Der Begriff Depression leitet sich vom lateinischen Verb „deprimere" = „niederdrücken" ab. Sie bezeichnet einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit, der über einen längeren Zeitraum bestehen bleibt. In der psychiatrischen Terminologie wird dann von einer depressiven Episode gesprochen.
Im Falle der postnatalen (postpartalen) Depression entwickelt eine Mutter in den ersten Wochen bis Monaten nach der Geburt ein starkes Gefühl der Niedergeschlagenheit und Trauer.
Man geht davon aus, dass diese Art der Depression eine Umstellungsreaktion des Körpers auf die neue Situation nach der Geburt ist. Sie wird deshalb auch zu den sogenannten organischen Depressionen gezählt.
Etwa 10 bis 15 Prozent aller Mütter, insbesondere jüngere Frauen, sind nach der Schwangerschaft von einer postpartalen Depression betroffen. Besonders nach der ersten Schwangerschaft tritt diese Erkrankung sehr häufig auf.
Warum genau postpartale Depressionen auftreten ist noch umstritten. Es wird vermutet, dass vor allem hormonelle Veränderungen, wie der Konzentrationsabfall von Östrogen und Progesteron im mütterlichen Blutkreislauf, als Auslöser der Depression in Frage kommen.
Daneben spielen wahrscheinlich auch soziale und psychische Faktoren, wie die Einstellung zum Kind und zum Partner, eine wichtige Rolle.
Die postpartale Depression kann sich über mehrere Wochen langsam aufbauen und mehrere Monate anhalten. Daher dauert es oft eine gewisse Zeit, bis die typischen Symptome einer Depression erkannt und sicher von den nach der Geburt üblichen Stimmungsschwankungen unterschieden werden können.
Bei der postpartalen Depression treten alle Symptome auf, die auch für die isolierte depressive Episode charakteristisch sind.
Meist entwickelt sich die Wochenbettdepression schleichend und zeichnet sich aus durch:
Daneben zeigt sich häufig ein fehlendes Verständnis für die Bedürfnisse des Neugeborenen sowie ein reduziertes mimisches Ausdrucksverhalten und ein mangelndes Einfühlungsvermögen.
Wie bei allen anderen Formen der Depression ist die Dauer und die Intensität der Beschwerden ausschlaggebend, um die Diagnose zu stellen. Es werden dabei Abstufungen von der leichten über die mittelschwere bis hin zur schweren postpartalen Depression vorgenommen.
Die postpartale Depression entwickelt sich im Verlauf der ersten Tage und Wochen nach der Geburt und hält oft mehrere Wochen bis Monate an. Typisch für die Wochenbettdepression ist ein schleichender Beginn der Symptome, die eine schnelle Diagnose der Erkrankung sehr schwierig machen.
Nach der Geburt tritt häufig ein sogenannter "Baby-Blues" (Heultage) auf, der auch als Wochenbettdepression oder postpartales Stimmungstief bezeichnet wird. Dieser muss von einer postnatalen Depression abgegrenzt werden, da hier keine Erkrankung im engeren Sinne vorliegt.
Diese Art des Stimmungstiefs tritt im Gegensatz zur Depression meist direkt nach der Entbindung auf. Es dauert nur wenige Stunden bis einige Tage an und betrifft 35 bis 75 Prozent aller jungen Mütter.
Der typische „Baby-Blues" ist durch Traurigkeit, häufiges Weinen, Müdigkeit und Erschöpfung sowie Schlaflosigkeit, Ängstlichkeit und Reizbarkeit gekennzeichnet. Eine Therapie ist dabei nicht notwendig, oft sind aber unterstützende Gespräche für die Mutter sehr hilfreich und tröstend. Geht der Baby-Blues nach etwa zehn Tagen nicht von selbst wieder zurück, sollte an die Entwicklung einer postpartalen Depression gedacht werden.
Auch von der schwerwiegenden postpartalen Psychose muss die postpartale Depression unterschieden werden. In diesem Fall machen die Frauen eine starke Persönlichkeitsveränderung durch. Sie entwickeln Halluzinationen, werden gereizt und aggressiv und stellen eine Gefahr für sich und ihr Kind dar.
Die postpartale Psychose muss medikamentös behandelt werden. In den meisten Fällen ist eine stationäre Überwachung der Mutter notwendig, bis sich ihr Zustand wieder bessert.
Frauen, die an einer postpartalen Depression erkranken, sollten im Verlauf der depressiven Episoden von einem Psychotherapeuten begleitet werden.
Fühlt sich die Mutter in ihrem häuslichen Umfeld durch die neue Lebenssituation noch überfordert, sollte der Einsatz einer soziotherapeutischen Hilfe erwogen werden, wie etwa ein Sozialarbeiter oder eine Pflegekraft.
Auch die sogenannte Wochenbettvisite hat sich als sehr nützlich erwiesen:
Daneben kann auch die vorübergehende Einnahme von Antidepressiva über die Zeit der Depression dazu beitragen, dass sich die junge Mutter besser fühlt.
Auch pflanzliche Präparate, wie Johanniskraut werden häufig eingesetzt und sind oft hilfreich, um die nachgeburtliche Krise der Mutter besser zu bewältigen.
Nur bei schweren depressiven Episoden ist eine Klinikeinweisung notwendig. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn die Mutter Selbstmordgedanken äußert oder aufgrund der Depression nicht mehr dazu in der Lage ist, ihr Neugeborenes Kind ausreichend zu versorgen.
Prophylaktisch wurden in England Versuche unternommen, den Schwangeren vor der Geburt Sexualhormone, wie Progesteron, zu verabreichen. Mit dieser Hormonbehandlung konnten bei 92 Prozent der Frauen Wochenbettdepressionen verhindert werden, was die These unterstützt, das ein hormonelles Ungleichgewicht für die depressive Episode verantwortlich ist.
Die postpartale Depression ist eine Reaktion auf die Umstellungsprozesse nach der Geburt. Die Prognose dieser depressiven Episode ist sehr gut, da die Frauen mit der Zeit lernen, die neue Situation anzunehmen und sich auf die neuen Lebensumstände einstellen.
Oft ist eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva oder pflanzlichen Arzneimitteln nötig, um der jungen Mutter aus ihrer Krise zu helfen.
Meist gehen die Beschwerden nach einigen Wochen wieder vollständig zurück. Es besteht die Gefahr, dass die depressive Verstimmung sich bei einer weiteren Geburt wiederholt. Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen erkranken bei der folgenden Geburt erneut.
Letzte Aktualisierung am 16.07.2021.