Das Hagelkorn entsteht durch die Verlegung einer bestimmten Drüsenart am Augenlid und die darauffolgende Entzündungsreaktion.
Die Meibom-Drüsen (Glandulae tarsales) sitzen am Lidinnenrand und produzieren Talg, der auf die Oberfläche des Auges abgegeben wird. Über Nacht trocknet dieses Sekret manchmal ein und sammelt sich am Augenrand. Im Volksmund wird dieses Phänomen als „Schlafsand" bezeichnet. Das Sekret der Meibom-Drüsen bildet einen kleinen Teil der Tränenflüssigkeit. Zum größten Teil besteht Tränenflüssigkeit aus Wasser und hat die Aufgabe, das Auge vor dem Austrocknen zu bewahren und kleine Unebenheiten auszugleichen. Die Flüssigkeit wird von Tränendrüsen im Augenlid gebildet und durch den Lidschlag gleichmäßig auf der Augenoberfläche verteilt. Die Aufgabe des Talgs, den die Meibom-Drüsen bilden, besteht darin, die schnelle Verdunstung der Tränenflüssigkeit zu verhindern. Talg besteht zum Großteil aus fettigen Verbindungen, die sich schützend auf den flüssigen Tränenfilm legen und selbst nicht verdunsten können.
Das Hagelkorn entsteht durch den Verschluss dieser wichtigen Drüsen und erscheint als meist schmerzlose knotige Verdickung des Augenlids. Es handelt sich hierbei um eine chronische Entzündung, die weder durch Bakterienbefall noch durch eitrigen Inhalt gekennzeichnet ist.
Das Hagelkorn (Chalazion) entsteht durch einen Verschluss des Drüsenausführungsganges der Meibom-Drüsen. Das Sekret der Drüsen wird jedoch weiter produziert, so dass es zu einem Sekretstau kommt. Dieser Stau löst eine Entzündungsreaktion des Körpers aus, ohne dass Bakterien anwesend sind. Durch diese Entzündung kommt es zur Verdickung, die dann als Hagelkorn oder Chalazion bezeichnet wird.
Die Entstehung des Hagelkorns kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden. Durch die gestörte Durchblutung der kleinen Gefäße bei Diabetes mellitus kann die Bildung eines Hagelkorns begünstigt werden. Eine Lidrandentzündung (Blepharitis) fördert sogar die Entstehung mehrerer Hagelkörner gleichzeitig. Die Entzündung regt die Talgdrüsen allgemein zur vermehrten Produktion ihres Sekrets an, was die Wahrscheinlichkeit für einen Sekretstau erhöht.
Die Symptomatik des Hagelkorns entwickelt sich meist langsam über einen längeren Zeitraum. Es entsteht zuerst eine kleine Verdickung im Ober- oder Unterlid, die zuerst kaum auffällt. Bei weiterem Bestehen wächst diese Verdickung an und verfärbt sich in den meisten Fällen violett. In dieser Phase ähnelt das Hagelkorn sehr einem „Veilchen". Im Gegensatz zu diesem bildet es sich aber in der Regel nicht von selbst zurück.
Das Chalazion ist im Normalfall nicht schmerzhaft, es stellt jedoch häufig ein kosmetisches Problem dar. Außerdem kann es, bei starker Größenzunahme, zu einem Fremdkörpergefühl im Auge und Problemen beim Lidschluss führen. Das Hagelkorn selbst ist eine Verdickung im Augenlid, die sich nicht verschieben lässt, im Gegensatz zum restlichen Gewebe des Lids.
Bei längerem Bestehen eines großen Hagelkorns besteht das Risiko, dass die Sehkraft beeinträchtigt wird. Durch den dauerhaften Druck auf die Hornhaut kann diese geschädigt werden.
Die Diagnose wird durch verschiedene Untersuchungen gestellt.
Am Anfang jeder Untersuchung steht die Befragung des Patienten. Hierbei geht es vor allem um die Gewohnheiten (Rauchen, Alkohol) und die Vorerkrankungen (Diabetes mellitus, Entzündungen am Auge) des Betroffenen. Im weiteren Verlauf des Gesprächs geht es um die Beschwerden an sich, wie den Zeitpunkt des Auftretens oder Schmerzen.
Zuerst wird die Augenfunktion geprüft, vor allem die Sehfunktion und das Sichtfeld. Dazu muss der Patient seine Augen auf einen vor ihm liegenden Punkt ausrichten. Dann führt der Arzt einen Gegenstand von hinten um den Patienten herum bis dieser ihn in den Augenwinkeln sieht.
Die Schwellung am Augenlid wird ausgiebig begutachtet. Der Arzt sollte auch das Lid umklappen, um die Innenseite begutachten zu können. Eine Tastuntersuchung der Geschwulst wird durchgeführt, um die Verschieblichkeit zu testen. Es wird außerdem untersucht, ob die Schwellung schmerzhaft (Hinweis auf einen Bluterguss) oder nicht (vermutlich Hagelkorn) ist. Die Diagnose kann meist eindeutig gestellt werden, in manchen Fällen bestehen jedoch Zweifel.
Eine Blutuntersuchung ist beim Hagelkorn nicht routinemäßig erforderlich, kann jedoch durchgeführt werden, um unklare Befunde weiter zu untersuchen. Dabei wird dann auf Entzündungszeichen oder verschiedene Tumormarker geachtet. Tumormarker sind Proteine, die zwar auch beim Gesunden gebildet werden, jedoch bei Vorliegen von Krebs stark ansteigen.
Auch die Suche nach Begleiterkrankungen kann eine Laborkontrolle erforderlich machen. Bei Verdacht auf Diabetes mellitus kann die Messung eines bestimmten „Diabetes-Markers" (HBA1C) erfolgen.
Eine Schwellung des Augenlids kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden.
Das klassische „blaue Auge" ist durch eine Schwellung des Augenlids und meist auch der Augenhöhle gekennzeichnet. Unter gewissen Umständen kann auch nur das Augenlid betroffen sein (z.B. bei einem Schlag auf das Auge durch einen dünnen Gegenstand). Im Gegensatz zum Hagelkorn kommt es hier jedoch meist zu starken Schmerzen und zu einem ausgeprägten Bluterguss. Außerdem bildet sich die Schwellung im Normalfall binnen einiger Tage wieder zurück.
Das Gerstenkorn (Hordeolum) ist eine akute Entzündung der Drüsen des Augenlids. Dabei kommt es entweder zur Entzündung der äußeren Drüsen (Zeis- und Moll-Drüsen), was dann als äußeres Gerstenkorn bezeichnet wird, oder zur Entzündung der inneren Drüsen (Meibom-Drüsen), was dann als inneres Gerstenkorn bezeichnet wird. Gerstenkörner entstehen, wenn die Drüsen von Bakterien befallen werden und dadurch eitrige Entzündungen entstehen. Im Gegensatz zu Hagelkörnern verursachen sie Schmerzen und müssen möglichst schnell behandelt werden.
Die konservative Behandlung mit Augensalben bringt gelegentlich den gewünschten Erfolg, doch diese Behandlung ist sehr langwierig. Erste Erfolge treten zum Teil erst nach zwei bis drei Monaten ein.
In manchen Fällen werden Hagelkörner mit Cortisonspritzen behandelt, der Erfolg dieser Strategie ist jedoch umstritten.
Die wirksamste Therapie des Hagelkorns ist die Chalazion-Operation. Das Operationsgebiet wird örtlich betäubt. Dann wird die Verdickung mit einer speziellen Klemme gegriffen und das Lid nach außen geklappt. Das Hagelkorn wird eröffnet und der Inhalt ausgeschabt. Auch die auslösende Drüse wird entfernt, um ein erneutes Auftreten zu verhindern. Die entstandene Wunde muss meist nicht vernäht werden. Eine Narbe ist in der Regel nicht sichtbar, da die Operation an der Innenseite des Augenlids durchgeführt wird.
Nach der Operation kann es zu einem Bluterguss im Auge kommen, der aber im Normalfall komplikationslos abheilt.
Das Hagelkorn heilt im Normalfall nicht von selbst ab, kann aber in manchen Fällen lebenslang bestehen ohne Probleme zu bereiten.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.