Schätzungsweise vier Millionen Deutsche leiden unter Depressionen. Aufgrund der hohen Dunkelziffern schwanken die Zahlen jedoch sehr stark.
Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Statistisch gesehen macht etwa jeder Fünfte in seinem Leben eine Depression durch.
In der Medizin fällt die Diagnose einer Depression in den Bereich der sogenannten affektiven Störungen. Affektive Störungen beziehen sich auf die gesamte Gefühlswelt des Einzelnen. Es sind seelische Erkrankungen die sich auf die Stimmung und den Antrieb auswirken.
Der Begriff Depression leitet sich vom lateinischen Verb „deprimere" = „niederdrücken" ab. Er bezeichnet einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit, der über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. In der psychiatrischen Terminologie wird dann von einer depressiven Episode gesprochen.
Dabei kann zwischen leichten, mittleren und schweren depressiven Episoden unterschieden werden.
Die Zahl der depressiven Erkrankungen hat besonders in den Industrieländern in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Gründe für diesen Anstieg sind noch weitestgehend unklar.
Die Gründe für die Entstehung einer Depression können sehr unterschiedlich sein. Um die Ursachen der verschiedenen Formen der Depression zu voneinander zu unterscheiden wird oft von:
Depressionen gesprochen. Diese Formen depressiver Episoden äußern sich durch ähnliche Symptome, entstehen jedoch aufgrund verschiedener Grunderkrankungen.
Im Falle der sogenannten psychogenen Depression (auch reaktive episodische Depression oder major depression genannt) liegt ein Mangel der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin im Gehirn vor. Diese Neurotransmitter sind dafür verantwortlich, dass Nervenzellen im Gehirn stimuliert werden können.
Ist nicht genug Serotonin und Noradrenalin im Gehirn vorhanden, verlieren die Betroffenen ihren Antrieb und erleben weniger Lebensfreude und Lust.
Die Auslöser für diesen Mangel an Neurotransmittern im Gehirn können verschieden sein.
Sowohl Stress und anhaltende angsteinflößende Situationen als auch ein einschneidendes Erlebnis im Leben des Patienten können das Informationsnetz der Nervenzellen stören.
Beispiele dafür sind der Verlust eines geliebten Menschen, ein Umzug in eine fremde, neue Umgebung oder eine tiefgreifende Veränderung der Lebensumstände. Auch ein Mangel an Zuwendung und eine soziale Isolation sowie eine erbliche Veranlagung wird diskutiert.
Die Ursachen für die Entstehung einer endogenen Depression hingegen sind noch weitestgehend ungeklärt. Stoffwechselerkrankungen sowie eine genetische Veranlagung sind möglich, meist wird jedoch in den Untersuchungen kein Auslöser gefunden.
Im Gegensatz dazu entsteht die somatogene Depression auf der Grundlage körperlicher Erkrankungen.
Diese können vorübergehend sein, wie beispielsweise die Pubertät oder das Klimakterium, oder aber auf strukturellen Erkrankungen des Gehirns basieren. Diese strukturellen Veränderungen der Hirnsubstanz rufen neben Depressionen oft auch einschneidende Veränderungen der Persönlichkeit hervor.
Depressionen die aufgrund von hirnorganischen Veränderungen entstehen werden deshalb auch als organische Depression bezeichnet. Die Ursache können Tumorerkrankungen, Epilepsien oder Schlaganfälle sein.
Nicht jede traurige Verstimmung oder Niedergeschlagenheit ist mit einer Depression gleichzusetzen. Vielmehr ist die Depression eine schwerwiegende Erkrankung, die durch eine Reihe von spezifischen Symptomen gekennzeichnet ist:
Des Weiteren verspüren die Betroffenen meist eine übertriebene Sorge um die Zukunft und Beunruhigung durch Bagatellstörungen des eigenen Körpers (Hypochondrie). Sie entwickeln Ängste vor noch unbekannten Krankheiten und neigen dazu, harmlose Untersuchungsbefunde überzubewerten.
Es besteht ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Minderwertigkeit und übersteigerte Schuldgefühle.
Eine Depression geht meist auch mit körperlichen Beschwerden einher, den sogenannten Vitalstörungen, zu denen Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Knochenschwund und eine gesteigerte Anfälligkeit für Infektionen zählen. Viele Betroffene leiden außerdem unter Kopfschmerzen und Verspannungen.
Bei Frauen sistiert außerdem häufig die Menstruation während bei Männern die Sexualität herabgesetzt oder gar aufgehoben ist.
Viele Betroffenen entwickeln im Verlauf der Erkrankung einen Verarmungswahn oder Verarmungsvorstellungen. Sie sorgen sich sehr um ihre finanzielle Absicherung und die finanzielle Sicherheit ihrer Familie. Dies kann sich bis hin zu einer Wahnhaften Überzeugung steigern, dass das eigene haus abgerissen und die Familie verhungern würde.
Als Begleitsymptome treten außerdem soziale Selbstisolation, Müdigkeit, Interessenverlust, Gefühle der Perspektivlosigkeit, verringerte Konzentrationsfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit auf. Das Denken ist oft verlangsamt und blockiert (Denkhemmung).
Häufig bestehen ein gestörtes Zeitempfinden und eine Übersteigerte Reizbarkeit und Ängstlichkeit.
Negative Gedanken und Eindrücke werden oft überbewertet, positive Aspekte dabei jedoch ignoriert oder gar nicht erkannt. Das Interesse an der Umwelt geht verloren, das sexuelle Interesse ist vermindert oder erlischt ganz (Libidoverlust).
Depressive Personen können in ihren Antrieb so gehemmt sein, dass oft einfachste Tätigkeiten, wie Körperpflege, Abwaschen oder Einkaufen nicht mehr ausgeführt werden können. Ein Gefühl der Sinnlosigkeit und Leere kommt bei den meisten Betroffenen auf.
In den schwersten Fällen besteht ein sogenannter depressiver Stupor, das heißt, der Kranke ist fast reglos und spricht kaum noch.
Diese Symptome können bei Männern und Frauen in zum Teil unterschiedlicher Ausprägung auftreten.
Während Frauen in depressiven Episoden eher zum Grübeln neigen, kann sich bei Männern eine Depression in einer Tendenz zu aggressivem Verhalten niederschlagen. Wutanfälle, Reizbarkeit, erhöhte Risikobereitschaft sowie ein erhöhtes Selbstmordrisiko treten im Verlauf einer Depression bei Männern wesentlich häufiger auf als bei Frauen.
Je nach der Schwere der Depression besteht beim Betroffenen eine erhöhte Selbstmordgefahr (Suizidalität). Es wird vermutet, dass der größte Teil der etwa 12.000 jährlich begangenen Suizide in Deutschland auf Depressionen zurückzuführen ist.
Die depressiven Episoden verlaufen meist in Phasen, die in ihrer Dauer sehr unterschiedlich sein können. Bei etwa 40 bis 50 Prozent der Betroffenen dauern sie etwa drei Monate an, 25 bis 30 Prozent der Patienten haben depressive Phasen von etwa einem Jahr und weitere 25 bis 30 Prozent leiden sogar unter depressiven Episoden, die länger als ein Jahr andauern.
Viele Betroffene können nach dem Phasenende erstaunlicherweise wieder in ihrem Alltagsleben genau an dem Punkt anknüpfen, wo sie durch die Krankheit unterbrochen wurden.
Eine Depression ist eine sehr häufige Erkrankung und sollte bereits vom Hausarzt diagnostiziert werden. Dies gelingt jedoch in weniger als der Hälfte der Fälle, da sich die Depression durch ein sehr vielschichtiges Krankheitsbild äußern kann.
Es ist deshalb auch sehr schwierig, die verschiedenen Erscheinungsformen der Depression zu unterscheiden, da die Übergänge oft fließend sind.
Vereinfachend wird jedoch zwischen
Depression unterschieden, wobei sich die einzelnen Formen jedoch häufig überschneiden.
Oft wird die Erkrankung einer Depression erst von einem Psychiater oder Psychologen erkannt.
Wegweisend ist vor allem die Antriebslosigkeit und die psychische Veränderung des Betroffenen. Typisch ist auch der plötzliche Beginn, der sich meist zunächst in Schlafstörungen und anderen Vitalveränderungen äußert.
Die Diagnose einer depressiven Episode wird zunächst aufgrund dieser typischen Symptome und der Dauer der Depression gestellt. Damit wird noch keine Aussage über die eigentliche Ursache der Depression gemacht.
Wichtig ist bei der Diagnose der Depression vor allem das Gespräch. Es muss festgestellt werden, ob die Depression erstmalig auftritt oder ob der Betroffene schon mehrmals unter depressiven Episoden litt. Außerdem muss über mögliche Ursachen gesprochen werden.
Es ist sehr wichtig im Gespräch auch Selbstmordgedanken anzusprechen und zu erfragen, ob sich der Erkrankte oft gedanklich mit dem eigenen Tod auseinandersetzt, oder gar Todeswünsche hegt.
Die Erkennung der Suizidgefährdung von Betroffenen gehört zu den wichtigsten Aufgaben bei der Diagnose von depressiven Personen.
Kinder beziehungsweise Jugendliche, bei denen der Verdacht einer Depression besteht, sollten aufgrund der besonderen Schwierigkeiten bei der Diagnostik und Behandlung in jedem Fall einem Kinder- und Jugendpsychiater vorgestellt werden.
Eine Depression kann sich auch im Auftreten von körperlichen Symptomen, wie unspezifischen Schmerze äußern. Sie wird dann als „lavierte" Depression bezeichnen, da sich die Depression in diesem Fall wie eine Larve hinter körperlichen Beschwerden versteckt.
Nicht jede traurige Verstimmung ist gleich eine Depression. Vielmehr sind Stimmungsschwankungen oder das Gefühl der Trauer normale Empfindungen, die jeder einmal durchmacht und die in der Regel vorübergehen.
Depressionen hingegen gehen über diese Gefühlsebene hinaus. Betroffene sind ernsthaft krank und sind auf eine spezifische Therapie angewiesen.
Durch eine ausführliche internistische Untersuchung muss daneben sicher ausgeschlossen werden, dass die depressive Verstimmung eine organische Ursache hat.
Hinter Stimmungsschwankungen und Niedergeschlagenheit können sich auch körperliche Erkrankungen verbergen wie
Außerdem sollte mithilfe von Computertomographie- (CT) oder Magnetresonanztomographie-Aufnahmen sichergestellt werden, dass keine hirnorganische Störung, wie ein Hirntumor oder eine Entzündung vorliegt .Auch ein EEG (Elektroenzephalogramm) ist hilfreich um auch das Vorliegen einer Epilepsie sicher auszuschließen.
Bestimmte Arzneimittel, wie Parkinsonmedikamente oder Kortison können ebenfalls zu depressiven Verstimmungen führen.
Es muss außerdem erfragt werden, ob der Erkrankte neben der Depression auch schon unter einer Manie litt. In diesem Fall könnte eine sogenannte bipolare affektive Störung vorliegen, das heißt die Stimmung des Betroffenen wechselt zwischen manischen, aktiven, und depressiven, niedergeschlagenen und passiven, Phasen.
Auch eine Demenz kann zu einer Depression führen (Altersdepression). Diese ist jedoch die Folge einer Veränderung von Hirnstrukturen und wird deshalb auch als organisches Psychosyndrom bezeichnet.
Um die Depression von anderen Erkrankungen zu unterscheiden ist vor allem die Verlaufsbeobachtung entscheidend. Es muss jedoch auch bedacht werden, dass sich eine Depression und andere Erkrankungen nicht gegenseitig ausschließen, sondern auch nebeneinander existieren können.
Die Depression ist eine schwerwiegende , oft sogar lebensgefährliche, Erkrankung, weshalb die Betroffenen in jedem Fall unter ärztlicher Aufsicht stehen sollten. Im Allgemeinen ist vor allem die Gesprächstherapie für die Erkrankten oft sehr entlastend und tröstend.
Die verschiedenen Therapieansätze orientieren sich unter anderem an der Ursache der Erkrankung:
Zur medikamentösen Therapie von Depressionen werden sogenannte Psychopharmaka eingesetzt. Dies sind Arzneimittel, die das Seelenleben des Betroffenen beeinflussen.
Antidepressiva sind eine Unterform der Psychopharmaka. Daneben werden auch Neuroleptika (Antipsychotika) sowie Schlaf-, Beruhigungs- und Weckmittel zu dieser Medikamentengruppe gezählt. Im Falle der Antidepressiva beeinflusst das Medikament direkt die depressive Verstimmung des Patienten.
Antidepressiva machen nicht abhängig, haben jedoch einige Nebenwirkungen, wie beispielsweise Schwindel- und Kollapsneigung, Herz- Kreislauf-Beschwerden, Mundtrockenheit, Gewichtszunahme und Schweißausbrüche.
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Antidepressiva, die aufgrund ihres Wirkungsschwerpunktes unterteilt werden können. Man unterscheidet deshalb zwischen:
Die Wahl des richtigen Antidepressivums richtet sich dann nach den individuellen Beschwerden des Einzelnen.
Ängstliche und angespannte Patienten sollten beispielsweise kein aktivierendes Medikament erhalten, da die Unruhe sonst noch mehr zunimmt und sich bis hin zur Selbstmordneigung steigern kann.
Des weiteren kann es oft einige Zeit dauern, bis die gewünschte Wirkung des Antidepressivums eintritt. Ein Wirkungseintritt nach erst drei bis vier Wochen ist bei dieser Art von Arzneimittel keine Seltenheit.
Die Behandlung mit dem richtigen Antidepressivum wird meist über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten Vorgenommen, da sich die Besserung depressiver Episoden meist Schubweise einstellt.
Zuerst klingt in der Regel die Niedergeschlagenheit ab bevor dann die seelische und körperliche Genesung langsam einsetzt. Ein zu frühes Absetzten der Medikamente könnte unter Umständen einen Rückfall in die Depression zur Folge haben.
Obwohl Antidepressiva nicht süchtig machen, sollten sie langsam, „schleichend", abgesetzt werden, da es bei einem zu abrupten Abbruch der Einnahme zu Unruhegefühlen, Angstzuständen und Kraftlosigkeit kommen kann.
Neben den Antidepressiva kommen in der Behandlung von Depressionen auch weitere Psychopharmaka unterstützend zum Einsatz. Dazu zählen:
Neben der medikamentösen Behandlung ist es in der Therapie der Depression außerdem unerlässlich, die Eigenmotivation des Betroffenen zu stärken.
Aktivität und körperliche Betätigung im Alltagsleben ist für den Heilungsprozess unerlässlich, jedoch geschieht diese oft nur durch die konsequente Motivation von Angehörigen und Therapeuten.
Daneben existieren noch eine Reihe weiterer Behandlungsmöglichkeiten, die in der Therapie von depressiven Episoden oft zum Einsatz kommen. Dazu zählen:
Besteht zusätzlich eine Suizidgefahr sollte in jedem Fall zunächst eine stationäre Einweisung erfolgen, bis der Betroffene wieder stabil ist und ins Alltagsleben zurückkehren kann.
Der Verlauf der Depression kann in sehr wenigen Fällen vorhergesagt werden und dauert teilweise sogar Jahre. Wie sich eine Depression im Verlauf entwickelt, kann in sehr wenigen Fällen vorhergesagt werden. Sowohl eine immer wiederkehrende depressive Störung, die über einen langen Zeitraum andauert wie auch eine vollständige Heilung der Erkrankung sind möglich.
Jedoch sind nur etwa 66 Prozent der Patienten bereits nach einem halben Jahr wieder ohne Beschwerden. Nach einer Behandlungsdauer von einem Jahr haben im Durchschnitt etwa 70 Prozent der Betroffenen die Depression überwunden. Nach zwei Jahren konnten immerhin 80 Prozent die Behandlung ihrer depressiven Erkrankung erfolgreich abschließen.
Das heißt jedoch auch, dass die Depression eine schwere Erkrankung ist, die nicht selten über 24 Monate oder sogar länger anhält. 15 bis 30 Prozent der Erkrankten entwickeln gar einen chronischen Verlauf mit immer wiederkehrenden depressiven Episoden. Daneben zeigt sich in sozial schwächeren Bevölkerungsschichten oft ein wesentlich schwererer Verlauf der Depression.
Eine wiederkehrende Depression wird am besten vermieden, indem psychosozialer Stress weitestgehend vermieden und das soziale Umfeld in den Heilungsprozess miteingebunden wird.
Es hat sich jedoch auch in den letzten Jahren gezeigt, dass besonders durch die modernen Antidepressiva die Therapiemöglichkeiten der Depression immer erfolgversprechender werden.
Letzte Aktualisierung am 15.07.2021.