Pendel und Wünschelruten sind Hilfsmittel der Radiästhesie. Sie bestehen aus unterschiedlichen Materialien und werden eingesetzt, um Störfelder im Körper oder Erdstrahlen zu erkennen. Zudem werden auf diese Weise Arzneimittel zur Behandlung von Erkrankungen ausgewählt.
Der genaue historische Ursprung der Wünschelrute ist nicht bekannt. Zwar gibt es bereits in älteren Kulturen Stäbe und Ruten mit Wunderkräften, doch erste eindeutige Belege finden sich erst im Spätmittelalter. So stammt die erste bildliche Darstellung eines Rutengängers von 1420. Vom Goslarer Bergmeister Andreas de Solea stammt der erste bekannte Beleg (um 1430) für die Vorstellung, dass die Rute auf Ausstrahlungen von Metallen reagiert. Luther bezeichnete 1517 die Suche nach verborgenen Schätzen mit der Wünschelrute als Verstoß gegen das erste Gebot. Auch der der Arzt Paracelsus (1493 - 1541) bezeichnete das Rutengehen als ungewisse Künste. Ab dem 16. Jh. wurde die Wünschelrute verstärkt dazu eingesetzt, um neue Erzquellen zu erschließen. Einer der Kritiker der Methode war Georg Agricola (1490 - 1555), der sich als Erster systematisch mit Mineralogie beschäftigte. Er empfahl, bei der Auffindung von Metallen auf die natürlichen Anzeichen zu achten.
Der Gelehrte Athanasius Kirchner (1601 - 1680) bot erstmals einen Erklärungsansatz für den Ausschlag der Rute. Er vermutete, dass sie sich nicht wie allgemein angenommen nach Wasser sehne, sondern auf Ausdünstungen von Erzen reagiere. Neben Wasserquellen und Erzlagern wurden mit der Wünschelrute auch verschwundene Wege und Grenzsteine, Stellungen von Feinden, Schätze, Mörder und Diebe gesucht. Heute dient die Rute nicht nur zum Auffinden von Brunnenwasser und Bodenschätzen sondern auch von radioaktiven Stoffen, Schlangen, Lavinenopfern, Verstecken von Terroristen und Geiseln.
Die erste Erwähnung findet das Pendeln 371 n. Chr. beim spätrömischen Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus. Er berichtete davon, dass Verschwörer versuchten, mit dem Pendel den Namen des Nachfolgers von Kaiser Valens zu erfahren. In den Nachfolgenden Jahrhunderten fand das Pendel nur selten Erwähnung, wie etwa im Nibelungenlied. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Pendeln zu einem Zeitvertreib in okkulten Zirkeln. Es entstanden verschiedene Ansätze zur Erklärung der Funktionsweise. So ging der Industrielle und Forscher Karl Freiherr von Reichenbach (1788 - 1869) davon aus, dass die Pendelbewegung durch eine Kraft, die allen Dingen innewohnt, verursacht wird. Der französische Abbé Mermet nannte im 20. Jahrhundert Strahlen als Ursache für die Pendelbewegung.
Dass Pendel krankmachende Orte anzeigen und Krankheiten diagnostizieren können, postulierte erstmals der Wiener Universitätsprofessor Moritz Benedict Mitte des 19. Jahrhunderts. Gustav Freiherr von Pohl veröffentlichte 1932 eine Schrift über Erdstrahlen als Krankheitserreger. 1915 behauptete der Arzt Ernst Hartmann, dass beinahe alle Erkrankungen auf Erdstrahlen zurückgeführt werden können. In den letzten Jahren hat sich das Pendel als Schicksalsdeuter verbreitet und wird in der Alternativmedizin zur Diagnose von Krankheiten eingesetzt.
Die Radiästhesie beruht auf sogenannten Erdstrahlen, die von geologischen Verwerfungen und unterirdischen Wasseradern ausgehen. Sie werden auf verschiedene Effekte wie Magnetismus, Elektrizität, Bodenleitfähigkeit, mikroseismische Bodenschwingungen und Ausdünstungen zurückgeführt. Andere Ansätze gehen davon aus, dass die Erdstrahlen aus dem heißen Erdkern oder dem Kosmos stammen. Ihnen ist gemein, dass die Strahlen senkrecht nach oben gehen sollen und extrem durchdringungsfähig sind. Auch wenn selbst Beton, Eisen und andere Materialien kein Hindernis darstellen, sollen sie durch sogenannte Abschirmungsgeräte aufgehalten werden können.
Ein häufig verwendeter Begriff ist Reizstreifen. Hierbei handelt es sich um mutmaßlich gefährliche Stellen auf der Erde. Zwei Gittersysteme teilen diese Reizstreifen unterschiedlich ein. Das Globalnetzgitter nach Hartmann verläuft ähnlich der Längen- und Breitengrade. Die Reizstreifen liegen dabei in einem Mindestabstand von zwei Metern zueinander. Das andere Netz, das Curry-Gitter, wurde von dem Arzt und Radiästheten Manfred Curry beschrieben. Hier befinden sich die Streifen in einem Abstand von 33 - 120 cm und orientieren sich an den Himmelsrichtungen. Laut Radiästhesie gelten diese Störzonen und besonders deren Kreuzpunkte als Risikofaktoren für Krankheiten, vor allem für Krebs, aber auch für zahlreiche andere Leiden.
Zahlreiche, zum Teil auch gegensätzliche Theorien erklären die Wirkung der Wünschelrute. Alle gehen jedoch davon aus, dass die Rute ausschlägt, weil sie auf außergewöhnliche Phänomene aus der Erde reagieren. Mit einem Pendel sollen Informationen und Strahlungen aus der Erde aufgefangen werden können. Dabei ist es nicht einmal nötig, sich an der zu messenden Stelle zu befinden. Es reicht schon, das Pendel über eine Landkarte der entsprechenden Region zu halten. Von manchen Anbietern wird das Pendeln als Kommunikation mit dem Unterbewussten erklärt. Eine andere Erklärung für die Pendelbewegung sind mikroelektronische Schwingungen. Diese werden vom Körper aufgenommen und von der Hand und den Finger auf das Pendel übertragen. Bei einem siderischen Pendel werden kosmische Kräfte von Sternen und dem Weltall vom Körper aufgenommen und auf das Pendel übertragen.
Die Existenz von Erdstrahlen ist wissenschaftlich nicht nachweisbar. Es gibt weder Hinweise, worum es sich dabei handeln, noch wie sie zustande kommen könnten. Zudem wurden Studien, die die Erdstrahlen belegen sollten, mehrfach widerlegt. Für den Zusammenhang von Reizstreifen und einer erhöhten Krankheitsrate gibt es ebenfalls keine wissenschaftlichen Nachweise. Der Ausschlag von Wünschelrute und Pendel kommt nicht, wie von den Anwendern behauptet, durch äußere Einwirkungen bestimmter Kräfte zustande. Ursache hierfür sind eine unwillkürliche Muskelanspannung nach vorheriger Muskelentspannung (Kohnstamm-Effekt), der Pulsschlag und feinste unwillkürliche Muskelbewegungen aufgrund der unbewussten Vorstellung oder Wahrnehmung eines Ausschlags (Carpenter-Effekt oder ideomotorischer Effekt). Die Rute oder das Pendel schlägt folglich so aus, wie der Anwender es will.
Die verwendeten Wünschelruten und Pendel können aus verschiedenen Materialien bestehen und unterschiedliche Formen haben.
Sollen Reizstreifen aufgespürt werden, hält der Rutengänger die Wünschelrute vor sich hin und geht den Ort, wo die Störzonen vermutet werden, ab. Der Vorgang kann auch über Landkarten oder einem Plan des Hauses durchgeführt werden. Ein Ausschlag der Rute gilt als Zeichen für eine Störzone. In diesem Fall rät der Anwender zum Umstellen des Bettes oder der Verwendung eines Abschirmgerätes. Oft bieten Rutengänger solche Geräte auch selbst an.
Zur Diagnose von Erkrankungen führt der Radiästhet die Rute oder den Biotensor in geringem Abstand über den Körper des Patienten. Manche Anwender streichen auch mit einer Hand über den Körper und halten in der anderen Hand die Wünschelrute. Ein Ausschlag ist ein Zeichen, dass der entsprechende Körperbereich erkrankt ist. Auch die passenden Medikamente zur Behandlung werden auf diese Weise ausgewählt.
Beim Pendeln liegt der Patient auf dem Rücken und der Anwender führt das Pendel von Kopf bis Fuß über dessen Körper, wobei die Füße des Patienten nach Süden zeigen. Ein erkrankter Körperbereich wird durch kreisförmige Schwingungen oder durch das Ausschlagen in eine bestimmte Richtung angezeigt. Bei Vorliegen einer schweren Krankheit hängt das Pendel ganz ruhig. Krebs hingegen wird durch einen schrägen Ausschlag angezeigt. Zudem stellt der Anwender auch häufig Fragen zu Krankheiten oder Lebensmittelunverträglichkeiten. Hierbei hält der Patient das Pendel in der Hand. Lautet die Antwort „nein" schlägt das Pendel zu ihm hin aus. Bei „ja" zeigt es quer zu ihm und bei einer unbestimmten Antwort schlägt es diagonal aus.
Mittels Pendel können auch Ferndiagnosen gestellt werden. Dafür verwendet der Pendler ein Kleidungs- oder Schriftstück, Fotos oder eine Karte, die von der zu untersuchenden Person angehaucht wurde. Außerdem werden auch Tafeln mit Abbildungen der Organe und Iriszirkel zur Diagnose von Erkrankungen eingesetzt. Mittels Pendelkarte werden die passenden Medikamente, meist Bachblüten- oder homöopathische Mittel, ausgewählt. Bei einer festgestellten Nahrungsmittelallergie wird eine Diät angeraten.
In Kursen, die von Radiästhesie-Organisationen angeboten werden, und aus Büchern kann die Verwendung von Wünschelruten (Muten) erlernt werden. Das Pendeln kann ebenfalls aus Broschüren oder durch Selbstversuche erlernt werden. Häufig geben Pendler ihr Wissen auch an Andere weiter. Bei beiden Verfahren ist eine medizinische Vorbildung nicht notwendig.
Im Allgemeinen suchen professionelle Muter Störzonen mit der Wünschelrute. Die Diagnose von Krankheiten mittels Pendel wird in erster Linie von Heilpraktikern, aber auch Laien, durchgeführt.
Mit Pendel und Wünschelrute sollen Störzonen, die Krankheiten verursachen, erfasst und zur Behandlung nötige Medikamente erkannt werden. Dabei gibt es keine Einschränkungen in den Anwendungsbereichen.
Es besteht das Risiko, dass bestehende Krankheiten nicht erkannt werden oder Falschdiagnosen gestellt werden. Zudem können durch das Pendeln und Muten Ängste vor Krankheiten verstärkt werden.
Als Methode zur Diagnose von Erkrankungen und zur Auswahl von homöopathischen Mitteln ist die Verwendung von Wünschelrute und Pendel nicht belegt. Da eine erhebliche Gefahr von Fehldiagnosen besteht, fällt die Nutzen-Risiko-Einschätzung insgesamt negativ aus. Für die Wirksamkeit von Pendeln und Muten als Therapiemethode gibt es keine wissenschaftlichen Nachweise. Auch hier fällt die Nutzen-Risiko-Abwägung negativ aus. Somit sind Pendel und Wünschelrute zur Diagnose und Therapie von Krankheiten „nicht geeignet".
Letzte Aktualisierung am 14.09.2021.