Die Hornhaut bildet zusammen mit der Bindehaut den äußeren Anteil des Auges. Sie besteht aus drei Schichten. Das dünne äußere Epithel ist diejenige Schicht, die am schnellsten und besten regenerieren kann. Die Hornhaut schützt dabei die Pupillenöffnung vor Krankheitserregern, Fremdkörpern und direkter Gewalteinwirkung. Außerdem bildet sie einen wichtigen Teil des optischen Apparats (Lichtbrechung). Durch ihre exponierte Lage ist sie häufig von Infektionen und Verletzungen betroffen.
Die Hornhaut selbst wird hauptsächlich durch den Lidschluss und die Tränenflüssigkeit geschützt. Wenn dieser Schutz versagt (etwa durch langes Tragen von Kontaktlinsen), kann eine Hornhautentzündung (Keratitis) entstehen. Prinzipiell können alle drei Schichten der Hornhaut betroffen sein, am häufigsten trifft es jedoch die äußerste Schicht. Eine infektionelle Hornhautentzündung kann nach Befall der äußersten Schicht auch noch die anderen Schichten betreffen.
Die innerste Epithelschicht kann nicht regenerieren, weshalb eine schnelle und ausreichende Behandlung unbedingt erforderlich ist. Die meisten Keratitiden werden durch Bakterien ausgelöst, aber auch Viren und Pilze spielen eine Rolle. Hornhautentzündungen können in jedem Alter auftreffen und betreffen Männer und Frauen gleichermaßen.
Es gibt viele Auslöser für Hornhautentzündungen.
Die häufigste Ursache für Keratitiden sind Bakterien. Meist handelt es sich hierbei um Pneumokokken oder Staphylokokken, die bei fast jedem gesunden Menschen auf der Haut leben. Besonders gefährlich sind Hornhautentzündungen, die von Pseudomonas aeruginosa ausgelöst werden. Dieser Keim kommt häufig in verschmutztem Wasser oder gelegentlich in Krankenhäusern vor.
Eine besondere Art der Keratitis betrifft vor allem Neugeborene. Die Gonokokken-Keratitis wird durch Bakterien verursacht, die normalerweise die Geschlechtskrankheit Gonorrhoe auslösen. Während dem Geburtsvorgang kann sich das Kind bei der infizierten Mutter anstecken und unter anderem eine Keratitis entwickeln.
Bakterielle Hornhautentzündungen entstehen meist, wenn die Hornhaut schon vorgeschädigt ist und somit bessere Lebensbedingungen für Bakterien bietet. Solche Schädigungen können beispielsweise entstehen, wenn Kontaktlinsen zu lange getragen werden oder nicht ausreichend gepflegt werden. Auch Verletzungen des Auges und andere Infektionen wirken sich auf die Abwehrkraft des körpereigenen Immunsystems aus.
Durch Viren verursachte Hornhautentzündungen sind seltener als bakterielle Keratitiden. Die häufigsten Auslöser-Viren sind hierbei Herpes-, Varizella-Zoster- (Auslöser von Gürtelrose und Windpocken) und Adenoviren.
Herpesviren verursachen meist Bläschen auf der Haut und ziehen sich nach der abgelaufenen Primärinfektion in Nervenäste zurück und überleben dort bis zum Lebensende des Wirts. Die Infektion kann immer wieder auftreten.
Varizella-Zoster-Viren lösen meist neben der Keratitis noch eine Gürtelrose oder Windpocken aus.
Die Adenoviren-Keratitis tritt häufig in Verbindung mit einer Bindehautentzündung auf.
Auch Pilze können Hornhautentzündungen auslösen. Am häufigsten findet sich hier eine Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans. Pilzinfektionen sind oft Zeichen für eine generelle Abwehrschwäche wie Aids.
Durch einen Mangel an Tränenflüssigkeit oder eine falsche Zusammensetzung der einzelnen Komponenten ist das Auge chronisch zu trocken (Sicca-Syndrom). Dadurch können Mikroverletzungen der Hornhaut entstehen, die sich entzünden können.
Durch Kontaktlinsen können sowohl Bindehaut als auch Hornhaut geschädigt werden. Vor allem wenn Kontaktlinsen nicht richtig gereinigt werden können Schäden entstehen. Werden Kontaktlinsen zu lange im Auge gelassen, können Bakterien unter ihnen wachsen.
Weitere Ursachen:
Die Hornhautentzündung kann verschiedene Beschwerden auslösen.
Die Entzündung der Hornhaut ist eine sehr schmerzhafte Erkrankung. Die Schmerzen werden vor allem an der Oberfläche der Augen verspürt und können durch den Lidschlag verstärkt werden.
Wenn die Entzündung auf tiefere Schichten der Hornhaut übergreift, entsteht ein Hornhautgeschwür. Dieses ist meist als eine Vertiefung in der Hornhaut zu sehen. Ein sehr tiefes Geschwür kann unter Umständen perforieren (aufbrechen), was dann dazu führen kann, dass Kammerwasser aus dem Auge austritt und sich die Regenbogenhaut an die Hornhaut anlegt und mit ihr verwächst.
Durch die Entzündung kommt es zur vermehrten Durchblutung der umgebenden Gefäße. Durch den erhöhten Innendruck in den Gefäßen wird Flüssigkeit nach außen ins Gewebe gedrückt, was dann zu Wassereinlagerungen führt.
Weitere Symptome:
Die Diagnostik muss die häufigsten Ursachen der Hornhautentzündung abdecken. Am Anfang der Diagnose sollte das Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) stehen. Dabei sollte vor allem auf den Beginn der Beschwerden und die Gewohnheiten von Kontaktlinsenträgern eingegangen werden.
Um die Art der Bakterien identifizieren zu können, müssen sie angezüchtet werden. Dazu werden Abstriche von Hornhaut, Augenlid und Kontaktlinse verwendet. Die abgestrichenen Bakterien werden in speziellen Kulturschalen gezüchtet und dann anhand ihres Aussehens, ihrer Stoffwechselleistungen und ihres Wachstumsverhaltens klassifiziert.
Viren können nicht wie Bakterien direkt nachgewiesen werden. Daher werden indirekte Testverfahren angewendet, wie die Überprüfung der Sensibilität der Hornhaut. Wenn diese vermindert ist, deutet das auf eine Nervenschädigung hin, die beispielsweise durch Herpesviren verursacht werden kann.
Besteht der Verdacht, dass die Hornhautentzündung durch eine Funktionsstörung der Tränenproduktion ausgelöst wurde, kann der Schirmer-Test herangezogen werden. Dabei wird die Menge der Tränenflüssigkeit gemessen, indem ein Streifen Löschpapier unter dem Augenlid eingehängt wird und die Strecke, die von der Flüssigkeit nach einer bestimmten Zeit zurückgelegt wurde, gemessen wird.
Kleinste Verletzungen auf der Hornhaut können das Risiko einer Entzündung erhöhen oder schon Ausdruck einer Entzündung sein. Mit einer speziellen Lampe (Spaltlampe) kann die Hornhaut genauer untersucht werden.
Auch die Bindehautentzündung kann ähnliche Symptome hervorrufen. Es kommt zu Rötung, Schmerzen und Juckreiz des Auges. Die Bindehautentzündung kann eine Hornhautentzündung auslösen und umgekehrt. Beide Erkrankungen können ansteckend sein und sollten schnellstmöglich behandelt werden.
Auch die Behandlung der Keratitis muss an die Ursache der Entzündung angepasst werden.
Bakterielle Infektionen werden meist mit Antibiotika behandelt. Im Fall der Hornhautentzündung können sie am besten als Augentropfen oder -salben eingesetzt werden. Auch eine Injektion (Spritze) unter die Bindehaut ist möglich. Wenn die Entzündung das Augeninnere betrifft, können die antibiotischen Medikamente auch als Tabletten oder Infusion verabreicht werden. Die Behandlung der Hornhautentzündung kann im Laufe der Therapie angepasst werden, indem die abgestrichenen Bakterien in einem Antibiogramm auf Schwächen gegen bestimmte Antibiotika getestet werden. Wenn es sich bei den auslösenden Erregern um Pseudomonas aeruginosa, muss eine Behandlung mit Cortison erfolgen.
Am wichtigsten ist es, eine Übertragung der Viruskeratitis zu vermeiden. Die Behandlung selbst ist schwierig. Meist werden antivirale Mittel wie Aciclovir eingesetzt. Sie wirken vor allem gegen Herpesviren und Varizella Zoster, indem sie falsche Bausteine in die virale DNA einsetzen. Diese kann dann nicht mehr vervielfältigt werden, was dann die Vermehrung der Viren verhindert. Die antiviralen Mittel können sowohl als Augentropfen, Tabletten oder auch als Infusion verabreicht werden.
Die Ursache zu trockener Augen (verminderte Tränenproduktion, falsche Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit) kann meist nicht behoben werden. Deshalb muss die Therapie versuchen, die Symptome zu lindern und damit die Folgeerkrankungen zu verbessern. Dazu kann künstliche Tränenflüssigkeit verwendet werden, die in die Augen getropft wird und Horn- und Bindehaut feucht hält.
In schlimmen Fällen kann die Hornhaut vernarben oder eintrüben, so dass eine Hornhauttransplantation notwendig wird. Dabei wird die alte Hornhaut abgelöst und durch die Hornhaut eines Verstorbenen ersetzt. Diese Operation birgt einige Risiken, wie Abstoßungsreaktionen oder erneute Narbenbildungen und Entzündungen.
Letzte Aktualisierung am 05.10.2021.