Allergie auslösende Eiweiße sind in ihrer Struktur zum Teil sehr ähnlich aufgebaut. Der Grund dafür ist, dass viele Pflanzen und Tiere entwicklungsgeschichtlich miteinander verwandt sind und daher einen ähnlichen biologischen Bauplan haben. Diese Ähnlichkeiten führen dazu, dass das Immunsystem einiger Allergiker dazu neigen, dass der Körper nicht nur auf ein einziges Allergen reagiert, sondern auch auf solche, die diesem sehr ähnlich sind.
Unter einer Kreuzallergie bzw. einer Kreuzreaktion versteht man demnach einen Zustand, bei dem sich bei einer bestehen Allergie gegen einen Stoff, auch eine Allergie gegen einen anderen Stoff entwickeln kann, der jedoch in seiner Struktur dem ersten sehr ähnlich ist. Solche Reaktionen können bei sämtlichen Allergieformen auftreten beispielsweise bei Pollen oder Medikamente.
Eine Kreuzallergie kann zwischen verschiedenen Arten von Pollen auftreten. Ist eine Person gegen Gräserpollen allergisch, so können die selben Antikörper auch mit Pollen verwandter Pflanzen wie etwa mit Getreidepollen reagieren.
Kreuzreaktionen zählen heute zu den häufigsten Ursachen für Nahrungsmittelallergien bei Jugendlichen und Erwachsenen. Solche Kreuzreaktionen treten besonders oft bei Birkenpollen- und Beifußallergikern auf. Etwa 50 Prozent aller Inhalationsallergiker (allergische Reaktionen gegen Schimmelpilze, Tierhaare, Hausstaubmilben) vertragen auch bestimmte Lebensmittel nicht.
Einige Allergene können in fast allen Blütenpollen und pflanzlichen Produkten vorkommen, diese gelten als besonders aggressiv und sind meist schwer in den Griff zu bekommen. In solchen Fällen ist die Diagnosestellung auch sehr schwer, sie braucht viel Zeit und Geduld.
Das Immunsystem des Menschen reagiert nur auf einen bestimmten Bestandteil eines Stoffes und nicht auf die ganze Struktur, also nicht auf den Pollen oder den ganzen Apfel. Es kommt zur Bildung der allergievermittelnden IgE-Antikörper auf nur gewisse Bestandteile. In der Regel handelt es sich bei den allergenen Bestandteilen um Stoffe, die zur Gruppe der Proteine gehören. Auf der anderen Seite sollte man sich merken, dass nicht jeder Allergiker, Antikörper gegen die gleichen allergieauslösenden Proteine (Allergene) besitzen. Das bedeutet also, dass sich die Reaktionen der Immunsysteme verschiedener Allergiker voneinander unterscheiden. Zudem gibt es aber auch bestimmte Proteine, die dafür bekannt sind, dass sie besonders häufig Allergien auslösen. Sie werden auch als Majorallergene (Hauptallergene) bezeichnet. Dem gegenüber gibt es natürlich auch die Minorallergene (Nebenallergene), das sind Proteine die selten zu allergischen Reaktionen führen.
Leider gibt es auch einige Allergien die mit Kreuzallergien (wie bereits oben beschrieben) assoziiert sind. Diese Patienten reagieren zum einen af das Allergen und zum anderen auch noch auf bestimmte Nahrungsmittel, deren Allergene sehr ähnlich sind. Um es noch deutlicher zu machen, lese man sich folgendes Beispiel durch:
Birkenpollen reagieren kreuzweise mit Äpfeln, Birnen, Kirschen, Kiwi, Tomaten, Karotten und verschiedenen Nusssorten. Das bedeutet also, besteht eine Allergie gegen Birkenpollen, so kann auch eine allergische Reaktion gegen die genannten Obst- und Gemüsesorten hervorgerufen werden.
Ursache einer Kreuzallergie oder „pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie" (medizinischer Ausdruck) ist eine immunologische Kreuzreaktion. Allergene aus Gräser-, Kräuter- oder Baumpollen gleichen in ihrer Struktur bestimmten Eiweißstoffen aus Gemüse- und Früchtesorten. Wenn das Immunsystem bereits auf ein Pollenallergen sensibilisiert ist, so kommt es bei einem Kontakt mit ähnlichen Strukturen aus anderen Pflanzen, zu einer erneuten Aktivierung. Das Immunsystem spielt verrückt.
Es kann zu folgenden Unverträglichkeiten kommen:
Primäre Allergie auf | Mögliche Kreuzallergien |
Baum- und Strauchpollen: Birke, Erle, Hasel, Pappel |
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Gräser- und Getreidepollen: Raygras, Weidelgras, Wiesenlieschgras |
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Kräuterpollen: Beifuß, Nessel, Wegerich |
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Hausstaubmilben |
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Naturgummi-Latex (enthalten in Gummi-Handschuhen, Taucheranzügen, Klebeseiten von Pflastern, Kondome) |
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Penicillin |
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Gelatine (in Gummibärchen oder Joghurt) |
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Flieder |
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Proteine sind eigentlich sehr kompliziert aufgebaute Moleküle. Doch einige dieser Moleküle besitzen zum Teil Stellen, in denen sie sich mit anderen Molekülen sehr ähneln oder sogar identisch sind. Das Immunsystem eines Allergikers bildet nun Antikörper gegen einen solchen Proteinabschnitt (Epitop), der gleichermaßen auch in anderen pflanzlichen oder tierischen Proteinen vorkommt. Ist dies der Fall, so kann es zu einer Kreuzallergie kommen.
Eine allergische Reaktion macht sich durch folgende Symptome bemerkbar:
Zudem kann ein orales Allergie-Syndrom (OAS) auftreten. Hierbei kommt es unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme zu einer schweren Reaktion des Körpers mit Neurodermitis, Blutdruckabfall und anaphylaktischem Schock. Der Schockzustand ist ein Notfall und bedarf einer sofortigen notärztlichen Behandlung.
Außerdem kann es auch nach Tagen, nach der Nahrungsaufnahme, zu einer so genannten verzögerten Reaktion mit den oben aufgelisteten Symptomen kommen.
Für die richtige Diagnosestellung müssen mehrere Schritte durchlaufen werden. Zunächst erfolgt die Aufnahme der Patientengeschichte (Anamnese), der Patient schildert hier vor allem seine Beschwerden und die Umstände, wo und wann die Beschwerden das erste Mal aufgetreten sind. Weiterhin werden verschiedene Hauttests bzw. Allergietests durchgeführt. Mit diesem Test lassen sich sehr schnell Kreuzreaktionen nachweisen, doch gibt es hier in den meisten Fällen einen großen Unterschied zwischen Wohlbefinden des Patienten und der nachgewiesenen Empfindlichkeit. Es gibt viele Birkenpollenallergiker, die beim Hauttest auf Kirschallergene reagieren, aber beim Provokationstest überhaupt keine Allergiesymptome nachweisbar sind. Allergietests sind daher nur eingeschränkt bei der Suche nach den Allergie-Auslösern hilfreich.
Im nächsten Schritt versucht man Antikörper im Blut nachzuweisen. Ist auch dieser nicht besonders erfolgreich auswertbar, so kann man eine Ausschluss- und Provokationsdiät durchführen lassen. Die Patienten müssen dabei über sieben Tage eine allergenarme Wasser-Reis-Kartoffeldiät einhalten. Vorher sollte man natürlich mit einem Hauttest eine Kartoffel- oder Reisallergie ausschließen. Sind die Patienten nach dieser Diät weiterhin nicht beschwerdefrei, so kann man mit einer großen Wahrscheinlichkeit zumindest eine Nahrungsmittelallergie ausschließen. Führt jedoch die Diät zu einer Beschwerdefreiheit, so werden im Folgenden einzelne Nahrungsmittel schrittweise hinzugefügt, bis erneut Beschwerden auftreten. Sinn und Zweck dieser ganzen Prozedur ist die Identifizierung der entsprechenden Nahrungsmittel.
Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittel-Allergie sollten die Patienten auch ein Ernährungstagebuch führen. Hier sollte man möglichst genau eintragen, wann was gegessen wurde und welche Symptome dabei aufgetreten sind.
Eine allergische Reaktion kann Hinweis sein auf folgende Erkrankungen:
Eine erfolgreiche Therapie der Kreuzallergien erfordert zunächst die Vermeidung von jeglichem Kontakt mit Allergenen. Die Patienten müssen eine so genannte Allergenkarenz einhalten, dass heißt allergieauslösende Nahrungsmittel sollten gemieden werden. In der Regel handelt es sich hierbei nur um rohes Obst oder Gemüse. Da allergieauslösende Eiweißstoffe hitzeempfindlich sind, werden sie durch Kochen oder Backen zerstört. Leider gibt es auch hitzestabile Allergene, die besonders in Soja, Erdnüsse, Nüsse und Sellerie enthalten sind und häufig versteckt in Lebensmitteln vorkommen.
Man sollte zunächst natürlich auch die ursprüngliche Allergie wie den Heuschnupfen behandeln.
Bei Kreuzallergien ist unter anderem die Allergie-Impfung auch sehr hilfreich. Liegt eine allergische Erkrankung vor, so sollte man sich bei einem Allergologen vorstellen und genau testen lassen, auf welche Auslöser man reagiert. Sind die Auslöser einer allergischen Reaktion bekannt, so kann das Immunsystem durch eine spezifische Immuntherapie tolerant, gegen die Allergene gemacht werden. Diese spezifische Immuntherapie wird auch als Hyposensiblisierung oder Allergie-Impfung bezeichnet und ist die bisher einzig ursächlich wirksame Therapie. Hierbei versucht man das Immunsystem durch geringe Mengen eines Allergen-Präparates an die Allergieauslöser zu gewöhnen. Bereits im ersten Behandlungsjahr kommt es zu einer wesentlichen Besserung der Beschwerden. Die Therapie dauert in der Regel drei Jahre und die Wirkung hält nach Beendigung noch lange Jahre an. Die spezifische Immuntherapie führt bei 90 Prozent der Heuschnupfen-Patienten zu einer wesentlichen Besserung. Zudem kann sie auch die Nahrungsmittel-Allergie bessern.
Man sollte mit der Therapie am besten im Herbst beginnen, nach Ende des Pollenfluges.
Patienten, die bereits einen allergischen Schock durchgemacht haben, sollten immer einen Notfallset mit Antihistaminika, Kortison und Adrenalinspray bei sich tragen.
Allergische Erkrankungen haben in den letzten Jahrzehnten dramatisch zugenommen und die Tendenz scheint weiterhin anzuhalten.
Je nachdem welche Allergie zugrunde liegt, sind die Heilungsaussichten auch sehr unterschiedlich. Vor allem Patienten mit einer Pollen- und Nahrungsmittelallergie sprechen auf eine Behandlung sehr gut an. Dagegen sind Allergien gegen Bienen- und Wespenstiche, sowie gegen Tierhaare eher hartnäckig.
Man kann grundsätzlich von vorhinein keine Garantie für das Gelingen der Behandlung geben, doch die überwiegende Mehrheit der Patienten erreichen eine Steigerung der Allergentoleranz bzw. eine Symptomfreiheit.
Man sollte zunächst einmal wissen: Eine Kreuzallergie kann, muss aber nicht auftreten! Ist es leider nun einmal zur Kreuzallergie gekommen, so können folgende Maßnahmen hilfreich sein, mit der Krankheit besser umzugehen:
Letzte Aktualisierung am 14.06.2021.