Die Lebenserwartung in Mitteleuropa wie auch im Durchschnitt auf der ganzen Welt steigt allmählich an. Derzeit liegt die Lebenserwartung für weibliche Personen bei 82,4 Jahren und für männliche Personen bei 77,2 Jahren. Gleichzeitig besteht in Deutschland eine niedrige Geburtenrate. Die Gesellschaft ändert sich also dahingehend stetig in der Zusammensetzung, dass es immer mehr ältere Menschen und immer weniger jüngere Personen gibt. Es werden in Zukunft Probleme der sozialen Sicherung vor allem der älteren Menschen befürchtet. Die Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Bevölkerungsstruktur befasst, wird Demographie genannt.
Die Lebenserwartung ist der Wert, wie viele Jahre ein Mensch im Durchschnitt auf eine Region bezogen noch leben wird. Sie kann für einen Staat (wie Deutschland), für ein kleineres Gebiet oder aber für die ganze Welt bestimmt werden. Oft ist, wenn von der Lebenserwartung gesprochen wird, die Lebenserwartung bei der Geburt gemeint. Es kann allerdings auch von jedem beliebigen Alter an berechnet werden, wie viel Lebenszeit nach dem Durchschnittswert noch verbleibt, etwa wie lange ein 60jähriger im Mittel noch zu leben hat. Außerdem kann die Lebenserwartung getrennt nach den Geschlechtern oder nach ethnischen Gruppen oder nach Berufen bestimmt werden. Die Lebenserwartung wird anhand von Sterbestatistiken errechnet. Individuell kann natürlich die tatsächliche Lebensdauer ganz erheblich von der Lebenserwartung abweichen.
Die Lebenserwartung ist in den so genannten Industriestaaten in der Neuzeit sehr deutlich gestiegen. Seit dem Jahr 1840 hat die Lebenserwartung um ungefähr 40 Jahre zugenommen. Doch gab es auch Unterbrechungen, die im Wesentlichen durch Kriege bedingt waren. Die Lebenserwartung steigt an, wenn der Lebensstandard sich auf einige Faktoren bezogen verbessert, beispielsweise:
Ist hierbei eine bestimmte Schwelle erreicht, so sind individuell die folgenden Risikofaktoren bedeutsam:
Eine Rolle spielt die soziale Schicht, der der Einzelne angehört, beziehungsweise das Einkommen und das Bildungsniveau. Viele weitere Kriterien spielen eine geringe Rolle.
Die Lebenserwartung bei der Geburt hat zur Zeit in Deutschland einen Wert von 82,4 Jahren (Frauen) und 77,2 Jahren (Männer). Bei einem gewissen Lebensalter gilt natürlich jeweils ein anderer Wert, so dass die erwartete gesamte Lebensspanne mit den Jahren ansteigt. 60jährige Frauen haben laut der Statistik noch knapp 25 weitere Jahre und 60jährige Männer noch knapp 21 Jahre zu leben. Bei den 80jährigen sind noch knapp 9 Lebensjahre (Frauen) beziehungsweise mehr als 7,5 Lebensjahre (Männer) zu erwarten.
Bei der Betrachtung von Bevölkerungsstatistiken wird deutlich, dass Frauen durchschnittlich signifikant länger leben als Männer. Der Grund dafür ist in erster Linie in Unterschieden der Lebensweisen von Frauen und Männern zu sehen. Männer sind im Allgemeinen eher risikofreudig als Frauen. Das zieht sich durch verschiedene Lebensbereiche wie das Gesundheitsbewusstsein (mehr männliche Raucher, geringere Bereitschaft zu Vorsorgeuntersuchungen), den Straßenverkehr (mehr männliche Verkehrstote) und das Berufsprofil. Die Sterblichkeit von Frauen ist daher vor allem im mittleren Lebensalter um einiges geringer als die Sterblichkeit von Männern. Zudem wird als Faktor angeführt, dass kleinere Individuen innerhalb einer Bevölkerung länger leben als größere. Das wird für die Frauen insgesamt zum Vorteil, da sie im Durchschnitt kleiner als die Männer sind.
Die Struktur der Bevölkerung wird nicht nur durch die Sterbefälle beziehungsweise die Lebenserwartung bestimmt. Die Geburtenrate wirkt sich ebenso auf die Bevölkerungsentwicklung aus. Um die Bevölkerungszahlen konstant zu halten, müsste jede Frau durchschnittlich 2,1 Kinder zur Welt bringen. Tatsächlich liegt der Wert in Deutschland bei etwa 1,4 Kindern pro Frau. Zudem nimmt der Anteil von Frauen, die keine Kinder bekommen, zu. Es werden in Deutschland also immer weniger Kinder geboren.
Die Gründe lassen sich zum großen Teil in der heutigen Gesellschaft finden. Kinder zu kriegen, ist für Frauen beziehungsweise Paare nicht mehr so attraktiv wie früher. Folgende Faktoren spielen beim Rückgang der Geburten eine Rolle:
Der Geburtenrückgang dürfte sich auf die Gesellschaft negativ auswirken. Hier könnten Politiker gefordert sein, das Aufziehen von Kindern wieder deutlich attraktiver zu machen. Trotz aller Nachteile können Kinder für den einzelnen Menschen eine Bereicherung sein und zur Lebenszufriedenheit beitragen.
Aus der hohen Lebenserwartung und niedrigen Geburtenrate ergibt sich, dass das Durchschnittsalter in Deutschland (wie in vielen anderen Ländern auch) steigt. Weil die Anzahl der Frauen im gebärfähigen Alter stetig sinkt, wird auch die absolute Geburtenanzahl geringer werden. Dennoch ist derzeit ein leichtes Wachstum der Bevölkerungszahl zu erkennen. Das Wachstum kommt dadurch zustande, dass der Geburtenrückgang durch die Einwanderung von Migranten mehr als wettgemacht wird. Nach den Prognosen wird sich dies jedoch bereits in wenigen Jahren (etwa 2012) umkehren, und die Anzahl der Menschen in Deutschland wird erstmals sinken. Dieser Prozess wird sich nach den heutigen Prognosen dann noch verstärken. Von derzeit mehr als 82 Millionen Menschen wird die Bevölkerung nach mittleren Berechnungen bis zum Jahr 2050 auf 75 Millionen Menschen sinken. Manche Prognosen, die weniger Einwanderer mit einberechnen, gehen sogar nur von 67 Millionen Menschen aus.
Von noch größerem Interesse ist aber das Zahlenverhältnis von jungen zu älteren Menschen. Der derzeitige Altersquotient weist aus, dass auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter 34 Menschen im Rentenalter kommen. Bis zum Jahr 2050 wird der Anteil sehr viel höher werden, und zwar werden dann schätzungsweise 56 bis 59 Rentner auf 100 Erwerbsfähige kommen. Stark steigen wird auch die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahren. Nach den Prognosen dürfte es im Jahr 2060 in Deutschland fast ebenso viele Menschen über 80 Jahren geben wie Menschen unter 20 Jahren. Es kann von einer Überalterung der Gesellschaft gesprochen werden. Vielfach ist bereits von einer Unterjüngung die Rede, da die geringe Anzahl an Nachwuchs für die Entwicklung bedeutsamer ist als das Ansteigen der Lebenserwartung.
Sehr deutlich wird die Entwicklung auch bei der graphischen Darstellung der Altersverteilung. Die einstige Bevölkerungspyramide ist gerade auf dem Weg dahin, sich umzukehren. Anfang des 20. Jahrhunderts lag noch die „klassische" Verteilung vor, bei der es viele Kinder, aber eine recht hohe Sterblichkeit in allen Altersstufen gab. Mitte des 21. Jahrhunderts wird es dagegen relativ wenige junge Menschen, dafür mehr ältere Personen geben. Drastisch wird bei der zugehörigen Bevölkerungsgraphik von der Form einer Urne gesprochen.
Die relative Zunahme der Anzahl älterer Menschen bei Abnahme jüngerer Personen führt zu einem deutlichen Wandel in der Gesellschaft. Einen großen Effekt hat dies vor allem auf die Finanzen. Es wird schwieriger, das soziale Sicherungssystem einzuhalten, denn immer weniger Erwerbstätige müssen die Renten sowie die Krankenversicherung von immer mehr alten Menschen tragen. Das kann eine finanzielle Belastung für die erwerbstätigen Personen bedeuten, was aber auch eine Kürzung der Altersversorgung mit sich führen kann. Insgesamt können sich die Verhältnisse negativ auf die Wirtschaft auswirken. Sowohl für die Unternehmen als auch für den Standort Deutschland wird sich der mangelnde Nachwuchs an qualifizierten Arbeitskräften bemerkbar machen.
Da auch der Anteil der Menschen mit Pflegebedürftigkeit steigt, wird die Versorgung insgesamt gesehen einen größeren Stellenwert einnehmen. Das kann ebenfalls eine finanzielle Belastung bedeuten, aber auch mehr Menschen sind mit der häuslichen Pflege von Angehörigen konfrontiert. Die Veränderung der Altersstruktur könnte das Gesundheitssystem vor erhebliche Probleme stellen.
Letzte Aktualisierung am 02.12.2021.