Viele komplementäre Methoden beruhen auf der Naturheilkunde. Diese arbeitet mit Substanzen und Faktoren, die der natürlichen Umgebung entstammen, wie z.B. Pflanzen, Nahrungsmittel und Heilquellen. Aber auch Komponenten der allgemeinen und gesunden Lebensführung, wie etwa Körperhygiene, Tagesrhythmus und eine selbstbestimmtes Leben finden darin Beachtung. Die meisten Verfahren besitzen einen Kurzzeit- und einen Langzeiteffekt, die einen unterschiedlichen Nutzen haben und somit in unterschiedlichen Bereich zum Einsatz kommen. Während sich der Kurzzeiteffekt meist in den Hausmitteln widerspiegelt, sollen mittels Langzeiteffekt das Immunsystem beeinflusst und die Selbstheilungskräfte des Körpers angeregt werden.
Die Reiz- und Regulationstherapie dient dazu eine gestörte Funktion des Körpers wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der Körper wird mit Reizen wie Licht, Wärme oder zu einer Reaktion angeregt. Diese Reize bewirken eine Beeinflussung gestörter Körpervorgänge, etwa dem Stoffwechsel, und führen so zur Selbstheilung des Körpers. Da die Reize nicht auf ein bestimmtes Organ sondern auf den gesamten Körper gerichtet sind, werden sie als unspezifisch bezeichnet.
Der Langzeiteffekt, der bei der Reiz- und Regulationstherapie größer ist als der Kurzzeiteffekt, wird dadurch erreicht, dass der Körper regelmäßig Reizen ausgesetzt wird. Da sich der Organismus anpasst, muss die Intensität der Reize schrittweise erhöht werden. Es setzt ein Trainingseffekt ein, der jedoch verschwindet wenn der Reiz nicht regelmäßig einwirkt. Die Schritte der Reizsteigerung und die Intensität der Reize müssen individuell abgestimmt werden. Sind die Regulationsmechanismen erschöpft, ist die Grenze der Therapie erreicht. Eine weitere Reizeinwirkung kann dann den Organismus schädigen.
Die Immunmodulation, auch Umstimmung genannt, ist eine gezielte Beeinflussung des Immunsystems (Aktivierung oder Drosselung) mit Wirkstoffen. Dadurch soll der Körper eine Krankheit selbst bewältigen können. Bei einer Behandlung mit der Immunmodulation wechseln sich Phasen ab, in denen das Immunsystem gedrosselt oder aktiviert wird.
Das Immunsystem ist eng mit dem Nerven- und dem Hormonsystem verknüpft. Wird während der Immunmodulation das Immunsystem beeinflusst, kommt es zu einer komplexen Kettenreaktion im Körper. Die Auswirkungen sind nicht genau absehbar, da die Reaktion von verschiedenen Faktoren abhängt. Aus diesem Grund muss die Behandlung individuell abgestimmt werden, sonst kann es zu einer abnehmenden Immunleistung kommen.
Die die bei der Immunmodulation eingesetzten Mittel werden in aktiv und passiv eingeteilt. Während der Patient bei den aktiven Umstimmungsmitteln selbst tätig werden muss, handelt es sich bei den Passiven um Medikamente oder therapeutische Verfahren. Es wird hierbei angenommen, dass eine hohe Dosierung das Immunsystem drosselt und eine geringe Dosierung aktiviert.
Wärme- und Kältetherapie sind Formen der Thermotherapie. Während Wärme bei Schmerzen und nicht entzündlichen Erkrankungen eingesetzt wird, findet die Kälte bei akuten und schmerzhaften Erkrankungen Anwendung. Um Wärme oder Kälte übertragen zu können, ist ein geeignetes Medium nötig. Dies kann Wasser, Lehm, Schlamm oder Rotlicht sein. Die abwechselnde Anwendung von Wärme und Kälte (z.B. Sauna) wirkt gewebereinigend, regt das Immunsystem an und trainiert Kreislauf, Muskulatur und das vegetative Nervensystem.
Die Wirkung der Wärmetherapie beruht darauf, dass sich die Blutgefäße bei der Einwirkung von Wärme erweitern und die Muskeln sich entspannen. Dadurch wird die Durchblutung gefördert und die Nervenbahnen entlastet. Das Schmerzempfinden wird gedämpft, der Zellstoffwechsel wird angeregt und die Produktion von Stresshormonen reguliert. Bei der Einwirkung von Kälte ziehen sich die Blutgefäße hingegen zusammen, die Muskeln spannen sich an und die Durchblutung wird verringert. Wirkt kein Kältereiz mehr ein, entspannen sich die Muskeln und ein warmes Gefühl entsteht auf der entsprechenden Stelle. Der Kältereiz wird über die Nervenbahnen schneller weiter geleitet als Schmerz und wirkt somit schmerzlindernd.
Die Wärme- und Kältetherapie sollte bei Menschen mit gestörtem Temperaturempfinden, z. B. Diabetikern, nur unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Auch bei der Einnahme von Medikamenten, die die Blutgefäße erweitern oder den Blutdruck senken, sowie nach anstrengendem Sport oder ausgiebigen Mahlzeiten kann sich die Anwendung negativ auswirken. Bei Entzündungen innerer Organe, Tuberkulose, Reizblase und Harnwegsinfektionen kann die Anwendung von Wärme oder Kälte die Krankheit verstärken.
Die Pflanzenheilkunde, auch Phytotherapie genannt, stützt sich auf überlieferte Texte, Erfahrungswerte und volksmedizinische Traditionen. Durch die wissenschaftliche Erforschung von Heilpflanzen, kann deren Wirkung bestätigt werden. In der Pflanzenheilkunde werden Pflanzen und Pflanzenteile (Blüten, Blätter, Wurzeln, Rinde) verwendet und frisch, als Tee, Tinktur oder Extrakt angewendet. In der modernen Pflanzenheilkunde wird versucht, die reinen Arzneistoffe zu extrahieren oder künstlich herzustellen, um deren Wirkung zu verbessern und Nebenwirkungen zu vermindern.
Meist ist die Wirkung einer Heilpflanze nicht von nur einem Inhaltsstoff abhängig, sondern von einer Mischung verschiedener Stoffe. Dadurch kann sie verschiedene Wirkung haben oder bei verschiedenen Krankheiten angewendet werden. Die Qualität der Pflanzen ist vom Klima, dem Standort, der Erntezeit und der Lagerung abhängig. Deshalb ist die Standardisierung der Herstellung von Phytopharmaka wichtig, um eine gleichbleibende Wirkstoffmenge zu garantieren.
Die in Deutschland gebräuchlichen Pflanzen sind im Arzneibuch aufgeführt, das jedoch keine Informationen zu deren Wirksamkeit enthält. Von der Kommission E des ehemaligen Gesundheitsamtes wurden für etwa 330 Pflanzen Monografien erstellt, die Informationen über die Eigenschaften, Wirkungen, Nebenwirkungen, Anwendungsgebiete und Gegenanzeigen enthalten.
Die Ordnungstherapie geht davon aus, dass Gesundheit nur durch das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele aufrecht erhalten oder wiedererlangt werden kann. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Lebensführung (Lebensordnung). Durch die Vermeidung von Risikofaktoren, Genussgiften und Reizüberflutung soll das seelische Gleichgewicht wiederhergestellt und eine ausgeglichene und gesunde Lebensweise erreicht werden.
Bestandteile der Ordnungstherapie sind eine maßvolle Ernährung, die sinnvolle Nutzung von Licht, Luft und Wasser, ein ausgewogener Wechsel von Bewegung und Ruhe, sowie die Regulierung des Stoffwechsels und die Stabilisierung der Psyche. Erreicht werden kann dies mit gezielten verhaltenstherapeutischen (gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung) und entspannungstherapeutischen (Yoga, autogenes Training, Atemtherapie) Maßnahmen. Der Arzt oder Physiotherapeut nimmt dabei eher die Rolle des Beraters ein und wirkt mit einfühlsamen Gesprächen lenkend.
Die Ethnomedizin beschäftigt sich mit Heil- und Behandlungsweisen, die außerhalb Europas entstanden sind. Es sollen die medizinischen Kenntnisse und Praktiken verschiedener Kulturen erfasst und das kulturelle Erbe der Volksmedizin bewahrt werden. Aufgrund unterschiedlicher Ideen, Denkweisen, Theorien und Erklärungsansätze können sich die verschiedenen Medizinsysteme gegenseitig bereichern und neue Behandlungsarten anregen.
Die einzelnen Methoden können jedoch nicht uneingeschränkt übernommen werden, da meist die Kultur und der Glauben im fremden Medizinsystem verankert sind. Oft sind auch nur Bruchstücke bekannt, da keine Aufzeichnungen vorhanden sind, wodurch die Methoden aus dem Zusammenhang gerissen sind. Es werden auch Pflanzen und Pflanzenteile verwendet, die nicht exakt bestimmt und gekennzeichnet sind und somit andere Inhaltsstoffe enthalten können. Auch kommt es nicht selten vor, dass Teile von Pflanzen und Tieren verwendet werden, die unter Artenschutz stehen. Die einzelnen Elemente anderer Medizinsysteme müssen folglich sorgfältig ausgewählt und überprüft werden.
Letzte Aktualisierung am 10.08.2021.