Die Fußreflexzonenmassage ist ein Diagnose- und Therapieverfahren der Alternativmedizin. Sie beruht auf der Vorstellung, dass sich auf den Fußsohlen bestimmte Zonen, die sogenannten Reflexzonen, befinden, die den verschiedenen Organen zugeordnet sind. Durch das Massieren der Zonen sollen die Organe auf reflektorischem Weg beeinflusst und somit Krankheiten und Beschwerden gelindert werden.
In vielen Kulturen war die Fußreflexzonenmassage bekannt. So gibt es Überlieferungen aus dem fernen Osten, China, Indien, von den Inkas und Römern und aus Amerika. Möglicherweise wurde sie in mehreren Kulturkreisen erfunden und ist wahrscheinlich auch älter als die Akupunktur.
Die Fußreflexzonenmassage kam Anfang des 20. Jh. über Amerika nach Europa. Die hierbei verwendete Technik wurde von dem amerikanischen HNO-Arzt William Fitzgerald (1872 - 1942) entwickelte. Er lernte die Behandlung von den Ureinwohnern Nord- und Mittelamerikas kennen, dokumentierte und erweiterte sie. Fitzgerald führte zudem Experimente durch, bei denen er durch Druck an verschiedenen Körperstellen Schmerzen in anderen Bereichen des Körpers erzeugte. Daraus schloss er, dass der Körper in zweimal fünf Längs- und drei Querzonen unterteilt ist. Auch ging er davon aus, dass von jeder Stelle einer Zone alle Organe beeinflusst werden können, die dieser Zone zugeordnet sind. In den 1930er Jahren griff die Masseurin Eunice Ingham dieses Konzept auf und entwickelte es zur Fußsohlenbehandlung weiter.
Neben der Fußreflexzonenbehandlung gibt es auch Reflexzonenmassagen am Kopf, an den Händen, am Schienbein und am Ohr.
Die Fußreflexzonenmassage beruht auf William Fitzgeralds Vorstellung, dass der Körper in zehn Zonen unterteilt ist. Diese gehen von der Schädeldecke aus, über die Finger bis zu den Füßen. Dabei liegt in jeder Zone eine Zehe. Zudem ging er auch von drei Querzonen aus. Eine für den Kopf- und Halsbereich, eine für Brust und Bauch und eine für Unterleib und Becken. In dieser Unterteilung sah Fitzgerald eine Ähnlichkeit zu den Längen- und Breitengraden der Erdkugel, sowie den Meridianen der TCM.
Erweitert wurde dieses Konzept durch Eunice Ingham mit dem „pars pro toto"-Prinzip. Dieses besagt, dass ein Teil für das Ganze steht. So sollen beide Körperhälften auf den Zehen, der Sohle, der Außenseite, der Ferse und manchmal auch dem Fußrücken des entsprechenden Fußes abgebildet sein. Zudem gilt die Sohle als Landkarte, auf der die Körperstruktur und die inneren Organe angeordnet sind.
Ist die Haut der Fußsohle an einer bestimmten Stelle verändert oder gerötet oder treten bei der Massage Schmerzen auf, so wird davon ausgegangen, dass das zugehörige Organ krank oder in seiner Funktion gestört ist. Ursache hierfür sollen kleine kristalline Schlacken, die beim Stoffwechsel entstehen, an den Nervenenden sein. Diese behindern die normale Blutzufuhr zu den Organen. Die Massage soll zu einer Verreibung dieser Schlacken führen, die anschließend durch den Blutkreislauf beseitigt werden.
Darüber hinaus stellte Ingham ihre eigene Theorie über die Entstehung von Krankheiten auf. So sollen Migräne und Epilepsie beispielsweise Symptome von Allergien sein. Erkältungen hingegen sollen durch einen überempfindlichen Grimmdarm entstehen.
Neue Theorien besagen, dass Auffälligkeiten an den Fußsohlen Störungen der Energiekanäle sind, die den Fluss der Energie blockieren. Werden diese Areale massiert, wirkt sich das reflektorisch auf die Nervenbahnen oder Meridiane aus und der Energiefluss wird aktiviert.
Die Längszonen am Körper wurden willkürlich von Fitzgerald entworfen und beruhen auf keinerlei wissenschaftlicher Grundlage. Zudem ist der Körper in keinem seiner Teile verkörpert und kann somit auch nicht von diesem Teil aus behandelt werden. Die angenommenen Verbindungen zwischen den inneren Organen und den Fußsohlen beruhen auf keiner wissenschaftlichen Grundlage. Außerdem fehlt ein Nachweis dafür, dass sich kristalline Schlacken an den Nervenenden des Fußgewebes ablagern.
Die Angaben, wo auf der Fußsohle die einzelnen Organe abgebildet sind, variiert von Anwender zu Anwender. Auch die Theorie von Ingham über die Entstehung der Krankheiten entspricht nicht dem heutigen wissenschaftlichen Stand. Dadurch kann es zu einer falschen oder ungenügenden Behandlung zum Teil schwerwiegender Krankheiten kommen.
Zunächst befragt der Masseur den Patienten nach bestehenden akuten Erkrankungen. Dieser legt sich anschließend bequem in Rücken- oder Bauchlage auf eine Behandlungsliege. Der Therapeut beurteilt die Füße erst durch Betrachten und schließlich durch systematisches Betasten der Fußsohlen. Anhand veränderter Hautstrukturen und Druckschmerzen schließt der Masseur mit Hilfe der Fußsohlenkarten auf Störungen einzelner Organe. Eine genaue Diagnose wird nicht gestellt.
In die Behandlung mit der Fußreflexzonenmassage werden stets beide Füße mit einbezogen, da laut Konzept manche Organe auf beiden Füßen abgebildet sind. Der Masseur beginnt mit oberflächlichen Streichungen. Anschließend drückt und reibt er Zehen, Fußsohlen, Fußränder, die Knöchelregion und in manchen Fällen auch Teile des Fußrückens. Besonders Stellen, an denen der Masseur Knötchen spürt oder Schmerzen ausgelöst werden, bearbeitet er sehr fest mit den Fingerkuppen und -nägeln. Auf diese Weise sollen die Verhärtungen gelöst werden.
Druck und Kraft sollen bei der Massage jedoch nicht vorherrschen, sondern rhythmische Massageimpulse. Dazu werden Druck und nachlassender Druck in regelmäßigen Abständen abgewechselt. Ebenso werden die Griffe variiert, so dass sich anregende und beruhigende Impulse abwechseln. Der Patient sollte nach der Behandlung etwa eine Viertelstunde ruhen.
In der Regel dauert eine Behandlung etwa eine Stunde und es wird eine Serie von zehn bis zwölf Sitzungen angeboten. Diese erfolgen in Abständen von einigen Tagen. Bei chronischen Erkrankungen können auch mehr Sitzungen angewendet werden.
Die Fußreflexzonenmassage kann auch zur Selbstbehandlung angewendet werden. Hier sind Schuheinlagen mit Noppen und Socken mit magnetischen Eigenschaften im Handel erhältlich.
Die Fußreflexzonenmassage kann in verschiedenen privaten Instituten und Heilpraktikerschulen gelernt werden. Das Ausbildungsangebot richtet sich hauptsächlich an Physiotherapeuten, Masseure und Heilpraktiker. Auch Laien können diese Kurse besuchen und geben. Zudem kann die Reflexzonenmassage aus Büchern erlernt werden.
Die Anwendungsgebiete der Fußreflexzonenmassage sind breit gefächert. So soll sie bei Asthma, Erschöpfung, Migräne, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, stressbedingten Beschwerden, Arthritis und anderen Gelenk- und Wirbelsäulenbeschwerden, Funktionsstörungen der inneren Organe, Hormonstörungen und Wechseljahresbeschwerden Linderung verschaffen. Auch bei multipler Sklerose und Parkinson findet sie Anwendung.
Bestehen Probleme der Knochen und Gelenke im Fuß- und Unterschenkelbereich sollte die Fußreflexzone nur vorsichtig angewendet werden.
Bei akuten Infektionskrankheiten und Fieber ist von einem Einsatz der Methode abzuraten, da eine Verstärkung der Beschwerden auftreten kann. Auch bei offenen Wunden an Füßen und Unterschenkeln sollte die Fußreflexzonenmassage nicht angewendet werden.
Während der Schwangerschaft sollte das Verfahren nicht angewendet werden. Die Fußreflexzonenmassage kann in diesem Fall die Gebärmuttertätigkeit anregen.
Aufgrund einer fehlenden medizinischen Diagnose sind Falschdiagnosen und somit falsche Behandlungen möglich.
Die starken Schmerzreize können an den Füßen zu Schweißausbrüchen, einer vermehrten Blasen- und Darmtätigkeit, einer Änderung der Regelblutung und einem Kreislaufkollaps führen. Zudem kann die Fußreflexzonenmassage Müdigkeit und eine Schmerzempfindlichkeit der Füße hervorrufen. Aus diesem Grund sollten nach der Anwendung der Methode keine Fahrzeuge gelenkt, keine Maschinen bedient und keine Arbeiten ohne sicheren Halt durchgeführt werden.
Die Verwendung von Aromaölen während der Massage kann Allergien hervorrufen.
Für die Anwendung der Fußreflexzonenmassage als Diagnosemethode gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Auch wenn die Risiken nur gering sind, fällt die Nutzen-Risiko-Abwägung aufgrund dessen negativ aus. Somit ist die Fußreflexzonenmassage zur Diagnose von Krankheiten „nicht geeignet".
Die Wirksamkeit der symptomatischen Behandlung von multipler Sklerose ist wissenschaftlich belegt. Da die Risiken bei richtiger Anwendung gering sind, fällt die Nutzen-Risiko-Abwägung positiv aus. Die Fußreflexzonenmassage ist zur Therapie der Symptome von multipler Sklerose „geeignet".
Eine Wirksamkeit der Methode ist für die anderen Anwendungsgebiete jedoch nicht belegt. Die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt insgesamt negativ aus. Daher ist die Fußreflexzonenmassage zur Behandlung dieser Erkrankungen „nicht geeignet".
Letzte Aktualisierung am 13.09.2021.