Die Depression ist die häufigste psychische Erkrankung in Deutschland. Schätzungsweise vier Millionen Deutsche sind von einer Depression betroffen. Aufgrund der hohen Dunkelziffern schwanken die Zahlen jedoch sehr stark. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Der Begriff Depression leitet sich vom lateinischen Verb „deprimere" = „niederdrücken" ab. Sie bezeichnet einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit, der über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. In der psychiatrischen Terminologie wird dann von einer depressiven Episode gesprochen.
Die sogenannte Altersdepression bezeichnet eine spezielle Form depressiver Episoden bei älteren Menschen. Sie entwickelt sich zum einen aufgrund der Veränderung von Lebensumständen sowie einer Veränderung der Nervenzellen im Gehirn.
Die Altersdepression ist die häufigste Erkrankung im Alter und gewinnt besonders mit der Zunahme älterer Menschen in der Bevölkerung immer mehr an Bedeutung. Etwa 10 bis 20 Prozent der älteren Menschen leiden unter Altersdepressionen, in Pflegeheimen liegt der Anteil sogar bei 30 prozent.
Mit dem Eintritt ins Rentenalter verändern sich oft die Lebensumstände älterer Menschen auf sehr drastische Weise.
Ein Umzug in eine neue Umgebung, der Verlust geliebter Menschen, die nachlassende körperliche Gesundheit sowie die mangelnde Bewegungsfreiheit führen dann oft zu Niedergeschlagenheit und depressiven Verstimmungen, die sich zu einer manifesten Depression entwickeln können.
Die Ursache für die Altersdepression sind außerdem auch altersbedingte Veränderungen der Hirnstrukturen. Aufgrund dieser hirnorganischen Ursachen wird die Altersdepression auch als hirnorganisches Psychosyndrom bezeichnet. Sie steht im Zusammenhang mit einer beginnenden Demenz des Betroffenen.
Die kognitiven Fähigkeiten der Patienten nehmen durch die altersbedingten Veränderungen des Gehirns immer mehr ab. Diese Vorgänge registrieren die Betroffenen und leiden sehr darunter, was die Entstehung depressiver Episoden begünstigt.
Die sogenannte Altersdepression äußert sich zunächst durch ähnliche Symptome wie depressive Episoden jüngerer Patienten. Die Erkrankung an einer Depression ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:
Als Begleitsymptome treten daneben häufig soziale Selbstisolation, Müdigkeit, verringerte Konzentrationsfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit auf. Das Denken ist verlangsamt beziehungsweise blockiert (Denkhemmung).
Besonders Schlafstörungen werden im Falle der Altersdepression sehr häufig beobachtet. Daneben bestehet häufig ein gestörtes Zeitempfinden und eine Übersteigerte Reizbarkeit und Ängstlichkeit.
Negative Gedanken und Eindrücke werden oft überbewertet, positive Aspekte jedoch oft ignoriert oder gar nicht erkannt.
Die Betroffenen denken häufig über den Tod nach und hegen nicht selten auch Selbstmordgedanken. Auch das Interesse an der Umwelt geht verloren.
Eine Depression ist eine sehr häufige Erkrankung und sollte bereits vom Hausarzt diagnostiziert werden. Dies gelingt jedoch in weniger als der Hälfte der Erkrankungen. Besonders im Alter wird eine dauerhafte niedergedrückte Stimmung oft als normal angesehen.
Daneben suchen die Betroffenen meist nicht aufgrund der depressiven Verstimmung ihren Arzt auf, sondern geben zunächst andere Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen, Schlafstörungen, Appetitstörungen und Gewichtsverlust an. Dies alles sind Alarmzeichen für eine Altersdepression, die oft vom Hausarzt nicht erkannt werden. Besonders die Schlafstörungen treten sehr häufig im Zusammenhang mit Altersdepressionen auf.
Eine Depression kann sich durchaus auch im Auftreten von körperlichen Symptomen, wie unspezifischen Schmerzen äußern. Sie wird dann als „lavierte" Depression bezeichnen, da sich die Depression in diesem Fall wie eine Larve hinter körperlichen Beschwerden versteckt.
Hinter Stimmungsschwankungen und Niedergeschlagenheit können sich auch körperliche Erkrankungen wie:
verbergen.
Um diese auszuschließen muss neben einem ausführlichen Gespräch auch eine internistische und neurologische Untersuchung erfolgen.
Eine Blutentnahme sowie Ultraschall und Kernspin-Tomographie können zusätzlich dazu beitragen, weitere Begleiterkrankungen auszuschließen.
Eine Depression im Alter ist eine ernstzunehmende Erkrankung die eine fachgerechte Behandlung erfordert. Diese richtet sich neben der symptomatischen Therapie der depressiven Stimmung auch nach der Entstehung der Depression und eventuellen Grunderkrankungen.
Da ältere Menschen meist unter mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden gestaltet sich die Therapie wesentlich schwieriger als bei jüngeren Patienten.
Im Alter werden meist mehrere verschiedene Medikamente eingenommen, weshalb es bei der medikamentösen Therapie nicht selten zu unerwünschten Wechselwirkungen kommt. Auch die Organe sind nicht mehr so funktionsfähig wie bei jüngeren Menschen.
Deshalb sollte bei der Therapie der Altersdepression mit Antidepressiva zunächst eine niedrige Einstiegsdosierung gewählt werden. Auf Begleiterkrankungen wie Parkinson, Demenz, Prostatahyperplasie, Glaukom oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen muss dabei besonders Rücksicht genommen werden.
Besonders neuere Antidepressiva zeichnen sich jedoch durch immer seltener werdende Nebenwirkungen aus und sind besonders in der Therapie der Altersdepression sehr beliebt.
Wichtig ist auch eine ausreichend lange Einnahme des Antidepressivums, auch wenn die Beschwerden bereits zurückgegangen sind, da es sonst zu erneuten Rückfällen kommen kann.
Eine Alternative zur Therapie mit Antidepressiva stellen pflanzliche Arzneimittel, wie Johanniskraut, dar. Sie sind besonders in der Therapie der leichten bis mittelschweren Depression sehr wirksam. Die stimmungsaufhellende Wirkung ist hier jedoch erst nach sechs bis acht Wochen zu erwarten.
Auch die individuellen Auswirkungen der Depression auf Familie und Freizeit müssen berücksichtigt werden.
Deshalb stützt sich besonders die Therapie der Altersdepression nicht nur auf die medikamentöse Therapie mit Antidepressiva, auch Soziotherapie und Psychotherapie sind entscheidende Faktoren.
Besonders häufig wird bei älteren Menschen auch eine Verhaltenstherapie eingesetzt, bei der durch Entspannungsverfahren die Angst vieler alter Menschen abgebaut wird. So können Selbstsicherheit und soziale Kontakte verbessert werden.
Daneben werden durch Ergotherapie und Gedächtnistraining psychomotorische Fertigkeiten trainiert. Dies steigert nicht zuletzt auch das Selbstwertgefühl und die Lebensfreude der Betroffenen.
Wird die Altersdepression rechtzeitig diagnostiziert und fachgerecht behandelt ist die Prognose gut.
Durch eine Kombination aus medikamentöser Therapie sowie Psycho-, Sozio- und Ergotherapie kann sich die Stimmungslage der Betroffenen enorm verbessern. Daneben finden sie oft wieder in ein soziales Umfeld zurück und fassen neuen Lebensmut.
Jedoch sind besonders im Alter Rückfälle wesentlich häufiger, sodass die Betroffenen meist schon während der Therapie trainieren, mit Rückschlägen richtig umzugehen.
Letzte Aktualisierung am 16.07.2021.