Wenn ein Mensch alt wird, bedeutet dies noch nicht, dass er auch krank werden muss. Jedoch häufen sich ab einem gewissen Alter mehr und mehr die Krankheitsfälle. Alte Personen sind anfällig für Erkrankungen, unter anderem deshalb, weil ihr Abwehrsystem schwächer wird, die Zellen altern und die körperliche Leistungsfähigkeit abnimmt. Es zeigt sich ein typisches Spektrum an Erkrankungen, die bei Senioren besonders häufig sind. Durch ein gesundheitsbewusstes Leben (ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Betätigung, Verzicht auf Rauchen) lässt sich das Risiko für viele dieser Erkrankungen vermindern.
Im Alter kann häufiger das Problem auftreten, dass ein Mensch an mehreren Krankheiten gleichzeitig leidet. Das Fachwort dafür lautet Multimorbidität. Bei den meisten Krankheiten von multimorbiden Patienten handelt es sich um chronische Leiden. Es steigt bei Multimorbidität sogar noch die Gefahr, dass sich weitere Krankheiten entwickeln. Ist ein Patient multimorbide, ergibt sich aufgrund der Gegenanzeigen oft noch das zusätzliche Problem, dass die Auswahl der Medikamente schwieriger wird.
Ein recht häufiges Beispiel von Multimorbidität, das zu erheblichen Risiken für den Patienten führt, ist das Wohlstandssyndrom (metabolisches Syndrom). Es handelt sich um die Kombination aus Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und einem erhöhten Fettspiegel im Blut. Gerade in Kombination bestehen ganz erhebliche Risiken für Folgen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Oftmals sind bei älteren Menschen mit Krankheiten die Symptome weniger ausgeprägt, was die Diagnose erschweren kann. Es dauert oft länger, bis sich ein Patient von einer Erkrankung wieder vollständig erholt. Komplikationen und Begleiterkrankungen kommen ebenfalls häufiger vor als bei jüngeren Patienten. Bei weitem nicht alle Erkrankungen sind jedoch wirklich bedrohlich. Dafür gibt es aber einige Erkrankungen, deren Folgen unterschätzt werden, vor allem Bluthochdruck und Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Die meisten Krankheiten lassen sich durch eine Behandlung gut bekämpfen. Der Fachbereich der Medizin, der sich mit typischen Erkrankungen des Alters befasst, heißt Geriatrie.
Typische Erkrankungen von älteren Personen können unterschiedliche Organe beziehungsweise Organsysteme betreffen. Häufig sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch Gefäßerkrankungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) vom Typ II, Gelenkerkrankungen, Augenkrankheiten und Krebs.
Ein zu hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie) liegt definitionsgemäß bei Werten von 140 zu 90 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) oder mehr. Der Bluthochdruck selbst wird vom Patienten nicht bemerkt, wodurch er sehr heimtückisch ist. Besteht der Bluthochdruck längere Zeit, so kann er zu Schäden an vielen Organen wie Herz, Gefäße, Augen und Nieren führen. Durch Komplikationen kann der Bluthochdruck lebensgefährlich sein.
Beim Altersdiabetes (Diabetes mellitus Typ II), der häufigeren Form der Zuckerkrankheit, reagieren die Körperzellen nicht mehr richtig auf das Hormon Insulin. Dies führt zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Der erhöhte Zuckergehalt im Blut wird zwar nicht bemerkt, hat aber längerfristig weitreichende Folgen für die Gesundheit. Es können unter anderem Gefäßschäden entstehen, so dass Schlaganfälle, Herzinfarkte, Nierenfunktionsstörungen, Erblindung (Diabetische Retinopathie) und ein so genannter diabetischer Fuß, an dem gegebenenfalls amputiert werden muss, möglich sind. Es ist daher äußerst wichtig, den Blutzucker richtig einzustellen.
Ein Schlaganfall (Apoplex, auch: Hirnschlag) ist eine Minderversorgung eines Gehirnbereiches mit Blut, die entweder durch einen Gefäßverschluss oder durch eine Gehirnblutung zustande kommt. Es kann beim Schlaganfall zu Symptomen wie Lähmungen, Gefühlsstörungen (oft auf eine Körperhälfte begrenzt und weiteren Störungen der Sinnesorgane sowie Kopfschmerzen kommen. Ein Schlaganfall muss möglichst frühzeitig behandelt werden, um bleibende Schäden einzudämmen.
Bei der Herzinsuffizienz kann das Herz das Blut nicht mehr in ausreichendem Ausmaß weiterbefördern. Die Blutversorgung des Körpers ist eingeschränkt, und es kann zu Beschwerden wie Leistungseinschränkung, Wasseransammlungen in den Beinen und anderen Stellen (Ödeme) sowie Luftnot kommen. Ein lebensbedrohliches Herzversagen kann entstehen. Die Herzschwäche wird normalerweise mit Medikamenten behandelt.
Bei der koronaren Herzkrankheit (KHK) liegt eine Verengung der Herzkranzarterien vor. Es entsteht eine Minderdurchblutung des Herzens. Typisches Symptom ist die Angina pectoris („Brustenge"), also Schmerzen in der Brustgegend, die auch in den Arm ausstrahlen können. Die Folge kann akut ein Herzinfarkt sein, chronisch kann die KHK zur Herzschwäche führen.
Der Herzinfarkt ist durch Absterben von Gewebe eines Bereiches des Herzens gekennzeichnet. Der Herzinfarkt entsteht in der Regel bei einer Minderdurchblutung aufgrund einer Herzkranzgefäßverengung. Neben Angina-pectoris-Schmerzen kommt es oft zur Luftnot und zum Schock (Kreislaufeinschränkung) mit blasser Haut und niedrigem Blutdruck. Eine sofortige Behandlung durch den Notarzt ist erforderlich.
Eine weitere gefährliche Krankheit, deren Häufigkeit mit dem Alter ansteigt, ist die chronische Bronchitis. Sie kann zur chronisch-entzündlichen Lungenerkrankung (COPD) führen, wobei die Grenze zwischen den Krankheitsbildern unscharf ist. Chronische Bronchitis und COPD treten zum weit überwiegenden Teil bei Rauchern und früheren Rauchern auf. Symptome sind chronischer Husten, Atemnot und Auswurf. Durch zunehmende Atemeinschränkung und Herzbelastung ist die COPD eine häufige Todesursache.
Bei vielen älteren Personen wird ein Verfall der geistigen Fähigkeiten (Demenz) beobachtet. Oft fängt es mit einer Vergesslichkeit an und weitet sich auf andere Gebiete wie die Orientierung, das Verhalten oder die Sprachfähigkeit aus. Ein großer Teil der Demenzerkrankungen ist durch die Alzheimer-Erkrankung (Morbus Alzheimer) bedingt. Die Alzheimer-Erkrankung kommt durch Ablagerungen im Gehirn zustande. Demenz allgemein ist der häufigste Grund, warum alte Menschen pflegebedürftig werden.
Die Parkinson-Erkrankung (Morbus Parkinson) ist eine Bewegungsstörung, die durch einen Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn durch Zugrundegehen bestimmter Zellen zustande kommt. Typische Symptome bei der Parkinson-Erkrankung sind verlangsamte oder komplett gehemmte Bewegungen, starre Muskulatur, Zittern und unsichere Körperhaltung. Die Symptomatik lässt sich mit Medikamenten sowie mit Bewegungsübungen und ähnlichen Maßnahmen bessern.
Arthrose bedeutet Gelenkverschleiß. Die Gelenke können im Laufe des Lebens stark abnutzen. Häufig sind Kniegelenk oder Hüftgelenk betroffen, im Prinzip kann die Arthrose aber an allen Gelenken auftreten. Aufgrund der Gelenkschäden kommt es zu Schmerzen und Bewegungsminderung. Die Therapie der Arthrose ist durch Schonung, Schmerzmedikamente sowie in sehr schweren Fällen durch einen Gelenkersatz (Endoprothese) möglich.
Rheuma ist eine ganze Gruppe von entzündlichen Erkrankungen, die unterschiedliche Bereiche des Körpers betreffen. Ursache ist, dass das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift (Autoimmunerkrankung). Rheuma ist zwar im Alter häufig, kann aber schon in jungen Jahren auftreten. Die rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis) ist die häufigste Rheumaerkrankung. Sie äußert sich durch zunehmende Verformung und Bewegungseinschränkung der Gelenke. Meist wird Rheuma mit Medikamenten behandelt.
Krampfadern (Varizen) sind Erweiterungen von Venen hauptsächlich am Bein. Sie entstehen durch Blutstauung. Zunächst sind sie oft eher ein kosmetisches Problem. Das gilt besonders für kleine oberflächliche Venen, die als Besenreiser auffällig werden können. Störend kann bei Krampfadern aber ein Schweregefühl sein. Später kann es aber durch die Krampfadern zu Problemen wie Gefäßverschluss (Thrombose), Venenentzündung oder einem offenen Bein kommen. Krampfadern können in schweren Fällen durch chirurgische Maßnahmen entfernt werden.
Einige Augenerkrankungen sind besonders typisch für ältere Menschen.
In vielen Fällen kommt es bei alten Menschen zur Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis). Der Betroffene kann gesprochene Wörter nicht mehr verstehen. Oft zeigt sich das Phänomen, dass gleichzeitig eine starke Lärmempfindlichkeit besteht. Der Betroffene benötigt ein Hörgerät, um Töne wieder besser wahrnehmen zu können.
Als Krebs werden bösartige Tumore bezeichnet. Sie können am Ort in das umliegende Gewebe einwachsen und Metastasen (Tochtergeschwülste) bilden. Diese führen dort zu weiteren Problemen. Zu den häufigsten Krebserkrankungen gehören Darmkrebs, Lungenkrebs und Brustkrebs. Unbehandelt verläuft Krebs meist tödlich. Durch Krebsfrüherkennung sowie durch Therapiemethoden wie Operation, Bestrahlung und Chemotherapie ist die Krebssterblichkeit heutzutage deutlich herabgesetzt. Dennoch führt Krebs in etwa der Hälfte der Fälle zum Tod des Betroffenen.
Depression tritt, wie manche andere psychische Störungen auch, im hohen Alter häufig auf. Nicht selten äußert sich die Depression im Alter nur über körperliche Symptome. Depression ist eine Krankheit und sollte auch bei alten Menschen eingehend behandelt werden.
Letzte Aktualisierung am 02.12.2021.