Yoga ist eine indische philosophische Lehre aus dem Ayurveda. Es ist eine Technik aus Körperhaltung und Atemübungen, deren Ziele Entspannung, Stressabbau und die Harmonisierung von Körper und Seele sind. Der Begriff Yoga ist Sanskrit und bedeutet im übertragenen Sinne „Vereinigung" oder Integration.
Bereits um 700 v. Chr. wurden in den älteren Upanishaden (philosophische Schriften des Hinduismus) Atemübungen und das Zurückziehen der Sinne als Hilfsmittel der Meditation beschrieben. Der Begriff Yoga und dessen wesentlichen Elemente, die das spätere Yoga-System bilden, wurden erstmals in den mittleren Upanishaden um 400 v. Chr. genannt. Bereits um 300 v. Chr. hatte die Technik große Bedeutung erlangt. Der indische Weise Patanjali fasste im 2. oder 4. Jh. v. Chr. die Yoga-Lehren in 194 kurzen Merksätzen (Sutras) zusammen. Ursprünglich handelte es sich bei Yoga um einen spirituellen Weg, dessen Ziel die Suche nach Erleuchtung durch Meditation war.
Ab dem 12. Jh. entwickelte sich Yoga in verschiedene Richtungen und zahlreiche Unterarten und Varianten entstanden. Ein Beispiel ist Hatha-Yoga (Yoga des Impulses), bei dem verstärkt körperliche Übungen im Mittelpunkt stehen. In den letzten Jahren entwickelten sich besonders in den USA neue Varianten, die mit dem eigentlichen Yoga nur noch wenig gemeinsam haben. Power-Yoga und Ashtanga-Yoga basieren zwar auf den Grundelementen des Yoga. Bewegungen und Haltung werden jedoch in schneller Abfolge durchgeführt.
In der westlichen Welt rückte Yoga erstmals Ende des 19. Jh. in den Mittelpunkt des Interesses. Die erste Yoga-Schule in Deutschland wurde 1930 gegründet.
Der Grundgedanke des Yoga ist, dass jeder Mensch an sich arbeiten muss, um sich einem übergeordneten Prinzip annähern zu können. Erreicht werden kann dieses Ziel über acht Stufen. Die erste und zweite Stufe beschäftigen sich mit den Verhaltensweisen, durch die die Beziehung zu sich selbst und zu anderen Menschen beeinflusst wird. Körper- und Atemübungen sind die Grundlage für die dritte und vierte Stufe. Mit ihnen soll die Aufmerksamkeit für die Körperfunktionen geschult werden. Durch die Anweisungen der 5. bis 8. Stufe zur inneren Versenkung und Konzentration wird die Vereinigung von Individuum und unsterblichem Selbst erreicht. Als Entspannungstechnik soll Yoga die Folgen von einem einseitigen und überlasteten Lebensstil mildern oder beheben. Voraussetzung hierfür ist das regelmäßige Praktizieren der Technik mit Selbstdisziplin und Konsequenz. Darüber hinaus sollen neben den körperlichen Effekten auch Unstimmigkeiten im Leben bewusst und Veränderungen angestrebt werden.
Neben den Yoga-Übungen an sich umfasst die Technik zahlreiche Elemente, die für eine gesunde Lebensführung als wichtig erachtet werden. Diese sind ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und geistige und körperliche Entspannung. Unterstützt werden diese Dinge durch die vertiefte Atmung, die zudem zu einer verbesserten Sauerstoffversorgung des Körpers beiträgt. Die Anwendung von Yoga als Technik zur Entspannung und als Training für den Bewegungsapparat, Koordination und Gleichgewicht ist wissenschaftlich nachvollziehbar. Durch die typische Körperhaltung und die Atemübungen machen die im Körper ablaufenden Prozesse bewusst und dadurch gezielt beeinflussbar. Auf diese Weise können eingefahrene Verhaltensweise, die sich negativ auswirken, durch bessere ersetzt werden. Daneben haben die einzelnen Körperhaltungen und Atemübungen noch weitere spürbare und zum Teil auch messbare Auswirkungen, die die gesundheitlichen Effekte des Yoga erklären können:
Yoga wird in der Regel in einer Gruppe, zum Teil aber auch in Einzelsitzungen durchgeführt. Es wird mit einigen Übungen begonnen, die helfen, zur Ruhe zu kommen und den Alltag hinter sich zu lassen. Anschließend folgt eine Reihe von Körperhaltungen (Asanas), die verschiedene Körperbereiche ansprechen. Von den insgesamt 300 beschriebenen Asanas sind 25 bis 30 am gebräuchlichsten. Diese Körperhaltungen können mit Atemübungen (Pranayamas) kombiniert werden. In den Haltungen wird mehrere Minuten lang verharrt. Dabei werden die Muskeln, die nicht an der Übung beteiligt sind, entspannt und die Aufmerksamkeit auf das körperliche Empfinden gelenkt. Abgeschlossen wird das Training mit Übungen zur Versenkung und tiefen Entspannung. Yoga sollte zweimal täglich 20 bis 30 Minuten ausgeübt werden.
Da Yoga-Lehrer keine geschützte Bezeichnung ist, gibt es keine einheitliche Qualifikation hierfür. Nationale Yoga-Verbände und private Yoga-Schulen bieten eine Ausbildung an. Die Richtlinien hierfür wurden von dem Berufsverband der Yoga-Lehrenden in Deutschland (BDY) definiert. Zudem überwacht er bei den Mitgliedern die Einhaltung und kontrolliert das Ergebnis mit einer Prüfung. Interessierte können bei ihm eine Liste mit geprüften Mitgliedern erhalten.
Die Anwendung von Yoga kann unter verschiedenen Aspekten erfolgen. Neben dem spirituellen Ziel, einem übergeordnetem Prinzip näher zu kommen, kann es auch als Maßnahme zur Vorbeugung, mit der Beweglichkeit und Koordinationsfähigkeit des Körpers erhalten werden, oder Entspannungstechnik eingesetzt werden. Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Beeinflussung spezieller Krankheiten oder Symptome. Hierbei ist es als unterstützende Maßnahme zu den herkömmlichen medizinischen Verfahren.
Als alleiniges Behandlungsverfahren soll Yoga bei Stress, Unruhezuständen und Schlafstörungen helfen. Der therapeutische Einsatz ist jedoch nur Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten. In der Physiotherapie wird die Technik ebenfalls zur Behandlung eingesetzt.
Yoga-Übungen mit medizinischem Ziel dürfen nur von Ärzten und Heilpraktikern zusammengestellt werden. Diese kontrollieren auch den Erfolg der Behandlung. Die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit sollten nicht überschritten werden. Vor der Anwendung extremer Körperhaltungen, sollte der Zustand des Bewegungsapparates von einem Arzt überprüft werden. Auch bei Übungen, die die Atmung verlangsamen, sollte zuvor eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
Yoga-Übungen sind für Kinder unter 14 Jahren nicht geeignet. Während der Schwangerschaft sollten keine Körperpositionen, die den Unterleib beanspruchen und den Druck im unteren Bauchraum steigern, angewendet werden. Ältere Menschen sollten bei der Ausübung von Yoga Schmerzsignale ernst nehmen.
Körperhaltungen, die den Blutdruck steigen lassen, sollten nicht von Menschen mit Bluthochdruck eingenommen werden. Versenkungs- und Konzentrationsübungen können bei Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depression und Schizophrenie das psychische Gleichgewicht gefährden.
Bei Yoga-Übungen, die den Blutdruck senken, kann es bei gleichzeitiger medikamentöser Behandlung notwendig sein, die Dosis der Arzneimittel zu senken. Dies sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Yoga kann zu Benommenheit führen. Während dieser Zeit sollten keine Fahrzeuge gelenkt, keine Maschinen bedient und keine Arbeiten ohne sicheren Halt durchgeführt werden.
Werden beim Yoga-Training die Grenzen der körperlichen Belastbarkeit überschritten, können Muskeln, Sehnen und Bänder zu stark beansprucht werden. Überdehnungen, Zerrungen und Schmerzen sind die Folge.
Bei erhöhtem Blutdruck kann vor allem bei Über-Kopf-Haltungen der Blutdruck gefährlich ansteigen. Im schlimmsten Fall kann es hierbei zu einem Hirnschlag kommen.
Die Anwendung von Yoga zur Normalisierung der Risikofaktoren von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte, zur Verbesserung der Lebensqualität bei multipler Sklerose, zur Verringerung der Beeinträchtigungen durch Rückenschmerzen und zur unterstützenden Behandlung von Tuberkulose mit Antibiotika ist wissenschaftlich bestätigt. Wird die Technik richtig angewendet, bestehen kaum Risiken. Somit fällt die Nutzen-Risiko-Abwägung positiv aus und Yoga ist für diese Anwendungsbereiche „geeignet".
Für die Anwendung bei Asthma, Karpaltunnel-Syndrom, Angstzuständen, Arthrose, Depressionen, Entzugsbehandlung von Opiat-Abhängigkeit, Schlafstörungen bei Lymphom-Patienten, Stress, Zwangsneurosen und zur Verbesserung der sportlichen Leistung gibt es Hinweise auf eine therapeutische Wirksamkeit. Aufgrund der fehlenden Nachweise fällt die Nutzen-Risiko-Einschätzung eher negativ aus. Yoga ist für die genannten Anwendungsgebiete „wenig geeignet".
Die Wirksamkeit bei Diabetes, Epilepsie und Tinnitus ist nicht nachgewiesen und die Nutzen-Risiko-Abwägung fällt somit negativ aus. Somit ist Yoga für diese Anwendungen „nicht geeignet".
Letzte Aktualisierung am 14.09.2021.