Die Bindehaut ist eine durchsichtige Schleimhaut, die die Innenseite der Augenlider und den Augapfel bedeckt. Ihre Aufgabe ist es, Muzine zu produzieren. Diese Muzine sind ein Teil der Tränenflüssigkeit und verringern die Reibung der Augenlider am Augapfel beim Blinzeln. Die Bindehaut (Konjunktiva) ist auch eine häufige Eintrittspforte für Krankheitserreger, da sie als einzige Schleimhaut des Körpers nahezu ungeschützt an der Körperoberfläche liegt. Deshalb ist sie reich an weißen Blutkörperchen, die für die Immunabwehr im ganzen Körper zuständig sind. Diese Immunzellen können bei Aktivierung Stoffe ausschütten, die zu einer Durchblutungssteigerung führen. Mit dieser Steigerung der regionalen Durchblutung geht auch eine erhöhte Permeabilität (Durchlässigkeit) der Gefäße für Eiweiß und weitere Immunzellen einher.
Die Konjunktivitis ist eine Erkrankung, die durch sehr viele verschiedene Reize ausgelöst werden kann.
Viele verschiedene Bakterienarten können eine Bindehautentzündung auslösen. Meist kommen die Bakterien durch die eigenen Hände in die Augen. Dort vermehren sie sich dann in der feuchten und warmen Umgebung. Wenn dann die weißen Blutkörperchen angreifen, kommt es zum Krankheitsbild „Konjunktivitis". Die Bakterienarten, die am häufigsten Bindehautentzündungen auslösen, sind:
Die Viren, die am häufigsten Bindehautentzündungen auslösen, sind Adeno- und Herpesviren. Adenoviren verursachen meist keine isolierten Infektionen am Auge, sondern auch Allgemeinsymptome wie Fieber, Übelkeit und Unwohlsein. Außerdem sind diese Viren hochansteckend.
Herpesviren verursachen neben der Konjunktivitis auch noch Hautveränderungen (Bläschen).
Eine Bindehautentzündung kann nicht nur durch Erreger hervorgerufen werden, sondern auch durch Umwelteinflüsse. In Mitteleuropa tritt die Reizkonjunktivitis sogar häufiger auf als die bakterielle oder virale Bindehautentzündung. Die Ursachen hierfür liegen vor allem im Lebensstil. Durch die klimatisierte trockene Luft in Büroräumen oder im Auto wird das Auge ausgetrocknet. Durch die damit verbundene erhöhte Reibung beim Blinzeln wird die Bindehaut gereizt, was dann schließlich zur Entzündung führt.
Allergische Reaktionen sind zu starke Reaktionen des Immunsystems auf Stoffe, die dem Körper normalerweise selbst keinen Schaden zufügen würden (z.B. Pollen bei Heuschnupfen). Die Bindehaut ist eine Stelle, an der sich häufig Fremdstoffe aus der Umwelt festsetzen, und durch den hohen Gehalt an Immunzellen kann es dort zu heftigen Reaktionen kommen.
Auch einige Medikamente können eine Konjunktivitis auslösen. Das lässt sich leider nicht immer vermeiden. Oft kann auch ein anderes Medikament die gleiche Wirkung bringen, ohne diese Nebenwirkung auszulösen.
Das Hauptsymptom der Konjunktivitis ist das gerötete Auge. Durch die gesteigerte Durchblutung der durchsichtigen Bindehaut treten die Gefäße rot hervor. Dadurch erscheint das Auge außerhalb der Regenbogenhaut rot. Die Bindehautentzündung fällt aber auch noch durch andere Symptome auf.
Durch die erhöhte Durchblutung der Bindehaut wird auch die Sekretion der Muzine gesteigert. Wenn sich deren Konzentration in der Tränenflüssigkeit erhöht, bilden sich Fäden und Ablagerungen auf der Hornhaut, die dann die Sicht beeinträchtigen können.
Der Juckreiz oder auch das „Brennen" der Augen kann durch viele verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Einige Auslöser der Konjunktivitis können selbst den Juckreiz auslösen, wie trockene Augen. Aber auch Stoffe, die von den Abwehrzellen der Bindehaut gebildet werden, verursachen häufig das Jucken.
Durch die erhöhte Sekretabsonderung auch in der Nacht können die Augenlider am nächsten Morgen verklebt sein.
Bei Verdacht auf eine Bindehautentzündung sollte ein Augenarzt aufgesucht werden, der dann einige Untersuchungen durchführen kann.
Im Gespräch mit dem Betroffenen kann der Arzt nach den Ursachen der Konjunktivitis suchen. Dabei wird sich das Gespräch vor allem auf den Beruf (z.B. langer Aufenthalt in klimatisierten Räumen oder im Auto) und auf die Gewohnheiten (wie Rauchen) des Patienten konzentrieren.
An die Anamnese schließt sich dann direkt die Untersuchung des Auges an. Mit einer speziellen Lampe (Spaltlampe) kann der Arzt das Auge vergrößert und beleuchtet darstellen, was die Untersuchung erleichtert. Auch die Innenseite der Augenlider sollte untersucht werden, um die daran anliegende Bindehaut beurteilen zu können. Dazu müssen die Augenlider nach außen umgeklappt werden.
Nachbarstrukturen der Bindehaut (z.B. die Regenbogenhaut) müssen unbedingt mitbegutachtet werden, um ein Übergreifen der Infektion auszuschließen.
Dann sollte noch ein Abstrich des Auges erfolgen, damit eine bakterielle Infektion erkannt werden kann (selbst wenn andere Risikofaktoren wahrscheinlicher sind).
Ein Allergietest kann durchgeführt werden, um die häufigsten Allergene (Hausstaub, Pollen, Gräser) abzudecken und eine allergisch bedingte Konjunktivitis auszuschließen. Die Diagnose der Allergie kann auf verschiedene Arten gestellt werden (Hauttests, Karenzversuche) und muss vom behandelnden Arzt an das gesuchte Allergen angepasst werden.
Die Bindehautentzündung löst viele unspezifische Symptome aus, weshalb immer auch andere Erkrankungen in Betracht gezogen werden müssen.
Bei Verletzungen des Auges (beispielsweise der Hornhaut) kommt es unter anderem zur Durchblutungssteigerung in der Konjunktiva. Dadurch erscheint das Auge gerötet. Auch die Tränenproduktion kann durch die Verletzung beeinträchtigt sein.
Alle Bereiche des Auges können von einer Entzündung betroffen sein, die ähnliche Symptome wie die Bindehautentzündung auslöst. Daher sollten bei der Untersuchung des Auges immer alle Strukturen begutachtet werden, um eine falsche Diagnose und damit verbundene schwere Augenschädigungen zu verhindern.
Die Therapie der Bindehautentzündung richtet sich nach den Ursachen, die für die Konjunktivitis verantwortlich sind.
Oft muss eine durch Bakterien verursachte Bindehautentzündung gar nicht behandelt werden, da die Immunabwehr des Körpers stark genug ist, die Krankheitserreger zu bekämpfen. Unterstützend können aber antibiotikahaltige Salben oder Augentropfen verschrieben werden. Sie sollten gegen ein breites Erregerspektrum gerichtet sein. Bei hartnäckigen Keimen muss eine gezielte Antibiotikatherapie erfolgen, die mehrere Wochen lang andauern kann.
Bei einem Befall mit Herpesviren kann Aciclovir verabreicht werden. Gegen Adenoviren am Auge gibt es keine spezielle Therapie, deshalb muss eine symptomatische (gegen die Symptome gerichtete) Therapie erfolgen. Der Augenarzt versucht, durch Tränenersatzflüssigkeit (in Form von Augentropfen oder -salbe) und kalte Kompressen das Brennen und das Fremdkörpergefühl zu lindern. Außerdem sollte eine Isolation des Patienten erwogen werden, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Zusätzlich können dem Betroffenen antibiotikahaltige Salben verabreicht werden, um einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien vorzubeugen.
Die Reizkonjunktivitis kann in erster Linie nur symptomatisch vom Arzt behandelt werden. Hier finden vor allem Tränenersatzflüssigkeiten und kalte Kompressen ihre Anwendung. Der Patient selbst muss dann versuchen, die auslösenden Reize (etwa durch Raumbefeuchter) zu beseitigen, um einen dauerhaften Behandlungserfolg zu ermöglichen.
Zuerst sollte das Allergen identifiziert werden. Am wirksamsten wäre dann eine komplette Vermeidung dieses Stoffes. Da dies meist nicht möglich ist (z.B. bei Gräsern) kommen meist Medikamente zum Einsatz. Neben kalten Kompressen und künstlichen Tränen werden vor allem Kortison-Augentropfen verschrieben. Sie besitzen eine abschwellende und entzündungshemmende Wirkung. Die Allergie kann insgesamt auch mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden (z.B. Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren). Des Weiteren kann eine Hyposensibilisierung durchgeführt werden. Hierbei wird dem Patienten eine niedrige Konzentration des (in manchen Fällen veränderten) Allergens gespritzt. Die Behandlung wird über mehrere Jahre durchgeführt. Ziel dieser Therapie ist es, das Immunsystem des Körpers an das Allergen zu „gewöhnen", so dass darauf keine Immunreaktion mehr stattfindet.
Die auslösenden Medikamente sollten nach Möglichkeit durch andere Präparate mit gleichen Wirkungen und anderen Nebenwirkungen ersetzt werden. Ist das nicht möglich, kann wenigstens eine symptomatische Therapie mit Tränenersatzflüssigkeit und kalten Kompressen erfolgen.
Die Bindehautentzündung heilt normalerweise bei richtiger Behandlung ohne Beeinträchtigung des Sehvermögens aus. Wenn die Bindehautentzündung durch Herpesviren verursacht wurde, kann sie in unregelmäßigen Abständen immer wieder auftreten.
In selteneren Fällen kann die Konjunktivitis aber auch bleibende Schäden auf der Hornhaut hinterlassen.
Letzte Aktualisierung am 06.08.2021.