei der unbewusst ablaufende Prozesse erfasst werden und mit technischen Hilfsmitteln der bewussten Wahrnehmung zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise können die Prozesse willkürlich beeinflusst werden.
Seinen Ursprung hat das Biofeedback im Yoga und der Meditation, mit denen Prozesse des Körpers willentlich beeinflusst werden können. Die Wissenschaftler der westlichen Welt interessierten sich jedoch erst ab dem 19. Jahrhundert für die Erforschung dieser Fähigkeit. Voraussetzung war die Möglichkeit, physiologische Prozesse messen und darstellen zu können.
Um 1870 wurde das erste Gerät entwickelt, mit dem der Hautwiderstand gemessen werden konnte. Mittels dieser Methode konnte festgestellt werden, dass sich bei Patientinnen mit Hysterie die Hautfeuchtigkeit je nach seelischem Befinden verändert und somit ein Zusammenhang zwischen geistigen und körperlichen Prozessen besteht.
Bis in die 1960er Jahre wurde angenommen, dass das Nervensystem nicht willentlich beeinflusst werden kann. In einer Studie, bei der die Gehirnströme mittels EEG gemessen wurden, stellte sich heraus, dass die Probanden die Potentialschwankungen beeinflussen und Alphawellen, die bei tiefer Entspannung auftreten, erzeugen konnten. Die Messungen wurden auf andere Körperregionen ausgedehnt und das moderne Biofeedback wurde entwickelt.
Hauptsächlich wird Biofeedback im klinisch-psychologischen Bereich eingesetzt, aber auch im Sporttraining. Zudem hat sich eine esoterisch orientierte Anwendung entwickelt, die das Erreichen eines erweiterten Bewusstseinszustandes anstrebt.
Biofeedback beruht auf der Vorstellung, dass jede Veränderung des körperlichen Zustands eine Veränderung der geistig-emotionalen Vorgänge zur Folge haben und umgekehrt. Werden diese Körperreaktionen bewusst wahrgenommen, besteht die Möglichkeit, sie zu verändern.
Die Biofeedback-Geräte dienen als „Ersatzsinnesorgane" und machen diese Vorgänge erfahrbar, so dass sie gegebenenfalls beeinflusst werden können. Sie zeigen den Ablauf unbewusst von Nervenreizen gesteuerter Körperfunktionen etwa durch Töne oder Visualisierungen an, woraufhin der Patient versucht sie zu verändern. Ziel dieser Übungen ist es, den gewünschten Zustand auch ohne Gerät, nur durch Vorstellung, zu erreichen.
Das Biofeedback beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, die durch Messung der Gehirnströme mittels EEG und andere Methoden gewonnen wurden. Der genaue Zusammenhang für die enge Beziehung zwischen seelisch-mentalen und körperlichen Prozessen konnte noch nicht geklärt werden. Es liegt jedoch nahe, dass das limbische System, ein Regulationszentrum im Gehirn, das die Aktivitäten von Hormonen und Nerven steuert, daran beteiligt ist. Die unbewusst ablaufenden Prozesse werden durch das Biofeedback ins Bewusstsein gehoben und bisher automatisch ablaufende Prozesse können von den Patienten willentlich beeinflusst und gesteuert werden.
Zunächst wird die Ausgangssituation abgeklärt und entschieden, ob Biofeedback in Verbindung mit anderen Behandlungsformen oder als einzige Methode eingesetzt wird.
Die Übungen werden in bequemer, leichter Kleidung im Sitzen oder Liegen durchgeführt. Es werden ein oder mehrere Sensoren an den entsprechenden Körperregionen befestigt und mit dem Biofeedback-Gerät verbunden. Gemessen werden können beispielsweise die elektrische Leitfähigkeit oder der Widerstand der Haut, Puls, Blutdruck, Atemfrequenz und -tiefe, Muskelspannung und Gehirnströme. Die gemessenen Daten werden vom Biofeedback-Gerät erfasst und in ein optisches oder akustisches Signal umgewandelt. Durch diese Rückmeldung kann ein aktives Training stattfinden.
Die Dauer der einzelnen Sitzungen beträgt etwa 45 Minuten. In der Regel werden sie im Abstand von einer Woche durchgeführt. Meist bestehen die Behandlungseinheiten aus 4 bis 10 Sitzungen, es können jedoch weitere Sitzungen notwendig sein. Manche Menschen können Biofeedback nicht erlernen. Dies klärt sich nach etwa sechs Sitzungen.
Die Patienten werden häufig dazu angehalten, die Übungen auch zu Hause durchzuführen und Protokoll zu führen. Dafür können tragbare Biofeedback-Geräte verwendet werden. Vielen Übenden gelingt die Kontrolle jedoch auch bald ohne die Hilfe des Gerätes. Eine aktive Mitarbeit des Patienten ist jedoch in jedem Fall notwendig.
Angewendet wird die Biofeedback-Therapie überwiegend in der angewendeten Psychologie und von Ärzten in psychosomatisch orientierten Praxen und Kliniken.
Die Deutsche Gesellschaft für Biofeedback bietet für Ärzte, klinische Psychologen und Psychotherapeuten eine qualifizierte Ausbildung zum Biofeedback-Therapeuten an. Diese umfasst 160 Stunden theoretischen und praktischen Unterricht und wird mit einem Zertifikat bestätigt. Zudem können sich Krankengymnasten, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Krankenpfleger, Sportwissenschaftler, Logopäden und Heilpraktiker zum Biofeedback-Trainer ausbilden lassen.
Biofeedback kann zur Behandlung von Beschwerden, die durch Muskelverspannungen oder innere Spannung hervorgerufen werden, eingesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Migräne, chronische Rückenschmerzen, Spannungskopfschmerz, spastischer Schiefhals und Zähneknirschen. Weitere Anwendungsbereich sind Inkontinenz, Bluthochdruck, Raynaud-Krankheit, Hyperventilationssyndrom, Herzrhythmusstörungen, Verdauungsstörungen, sowie Asthma, Bewegungsstörungen, Epilepsie, Lähmungen etwa nach einem Schlaganfall und Tinnitus.
Im Bereich der angewandten Psychologie wird Biofeedback etwa bei Ängsten, Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität, Panikattacken, Phobien, Schlafstörungen und Somatisierungsstörungen (Beschwerden, für die keine organischen Ursachen festgestellt werden können) eingesetzt.
Biofeedback sollte bei schweren Persönlichkeitsstörungen und latenter Psychose nur unter ärztlicher Aufsicht eingesetzt werden.
Bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten kann durch Biofeedback der Bedarf an diesen Mitteln sinken. Eine regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls eine Anpassung der Dosis sind notwendig.
Wird Biofeedback ohne eine vorherige Diagnose angewendet, können Krankheiten unerkannt bleiben und dadurch gesundheitliche Schäden auftreten.
Durch die Anwendung können akute Angst, Benommenheit, Desorientierung und veränderte Sinnesempfindungen ausgelöst werden. Treten diese Symptome auf, sollten keine Fahrzeuge gelenkt, keine Maschinen bedient und keine Arbeiten ohne sicheren Halt durchgeführt werden.
Studien belegen, dass Biofeedback bei einer Blasen- und Darmschwäche und einer Verkrampfung des Schließmuskels helfen sowie Funktionsstörungen des Kiefergelenks bessern. Außerdem verringert es bei Migräne und Kopfschmerzen die Häufigkeit und die Intensität der Schmerzen, lindert die Schmerzen und erhöht die Beweglichkeit bei rheumatoider Arthritis und reduziert den Behinderungsgrad bei einer Schlaganfall-Nachbehandlung. Wird die Behandlung ordnungsgemäß durchgeführt, sind keine ernsten Nebenwirkungen zu befürchten. Die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt daher eher positiv aus und Biofeedback ist somit als ergänzende Behandlung bei den genannten Erkrankung und Störungen „geeignet".
Hinweise auf die Wirksamkeit von Biofeedback gibt es bei hohem Blutdruck, Erektionsproblemen, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, Schlafstörungen, chronischen Schmerzen, stressbedingten Beschwerden und Asthma. Da die Studien hierfür jedoch methodische Schwächen aufweisen, fällt die Nutzen-Risiko-Abwägung eher negativ aus. Somit ist Biofeedback zur Behandlung dieser Störungen und Krankheiten „wenig geeignet".
Für die Behandlung von atopischen Ekzemen, Ohrgeräuschen und Rückenschmerzen sind keine Nachweise auf Wirksamkeit vorhanden. Die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt daher negativ aus. Biofeedback ist zur Behandlung dieser Erkrankungen „nicht geeignet".
Letzte Aktualisierung am 13.09.2021.