Ärzte machen Hausbesuche, wenn es der Gesundheitszustand des Patienten nicht zulässt, in die Praxis zu kommen. Hausbesuche werden überwiegend bei älteren Patienten durchgeführt. Der Arzt begibt sich meist mit seinem Auto zum Patienten nach Hause. Das kann auch bedeuten, dass der Arzt zu einem älteren Menschen, der krank ist, ins Heim kommt. Der Arzt nimmt die wichtigsten Utensilien zur Diagnose und Behandlung mit. Nicht alle, aber zumindest ein Teil der Untersuchungen und Therapiemaßnahmen können im Rahmen eines Hausbesuches durchgeführt werden. Ärzte praktisch aller medizinischer Fachrichtungen können auch Hausbesuche machen und sind dazu sogar in bestimmten Fällen verpflichtet.
Ein großer Teil der Hausbesuche sind geplante Visiten durch den Arzt, der den Gesundheitszustand eines Patienten kontrollieren muss. Das kann auch in regelmäßigen Abständen erforderlich sein. Andere Hausbesuche kommen aber durch Notfälle zustande. Der Arzt wird vom Patienten oder von Angehörigen gerufen, wenn er über starke Beschwerden klagt.
Ein Hausbesuch ist in dem Fall angebracht, wenn der Patient sich nicht in die Arztpraxis begeben kann. Bei älteren Menschen besteht weit häufiger als bei jungen Personen die Notwendigkeit eines Hausbesuches. Der Besuch wird meist notwendig, wenn der Patient immobil ist, also sich nicht selbstständig zum Arzt begeben kann, pflegebedürftig oder sogar bettlägerig ist. Ein Hausbesuch kann aber auch dann erforderlich sein, wenn der Betroffene eigentlich sonst mobil genug ist, aber aufgrund einer Erkrankung nicht aus dem Haus gehen sollte oder kann (z. B. Grippe). Die gesundheitliche Lage des Patienten kann per Ferndiagnose, etwa telefonisch, nicht ausreichend beurteilt werden. Deshalb muss der Arzt sich auf den Weg zum Patienten machen - spätestens, nachdem er seine Sprechstunde beendet hat, aber bei schweren Verdachtsfällen unter Umständen sofort.
Der Arzt ist sogar verpflichtet, erforderliche Hausbesuche vorzunehmen, wenn ein Aufsuchen der Praxis für den Patienten nicht zumutbar ist. Das gilt auch für Zeiten außerhalb der Sprechstunden (abends, nachts, am Wochenende).
Hausbesuche werden nicht nur vom Allgemeinmediziner beziehungsweise Hausarzt durchgeführt. Sie können auch durch Ärzte der verschiedensten anderen Fachrichtungen erfolgen, also auch Frauenärzte oder Augenärzte. Außerdem machen Krankengymnasten und ähnliche Berufsgruppen Hausbesuche.
Bei einem Hausbesuch fährt der Arzt zum Haus (Wohnung, Heim), in dem der Patient lebt. Er nimmt eine Reihe von notwendigen Utensilien mit. In einem Arztkoffer hat er die wichtigsten Untersuchungsinstrumente vom Blutdruckmessgerät über eine Arztlampe, ein kleines EKG-Gerät bis hin zu Kanülen zur Blutentnahme. Je nach ärztlichem Fachgebiet können ganz verschiedene Instrumente wichtig sein. Ebenfalls werden Materialien für einfache oder wichtige Behandlungen mitgenommen. Dazu gehören Verbandmittel, gängige Medikamente und weitere Mittel wie auch Einmalhandschuhe oder Desinfektionsspray. Des Weiteren werden vom Arzt Formulare und Rezepte mitgebracht.
Wie bei der Untersuchung in der Praxis auch, führt der Arzt in den meisten Fällen zunächst eine Anamnese (Befragung des Patienten oder der Betreuungspersonen) durch. Dann erfolgt eine körperliche Untersuchung sowie die Beurteilung der Gesundheit durch die Diagnostik mit Instrumenten. Je nach der Erkrankung wird eine Behandlung vorgenommen, oder es werden Medikamente verschrieben. In manchen Fällen muss der Patient vom Arzt in ein Krankenhaus überwiesen werden oder es muss ein Notarzt angefordert werden, der den Fall übernimmt.
Bei einem Hausbesuch sollte zumindest ein Angehöriger des Patienten vor Ort sein. Um die Anamnese (Befragung durch den Arzt) zu erleichtern, sollten Unterlagen und Befunde sowie vom Patienten eingenommene Medikamente griffbereit liegen. Für gute Lichtverhältnisse am Ort der Untersuchung und Behandlung sollte gesorgt werden. Der Patient sollte gegebenenfalls notwendige Hörgeräte tragen. Es sollte das Essen nicht mehr beim Patienten stehen, um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen.
Wird der Arzt notfallmäßig zu einem Patienten gerufen, so sind einige Dinge zu beachten. Der Patient oder seine Angehörigen sollten Auskunft geben können über die Beschwerden und deren Auftreten, das Alter des Patienten und den sonstigen Gesundheitszustand beziehungsweise Vorerkrankungen. Auch kann bereits am Telefon die Auskunft über Medikamente wichtig werden.
Offensichtlicher Vorteil von Hausbesuchen ist, dass der Patient auch erreicht werden kann, wenn er nicht in die Arztpraxis kommen kann. So können auch alte, schwache Patienten vom Arzt untersucht und behandelt werden. In ländlichen Gegenden müssen Hausbesuche öfter als in größeren Städten vorgenommen werden.
Der Arzt erlebt den Patienten in seinem gewöhnlichen sozialen und häuslichen Umfeld. Der Arzt kann sich ein deutliches Bild von den Lebensumständen des Patienten machen. Er sieht, ob die Hygienebedingungen gut sind, die Medikamente richtig eingenommen werden können, ein Alkoholismus besteht oder der Patient inkontinent ist (keinen Harn oder Stuhl zurückhalten kann).
Besonders auf dem Land ist der Hausbesuch für die Erstversorgung von Notfallpatienten gut, weil der Hausarzt oft einen nicht so weiten Weg zurücklegen muss wie Notarzt und Krankenwagen.
Beim Hausbesuch sind die Untersuchungs- und Therapiemöglichkeiten im Verhältnis zur Praxis geringer. Der Arzt hat nur eine begrenzte Menge an Instrumenten und Materialien bei sich. Durch das Umfeld sind die Bedingungen (Licht, Hygiene, Ablageflächen) für die Diagnostik und Behandlung nicht optimal. Die Angehörigen oder das Pflegepersonal können den Ablauf stören, aber wiederum auch hilfreich sein. Es gilt, dass, wenn möglich, besser eine normale Behandlung in der Praxis durchgeführt werden sollte als ein Hausbesuch. Oftmals ist dies jedoch nicht möglich.
Der Druck für den Arzt kann zudem in bestimmten Situationen hoch sein. Das kann vor allem bei dringlichen Fällen gelten, wenn mehrere Hausbesuche gleichzeitig auf den Arzt zukommen oder in ungünstige Zeiten fallen.
Letzte Aktualisierung am 02.12.2021.