Ältere Personen sind zum großen Teil immer noch sexuell aktiv. Sie haben ebenso wie jüngere Menschen Bedürfnisse nach Nähe und Zärtlichkeit sowie nach zufriedenstellendem Geschlechtsverkehr. In der heutigen Zeit wird Sexualität im Alter immer mehr als ganz selbstverständlich empfunden. Im höheren Alter kann es allerdings zunehmend zu Problemen kommen wie zu Erektionsstörungen oder einer trockenen Scheide. Ebenfalls können Alterserscheinungen und Krankheiten das Sexualleben beeinträchtigen. Durch die moderne Medizin gibt es viele Möglichkeiten, die Probleme zu behandeln.
Liebe und Sexualität nimmt im Leben der meisten Menschen einen großen Stellenwert ein. Das gilt, vielleicht entgegen der Erwartung von Jüngeren, auch für ältere Personen. Die Anzahl der sexuellen Kontakte nimmt im Durchschnitt aber nach und nach ab. Das ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Je mehr die Senioren als jüngere Menschen sexuell aktiv waren, desto mehr leben sie im Allgemeinen auch später noch ihre Sexualität aus.
Es wurden verschiedene Untersuchungen zum Thema Sexualität von Senioren durchgeführt. Hier zeigte sich, dass die Häufigkeit von Geschlechtsverkehr von Altersgruppe zu Altersgruppe ab 50 Jahren ganz allmählich geringer wird. Noch mit etwa 70 Jahren ist ein großer Teil der Menschen geschlechtlich aktiv. Ab einem Alter von etwa 75 Jahren nimmt die Sexualität dann deutlicher ab. Hier spielt eine Rolle, ob die jeweilige Person in einer Beziehung lebt. Solche Menschen sind auch im Alter deutlich häufiger sexuell aktiv als Personen ohne Partner. Eine Besonderheit in den Statistiken ist, dass im hohen Alter gesunde Frauen weniger Sex haben als gesunde Männer. Das liegt zumindest zum großen Teil daran, dass Frauen länger leben, Männer in Beziehungen oft etwas älter sind und die Frauen daher häufig verwitwet sind als Männer. Auffällig ist außerdem, dass Senioren insgesamt in der heutigen Zeit ihre Sexualität stärker und länger ausleben als noch vor einigen Jahrzehnten.
Was die Zufriedenheit mit dem Sexualleben angeht, so ist sie bei den Frauen im Durchschnitt höher als bei den Männern. Auch wird sowohl von Männern als auch Frauen häufiger der männliche Partner für ein unerfülltes Sexualleben verantwortlich gemacht, was unter anderem an den möglichen Erektionsstörungen bei Männern liegt. Insgesamt aber ist die Zufriedenheit mit dem Sex sogar bei Senioren noch größer als bei jungen Menschen. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass die Ansprüche nicht mehr so hoch sind, ältere Menschen entspannter mit Sex umgehen können und mehr Freiräume für das Ausleben ihres Liebeslebens vorhanden sind.
Prinzipiell bleiben beim Menschen der Sexualtrieb und die grundlegenden Funktionen, die für den Geschlechtsverkehr notwendig sind, bis ins hohe Alter erhalten. Bei vielen Menschen kommt es im Laufe der Jahre zu einem Problem, das sich negativ auf die Sexualität auswirkt. Der Anteil von Menschen einer Altersstufe, die unter Störungen der Sexualität leiden, steigt mit den Lebensjahren an. Es handelt sich teils um Alterserscheinungen, teils um wirkliche Erkrankungen, aber auch um psychische und soziale Hindernisse.
Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) gehören zu den bedeutendsten Problemen der Sexualität im Alter. So geben etwa 40 Prozent der Männer ab 75 Jahren an, dass sie Schwierigkeiten haben, eine genügende Versteifung des Gliedes zu erreichen. Die Gründe sind unterschiedlich, aber in vielen Fällen stecken Krankheiten wie Arteriosklerose dahinter. Die Erektionsstörung kann ein Vorbote von einem Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. Daher sollte bei einer neu aufgetretenen Potenzstörung eine ärztliche Untersuchung veranlasst werden. Auch spielen hormonelle Veränderungen eine Rolle. Der Spiegel an männlichem Geschlechtshormon (Testosteron) sinkt im Alter oft.
Eine Erektionsstörung ist dann gegeben, wenn der Mann es in der überwiegenden Zahl der Versuche nicht schafft, eine genügend starke Erektion zu bekommen. Der Geschlechtsakt kann nicht befriedigend ausgeführt werden. Es gibt aber einige Möglichkeiten, die Erektionsstörung zu behandeln. Sie müssen mit dem Arzt abgesprochen werden oder werden vom Arzt verschrieben. Folgende Methoden können zum Einsatz kommen:
Außerdem können bei Erektionsstörungen immer noch Zärtlichkeiten ausgetauscht und verschiedene andere Sexualpraktiken außer dem wirklichen Geschlechtsakt ausgeübt werden. Einigen Paaren kann das für die Zufriedenheit genügen.
Ein wohl ebenso häufiges Problem, das die Frauen betrifft, ist die Scheidentrockenheit. Die Ursache sind häufig hormonelle Veränderungen (hauptsächlich durch die Wechseljahre), aber auch hinter der Scheidentrockenheit können Krankheiten stecken. Durch die trockene Scheide kann der Geschlechtsverkehr schmerzhaft werden. Bei einer trockenen Vagina können folgende Methoden helfen:
Bei vielen älteren Menschen schwindet die Lust an der Sexualität. Das kann ebenfalls mit dem Hormonhaushalt zu tun haben, bei Männern mit Testosteronmangel, bei Frauen mit den Wechseljahren. Krankheiten und psychische Aspekte können ebenfalls zum Verlust des sexuellen Verlangens führen.
Krankheiten sind ein typisches Problem älterer Menschen. Viele Krankheiten können sich auch auf das Geschlechtsleben negativ auswirken. Einige der häufigsten Erkrankungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Bluthochdruck und Arteriosklerose können die Sexualfunktionen verschlechtern und die Lust vermindern. Erkrankungen, die zu einer Behinderung führen, stellen oft ebenfalls eine Hürde für das Ausleben der Sexualität dar.
Eine Harninkontinenz, also das Unvermögen, den Harn zu halten, kann eine große Rolle spielen. Die Inkontinenz kann die Lebensqualität und die Sexualität sehr beeinträchtigen. Je nach der Ursache können verschiedene Behandlungen der Inkontinenz vorgenommen werden.
Weiterhin können Alkohol und Rauchen zu Problemen führen, auch über die von ihnen verursachten Krankheiten. Zudem können einige Medikamente, die bei verschiedenen Erkrankungen eingenommen werden müssen, die Sexualität stören. Der Patient sollte sich nicht scheuen, nach einem möglichen Medikament mit geringeren Auswirkungen zu fragen. Die Behandlung der Erkrankung darf natürlich nicht vernachlässigt werden.
Je älter der Mensch wird, desto stärker kann sich eine körperliche Leistungseinschränkung bemerkbar machen. Das betrifft ebenso die Fähigkeit, Geschlechtsverkehr auszuführen.
Mit den Lebensjahren zeigen sich mehr und mehr altersbedingte Veränderungen. Der Körper wird allgemein als weniger attraktiv erlebt als in jüngeren Jahren, vor allem von der Person selbst. Es handelt sich auch um ein Phänomen der Gesellschaft. Senioren sollten die Alterserscheinungen als ganz gewöhnliche Veränderungen annehmen.
Viele Menschen im höheren Lebensalter haben mit dem Tod des Partners zu kämpfen. Das Problem betrifft vor allem Frauen, aber auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Männern. Frauen werden im Durchschnitt älter als Männer, so dass sie ihre Partner weit öfter überleben als umgekehrt. Auch Trennungen beziehungsweise Scheidungen finden nicht selten statt, vor allem durch die veränderten Lebensumstände (Pensionierung, Kinder aus dem Haus).
Immer häufiger machen sich Senioren, die getrennt oder verwitwet sind, aktiv auf die Suche nach einem neuen Partner. Sie möchten besonders im Alter nicht alleine leben. Möglichkeiten zur Partnersuche gibt es genug. Die Senioren können an Veranstaltungen teilnehmen, über Hobbys neue Menschen kennenlernen, aber auch einfach Partnerschaftsanzeigen in Zeitungen oder immer häufiger auch im Internet aufgeben.
Viele ältere Personen haben starre Moralvorstellungen und sehen Sex als eine Sünde an, wenn er nicht zum Zeugen von Kindern dient. Viele können ihre sexuellen Wünsche nicht ausleben, weil sie nicht darüber sprechen. Auch haben sie keine Vorstellung davon, wie viel Sex als normal anzusehen ist. Es sollte versucht werden, die Probleme der Kommunikation, vor allem innerhalb der Partnerschaft, zu überwinden.
In Altenheimen wird der Sexualität in den meisten Fällen kein besonderer Freiraum gelassen. Es ist oft sehr schwierig, die Privatsphäre zu wahren, weil etwa die Zimmer nicht abgeschlossen werden können oder weil es sich um Doppelzimmer handelt, die nicht mit dem Partner bewohnt werden. Besonders schwierig wird es für Partnerschaften, die sich erst im Altenheim neu zusammengefunden haben.
Eine weitere Problematik, die einen Teil der älteren Menschen betrifft, ist die Homosexualität. Die Liebe zu einem gleichgeschlechtlichen Partner wird im höheren Alter oft besonders tabuisiert. In der Öffentlichkeit und in Altenheimen haben es schwule oder lesbische Menschen noch schwerer als Heterosexuelle, ihre Neigungen auszuleben und eventuell einen Partner zu finden. Es gibt aber bereits spezielle Einrichtungen wie Heime und Pflegedienste für Homosexuelle. Andererseits können manche Menschen gerade im Alter neuen Mut schöpfen und schließlich ihre Homosexualität öffentlich machen.
Die meisten Menschen im hohen Alter verfügen über viel Erfahrung mit sexuellen Aspekten und können so ihr Geschlechtsleben besser genießen. Das Vorspiel bekommt eine größere Bedeutung als vorher, und Praktiken wie der Oralverkehr können wichtiger werden. Frauen, die die Wechseljahre hinter sich haben, müssen zudem keine ungewollte Schwangerschaft mehr befürchten.
Sex ist im Übrigen auch eine Art der körperlichen Betätigung. Menschen, die regelmäßig bis ins hohe Alter sexuell aktiv sind, leben sogar länger. Geschlechtsverkehr kann allerdings bei entsprechenden Vorerkrankungen eine Belastung für das Herz-Kreislauf-System bedeuten. Die meisten Menschen können jedoch problemlos Sex ausüben.
Trotz des Alters sollte in bestimmten Fällen an einen ausreichenden Schutz gegenüber sexuell übertragbaren Krankheiten gedacht werden. So sollte vor allem bei unbekanntem Geschlechtspartner ein Kondom verwendet werden, um eine mögliche Infektion mit HIV, Hepatitis, Chlamydien, Syphilis oder anderen Krankheiten zu verhindern. Auch die Verhütung einer Schwangerschaft kann im Alter noch zum Thema werden, wenn ein Mann mit einer jüngeren Frau Geschlechtsverkehr hat.
Letzte Aktualisierung am 02.12.2021.