In der Farbtherapie wird farbiges Licht zur Linderung oder Heilung von Krankheiten eingesetzt. Die Behandlung wird mit Farblichtgeräten durchgeführt. Ein anderer Name für die Farbtherapie ist Colortherapie.
Die Farbtherapie reicht laut Farbtherapeuten bis zu den Priestern der mystischen Insel Atlantis zurück. Diese sollen Kranke hauptsächlich mit Farben geheilt haben.
Den Farben wurden in den verschiedenen Kulturkreisen bestimmte Fähigkeiten und Bedeutungen zugeschrieben. So wurden sie etwa mit göttlichen Kräften in Verbindung gebracht und spielten bei Riten, in Religion und Politik eine große Rolle.
Im Altertum wurden Farben als magische Heilmittel betrachtet und Kranke mit farbigen Pasten bestrichen oder in farbige Tücher gehüllt. Zudem wurden in der frühen europäischen Medizin den Organen bestimmte Farben zugeordnet. Der Galle wurde beispielsweise die Farbe Gelb, nach der sie auch benannt ist, zugeordnet. Im Lauf der Zeit wurden den Farben unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben, die oft nicht deckungsgleich sind. Rot etwa steht für die Liebe, aber auch für Blut, Gefahr und Revolution.
Goethe (1759 - 1832) befasste sich erstmals wissenschaftlich mit den Farben und ihren Komplementärfarben. Er beschäftigte sich auch mit Farbschattierungen und dem Temperaturempfinden, d.h. ob sie kalt oder warm wirken.
Biologen, Psychologen und Mediziner experimentierten Ende des 19. Jh. mit der Wirkung der Farben auf Menschen, Tiere und Pflanzen.
In Italien, Dänemark, Großbritannien und den USA entwickelten sich Institute, die die Farbbestrahlung als therapeutisches Mittel einsetzten. Auch in der anthroposophischen Medizin werden Farben eingesetzt. Bei der Maltherapie sollen die Patienten ihre inneren Zustände in Farben ausdrücken.
In den 80er Jahren des 20. Jh. entwickelte sich eine Variante der Farbtherapie. Einige Heiler glauben, die Aura, die farbige Ausstrahlung, des Patienten sehen zu können. Auffälligkeiten in der Aura sollen Ausdruck bestimmter Krankheitszustände sein. Diese wird teilweise mit Farbimagination behandelt. Die Patienten stellen sich über den als krank identifizierten Körperstellen Farben entsprechend der Farbsymbolik vor.
In der Farbtherapie werden den Farben bzw. den entsprechenden Lichtwellen bestimmte therapeutische Eigenschaften (anregende oder beruhigende) zugeordnet. Diese lassen sich laut Vorstellung der Therapeuten mit Hilfe eines Farblichtstrahls auf den Körper übertragen. Sollen die positiven Eigenschaften der Farben übertragen werden, wird mit den entsprechenden Lichtwellen behandelt. Die schädlichen Einflüsse der Farben werden mit den Komplementärfarben unterdrückt. Zudem sind bestimmten Farben Organe zugeordnet, die sie beeinflussen sollen.
Als Grundlage für die Erklärung der Wirkungsweise der Farbtherapie dienen verschiedene Theorien. So stützen sich die Farbtherapeuten auf die Vorstellungen der Farbmystik, der traditionellen chinesischen Medizin und der ayurvedischen Medizin. Auch auf Goethes Farbenlehre und die Deutung der Persönlichkeitstests, die von dem Psychologen Max Lüscher 1949 entwickelten wurden, berufen sich die Anwender. Bei dem sogenannten Lüscher-Test reiht der Patient acht Farbkarten nach Belieben aneinander. Daraus werden Rückschlüsse auf die Persönlichkeit gezogen.
Eine Variante der Farbtherapie ist die Farbakupunktur. Hierbei werden die Akupunkturpunkte mit farbigem Licht bestrahlt. Entsprechend der TCM wird den Farben eine energetische Wirkung auf die Punkte zugeschrieben. Auch stellen einige Anwender eine Verbindung zwischen den Farben und den Chakren, den Energiezentren der indischen Medizin, her.
Zudem gehen einige Farbtherapeuten davon aus, dass die Farben mit ihren Wellenlängen die Aktivität der Cytochrome erhöhen. Dabei handelt es sich Proteine, die eine Bedeutung für die Energiegewinnung der Zelle spielen. Eine weitere Theorie befasst sich mit Biophotonen, die von den Zellen ausgesendet werden und über die sie miteinander kommunizieren. Gemeinsam bilden die Zellen ein Biophotonenfeld. Es wird angenommen, dass die Farbschwingungen Informationen an dieses Feld abgeben. Manche setzten dieses Biophotonenfeld mit der Lebensenergie des Menschen gleich, die als farbige Aura erkennbar ist.
Bei der Mora-Colortherapie sollen die heilenden Schwingungen der Farben aus dem Bioresonanzgerät auf den Körper übertragen werden und so Krankheiten heilen. Andere Varianten der Farbtherapie beruhen auf dem gleichen Konzept. Der einzige Unterschied sind die verwendeten Geräte.
Dass Farben die Stimmung beeinflussen, ist allgemein bekannt. In welcher Weise dies geschieht, hängt jedoch von den kulturellen Bedingungen, der Mode, dem Geschlecht und der sozialen Stellung ab. Es gibt hierbei keine Gesetzmäßigkeiten, die für alle Zeiten, Kulturen und Menschen gültig sind. Zudem wurden auch die Deutungen des Lüscher-Tests widerlegt, da die Wahl der Farbkärtchen auf dem individuellen Geschmack beruht.
Die Farben werden von den Behandlern willkürlich den Krankheiten zugeordnet und sind somit meist widersprüchlich. So soll bei Impotenz einerseits Blau, bei einem anderen Anwender wiederum Rot helfen.
Es ist bekannt, dass Photonen existieren und emittiert werden können. Ihre Rolle als Informationsüberträger zwischen den Zellen ist jedoch wissenschaftlich umstritten. Für das Vorhandensein einer Aura gibt es keine wissenschaftlichen Beweise. Deren Deutung ist somit in den Bereich des okkulten und mystischen Glaubens einzuordnen.
Bei der Farbtherapie liegt der Patient entspannt in Rücken- oder Bauchlage. Der Farbtherapeut richtet den Farbstrahl des Gerätes auf die Körperregionen, die behandelt werden sollen. Dabei können nur kleine Gebiete, wie in der Farbakupunktur, oder größere Hautgebiete bestrahlt werden. Viele Hersteller der Geräte empfehlen, die Behandlung mit grünem Licht zu beginnen. Anschließend wird die eigentliche Farbe gewählt, mit der behandelt werden soll und deren Eigenschaften dem erkrankten Organ zugeordnet werden.
Die Mora-Colortherapie verwendet Bioresonanzgeräte, deren Elektroden die Patienten in der Hand halten. Mit dem geringen Gleichstrom aus dem Gerät sollen die Eigenschaften der Farben als Schwingungen auf den Körper übertragen werden.
In der Regel dauert eine Behandlung etwa 20 Minuten. Anwender raten häufig dazu, eine Serie von Behandlungen durchzuführen.
Die Farbtherapie kann auch als Selbstbehandlung angewendet werden. Hierfür sind etwa schwenkbare Farbstrahler, Farblampen und Farbklänge auf CD, bei denen den verschiedenen Farben Tonschwingungen zugeordnet sind, erhältlich. Zudem gibt es therapeutische Brillen mit Gläsern in allen Farben, die beruhigen, anregen oder inspirieren sollen. Die Anwendung der einzelnen Produkte erfolgt nach Anleitung der Hersteller.
Die Farbtherapie wird von Ärzten für Naturheilkunde, anthroposophisch und esoterisch orientierten Ärzten, Heilpraktikern, Masseuren und Kosmetikern eingesetzt. Eine Schulung der Therapeuten findet durch die Hersteller und Händler der Geräte statt.
Häufig wird die Farbtherapie als Begleitbehandlung bei Schmerzen, depressiver Verstimmung, Schlafstörungen, Allergien und chronischen Entzündungen eingesetzt. Außerdem soll sie nach Angaben der Therapeuten jede erdenkliche Krankheit von Blutkrankheiten über Gallensteine, Falten, Orangenhaut, Glatze, Taubheit, Aids bis hin zu Krebs heilen können.
Es sind keine Gegenanzeigen bekannt.
Da die Farbtherapie Anspruch erhebt, schwere Krankheiten heilen zu können, besteht die Gefahr, dass eine Krankheit nicht rechtzeitig behandelt wird.
Für die Anwendungsbereiche der Farbtherapie sind keine wissenschaftlichen Belege vorhanden. Die Risiken sind zwar gering, die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt jedoch negativ aus. Somit ist die Farbtherapie zur Behandlung von Krankheiten und Störungen „nicht geeignet".
Letzte Aktualisierung am 14.09.2021.