Männer, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von erektilen Dysfunktionen (Erektionsstörungen) als gesunde Männer. In der Medizin spricht man von einer erektilen Dysfunktion, wenn in einem Zeitraum von mindestens einem halben Jahr in mehr als 70 Prozent der Versuche keine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion erreicht oder aufrecht erhalten werden kann.
Im Durchschnitt entwickelt jeder zweite männliche Diabetiker eine Erektionsstörung. Damit sind Diabetiker zwei bis drei Mal so häufig von Potenzstörungen betroffen wie Männer ohne Diabetes. Die Betroffenen leiden dann meist erheblich unter dieser Störung und verschweigen häufig ihre Probleme. Auch die behandelnden Ärzte sprechen nur selten mit ihren Patienten über Erektionsstörungen, weshalb nur etwa 8 Prozent wegen dieser Störung behandelt werden.
Die Ursachen dafür sind je nach Diabetes-Typ unterschiedlich:
Bei jedem zweiten Diabetiker mit erektilen Dysfunktionen spielen auch seelische Probleme eine bedeutende Rolle. Dabei können zahlreiche Faktoren die Sexualität beeinträchtigen, wie beispielsweise Sorge um die Gesundheit, Angst um den Arbeitsplatz, Depressionen und Angst, vor dem sexuellen Versagen. Besonders wenn die Erektionsstörungen plötzlich auftreten oder der Betroffene nur unter bestimmten Umständen darunter leidet, kommen eher psychische Ursachen in Betracht.
In den meisten Fällen lässt sich keine Grenze zwischen psychischen und physischen Auslösern der Erektionsstörung ziehen. Vielmehr gehen beide Ursachen ineinander über und bedingen sich gegenseitig. Somit sollte, auch wenn organische Ursachen eindeutig nachgewiesen werden konnten, die Psyche des Betroffenen nicht außer Acht gelassen werden.
Erektionsstörungen können in vielen Fällen mit gutem Erfolg behandelt werden. Wichtig ist vor allem, dass die Betroffenen mit ihrem Arzt offen über ihre Störung sprechen. Nur dann kann eine geeignete Therapie gefunden werden. Die Erektionsstörung wird in der Regel zunächst mit so genannten Phosphodiesterase-5-Hemmern (Viagra oder Levitra) behandelt.
Diese Medikamente wirken jedoch nicht bei jedem Patienten gleich gut, da die Wirkungen und Nebenwirkungen oft sehr unterschiedlich sind. Wenn sich die Störung nach der Einnahme dieser Arzneimittel nicht bessert, kann der Urologe mit dem Patienten weitere Therapiemöglichkeiten besprechen. Dazu zählen das Einbringen von Medikamenten in die Harnröhre (MUSE) oder Injektionen in den Schwellkörper (SKAT).
Die verwendete Substanz Prostaglandin führt nach etwa 15 Minuten zur Erektion. 70 Prozent der Betroffenen sind mit dieser Methode zufrieden, jedoch sind Kreislaufprobleme eine häufige Nebenwirkung bei der Behandlung mit Prostaglandin. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung einer Vakuumpumpe. Diese zieht durch ein erzeugtes Vakuum Blut aus dem Penis, sodass sich dieser versteift.
Die erzeugte Erektion wird mit Hilfe eines Gummibandes, das über den Penis gestreift wird, für etwa 30 Minuten aufrechterhalten. Über 80 Prozent der Behandelten sind mit dieser Methode zufrieden. Nur wenn alle anderen Methoden erfolglos blieben, kann über das Einsetzen eines Schwellkörper-Implantates nachgedacht werden. Dieser Eingriff kann nicht mehr Rückgängig gemacht werden, weil dabei Teile des Schwellkörpers zerstört werden.
In vielen Fällen können sich auch Medikamente, die der Patient einnimmt negativ auf die Erektionsfähigkeit auswirken.
Dazu gehören Medikamente aus der Gruppe der Beruhigungsmittel (Tranquilizer), Antidepressiva und einige Medikamente gegen Bluthochdruck (Antihypertensiva). Die Störung bessert sich in der Regel, wenn die Substanzen ausgetauscht oder abgesetzt werden konnten.
Wenn psychische Ursachen einen Anteil an der Ursache der Erektionsstörung haben, ist eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll. Diese kann zunächst als alleinige Therapie der Potenzstörung eingesetzt werden, oder eine Ergänzung anderer Behandlungsmethoden darstellen.
Es empfiehlt sich zunächst eine Sexualberatung, die in schwierigen Fällen in eine Sexualtherapie übergehen kann. Es ist in den meisten Fällen hilfreich, wenn auch die Partnerin an der Beratung und Therapie teilnimmt.
Sowohl medizinisch als auch juristisch ist es unbestritten, dass die erektile Dysfunktion, unabhängig von Alter und Ursache, eine Krankheit darstellt. Somit haben Versicherte nach dem Sozialgesetzbuch V einen Rechtsanspruch auf Behandlung und Diagnostik der Erkrankung.
Dazu gehören beispielsweise Blutentnahmen zur Hormondiagnostik, Hormontherapien, ein Schwellkörper-Injektionstest (SKIT), Ultraschalluntersuchungen des Penis, Vakuum-Erektionspumpen, Schwellkörper-Implantate und psychotherapeutische Behandlungen. Lediglich Medikamente wie Viagra müssen von den Betroffenen selbst bezahlt werden.
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Erektionsstörungen ist ein dauerhaft gut eingestellter Blutzuckerspiegel. Nur so kann langfristig eine Schädigung der Blutgefäße und des Nervengewebes verhindert werden.
Letzte Aktualisierung am 19.11.2021.