Die diabetische Nephropathie ist eine Folgeerkrankung eines Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), die sich an den Nieren manifestiert. Etwa 30 bis 40 Prozent aller Diabetiker sind im Verlauf ihrer Erkrankung von einer Nephropathie betroffen.
Dabei entstehen im Bereich des Nierengewebes Durchblutungsstörungen, die die Leitungsfähigkeit der Nieren immer mehr einschränken. In Europa und den USA sind bis zu 50 Prozent aller Dialyse-Patienten Diabetiker. Die optimale Blutzuckereinstellung ist somit der beste Schutz vor dieser Erkrankung
Die Nieren erfüllen im menschlichen Körper unter anderem die Funktion eines Filters, der Abfallprodukte mit dem Urin ausschwemmt. Durch eine diabetische Nephropathie wird die Funktion der Nieren eingeschränkt, wodurch sich immer mehr Giftstoffe im Körper ansammeln. Die diabetische Nephropathie entsteht auf dem Boden einer so genannten Mikroangiopathie.
Bei der Mikroangiopathie sind die Wände der kleinen Blutgefäße durch einen dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel geschädigt. Diese werden mit der Zeit immer dicker und schränken die Durchblutung der Nieren in hohem Maße ein. Es kommt zur so genannten Glomerulosklerose, die durch Ablagerungen in den kleinsten Filtrationseinheiten der Nieren gekennzeichnet ist.
Diese sind dann nicht mehr in der Lage, das Blut in ausreichendem Maße zu filtern. Somit treten wichtige Eiweißmoleküle in den Harn über und werden ausgeschwemmt. Dieser Prozess schreitet immer weiter fort, bis die Nieren schließlich ihre Filtrationsfähigkeit ganz verlieren und ein dialysepflichtiges chronisches Nierenversagen entsteht.
Die diabetische Nephropathie entwickelt sich schleichend und schreitet häufig über 10 bis 25 Jahre voran. Mit der Zeit entwickeln sich ein Bluthochdruck und eine zunehmende Ausscheidung von Eiweiß (Proteinurie).
Die Leistung der Nieren nimmt immer weiter ab, was im schlimmsten Fall zur Nierenschwäche (Niereninsuffizenz) und zum absoluten Nierenversagen führen kann. Patienten mit einer diabetischen Nephropathie werden meist dialysepflichtig, da ihre Nieren bei fortschreitender Erkrankung nicht mehr in der Lage sind, das Blut zu reinigen.
Zusammenfassend lässt sich die Diabetische Nephropathie in fünf Stadien einteilen:
Eine diabetische Nephropathie wird meist anhand einer Urinuntersuchung diagnostiziert. Die Betroffenen scheiden bei Fortgeschrittener Nephropathie meist viel Eiweiß über die Niere aus (Proteinurie), deren Leistung durch die schlechte Durchblutung immer mehr abnimmt.
Liegen neben der Proteinurie auch ein Bluthochdruck sowie eine Retinopathie vor, und besteht der Diabetes mellitus länger als zehn Jahre, gilt die Diagnose der diabetischen Nephropathie als praktisch gesichert. Dieser Symptomkomplex wird dann auch als Kimmelstiel-Wilson-Syndrom bezeichnet. Um genauere Informationen über die Art und die genaue Lokalisation der Nierenschädigung zu erhalten, kann zusätzlich eine Probe (Biopsie) aus der Niere entnommen und untersucht werden.
Liegt eine vermehrte Ausscheidung von Proteinen mit dem Urin vor, sollten auch Diabetiker an mögliche nicht-diabetische Ursachen dieser Proteinurie denken.
Insbesondere bei einer Diabetesdauer unter fünf Jahren, einer zusätzlichen Ausscheidung von Blut mit dem Urin, einer raschen Zunahme der Proteinurie und einem abnormalen Nierenultraschall sollten Entzündungen oder Tumoren im Bereich der Nieren ausgeschlossen werden.
Die Therapie der diabetischen Nephropathie richtet sich zunächst nach dem Stadium der Erkrankung. Wird die Nierenschädigung früh erkannt, sollte zunächst auf eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels geachtet werden. Des Weiteren bewirkt die Schädigung der Nieren einen hohen Blutdruck (Hypertonus), der in der Regel medikamentös behandelt werden muss. Die so genannten ACE-Hemmer spielen bei der Therapie eine große Rolle, weil sie neben der Blutdrucksenkung auch eine positive Wirkung auf die Nierendurchblutung haben.
In weiter fortgeschrittenen Stadien kann zusätzlich der Einsatz von Medikamenten zur Förderung der Wasserausscheidung (Diuretika) notwendig werden. Die Betroffenen sollten außerdem darauf achten, möglichst wenig Eiweiß mit der Nahrung aufzunehmen.
Schreitet die Erkrankung weiter fort und ist der Blutzuckerspiegel der Betroffenen weiterhin schlecht eingestellt, kann dies zum chronischen Nierenversagen führen. Die Betroffenen sind dann auf eine künstliche Blutwäsche (Dialyse) angewiesen. Eine Nierentransplantation kann im Endstadium der Erkrankung für viele Patienten die letzte Hoffnung sein.
Auch bei der diabetischen Nephropathie ist deshalb eine gute Blutzuckereinstellung ist die beste Prophylaxe und die Basis jeder Form der Therapie. Daneben ist auch ein im Normalbereich liegender Blutdruck ein wichtiger Faktor um einer Nephropathie vorzubeugen. Außerdem sollten Diabetiker möglichst alle vier bis sechs Monate ihren Urin untersuchen lassen, um anhand der Eiweißbestimmung eine beginnende Nephropathie bereits im frühen Stadium diagnostizieren und behandeln zu können.
Bei Spätfolgen der Zuckerkrankheit, wie der Makroangiopathie, hängt die Prognose der Betroffenen in hohem Maße von einer guten Einstellung des Blutzuckers und damit von der Mitarbeit des Patienten ab. Daneben spielt das Alter, in dem der Diabetes erstmalig aufgetreten ist, eine wichtige Rolle.
Je früher sich die Zuckerkrankheit manifestiert, desto wahrscheinlicher ist mit Folgeerkrankungen zu rechnen. Jeder Einzelne kann jedoch seine Prognose entscheidend verbessern, wenn er auf ein optimales Körpergewicht, regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung achtet.
Letzte Aktualisierung am 07.10.2021.