Der Begriff Neurodermitis kommt aus dem Griechischen und leitet sich aus Neuron = Nerv und Derma = Haut ab. Die Endung -itis steht für Entzündung. Es handelt sich so gesehen um eine chronische bzw. schubweise auftretende, entzündliche Hauterkrankung, die allergisch bedingt ist und mit starkem Juckreiz einhergeht. Das körpereigene Abwehrsystem wird hypersensibel und gerät aus dem Gleichgewicht. Harmlose Umweltreize die in den Körper eindringen, werden als schädliche Fremdstoffe wahrgenommen und attackiert. Es kommt zu einer überschießenden Abwehrreaktion. Menschen die eine Bereitschaft zur Überempfindlichkeit der eigenen Immunabwehr geerbt haben, neigen auch eher unter einer extrem trockenen Haut, da der Säureschutzmantel gestört ist. Dadurch wird die Haut spröde und verliert an Feuchtigkeit, so dass sie sich vor Umwelteinflüssen nicht mehr ausreichend schützen kann.
Bereits im Säuglingsalter kann es zum Ausbruch der Erkrankung kommen. Ursache sind meistens Gendefekte, die vor allem durch äußere Einflüsse, wie Allergene, Umweltschadstoffe oder Stress verursacht werden.
Der klinische Verlauf ist unter anderem sehr abhängig vom Alter und der individuellen Reaktionslage. Da es sich um eine nicht heilbare Erkrankung handelt, müssen die Menschen lernen mit diesem Leiden zu leben. Neben Medikamenten können auch Stressabbau und weitere Schutzmaßnahmen im alltäglichen Leben die Erkrankung stark lindern.
In der Medizin wird der Begriff „atopische Dermatitis" bevorzugt und bedeutet übersetzt „fehl am Platze". Der Begriff Atopie bezeichnet eine erhöhte Neigung des Körpers zu allergischen Reaktionen bzw. Erkrankungen. Die Erkrankungsschübe können auch ohne erkennbare äußere Ursache, wie aus dem Nichts heraus, auftreten.
Insgesamt erkranken etwa zwei bis drei Prozent aller Erwachsenen und bis zu 12 Prozent aller Vorschulkinder an einer Neurodermitis. Die Erkrankung tritt bei etwa 60 Prozent der Betroffen bereits im ersten Lebensjahr auf. Man sieht vor allem, das die Zahl der Menschen die an einer Neurodermitis erkranken, immer mehr steigt. Vor allem in Schottland erhöhte sich innerhalb von 30 Jahren die Häufigkeit um den Faktor 3, also von fünf auf 17 Prozent. Leider liegen keine Zahlen für Deutschland vor, aber man kann annehmen, dass sie sich nicht wesentlich von denen anderer Länder unterscheiden.
Man vermutet, dass die verbesserten Lebensumstände und die steigende Hygiene, sowie häufigere Allergien, mögliche Ursachen für diesen sprunghaften Anstieg sein können. Vor allem Stadtkinder und Kinder aus höheren sozialen Schichten erkranken häufig unter atopischen Erkrankungen.
Mit dem Älterwerden vermindern sich oft die Beschwerden und verschwinden meist mit Beginn der Pubertät, so dass nur etwa 30 Prozent der ursprünglich Betroffenen im Erwachsenenalter weiterhin Beschwerden haben.
Die genauen Ursachen der Neurodermitis konnten bislang nicht eindeutig geklärt werden. Anhand von mehreren Forschungsergebnissen und Beobachtungen kann man zumindest ableiten, dass für die Entstehung und Ausprägung der Erkrankung ein Zusammenwirken von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen besteht (multifaktorielle Pathogenese).
Man weiß definitiv, dass bei dieser Erkrankung eine genetische Disposition zugrunde liegt. Aufgrund der genetischen Veranlagung reagieren die Betroffenen stärker auf bestimmte Reize als andere Menschen. Man geht von einer dominanten Vererbung der Genvarianten aus, die zudem dass Erkrankungsrisiko erhöhen. Die Erkrankung wird also von den Eltern an die Kinder weitergegeben. Außerdem wird vermutet das 20 verschiedene Gene an der Entstehung beteiligt sind.
Leiden beide Elternteile unter einer atopischen Erkrankung, so erkranken ihre Kinder mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 80 Prozent an dieser Krankheit. Natürlich kann es hierbei immer zu einer individuell verschiedenen Ausprägung der Erkrankung kommen.
Jedoch ist wichtig zu wissen, dass nicht jeder, der diese Veranlagung zur atopischen Dermatitis in sich trägt, auch wirklich diese Erkrankung bekommt.
Im September 2007 veröffentlichten Forscher, dass bei Neurodermitikern ein bestimmtes Gen, welches für die Bauanleitung für das Protein Kollagen 29 verantwortlich sei, komplett fehle oder eine mangelhafte Expression (Umsetzung der genetischen Information in Proteine) davon vorliege. Man gab diesem Gen den Namen COL29A1. Sie ist unter anderem auch für wichtige Funktionen in Darm und Lunge zuständig, so dass die Experten vermuten, dass hier eine ursächliche Verbindung zu allergischen Erkrankungen vorliegt.
Die Ursache einer trockenen Haut hingegen ist auf eine fehlerhafte Codierung eines Enzyms, aufgrund eines Gendefektes zurückzuführen. Neurodermitiker haben möglicherweise eine gestörte oder verringerte Aktivität des Enzyms Delta-6-Desaturase. Durch dieses Enzym wird die mit der Nahrung aufgenommene Linolsäure in Gamma-Linolensäure umgewandelt. Gamma-Linolensäure ist wiederum ein wichtiger Bestandteil des Hautfettes und hält die Haut geschmeidig.
Da der Gendefekt nur in einem Teil der etwa 2 Billionen Körperzellen vorliegt, können die Symptome bei einigen Patienten unter Umständen auch zurückgehen, da weniger oder nicht beschädigte Genvarianten zum Einsatz kommen können. Der genaue Mechanismus ist jedoch bislang unklar.
Bei einigen Patienten konnte man einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten des atopischen Ekzems und verschiedener Allergene beispielsweise Nahrungsmittel, Blütenpollen, Tierhaare, Kot von Hausstaubmilben, feststellen.
Auch das vegetative Nervensystem kann zu einem Ausbruch der Erkrankung führen. So kann man sich erklären, warum besonders emotionaler oder psychischer Stress zu Ausschlagschüben oder Verdauungsproblemen führen.
Schadstoffe aus der Umwelt wie Nikotin, Parfüm, Konservierungsstoffe und Umweltgifte können auch eine Neurodermitis auslösen.
Bereits kleinste und harmlose Irritationen der Haut führen dazu, dass das Immunsystem stark aktiviert wird. Das Abwehrsystem wird alarmiert und sendet T-Zellen aus den Lymphknoten, in Richtung geschädigte Hautpartie. Hier kommt es zur Ausschüttung von Nervenbotenstoffen, vermutlich dem Acetylcholin und Histamin. Die Nervenfasern werden nun von diesen Substanzen stark beeinflusst und führen zu heftigem Juckreiz an der Haut. Kratzen sich die Patienten durch diesen Kratzzwang, so werden immer mehr Botenstoffe freigesetzt. Das Ergebnis ist schlimmer, es juckt viel mehr. Als Folge bilden sich Entzündungen und wunde Hautstellen, die wiederum Schadstoffen und harmlosen Bakterien das Eindringen erleichtern. Daher sollte man schon frühzeitig diese Juck-Kratz-Spirale unterbrechen, um die Folgen möglichst gering zu halten. Die aufgekratzte Haut muss schließlich mit Antibiotika behandelt werden. Kündigt sich ein neuer Schub an, so sollte man rechtzeitig die angeordneten Medikamente einnehmen, um den Ausbruch zu verhindern.
Es kommt vor allem zu folgenden Beschwerden:
Hauptproblem sind die gestörte Hautbarriere und der starke Juckreiz.
Bei Neurodermitikern liegt vor allem ein gestörter Säureschutzmantel der Haut vor. Dies ist der Grund warum sich das atopische Ekzem besonders durch eine empfindliche, gerötete und trockene Haut darstellt. Aufgrund der gestörten Hautbarriere ist die Haut für äußere Reize sehr anfällig. Typische Hautstellen sind Armbeugen, Kniekehlen sowie die Hals- und Gesichtspartie.
Hauptproblem für viele Betroffene ist ein quälender Juckreiz. Das Kratzen, welches häufig dann auf den Juckreiz folgt, führt wiederum dazu, dass sich die Symptome und Hautirritationen verstärken. Dies ist ein Teufelskreis, welches immer wieder dazu führt, dass die Symptome aufrechterhalten werden. Besonders Nachts kommt es zu einem starken Juckreiz und damit oft zu einem Schlafdefizit. Die Patienten leiden daher meistens unter Übermüdung und Leistungsminderung.
Weitere Begleiterscheinungen der Neurodermitis können sein:
Im Laufe des Lebens verändert sich die Neurodermitis. Man unterscheidet in der Regel drei Phasen der Erkrankung, wobei in jeder Phase Schübe auftreten, die durch Stress und Umwelteinflüsse ausgelöst werden können. Abhängig vom Lebensalter können verschiedene Hautveränderungen auftreten und unterschiedliche Körperstellen betroffen sein.
Die Erkrankung kann bereits im Säuglingsalter auftreten und wird hier als Milchschorf bezeichnet. Es kommt zur Bildung kleiner, flüssigkeitsgefüllter Bläschen, die unter Umständen aufbrechen und nässen können. Es ist auch möglich dass sich nur flächenhaft nässende Ekzeme bilden. Am Kopf können sich fettig schuppenden Stellen bilden. Jedoch sind oftmals die Streckseiten der Arme, Beine und das Gesicht befallen. Kommt es zur Austrocknung der nässenden Regionen, so bilden sich gelblich-braune Krusten, die in ihrem Aussehen an verbrannte Milch erinnern lassen. Daher leitete sich auch die gebräuchliche Bezeichnung Milchschorf ab.
Doch keine Panik, Milchschorf führt nicht zwangsläufig zu Neurodermitis und klingt meist nach dem ersten Lebensjahr wieder ab. Bestehen die Milchschorf-Symptome jedoch bis zum zweiten oder dritten Lebensjahr, so ist die Wahrscheinlichkeit dass sich eine Neurodermitis entwickelt viel höher. Mädchen sind dreimal so häufig betroffen wie Jungen.
Im Verlauf der Erkrankung kommt es häufig zu einer Infektion der betroffenen Hautbereiche mit Viren und Bakterien.
Ab dem Kindes- und Jugendalter tritt das so genannte Beugeekzem auf. Unter einem Beugeekzem versteht man Veränderungen in den Beugefalten der Gelenke, Kniekehle oder Ellenbogen. Unter Umständen können auch Hände, Oberkörper, Hals und Nacken befallen sein.
Junge Menschen dagegen weisen eher eine starke Hautrötung auf. Im Laufe der Jahre kommt es zu baumrindenartigen Vergröberungen der trockenen und verdickten Haut. Diese Hautveränderung wird auch als „Lichenifikation" bezeichnet.
Eine Sonderform der Neurodermitis stellt die Prurigoform dar. Prurigo kommt aus dem lateinischen und bedeutet Juckreiz. Diese Form der Erkrankung tritt vor allem bei Erwachsenen auf. Typischerweise treten am gesamten Körper stark zerkratzte Knoten auf. Sie können unter Umständen auch schwächer ausgeprägt sein, so dass die Hautveränderungen nur an den Händen oder Ohrläppchen auftreten.
Die Diagnose einer Neurodermitis wird anhand des typischen Krankheitsbildes gestellt. Es gibt bislang keine einzelne Untersuchung, mit der man sicher eine Neurodermitis manifestieren kann.
Ein wichtiger Schritt ist zunächst die Erfassung der Krankengeschichte des Patienten. Oft findet man in der Familie nahe Verwandte mit Allergien oder einer sicher diagnostizierten Neurodermitis. Wichtig ist auch das Erfragen der Umweltbedingungen, dem der Patient ausgesetzt ist (vor allem berufliche Situation, Haustiere und Lebensstil). Im weiteren erfolgt eine körperliche Untersuchung durch den Arzt. Die betroffenen Körperstellen geben bereits wichtige Hinweise, ob es sich um ein atopisches Ekzem handelt oder nicht. Man sollte am gesamten Körper nach den alterstypischen Erscheinungsbildern der Ekzemherde suchen. Außerdem können bei Neurodermitispatienten einige körperliche Symptome verstärkt auftreten wie vertiefte, bizarre Handfurchen (Ichthyosis-Hände), eine doppelte Falte am Augenunterlid (Dennie Morgan Falte) oder Augenringe.
Durch Hauttests kann man untersuchen, ob der Körper eines Menschen auf bestimmte Allergene mit einer überschießenden Immunantwort reagiert. In erster Linie sollten Substanzen wie Hausstaubmilben, Blütenpollen, Nahrungsmittel und Tierhaare getestet werden, die häufig Allergien auslösen. Die Allergene werden in Flüssigkeit gelöst und in die Haut eingekratzt. Besteht nun eine Allergie gegen eines dieser Stoffe, so wird eine verstärkte Immunantwort hervorgerufen, welche zu einer quaddelartigen Schwellung der Haut führen.
Mit einer Blutprobe kann man die Abwehrstoffe, die so genannten Immunglobuline, des Körpers bestimmen. Bei einer Neurodermitis liegt eine erhöhte Konzentration des Immunglobulin E vor, welche zu starken Entzündungsreaktionen der Haut führen. Durch weitere Untersuchungen kann man feststellen, gegen welches Allergen das Immunglobulin E gerichtet ist.
Differentialdiagnostisch sollte man vor allem weitere entzündliche Hauterkrankungen ausschließen. Hierzu zählen insbesondere:
Neurodermitis ist eine sehr komplexe Hauterkrankung. Eine ursächliche Behandlung ist bislang nicht möglich. Neben der medikamentösen Therapie ist eine tägliche Hautpflege zu empfehlen. Hierbei sind rückfettende Ölbäder, Cremes und Lotionen bei der Behandlung der trockenen Haut sehr hilfreich und verhindern zudem, dass neue Schübe der Krankheit auftreten. Ganz wichtig ist daher die weitere Pflege der Haut, auch in problemarmen Phasen.
Bei der Therapie unterscheidet man generell zwischen einer topischen (äußerlichen) und systemischen (innerlichen) Behandlung.
Eine topische Behandlung wird bei leichten und mittelschweren Fällen der Neurodermitis durchgeführt. Im Akutstadium der Erkrankung helfen wirkstoffhaltige Salben. Es wird vor allem das Kortison angewandt, da sie die überschießende Immunreaktion unterdrücken und die Entzündung somit abschwächen. Auf der anderen Seite werden unter anderem die Feuchthaltefähigkeit und der Heilungsprozess der Haut verbessert.
Der wichtigste Feuchthaltefaktor ist der Harnstoff. Patienten mit einer Neurodermitis weisen eine signifikant niedrigere Konzentration von Harnstoff auf. Daher erhalten sie vor allem harnstoffhaltige Präparate, um die Trockenheit der Haut zu reduzieren. Durch den Harnstoff wird vermehrt Wasser in der Haut gebunden. Doch Vorsicht: Bei gereizter oder rissiger Haut führt der Harnstoff zu weiteren Reizungen. Weitere wirksame Salbenzusätze sind Johanniskrautextrakt, Zink, Nachtkerzenöl oder Dexpanthenol.
Liegt eine übermäßige Besiedlung der Haut mit Bakterien und Pilzen vor, so müssen infektionshemmende Salben eingesetzt werden. Bei Nachweis von Staphylococcus aureus kommen vorzugsweise Triclosan, Chlorhexidin und Antibiotika zum Einsatz.
Neue Salben mit dem Wirkstoff Tacrolimus oder Pimecrolimus modulieren dagegen das Immunsystem gezielter und weisen offenbar weniger Nebenwirkungen als Kortison auf. Bei einer übermäßigen Besiedlung durch Hefepilze sollte man antimykotische Wirkstoffe einsetzen.
Nässende Ekzeme können zusätzlich mit Gerbstoff-Präparaten behandelt werden. Sie wirken austrocknend, juckreizlindernd und leicht antientzündlich.
Zusätzlich kann man Medikamente wie Antihistaminika verschreiben, sie sind gut verträglich und lindern die Beschwerden relativ gut.
Bei schwerwiegenden Krankheitsverläufen ist eine systemische Behandlung der atopischen Dermatitis erforderlich. Dabei kommen Kortison und Cyclosporin A zur Anwendung. Beide Präparate hemmen eine überschießende Immunreaktion.
Cyclosporin A ist Stoffwechselprodukt eines Pilzes, die bei Einnahme rasch zur Rückbildung des atopischen Ekzems führt. Jedoch sollte man die Nebenwirkungen nicht außer Betracht lassen. Sie führen oft zu Blutdruckerhöhungen, Nervenschädigungen, Zahnfleischwucherungen und der Induktion von Malignomen.
Parallel dazu kann man den Patienten noch Antihistaminika geben. Sie hemmen die allergische Reaktion der Haut und wirken vor allem juckreizlindernd. Diese Antiallergika weisen zudem kaum Nebenwirkungen auf. Daher werden sie auch oft bei Kindern eingesetzt, weil sie sich dadurch weniger kratzen und besser einschlafen können.
Bei starken Entzündungen werden Salben mit Immunsuppressiva eingesetzt. Häufig werden Kortisonpräparate genutzt, da sie sehr gut gegen Juckreiz und Entzündungen der Haut wirken und bei rechtzeitiger Anwendung schwere Schübe lindern können. Sie wird meistens in Form von Salben oder Cremes auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Allerdings gibt es eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen, so dass sie nur für kurze Zeit angewandt werden sollten. Zu den wichtigsten Nebenwirkungen gehören Hautverdünnung (Hautatrophie), Pigmentierungsstörungen, Dehnungsstreifen, starke Behaarung und partielle Unterdrückung des örtlichen Immunsystems. Eine längere Anwendung von Kortisonpräparaten kann zu gravierenden Folgen wie Leberschädigungen oder Glaukom führen.
Oft ist auch problematisch, dass nach Absetzen der Kortisoncremes die Hauterscheinungen wieder auftreten. Es kommt zu einem Rückschlag, so dass die Patienten wieder mit der Kortisonbehandlung beginnen müssen. Leider kommt es zudem auch durch den zunehmenden Gebrauch der Präparate mit der Zeit zu einer Wirkabschwächung.
Seit kurzem gibt es auch die lokal anwendbaren Immunsuppressiva Tacrolimus und Pimecrolimus. In der Therapie des atopischen Ekzems stellen sie einen wesentlichen Fortschritt dar. Beide Präparate gehören zur Gruppe der Makrolide und wirken als Calcineurinhemmer. Somit unterdrücken sie das lokale Immunsystem der Haut und verhindern die Freisetzung der Entzündungssubstanzen Histamin und Arachidonsäuremetaboliten. Viele Patienten erlangen dadurch eine Beschwerdefreiheit ohne Kortison. Es kommt zur Abheilung der Entzündung und Ekzeme.
Bei der Anwendung dieser Präparate sind Sonnenschutzmaßnahmen vorzunehmen.
Durch die so genannte Phototherapie bzw. Lichttherapie können die Entzündungszellen in der Haut gehemmt werden. Man verwendet hier in der Regel hochdosiertes ultraviolettes Licht, dass heißt eine Kombination aus UVA- und UVB-Strahlen. Besonders die UVA1-Strahlung dringt mit ihren längeren Wellenlängen tiefer in das Gewebe ein. Ihre antientzündliche Wirkung entfaltet sie durch Hemmung der Langerhanszellen und der Mastzellen. Ein Rückschlag, wie bei der Behandlung mit Kortison, tritt bei der UVA1-Hochdosistheraoie nicht auf.
Bei Patienten die unter einer sehr ausgeprägten Neurodermitis leiden, gibt man vor der Bestrahlung das Medikament Psoralen, welches den Effekt der Strahlen in der Haut vervielfacht. Bei der zusätzlichen Einnahme von Psoralen, spricht man auch von der PUVA-Therapie. Man darf aber hierbei nicht vergessen, dass durch die PUVA-Therapie eine stark erhöhte Lichtempfindlichkeit ausgelöst wird und ein höheres Krebsrisiko durch die UV-Strahlung besteht. Auch führen alle UV-Strahlen zu einer schnelleren Hautalterung. Dies ist mitunter der Grund, warum diese Therapieform bei Kindern nicht gerne durchgeführt wird.
Als weitere Behandlungsmöglichkeit gibt es die Klimatherapie. Hier helfen vor allem Kuraufenthalte am Meer, z. B. das Tote Meer in Israel (jodhaltige Luft) oder im Hochgebirge (auf eine milbenfreie Höhe von 1000 m im Winter und 2000 m im Sommer), da hier eine geringere Luftbelastung mit Allergenen besteht. Ein vier- bis sechswöchiger Aufenthalt in diesem Klima kann zu einer deutlichen Besserung der Symptome führen.
Verschiedene Entspannungstechniken wie autogenes Training, Yoga oder Meditation können unter Umständen zur Symptomlinderung führen.
Einer der wichtigsten Bestandteile der Therapie ist die Vermeidung von bekannten Provokationsfaktoren wie bei einer Nahrungsmittelallergie entsprechende Nahrungsmittel meiden.
Bei der Hälfte aller betroffenen Babys bilden sich die Hauterscheinungen innerhalb der ersten zwei Jahre vollständig zurück. Zwei bis fünf Prozent der Kinder mit früheren Ekzemen, bekommen erneut Schübe in der Pubertät, aber diesmal an anderen Hautregionen. Bei weiteren 20 Prozent kommt es mit der Pubertät zu einer Ausheilung.
Dennoch ist keine vollständige Heilung möglich. Die Patienten können aber durch angebrachte Vorsichtsmaßnahmen und den heutigen zur Verfügung stehenden Medikamenten ein weitaus normales Leben führen. Auch wenn man frei von Symptomen ist, die trockene, empfindliche Haut bleibt ein Leben lang erhalten.
Vorsichtsmaßnahmen für Neurodermitiker im Alltag:
Letzte Aktualisierung am 15.06.2021.