Die Ozontherapie ist ein Verfahren der Alternativmedizin, bei dem ein Ozon-Sauerstoff-Gemisch eingesetzt wird. Dieses wird in verschiedenen Formen innerlich und äußerlich zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt. Andere Bezeichnungen für die Methode sind u.a. Oxyontherapie, Ozonosantherapie und Ozon-Sauerstoffbehandlung.
Im Jahre 1839 beobachtete der Professor Christian Friedrich Schönbein bei einer elektrischen Entladung die Entstehung eines Gases. Aufgrund seines charakteristischen Geruches nannte er dieses Ozon (griech. „riechen). Die industrielle Herstellung von Ozon ist seit 1857 mit einem Gerät von Werner von Siemens möglich. Medizinisch eingesetzt wurde das Gas, das aus 3 Sauerstoffatomen (O3) besteht, erstmals 1870 von dem Berliner Arzt Constantin Lender. Während dieser Zeit wurde die keimabtötende Wirkung von Ozon entdeckt. Daraufhin erfolgten weitere Versuche, das Gas medizinisch nutzbar zu machen.
Seit Beginn des 20. Jh. dient Ozon bei der Wasseraufbereitung zur Entkeimung des Trinkwassers. Der Berliner Arzt Albert Wolff setzte das Gas während des 1. Weltkrieges erfolgreich zur rascheren Wundheilung ein. 1935 schuf der Arzt Payr die klinische Grundlage der Ozontherapie. In dieser Zeit setzte in einigen europäischen Ländern eine regelrechte Ozonheilwelle ein. Das Gas wurde in den verschiedensten Anwendungsformen bei zahlreichen Krankheiten eingesetzt.
Die Methode geriet nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1950er Jahre weitestgehend in Vergessenheit. 1959 wurde das erste Patent auf ein Ozongerät angemeldet. Dieses erzeugte Ozon-Sauerstoff-Mischungen für den medizinischen Gebrauch. 1972 wurde die Ärztliche Gesellschaft für Ozontherapie, heute Ärztliche Gesellschaft für Ozon-Anwendung in Prävention und Therapie, in Deutschland gegründet.
Ozon wirkt bakterien- und virenabtötend, was hauptsächlich bei der äußeren Anwendung genutzt wird. Bei innerer Anwendung soll Ozon die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff verbessern und die Blutzirkulation in den feinsten Blutgefäßen fördern. Wie diese Wirkung zustande kommt, wird auf verschiedene Weise erklärt. So sollen einerseits die roten Blutkörperchen durch Oxidation gleitfähiger werden und Sauerstoff weniger stark binden, wodurch dieses leichter an das Gewebe abgegeben werden kann. Andererseits soll Ozon direkt auf die Nervenbahnen wirken und so die Neubildung von Gefäßen anregen. Des Weiteren soll Ozon an der Aktivierung von Enzymen und der Immunanregung beteiligt sein. Einige Anwender der Ozontherapie schreiben dem Gas auch eine unspezifische Reizwirkung zu.
Es ist nachgewiesen, dass Ozon Bakterien und Viren abtöten kann. Somit ist es möglich, dass es bei Wunden desinfizieren wirkt. Ebenso ist es erwiesen, dass Ozon zu einer kurzfristigen Steigerung der Durchblutung führt. Diesen Effekt haben jedoch auch andere Gase. Er beruht jedoch nicht auf Oxidation der roten Blutkörperchen oder einer Wirkung auf die Nervenbahnen, sondern darauf, dass die Gefäße kurzzeitig verschlossen werden und wenig später mit einer Erweiterung reagieren. Eine langfristige durchblutungsfördernde Wirkung sowie immunstimmulierende Effekte sind wissenschaftlich nicht nachweisbar. Ozon hemmt die Abgabe von Sauerstoff an das Gewebe, fördert die Zellalterung und allergische Reaktionen.
Die Ozontherapie erfolgt mit einem Gemisch aus Ozon (O3) und Sauerstoff (O2), dem sogenannten Oxyon. Dieses wird als Gas, ozonisiertes Wasser, ozonisiertes Olivenöl oder ozonisiertes Eigenblut angewendet.
Nach der Behandlung mit der Ozontherapie sollte der Patient für eine kurze Zeit unter Aufsicht ruhen. Je nach Krankheit und Bedarf erfolgt die Behandlung zwischen zweimal täglich und einmal wöchentlich. Die Ozontherapie wird in 5 bis 30 Sitzungen durchgeführt.
Die Ausbildung in Ozontherapie wird von Ärztegesellschaften für Ozontherapie und Interessensgemeinschaften der Gerätehersteller angeboten. Angewendet wird die Methode von Ärzten in Praxen oder Kliniken und Sanatorien sowie von Heilpraktikern.
Während früher hauptsächlich bakterielle Infektionen zu den Behandlungsbereichen zählten, wird die Ozontherapie heute in erster Linie bei arteriellen Durchblutungsstörungen und Virusinfektionen und Virusinfektionen wie Herpes und Hepatitis eingesetzt.
Die örtliche Ozonbehandlung erfolgt etwa zur Wundbehandlung bei Geschwüren, Fisteln, Abszessen, Gangrän (Absterben von Gewebe), Wundliegen (Dekubitalgeschwür) und Knochenentzündung (Osteomyelitis) sowie bei Verbrennungen und oberflächlichen Tumoren. In der Zahnmedizin kommt ozonisiertes Wasser nach einer Zahnentfernung und bei Infektionen in der Mundhöhle zum Einsatz. Auch Verstopfung und Reizdarm gehören zu den Anwendungsgebieten der örtlichen Ozonbehandlung.
Die Eigenblutbehandlung wird bei peripheren Durchblutungsstörungen, Durchblutungsstörungen des Gehirns (Zerebralsklerose), koronarer Herzkrankheit, Retinopathie, Hörsturz, rheumatischer Erkrankung und Arthrose, rheumatoider Arthritis und Bechterew-Krankheit sowie als komplementäre Krebsbehandlung und bei Aids eingesetzt. Weitere Anwendungsbereiche sind Allergie, Asthma, Akne, Blasenentzündung, Krampfadern, Leberzirrhose, Entzündung der Venenwand (Thrombophlebitis), Wirbelentzündung (Spondylitis), Wechseljahresbeschwerden und als unterstützende Therapie bei Schmerzen.
Neben diesen Anwendungsgebieten wird die Ozontherapie auch als Verjüngungskur angeboten. Sie soll einen günstigen Einfluss auf Gedächtnis- und Schlafstörungen sowie auf das Allgemeinbefinden haben.
Eine Eigenblutbehandlung oder Ozongasinjektion sollte nur von einem Arzt angewendet werden.
Als Gegenanzeigen für die Ozontherapie gelten Alkoholvergiftung, akuter Herzinfarkt, Organblutungen, erbliche Blutgerinnungsstörung und Blutplättchenmangel (Thrombopenie), Schlaganfall, Epilepsie, Überfunktion der Schilddrüse, Bohnenkrankheit (Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel), Ozonallergie und chronische Pilzinfektionen.
Da die Ozontherapie die Blutungsneigung fördert, sollte sie nicht bei gleichzeitiger Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten (z. B. Acetylsalicylsäure, Marcumar) angewendet werden. Zudem können Wechselwirkungen mit ACE-Hemmern (etwa Captopril, Enalapril) auftreten. Vor und während einer Behandlung mit der Ozontherapie sollten keine Vitaminpräparate eingenommen werden.
Während der Schwangerschaft und bei Kindern unter 14 Jahren darf das Verfahren nicht angewendet werden.
Da Ozon für den Menschen giftig ist, darf das Ozon-Sauerstoff-Gemisch während der Behandlung nicht freigesetzt werden. Schon die kurzzeitige Einwirkung geringer Mengen führen zu einer Reizung der Atemwege und der Augen sowie zu zentralnervösen Störungen.
Aufgrund seiner starken Wirkung als Oxidationsmittel, lässt Ozon im Körper freie Radikale entstehen, die die Zellwand und die Mitochondrien in den Zellen schädigen. Es fördert zudem die Zellalterung und allergische Reaktionen.
Bei Eigenblutbehandlungen kann eine anhaltende Müdigkeit auftreten.
Wird Ozon injiziert, können im Einstichbereich Schmerzen und Spritzenabszesse auftreten. Zudem kann es zu Harn- und Stuhldrang, Durchfällen, Lendenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit, Husten, Waden-, Blasen- und Darmkrämpfen, Herzrhythmusstörungen und Kreislaufkollaps kommen. Des Weiteren können Schäden durch Gasembolien wie Thrombosen, Herzmuskelveränderungen, Bewusstlosigkeit, Schädigung des Zentralnervensystems, bleibende Lähmungen und Erblindung auftreten.
Gasinjektionen und Blutwäsche können allergische Reaktionen bis hin zu einem lebensbedrohlichen Schockzustand hervorrufen. Die örtliche Begasung der Haut kann Ekzeme verursachen.
Durch mangelhafte Sterilisation der Geräte kann es bei der Eigenblutbehandlung zur Übertragung von Krankheitserregern wie Hepatitis B und C, aber auch HIV, kommen.
Die desinfizierende Wirkung des Ozons ist hierbei nicht ausreichend.
Da die Ozontherapie Müdigkeit und Sehstörungen hervorrufen kann, sollten nach einer Behandlung keine Fahrzeuge gelenkt, keine Maschinen bedient und keine Arbeiten ohne sicheren Halt durchgeführt werden.
Für die begleitende Krebsbehandlung, die Senkung von Bluthochdruck oder der Risikofaktoren der koronaren Herzkrankheit konnte eine Wirksamkeit der Ozontherapie nicht nachgewiesen werden. Die Risiken der Behandlung sind enorm, wodurch die Nutzen-Risiko-Einschätzung negativ ausfällt. Die Ozontherapie ist zur Behandlung von Erkrankungen und Beschwerden jeglicher Art „nicht geeignet".
Letzte Aktualisierung am 13.09.2021.