Bei einer Berufskrankheit handelt es sich meistens um eine chronische Erkrankung, die durch besondere Einwirkungen bei beruflichen Tätigkeiten hervorgerufen werden oder sich verschlimmern. Kommt es dagegen zu einer Ausbildung einer allergischen Erkrankung durch bestimmte Substanzen mit denen man bei der Arbeit verstärkt in Kontakt kommt, so spricht man in diesem Fall von einer berufsbedingten Allergie.
Etwa 30 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer Allergie, dabei handelt es sich meistens um eine berufsbedingte Krankheit. Die Berufsdermatose steht mittlerweile an der Spitze der Berufserkrankungen.
Bei etwa 90 bis 95 Prozent der Hautekzeme handelt es sich in erster Linie um Kontaktekzeme im Bereich der Hände.
Zu den häufigsten berufsbedingten Allergien gehören:
Jährlich erkrankt einer von 1.000 Arbeitnehmern an einer Berufsdermatose in den westlichen Industrieländern. Experten vermuten jedoch, dass die Dunkelziffer viel höherer ist, da viele Menschen mit Hautschäden meist keinen Arzt aufsuchen.
Aufgrund des regelmäßigen Kontakts zu potenziellen Allergenen treten in bestimmten Berufsgruppen vermehrt berufsbedingte Allergien auf. Besonders stark betroffen sind folgende Berufsgruppen:
Bei 90 Prozent der Betroffenen treten die Hauterscheinungen bevorzugt an den Händen auf. Besonders Frauen erkranken doppelt so häufig an Hautekzeme als Männer.
In 40 Prozent der Fälle liegt eine genetische Veranlagung zur Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber verschiedenen Substanzen der Umwelt vor.
Mittlerweile kennt man als Auslöser einer arbeitsbedingten allergischen Atemwegserkrankung etwa 250 verschiedene Arbeitsstoffe. Folgende Berufsgruppen sind besonders stark durch die unten aufgeführten Arbeitsstoffe gefährdet, die unter Umständen Ursache einer allergischen Reaktionen sein können:
Des Weiteren können folgende Allergene ein berufsbedingtes allergisches Asthma hervorrufen:
Als Auslöser von berufsbedingten Hauterkrankungen kommen auch mehrere Arbeitsstoffe in Frage. Zu den häufigsten Auslösern gehören:
Typischerweise entwickelt sich ein allergisches Kontaktekzem nur an den Hautstellen, die zuvor mit dem Allergen in Kontakt gekommen sind, das heißt ein direkter Hautkontakt mit dem allergie-auslösenden Arbeitsstoff ist Voraussetzung für die Entwicklung einer Allergie. Unter Umständen können auch bei einer intensiven Sensibilisierung, frühere Ekzeme erneut aufflammen, auch wenn das Allergen aktuell nicht direkt an dieser Stelle eingewirkt hat. Das Allergen kann auch verschleppt werden, beispielsweise kann eine Nagellackallergie nach Reiben der Augen zu allergischen Reaktionen an den Augenlidern führen.
Das allergische Kontaktekzem führt zu einer Vielzahl von Beschwerden, diese wären unter anderem:
In den meisten Fällen tritt die allergische Reaktion zuerst an den Händen auf. Das Ekzem bricht eher an Finger- und Handrücken aus, als an der Handinnenfläche. Diese ist nämlich durch eine dickere Hornschicht besser geschützt.
Neben der IgE-vermittelten allergischen Reaktion gibt es auch die IgG-vermittelte Spätreaktion, welches erst sechs bis zwölf Stunden nach Allergeninhalation auftreten kann. Leitsymptom des allergischen Asthmas ist die anfallsweise auftretende Atemnot, die durch eine allergisch bedingte Verengung der Luftwege verursacht wird. Die Patienten haben Schwierigkeiten mit der Atmung, die Ausatmung ist verlängert und erschwert, so dass unter Umständen beim Atmen Pfeif-, Zisch- und Brummgeräusche zu hören sind. Die Patienten leiden zudem auch unter (Reiz-)Husten mit zähem schleimigem Auswurf, Kurzatmigkeit, Fieber, Nasenlaufen und Entzündungen der Augenbindehäute.
Eine zu starke Verengung der Luftwege kann zu einem akuten Asthma-Anfall führen, die sich zunächst durch starke Atemnot und Engegefühl im Brustbereich bemerkbar macht. Diese Situation wird auch als Status asthmaticus bezeichnet und kann wenige Sekunden bis mehrere Stunden, manchmal sogar bis zu mehreren Tagen, anhalten. Auch hier handelt es sich wie bei einem allergischen Schock (anaphylaktischer Schock) um eine Notfallsituation, die schnelles ärztliches Eingreifen erforderlich macht.
Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine allergisch-entzündliche Reaktion der Lungenbläschen auf organische (Arbeits-) Stäube. Mit der Zeit kommt es bei dieser Erkrankung zu einem Umbau des Lungengewebes in Bindegewebe, die nicht mehr umkehrbar ist und die Funktion stark einschränkt. Man unterscheidet zwischen einem akuten und chronischen Verlauf.
Ratsam ist zunächst die Vorstellung bei einem Facharzt für Haut- bzw. Lungenerkrankungen, also einem Allergologen oder Arbeitsmediziner. Diagnostiziert der Arzt eine in der Berufskrankheiten-Verordnung aufgelistete Krankheit, so ist diese primär der zuständigen Berufsgenossenschaft zu melden. Hier wird dann überprüft, ob die wesentliche Ursache im Beruf zu sehen ist. Dazu werden zum einen, ein medizinischer Gutachter eingeschaltet und zum anderen der Arbeitsplatz näher untersucht. Die Ergebnisse werden besprochen. Durch den Rentenausschuss der Berufsgenossenschaft wird entschieden, ob es sich tatsächlich um eine Berufskrankheit handelt oder nicht.
Doch bevor es soweit kommt muss zunächst die Diagnose einer berufsbedingten Allergie gestellt werden. Ziel der Diagnostik ist es den Auslöser zu finden. Hierbei ist eine ausführliche und strukturierte Anamnese von großer Bedeutung. Bei dem Gespräch zur individuellen Krankengeschichte stehen vor allem Fragen zum Arbeitsplatz und zur beruflichen Situation im Vordergrund, die so genannte Arbeitsanamnese.
Nach dem ausführlichen Anamnesegespräch erfolgt im nächsten Schritt die körperliche Untersuchung, dabei sollte der Arzt vor allem vorhandene Hauterscheinungen und Schleimhäute näher betrachten und Auffälligkeiten genau dokumentieren. Anschließend wird der Hauttest durchgeführt. Neben den üblichen Standard-Allergieauslösern werden auch die individuell verdächtigten Berufsallergene getestet. Sind die Ergebnisse des Hauttests nicht eindeutig interpretierbar, so kann man im nächsten Schritt einen Provokationstest durchführen. Zudem gibt es verschiedene Hautfunktionstests (Alkaliresistenz-, Nikotinsäureester-, Nitrazingelbtest) mit deren Hilfe man die Reaktion der Haut auf spezielle Belastungen prüfen kann.
Bei der Diagnostik der allergischen Erkrankungen des Atemtrakts werden auch zunächst die Allergiediagnostik mittels Haut- und Provokationstest, sowie der Bestimmung spezifischer Antikörper (IgE) im Blut durchgeführt.
Es ist wichtig zu wissen, dass im Recht der Berufskrankheiten, als allergische Erkrankungen des Atemtraktes nur das allergische Asthma bronchiale, der allergische Schnupfen und die exogen allergische Alveolitis begutachtet werden.
Neben der ganzen Diagnostik ist bei einem berufsbedingten allergischen Asthma bronchiale auch der Nachweis einer solchen Atemwegserkrankung und der arbeitsbezogenen Atembeschwerden erforderlich. Die Lungenfunktion wird mit verschiedenen Methoden gemessen. Auch die Diagnostik der exogen allergischen Alveolitis erfolgt auf die gleiche Weise. Der einzige Unterschied ist die Bestimmung der IgG-Antikörper. Eine Erhöhung ist zwar Zeichen einer Sensibilisierung, die Erkrankung selbst wird jedoch damit nicht nachgewiesen. In diesem Fall ist ein Provokationstest sehr hilfreich. Bestehen jedoch weiterhin Zweifel, so kann das Entnehmen einer Gewebeprobe durch Punktion der Lunge, Klarheit verschaffen.
Da sich die allergischen Erkrankungen auch unabhängig vom Beruf ausbilden können, ist es wichtig festzustellen, ob die Allergenbelastung tatsächlich der Arbeitsstelle zuzuordnen ist.
Besonders folgende Erkrankungen sollten von allergischen Krankheiten abgegrenzt werden:
Die Behandlung unterscheidet sich je nach zugrunde liegender Erkrankung.
Die medikamentöse Behandlung des akuten allergischen Kontaktekzems erfolgt mit örtlichen Kortisonpräparaten.
Auch hier werden Glukokortikoide (Kortisonpräparate) eingesetzt, jedoch als Inhalation. Der Langzeitverlauf der Erkrankung sowie die Folgeschäden werden durch diese Präparate nicht beeinflusst, sie unterdrücken lediglich die Entzündung des Lungengewebes.
Je nach Ausprägungsgrad kann man hier neben den Glukokortikoiden auch zahlreiche weitere Medikamente verschreiben, die zu einer Beschwerdelinderung führen. Hierzu zählen insbesondere Beta-2-Sympathomimetika, Parasympatholytika, Mastzellstabilisatoren, Theophyllin, Leukotrien-Antagonisten und Antiallergika.
Neben der ganzen medikamentösen Therapie sollten die Patienten versuchen, das betreffende Allergen strikt zu meiden. Wird nämlich die auslösende Substanz nicht gemieden, so bewirkt auch die konsequenteste Therapie keine Besserung. Besonders Patienten die sich den Allergenen immer weiter aussetzen, riskieren das sich die Erkrankung festsetzt und in einen chronischen Zustand übergeht.
Der Arbeitsplatz sollte detailliert analysiert werden, gegebenenfalls sollten geeignete Schutzmaßnahmen vorgenommen werden. Bei etwa zwei Drittel der Betroffenen kann man einen Berufswechsel ersparen, wenn man geeignete Schutzmaßnahmen durchführt. Dies erfordert unter anderem auch eine konsequente Hautbehandlung und die Vermeidung des Allergenkontakts auch in der Freizeit. Betroffene mit allergischen Atemwegserkrankungen sollten zudem auch das Rauchen einstellen.
Neun bis 15 Prozent aller asthmatischen Krankheitsbilder bei Erwachsenen weisen einen konkreten Bezug zum Arbeitsplatz auf. Im Gegensatz zum Asthma bei Kindern, wo eine Heilung in 50 Prozent der Fälle noch gelingt, ist eine Ausheilung der Erkrankung bei Erwachsenen nur noch in 20 Prozent der Fälle möglich. Eine konsequente längerfristige Therapie mit inhalativen Glukokortikoiden führt jedoch zu einer wesentlichen Besserung.
Dagegen ist die Prognose der akuten Exogen Allergischen Alveolitis in der Regel sehr gut, wenn die Ursache gefunden wurde und dadurch gezielt gemieden werden kann. In den meisten Fällen kommt es zu einer vollständigen Wiederherstellung, gegebenenfalls nach Kortison-Behandlung. Wird aber die Erkrankung nicht erkannt oder die Ursache nicht gefunden bzw. nicht vermieden, so kann sie bei chronischem Verlauf zu Lungenfibrose und Cor pulmonale, oder sogar im schlimmsten Falle bis zum Tode führen.
Das Allergische Kontaktekzem ist eher schwer zu kontrollieren, da auch bei konsequenter Allergenkarenz die Sensibilisierungen oft über mehr als zehn Jahre anhalten. Bei erneuter Exposition mit dem Allergen kommt es immer wieder zu einem Hautausschlag, so dass die Prognose bezüglich einer definitiven Heilung eher als schlecht einzustufen ist.
Zur Vorbeugung einer berufsbedingten Erkrankung können folgende Maßnahmen sehr hilfreich sein:
Letzte Aktualisierung am 22.06.2021.