Die Feldenkrais-Methode ist eine Form der Körpertherapie, mit der die eigenen Körperbewegungen bewusst gemacht und gesteuert werden. Auf diese Weise werden Haltungs- und Bewegungsstörungen beeinflusst.
Die Feldenkrais-Methode ist nach ihrem Begründer, dem in Russland geborenen, Moshé Feldenkrais (1904 - 1984) benannt. Er lebte in Israel, Frankreich und England und war Kernphysiker und begeisterter Judo-Anhänger. Durch eine Knieverletzung, die sich nicht bessern wollte, begann Feldenkrais, sich selbst intensiv zu beobachten und eine schmerzfreie Art des Gehens zu erlernen. Die erzielten Erfolge weckten sein Interesse und er begann ab den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung seines Konzepts aus praktischem Üben und wissenschaftlichem Lernen und Denken.
Feldenkrais sah die Bewegung als Grundlage allen menschlichen Handelns. Für ihn war sie die Grundlage des Bewusstseins, Atmung ist Bewegung und auch Denken und Empfindungen beruhen auf Bewegung. Primär verstand er seine Arbeit als pädagogisch, erkannte jedoch, dass sie auch von medizinischem und psychologischem Nutzen sein kann. Er entwickelte sowohl einen Einzelunterricht, die „Funktionale Integration, als auch einen Gruppenunterricht, „Bewusstsein durch Bewegung".
Die Feldenkrais-Methode ist in den USA, Kanada, Israel, Europa und Australien weit verbreitet. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene nationale Feldenkrais-Gilden gegründet, die in einer internationalen Vereinigung zusammengefasst sind.
Im Mittelpunkt der Feldenkrais-Methode steht das Bewusstmachen von Körperfunktionen und Bewegungen und dadurch mit Körper und Geist zu neue Erfahrungen zu machen. Für Feldenkrais war die Haltung des Körpers kein statischer Zustand sondern ein dynamischer Prozess, der das Verhalten eines Menschen widerspiegelt. So äußert sich das Bild, das ein Mensch von sich selbst hat, in seinen Bewegungen, der Sprache, dem Auftreten und dem Ausdruck.
Die Feldenkrais-Methode beruht auf dem Konzept, dass der Lernende seine Bewegungsabläufe bewusst wahrnimmt und herausfindet, welche psychischen und mentalen Prozesse ihnen zugrunde liegen. Dadurch ist er in der Lage Neues zu lernen und seine gewohnten Muster zu verändern. Es wird dem Menschen somit möglich, sich selbst zu gestalten.
Da an jeder Handlung auch Bewegungen, Sinnesempfindungen, Gefühle und Denken beteiligt sind, kann die Veränderung eines Faktors weitere Veränderungen mit sich ziehen. Deshalb hat das Umlernen gewohnter Bewegungsmuster auch Auswirkungen auf psychische Reaktionsmuster. Dieses Umlernen erfolgt dadurch, was der Betreffende am eigenen Leib erfährt.
Das Konzept der Feldenkrais-Methode kann wissenschaftlich bestätigt werden. So ist es bekannt, dass das Gehirn Handlungs- und Bewegungsmuster steuert. Außerdem ist unumstritten, dass die bewussten und reflexartigen bzw. die automatischen und vegetativen Nervenstrukturen miteinander verknüpft sind.
Auch der Zusammenhang zwischen psychischem Befinden und körperlicher Verfassung ist wissenschaftlich bestätigt. Dieses System von Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen, ist veränderbar. Die Grundlage hierfür ist die Fähigkeit des Nervensystems, zu lernen, d. h. neue Verknüpfungen zwischen den Nerven herzustellen.
Die Feldkrais-Methode ist dem Konzept entsprechend keine Behandlung, sondern Unterricht, der in Einzel- oder Gruppensitzungen durchgeführt wird. In den Einzelsitzungen ist der Schüler passiv und der Lehrer führt die Bewegungen an ihm durch.
Der Unterricht verläuft in der Regel ohne viele Worte. Im Gruppenunterricht hingegen muss der Schüler die geforderten Bewegungen selbst aktiv machen. Die Zahl der Teilnehmer beträgt meist 10 bis 35 Personen.
Üblicherweise findet der Unterricht im Liegen statt. Die Übungen werden behutsam und ohne Anstrengungen oder Schmerzen durchgeführt. Wie die Bewegungen ausgeführt werden, spielt keine Rolle, da das Ziel nicht schöne, sondern bewusste Bewegungen sind. Nach der anfänglichen Anleitung ist es wichtig, dass jeder Schüler die Übungen allein weiter durchführt.
Hauptsächlich lassen sich Krankengymnasten, Masseure, Heilpraktiker und Bewegungspädagogen, weniger Ärzte und Psychologen, zum Feldenkraislehrer ausbilden. Die Ausbildung ist durch die internationalen Gilden geregelt. Sie dauert mindestens 160 Tage, die über drei bis fünf Jahre verteilt sind. Der Inhalt folgt den festgelegten Standards der Gilden. Mitglieder der Gilde, die die Methode in mindestens 100 Stunden professioneller Arbeit pro Jahr anwenden und sich innerhalb von zwei Jahren mindestens 40 Stunden fortbilden, tragen die Bezeichnung „Gilde lizenzierte Feldenkrais-LehrerIn". Diese dürfen die Methode in Kursen und Workshops anbieten.
Zwar ist die Feldenkrais-Methode keine medizinische Behandlungsmethode, sie wird jedoch häufig bei medizinischen Indikationen eingesetzt. Zu ihnen gehören Haltungsschäden jeder Art, Atmungs- und Rückenbeschwerden, orthopädische Erkrankungen, Nervenleiden und chronische Schmerzzustände.
Die Feldenkrais-Methode soll außerdem bei entwicklungsgestörten Kindern die Beweglichkeit verbessern und im psychischen Bereich bei Angststörungen, Depressionen und Psychosen helfen. Da die Feldenkrais-Methode ohne Worte auskommt, können auch hör- und sprachbehinderte Menschen von diesem Verfahren profitieren.
Da sich die Feldenkrais-Methode auch auf die Psyche auswirkt, besteht für psychisch labile Menschen die Gefahr, aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die Feldenkraislehrer sind üblicherweise nicht psychologisch oder psychiatrisch ausgebildet und können solche Krisen nicht auffangen.
Für den Abbau von Stress, die Verbesserung der Balance bei MS-Patienten und die Verminderung von Nacken- und Rückenschmerzen ist die Wirksamkeit der Feldenkrais-Methode wissenschaftlich belegt. Die Risiken sind vernachlässigbar und somit fällt die Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Behandlung dieser Krankheiten und Störungen positiv aus. Die Feldenkrais-Methode ist zur Behandlung dieser Erkrankungen „geeignet".
Bei Krebserkrankungen besitzt das Verfahren keine therapeutische Wirksamkeit. Die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt daher negativ aus und die Feldenkrais-Methode ist zur Behandlung von Krebspatienten „nicht geeignet".
Letzte Aktualisierung am 13.09.2021.