Einsamkeit ist eine Problematik, die häufig bei Senioren auftritt. Die Gründe für die Vereinsamung können unterschiedlich sein. Die Abnahme der sozialen Kontakte kann unter anderem durch die verminderten Möglichkeiten zustande kommen, sich außer Haus und unter Menschen zu begeben. Todesfälle, z. B. des eigenen Ehepartners oder von Freunden, können unvermittelt zur Einsamkeit führen. Da Männer im Durchschnitt früher versterben als Frauen, sind öfter Frauen als Männer von der Vereinsamung im Alter betroffen. Eine erhebliche Vereinsamung tritt jedoch nur bei relativ wenigen älteren Menschen ein. Viele Senioren finden Halt bei Familie und Bekanntschaften. Abgesehen davon gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, einer Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken.
Die Vereinsamung eines älteren Menschen kann durch unterschiedliche Faktoren hervorgerufen werden. Neben den äußeren Einflüssen spielt es aber auch eine große Rolle, wie mit dem Alleinsein umgegangen wird.
Bei vielen älteren Menschen trägt vor allem der Umstand zur Vereinsamung bei, dass Bezugspersonen versterben. Am folgenschwersten ist in der Regel der Tod des Ehepartners. Weil Frauen durchschnittlich länger leben als Männer und in vielen Fällen der Ehemann ohnehin etwas älter ist als die Gattin, betrifft das Problem der Verwitwung vornehmlich Frauen. Vielfach versterben alte Freunde und Bekannte, auch bei anderen Familienmitgliedern kann das der Fall sein. Die gleichen Auswirkungen kann der Tod eines geliebten Haustieres haben. Den betroffenen Senioren macht dann zu schaffen, dass sie sich alt und „nicht mehr gebraucht" fühlen.
Einen sehr großen Einfluss übt das soziale Umfeld aus. Die Berufstätigkeit liegt meist schon eine Weile zurück. Eine gute Voraussetzung, dann nicht zu vereinsamen, ist eine intakte Familie mit den eigenen Kindern, die in der Nähe wohnen. Ältere Personen, die ein schlechtes Verhältnis zu den eigenen Kindern haben, können eher vereinsamen und verbittern. So verhält es sich auch mit den Freundschaften. Können diese sozialen Kontakte nicht gepflegt werden, so kann die Person einsam werden. Das Problem hierbei ist meist die eigene Gebrechlichkeit oder Krankheit. Durch die eingeschränkte Mobilität fehlt vielen Senioren die Möglichkeit, einfach die Wohnung zu verlassen und unter Leute zu gehen. Zunehmende Anonymität in der Umgebung kann zu den Schwierigkeiten beitragen. Nachbarn ziehen häufiger um, kleine Läden mit der Möglichkeit für Unterhaltungen werden durch große Märkte ersetzt.
Wie sich eine Aufnahme in einem Altenheim auswirkt, kann sehr unterschiedlich sein. Für viele Senioren trägt die Situation im Heim zur Einsamkeit bei. Das Leben im Heim kann aber auch die Möglichkeit bieten, neue Kontakte zu knüpfen.
Menschen, die allein sind, sind nicht automatisch einsam. Viele Senioren können ihr Alleinsein kompensieren, beschäftigen sich mit Hobbys und lernen neue Menschen kennen. Andere Senioren dagegen ziehen sich zurück und finden keinen sozialen Anschluss. Das kann selbst dann der Fall sein, wenn sie viele Menschen (Angehörige, Mitbewohner, Pflegepersonal) im Alltag um sich herum haben. Krankheiten im Alter können sich ebenfalls auf die verspürte Einsamkeit auswirken. Eine nachlassende Sehkraft und auch Schwerhörigkeit können dazu führen, dass Alltagstätigkeiten und Hobbys nicht mehr gut ausgeübt werden können und der Betroffene sich weiter einsam fühlt.
Ältere Personen können mehr oder weniger isoliert von sozialen Kontakten sein. Die Einsamkeit kann dem Betroffenen sehr zu schaffen machen. Die Auswirkungen auf die Psyche können enorm sein. Vereinsamung kann für den älteren Menschen einen starken emotionalen Stress bedeuten. Er langweilt sich, fühlt sich schnell nutzlos und kann an seiner Situation verzweifeln. Der Betroffene kann leicht in eine Trägheit und Untätigkeit hineinrutschen. Er kann sein Leben damit abhängig von anderen Personen machen. Die Vereinsamung kann so weit reichen, dass sie in einer echten Depression mündet. Im schlimmsten Fall endet die Vereinsamung von Senioren mit dem Suizid. Das ist auch einer der Gründe dafür, dass das Selbstmordrisiko bei älteren Personen erhöht ist im Gegensatz zu den unter 60-jährigen Menschen.
Die depressive Stimmung zeigt sich für andere Menschen nicht immer offensichtlich. Oftmals äußert sie sich eher in Symptomen wie Schmerzen, Schlafstörungen oder Schwindel. Solche körperlichen Beschwerden, die aus einer seelischen Beeinträchtigung heraus entstehen, werden als psychosomatische Störungen bezeichnet. Ohnehin besteht ein gegenseitiger Zusammenhang zwischen Vereinsamung und Krankheiten. Allgemein ist die Gesundheit von einsamen Menschen schlechter als die ihrer geselligen Altersgenossen, und einsame Senioren besuchen häufiger den Arzt.
Die Einsamkeit kann weitere Folgen nach sich ziehen. Vereinsamte Menschen leiden z. B. nicht selten unter Appetitlosigkeit, essen und trinken zu wenig und nehmen zu wenige lebenswichtige Substanzen zu sich.
Das wichtigste Mittel, die Einsamkeit zu verringern, ist die Auffrischung und Förderung der sozialen Kontakte. Zugleich sollten aber auch Aktivitäten nicht zu kurz kommen, die Freude und Erfüllung bereiten. Viele Senioren suchen von sich aus den Anschluss zu anderen Menschen, machen aktiv Unternehmungen und suchen sich eine Freizeitbeschäftigung. Andere ältere Menschen dagegen sind untätig, obwohl sie gerne mehr mit anderen Menschen machen würden. Viele von ihnen haben Angst, von Anderen nicht angenommen zu werden und sind vielleicht schon entmutigt. Sie scheuen die ungewisse Situation, auf Leute zuzugehen oder selbst etwas zu unternehmen. In solchen Fällen sollten Angehörige tätig werden und sie dabei unterstützen, aus der Vereinsamung herauszukommen.
Angehörige selbst können den Betroffenen ein Stück weit die Einsamkeit nehmen, indem sie sich öfter mit ihnen beschäftigen. Ein unerlässliches Element dabei ist das Gespräch mit dem älteren Angehörigen. Häufige Besuche erweisen sich als besonders günstig, aber bereits regelmäßige Telefongespräche helfen den einsamen Senioren. Neben dem Kontakt mit der eigenen Familie ist die Pflege von Freundschaften wichtig. Es gibt auch Senioren-Besuchsdienste, bei denen sozial engagierte Menschen regelmäßig zu Senioren nach Hause kommen. Manche jungen Familien suchen zur Betreuung ihrer Kinder z. B. eine „Leih-Omi". Senioren mögen vielleicht auch an eine neue Partnerschaft denken, auch hierfür ist es nie zu spät.
Haustiere bieten eine Möglichkeit, der Vereinsamung entgegenzuwirken. Tiere sind lebendig, sie bringen den Senioren die fehlende Wärme. Der Mensch muss sich aktiv um das Tier kümmern. Viele Senioren haben durch die Anschaffung eines Haustieres neue Lebensfreude und Zufriedenheit bekommen.
Die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten sind nahezu unbegrenzt. Ob Besuche von Museen oder Theatern, Reisen, Kurse und Seminare, Gesprächskreise, gemeinsames Essen gehen oder Spielegruppen - für jeden Geschmack lässt sich im Prinzip eine Möglichkeit finden, Anschluss zu bekommen und etwas Interessantes zu unternehmen. Bei besonders interessierten älteren Menschen kann auch ein Seniorenstudium, z. B. als Gasthörer, in Erwägung gezogen werden. Sportliche Betätigung ist sinnvoll, was auch in einer Gruppe oder einem Verein ausgeführt werden kann. Für Senioren geeigneter Sport hat den positiven Nebeneffekt, dass Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit sowie allgemein die Gesundheit sehr gefördert wird. Viele Senioren finden auch Erfüllung darin, zu Hause einem Hobby nachgehen zu können. Möglichkeiten, die Zeit zu Hause zu gestalten, sind Gartenarbeit, Malen, Schreiben, Lesen der Tageszeitung, Basteln und weitere Tätigkeiten. In diesem Sinne wird der Umgang mit dem Computer immer bedeutender für ältere Personen. Senioren können sich auch ehrenamtlich engagieren. Das hat den Vorteil, dass eine sinnvolle Beschäftigung ausgeübt wird, die dem älteren Menschen Zufriedenheit geben kann.
Geeignete Hilfsmittel können die Senioren unterstützen, wieder mobil zu sein und im Alltag zurechtzufinden. So können sie mehr Aktivitäten nachgehen und Kontakte bekommen. Diese Hilfsmittel umfassen Gehhilfen wie Handstock, Rollator oder den Rollstuhl, aber auch z. B. Sehhilfen wie Brillen oder Lupen.
Moderne Wohnformen können Senioren soziale Kontakte einbringen, die sie in der eigenen Wohnung wahrscheinlich nicht hätten. In einem Seniorenheim oder Pflegeheim ist es unterschiedlich, ob der jeweilige Bewohner erfolgreich integriert werden kann oder er trotzdem vereinsamt. Das Pflegepersonal und die Angehörigen sollten auf entsprechende Anzeichen achten. Neue Wohnmodelle wie z. B. das Betreute Wohnen oder die Senioren-Wohngemeinschaft können für allein lebende Senioren einen Weg aus der Einsamkeit bedeuten.
Letzte Aktualisierung am 09.03.2010.