Der Begriff Depression leitet sich vom lateinischen Verb „deprimere" = „niederdrücken" ab. Sie bezeichnet einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit, der über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. In der psychiatrischen Terminologie wird dann von einer depressiven Episode gesprochen.
Bei der saisonal abhängigen Depression, die auch als Winterdepression oder seasonal affective disorder bezeichnet wird, tritt diese Art der Niedergeschlagenheit ausschließlich zur Winterzeit auf und ist Jahr für Jahr wiederkehrend.
Diese Form ist eine eher seltene Art depressiver Erkrankungen.
Frauen sind dabei viermal häufiger betroffen als Männer, jedoch können auch Kinder eine Winterdepression erleiden.
In südlichen Ländern tritt diese Erkrankung seltener auf während in Skandinavien ein großer Teil der Bevölkerung unter Winterdepressionen leidet.
Die Tage werden dunkler, die Sonne scheint nur wenig, der Himmel ist wolkenverhangen. In dieser dunklen Jahreszeit kommt es bei einer Reihe von Betroffenen zu einem Winterfrust, der sich zu einer schweren depressiven Episode entwickeln kann. Der Mangel an Tageslicht und die abfallen Temperaturen gelten als Ursache der Depression.
Das Hormon Melatonin ist dabei ein wichtiger Faktor. Es ist unter anderem für die Aufrechterhaltung von Schlaf-Wach Rhythmen verantwortlich und wird bei Dunkelheit durch eine Drüse im Gehirn (Epiphyse) vermehrt ausgeschüttet. In der dunklen Jahreszeit liegt somit eine erhöhte Melatoninkonzentration vor, wodurch die Betroffenen müde und schlapp werden.
Wahrscheinlich spielt dabei auch der Neurotransmitter Serotonin eine entscheidende Rolle. Dies ist ein Botenstoff, der Nervensignale im Gehirn weiterleitet.
Den Mangel an Serotonin versucht der Körper durch eine zusätzliche Aufnahme von Süßem auszugleichen, weshalb die Betroffenen Heißhungerattacken entwickeln. Durch Zucker und einige Inhaltsstoffe von Schokolade kann der Körper wieder mehr Serotonin für die Gehirnzellen produzieren.
Die Winterdepression nimmt eine besondere Stellung unter den verschiedenen Formen der Depression ein. Die Betroffenen leiden in der Herbst- und Winterzeit vor allem unter Leitungsmangel, Energielosigkeit und haben ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Außerdem kommt es im Gegensatz zu anderen Arten depressiver Episoden hier zu vermehrtem Appetit auf Kohlenhydrate und einem Heißhunger auf Süßes. Dies führt oft zu unerwünschten Gewichtszunahmen.
Daneben treten aber auch alle anderen Anzeichen, die für die Depression typisch sind, in Erscheinung. Dazu zählen:
Begleitend treten häufig soziale Selbstisolation, Müdigkeit, verringerte Konzentrationsfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit auf. Das Denken ist verlangsamt beziehungsweise blockiert (Denkhemmung).
Häufig bestehen ein gestörtes Zeitempfinden und eine Übersteigerte Reizbarkeit und Ängstlichkeit. Negative Gedanken und Eindrücke werden oft überbewertet, positive Aspekte jedoch oft ignoriert oder gar nicht erkannt.
Das Interesse an der Umwelt geht verloren, das sexuelle Interesse ist vermindert oder erlischt ganz (Libidoverlust).
Kennzeichnend für die Winterdepression sind die immer wiederkehrenden Beschwerden in der dunklen Jahreszeit. Wenn innerhalb von fünf Jahren drei oder mehr depressive Verstimmungen in den Wintermonaten aufgetreten sind, wird im Allgemeinen von einer Winterdepression gesprochen.
Durch ausführliche Gespräche mit einem Facharzt müssen dann die Ausprägung und die Zahl der Begleiterscheinungen erfasst und bewertet werden.
Dazu existieren in psychiatrischen Krankenhäusern, sowie bei Nervenärzten und Psychiatern spezielle Fragebögen, mit denen die depressiven Beschwerden besser eingeordnet werden können.
Daneben werden ausführliche neurologische und internistische Untersuchungen durchgeführt, um andere Ursachen für die Depression auszuschließen.
Meist werden zusätzlich Laboruntersuchungen des Blutes, sowie ein Ultraschall und eine Kernspin-Tomographie des Kopfes vorgenommen.
Hinter Stimmungsschwankungen und Niedergeschlagenheit können sich auch körperliche Erkrankungen wie
Auch eine beginnende Demenz, sowie verschiedene Medikamente können als Auslöser für eine Depression in Frage kommen.
Verschiedene neurologische Untersuchungen, sowie ein Blutbild, Ultraschall und eine Kernspin-Tomographie des Kopfes können helfen, andere Ursachen für die Depression auszuschließen.
Außerdem sollte man von der manifesten Winterdepression den sogenannten "Winter-Blues" unterscheiden. Er ist eine wesentlich harmlosere Form der Niedergeschlagenheit in den Wintermonaten. Die Betroffenen sind antriebslos und missgelaunt, jedoch nicht wirklich depressiv. Diese milde Form der Erkrankung wird deshalb auch als subsyndromale saisonal abhängige Depression bezeichnet.
In der Behandlung der Winterdepression kommt vor allem die sogenannte Lichttherapie (Phototherapie) zum Einsatz. Sie wurde in den achtziger Jahren entwickelt und ist seit Mitte der neunziger voll etabliert. Nicht nur in der Therapie der Winterdepression sondern auch in der Behandlung von Schlafstörungen ist die Lichttherapie mittlerweile sehr beliebt.
Bei der Lichttherapie wird floureszierendes Licht mit einer Lichtintensität von etwa 2500 Lux verwendet. Lux ist dabei die internationale Einheit für die Beleuchtungsstärke. Ein heller Sonnentag kann mit bis zu 100 000 Lux strahlen. Mit 2500 Lux ist das in der Therapie verwendete Licht jedoch schon 200mal heller als die übliche Zimmerbeleuchtung.
Die Beleuchtungskörper sind speziell auf die Behandlung der Winterdepression eingestellt. Sie werden etwa 90 cm von den Augen des Patienten entfernt aufgestellt, da die Wirkung des Lichts ausschließlich über die Augen vermittelt wird. Deshalb sollten die Betroffenen etwa einmal pro Minute für wenige Sekunden direkt in die therapeutische Lichtquelle schauen. Eine Lichtsitzung nimmt etwa zwei bis drei Stunden in Anspruch und findet meist in der Zeit von Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang statt. Die Therapie zeigt oft sehr schnelle Erfolge.
Die Gesamtdauer der Therapie richtet sich nach dem individuellen Beschwerdebild des Betroffenen, sollte aber mindestens eine Woche betragen. Die Betroffenen können neben der Therapie ihrer normalen Beschäftigung nachgehen.
Nebenwirkungen treten bei der Lichttherapie nur selten auf. Vereinzelt klagen die Patienten über ein Brennen in den Augen.
Werden jedoch zusätzlich Psychopharmaka eingenommen, sollten zusätzlich Kontrolluntersuchungen durch einen Augenarzt durchgeführt werden um sicher zu gehen, dass durch das Licht keine Schäden an der Netzhaut entstehen.
Neben der Lichttherapie wird den Betroffenen außerdem empfohlen, am Tage viel nach Draußen zu gehen. Auch bei bewölktem Himmel hat Tageslicht eine wesentlich höhere Lichtintensität als die Zimmerbeleuchtung. Aktivität und Bewegung sind in der Bekämpfung der Niedergeschlagenen Stimmung unerlässlich. Dazu ist es oft hilfreich, das soziale Umfeld des Betroffenen in die Therapie mit einzubinden, sodass sie durch zusätzliche Motivation auf den Betroffenen einwirken können.
Bei einer sehr schweren Depression ist jedoch meist eine zusätzliche medikamentöse Therapie nötig. Dabei kommen Arzneimittel (Antidepressiva) zu Einsatz, die auch bei anderen Formen der Depression verwendet werden.
Bei der Winterdepression haben sich jedoch vor allem die sogenannten selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmen (SSRI) etabliert. Nach der Einnahme dieser Unterform der Antidepressiva verbleibt das vom Körper selbst produzierte Serotonin länger im Gehirn. Somit wird einem Serotoninmangel vorgebeugt und die Betroffenen sind kaum noch niedergeschlagen und haben weniger Heißhungerattacken.
Zusätzlich zu diesen Therapieformen helfen oft auch Psychotherapien oder kognitive Verhaltenstherapien.
Die Prognose von Patienten, die unter Winterdepressionen leiden, ist gut. Den meisten Betroffenen kann durch eine konsequente Behandlung sehr gut geholfen werden.
Nach dem Abklingen der Depression kann es in der zeit von März bis Mai selten auch zu sogenannten Nachschwankungen kommen, die zu einer sehr gehobenen Stimmungslage und einer überdurchschnittlichen Aktivitätszunahme führen.
Haben die Betroffenen schon mehrmals unter saisonal abhängigen Depressionen zu leiden gehabt, ist die Gefahr sehr groß, dass auch im folgenden Herbst wieder eine Winterdepression eintritt. Dem kann mit einer antidepressiven Dauertherapie (Phasenprophylaxe) wirkungsvoll entgegengewirkt werden.
Letzte Aktualisierung am 16.07.2021.