Eine Unterzuckerung (Hypoglykämie) ist ein bedrohlicher Zustand, der schnell zur Bewusstlosigkeit oder gar Tod führen kann. Es ist deshalb wichtig, eine Hyperglykämie möglichst frühzeitig zu erkennen und schnell Sofortmaßnahmen einzuleiten.
Von einer Hypoglykämie spricht man, wenn der Blutzuckerspiegel unter eine Konzentration von 45mg/dl absinkt und der Betroffene über typische Symptome der Unterzuckerung klagt. Fällt die Blutzuckerkonzentration weiter ab und erreicht Werte unter 40mg/dl besteht die Gefahr eines hypoglykämischen Schocks.
Bei einer leichten Hypoglykämie kann sich der Betroffene durch die Zufuhr von schnell wirkenden Kohlehydraten selbst helfen. Meist bessert sich die Unterzuckerung dann schon nach einem Glas Apfelsaft oder einem Stück Traubenzucker.
Diese schnell wirkenden Kohlenhydrate sollten bereits bei den ersten Anzeichen einer Unterzuckerung aufgenommen werden. Lightgetränke, Diätsüßigkeiten und fetthaltige Spei0en, wie Schokolade, sind eher ungeeignet um den Blutzucker zu regulieren, da Fett die Aufnahme des Zuckers in das Blut verzögert. Bereits 20 bis 30g Traubenzucker hingegen sorgen für einen schnellen Blutzuckeranstieg und wirken somit einer Hypoglykämie entgegen. Anschließend sollte der Blutzucker in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
Der Betroffene sollte neben den schnell resorbierbaren Kohlenhydraten, wie dem Traubenzucker, auch so genannte komplexe Kohlenhydrate, wie Vollkornbrot, zu sich nehmen.
Die Häufigkeit, Intensität und Ursache der Hypoglykämie sollten in einem Blutzucker-Tagebuch festgehalten werden, damit sie zu einem späteren Zeitpunkt mit dem behandelnden Arzt besprochen werden können.
Bei schwerer Hypoglykämie ist der Betroffene in der Regel bewusstseinsgetrübt und auf Fremdhilfe angewiesen. Deshalb sollte sofort ein Notarzt informiert werden. Der Patient sollte bis zum Eintreffen des Arztes in die stabile Seitenlage gebracht werden, da aufgrund der Bewusstseinstrübung Erstickungsgefahr besteht. Bei Atem- oder Herzstillstand muss sofort mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden.
Ist der Patient noch bei Bewusstsein können die anwesenden Helfer vorsichtig versuchen ihm Traubenzucker, am besten in Form einen Glukoselösung zuzuführen. Der Mund sollte von Essensresten gesäubert werden. Der Betroffene muss dann möglichst rasch Glukagon gespritzt bekommen.
Ist ein Helfer mit der Injektion von Glukagon vertraut gemacht worden, kann dies bereits vor dem Eintreffen des Notarztes gespritzt werden. Es wird wie eine Insulininjektion subkutan in das Unterhautfettgewebe gespritzt und beendet die Unterzuckerung. Angehörige von Diabetikern sollten sich möglichst frühzeitig von einem Arzt zeigen lassen, wie sie im Notfall ein Fertigpräparat mit Glukagon verabreichen können. Den Umgang mit der Spritze sollten Angehörige von Diabetikern sicher beherrschen.
Der Notarzt wird dem Betroffenen in der Regel eine Glukoselösung intravenös verabreichen. Nach dem Aufwachen sollte der Patient zusätzlich Kohlenhydrate zu sich nehmen.
Die Gefahr von Hypoglykämien lässt sich durch genaue Einstellung der Patienten und durch den Einsatz von so genannten langwirkenden Insulin-Analoga statt Humaninsulin deutlich reduzieren. In Deutschland verwenden etwa 500.000 Diabetes-Patienten diese Insulin-Analoga, davon knapp 400.000 den Wirkstoff Glargin.
Diabetiker, die häufiger unter Hypoglykämien leiden, sollten regelmäßig ihren Blutzucker messen. Auch mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt können einer Unterzuckerung vorbeugen.
Bei regelmäßigen Unterzuckerungen sollten die Betroffenen dokumentieren, unter welchen umständen es zu den Hypoglykämien kam. Je besser sich Diabetiker mit der Ursache von Hypoglykämien auseinandersetzen, umso besser können zukünftige Schwankungen des Blutzuckerspiegels kontrolliert werden.
Jeder Diabetiker sollte jedoch für den Notfall immer einige Stücke Traubenzucker dabei haben. Vor körperlichen Belastungen sollte außerdem darauf geachtet werden, vor allem langsam resorbierbare Kohlenhydrate zu sich zu nehmen.
Es gilt zu beachten, dass auch Alkohol bei einigen Menschen eine Hypoglykämie auslösen kann. Personen, die zu Unterzuckerungen neigen, sollten deshalb möglichst auf Alkohol verzichten.
Typ-I-Diabetiker nehmen zudem Unterzuckerungen oft nicht so wahr wie Gesunde. Es gibt deshalb ein so genanntes Blutglukosewahrnehmungstraining nach COX (BGAT), das in speziellen Diabeteszentren angeboten wird. So können Diabetiker lernen, eine drohende Unterzuckerung frühzeitig zu erkennen und auch rechtzeitig gegenzusteuern.
In einem verhaltensmedizinischen Training werden hier strukturiert praktische Übungen in Gruppen oder auch im Einzelunterricht durchgeführt, die der Selbstbeobachtung dienen. Diese Form des Trainings besteht aus acht Terminen, bei denen zum Teil auch die Angehörigen mit einbezogen werden.
Letzte Aktualisierung am 19.11.2021.