Der Begriff Depression leitet sich vom lateinischen Verb „deprimere" = „niederdrücken" ab. Sie bezeichnet einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit und innerer Leere.
Die sogenannte Wochenbettdepression wird auch als „Baby-Blues" oder Heultage bezeichnet und entwickelt sich bei einer jungen Mutter in den ersten Tagen nach der Geburt. Die Frauen haben ein unbegründbares Gefühl der Traurigkeit und weinen sehr viel.
Man geht davon aus, dass diese Art der Depression eine Umstellungsreaktion des Körpers auf die neue Situation nach der Geburt ist. Sie wird deshalb auch zu den sogenannten organischen Depressionen gezählt.
Dieses Stimmungstief nach der Geburt kommt sehr häufig vor, 50 bis 80 Prozent der Mütter sind von einem Baby-Blues betroffen. Besonders nach der ersten Schwangerschaft tritt diese Erkrankung sehr häufig auf.
Warum genau Wochenbettdepressionen auftreten ist noch umstritten. Es wird vermutet, dass vor allem hormonelle Veränderungen, wie der Konzentrationsabfall von Östrogen und Progesteron im mütterlichen Blutkreislauf, als Auslöser der Stimmungsschwankungen in Frage kommen.
Daneben spielen wahrscheinlich auch soziale und psychische Faktoren, wie die Einstellung zum Kind und zum Partner, eine wichtige Rolle.
Traten in der Vorgeschichte der Betroffenen bereits psychische Erkrankungen auf, ist die Gefahr eine Wochenbettdepression zu erleiden erhöht.
Auch eine familiäre Belastung, oder eine Traumatisierung der Mutter durch die Geburt beziehungsweise einen Kaiserschnitt, sowie eine soziale Notlage oder Stress steigern das Risiko für einen Baby-Blues.
Die Wochenbettdepression entwickelt sich meist unmittelbar nach der Geburt. Die Frauen leiden unter Traurigkeit, Müdigkeit und einer inneren Unruhe. Sie weinen viel, sind erschöpft, ängstlich und oft sehr gereizt.
Der typische Baby-Blues beginnt meist zwischen dem ersten und dritten Tag nach der Geburt und dauert meist nicht länger als drei bis fünf Tage an.
Das postnatale Stimmungstief ist vor allem durch seinen charakteristischen Verlauf gekennzeichnet. Es beginnt meist zwischen dem ersten und dritten Tag nach der Geburt und hält in der Regel nicht länger als fünf Tage an.
Die betroffenen Frauen weinen viel, sind gereizt und ängstlich. Sie leiden unter einer Traurigkeit, die sie sich selbst nicht erklären können, die jedoch auch spontan wieder nachlässt.
Von diesem sehr häufig nach der Geburt auftretenden „Baby-Blues" muss die schwerwiegendere postpartale Depression abgegrenzt werden. Sie äußert sich in ernsthaften Symptomen, wie einer sehr niedergedrückten Stimmung und dem inneren Gefühl der Leere und Antriebslosigkeit, das sich bis hin zu Selbstmordgedanken steigern kann. Geht der Baby-Blues nach spätestens zehn Tagen nicht von selbst wieder zurück, muss der Verdacht einer postnatalen Depression gestellt werden.
Die postpartale Depression dauert wesentlich länger an als der Baby-Blues und muss meist medikamentös behandelt werden.
Außerdem sollten die Heultage junger Mütter von der seltenen, jedoch ernst zu nehmenden postpartalen Psychose unterschieden werden. Dabei sind die Frauen nicht nur gereizt sondern meist aggressiv, haben Halluzinationen, eine gänzlich veränderte Persönlichkeit und stellen eine Gefahr für sich und das Neugeborene dar.
Auch die postpartale Psychose wird medikamentös behandelt. Meist müssen die Frauen stationär aufgenommen und überwacht werden, bis sich ihr Zustand bessert.
Frauen, die an einer Wochenbettdepression erkranken sollten im Verlauf der depressiven Episoden von einem Psychotherapeuten begleitet werden. Vor allem tröstende Gespräche sind oft sehr hilfreich für die junge Mutter.
Fühlt sich die Mutter in ihrem häuslichen Umfeld durch die neue Lebenssituation noch überfordert, sollte der Einsatz einer soziotherapeutischen Hilfe erwogen werden, wie etwa ein Sozialarbeiter oder eine Pflegekraft.
Auch die sogenannte Wochenbettvisite hat sich als sehr nützlich erwiesen:
Prophylaktisch wurden in England Versuche unternommen, den Schwangeren vor der Geburt Sexualhormone, wie Progesteron, zu verabreichen. Mit dieser Hormonbehandlung konnten bei 92 Prozent der Frauen sowohl Heultage als auch schwerere postnatale Depressionen verhindert werden. Dies unterstützt die These, dass ein hormonelles Ungleichgewicht für die depressive Episode verantwortlich ist.
Die Wochenbettdepression ist eine Reaktion auf die Umstellungsprozesse nach der Geburt. Die Prognose dieser Episode ist sehr gut, da die Frauen mit der Zeit lernen, die neue Situation anzunehmen und sich auf die neuen Lebensumstände einstellen. Meist gehen die Beschwerden wieder schnell und vollständig zurück. Dabei ist jedoch zu beachten, dass sich die Wochenbettdepression auch zu einer echten postpartalen Depression entwickeln kann, wenn sie länger als zwei Wochen andauert. Es besteht jedoch die Gefahr, dass der Baby Blues sich bei einer weiteren Geburt wiederholt.
Letzte Aktualisierung am 16.07.2021.