Als Harnzucker wird die Glukosekonzentration bezeichnet, die im Urin gemessen werden kann. Bei gesunden Menschen ist im Normalfall kein Zucker im Harn messbar. Wenn der Blutzuckerspiegel allerdings Werte über 180mg/dl annimmt, sind die Nieren nicht mehr in der Lage, die gesamte Glukose abzufiltern. Deshalb wird bei zu hohen Blutzuckerwerten die Glukose auch im Harn nachweisbar.
Eine Erkrankung an Diabetes mellitus ist die häufigste Ursache für Zucker im Harn. Die Bestimmung des Harnzuckers zählt jedoch nicht mehr zu den Routineuntersuchungen in der Kontrolle der Therapie eines Diabetes mellitus. Ist allerdings Glukose im Urin nachweisbar, kann dies auf eine schlechte medikamentöse Einstellung der Zuckerkrankheit hinweisen.
Im Normalfall sollte im Urin kein Zucker nachgewiesen werden können. Wenn jedoch ein kritischer Blutzuckerwert überschritten wird, tritt die Glukose aus dem Blut in den Urin über. Dieser Blutzuckerwert wird als Nierenschwelle bezeichnet und unterliegt altersabhängigen Schwankungen.
Folgende Blutzuckerwerte werden näherungsweise als Nierenschwelle für verschiedene Altersgruppen angenommen:
Das Blut des Menschen enthält im Normalfall relativ viel Glukose. Es wird in den Nieren gefiltert und so von Abbauprodukten und Verunreinigungen befreit. Durch das Filtern kommt die Glukose zunächst in den Urin, da sie ein relativ kleines Molekül ist und somit durch die Filteranlagen der Nieren rutscht.
Der Harn fließt nach der Abfilterung durch die kleinen Kanäle der Niere, von wo aus die Glukose fast vollständig wieder in den Blutkreislauf zurückgeholt wird. Somit ist im Urin in der Regel nur sehr wenig Glukose.
Enthält das Blut jedoch zu viel Zucker, schafft es die Niere nicht mehr, die gesamte Menge des ab gefilterten Zuckers wieder ins Blut zurückzuholen. Die Glukose bleibt dann im Harn zurück und wird ausgeschieden.
Die Bestimmung des Harnzuckers ist eine einfache Untersuchung, die mit einem Teststreifen durchgeführt werden kann. Der Teststreifen wird dazu kurz in den Urin eingetaucht oder in den Harnstrahl gehalten. Daraufhin tritt auf einer Skala an der Seite des Teststeifens eine Verfärbung auf, die mit einer Farbtafel verglichen wird. Der Farbumschlag am Teststreifen korreliert mit der Konzentration an Glukose im Urin. Werte bis 150mg/dl gelten als Normal, in diesem Fall bleibt der Teststeifen weiß.
Der Nachweis von Glukose im Urin ist nicht selten das erste Zeichen für einen Diabetes mellitus. Die Zuckerkrankheit macht im frühen Stadium meist keine Beschwerden und bleibt deshalb häufig unerkannt. Eine Bestimmung des Harnzuckers ist somit eine wichtige Untersuchung, die sowohl eine Hilfe in der Diagnose eines Diabetes mellitus als auch in der Therapiekontrolle darstellen kann. Sie kann auch Hinweise auf andere Erkrankungen geben, bei denen Glukose in den Urin übertritt.
Beispiele für derartige Erkrankungen sind:
Auch im Falle einer Schwangerschaft oder nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten kann unter Umständen Harnzucker anfallen. Auch wenn die Nierenfunktion stark abfällt und die Niere weniger als 30 Prozent ihrer normalen Leistung erbringt, kann Zucker im Urin nachweisbar werden. In all diesen Fällen ist jedoch eine Kontrolle des Blutzuckers sinnvoll, um eine Zuckerkrankheit sicher auszuschließen.
Letzte Aktualisierung am 30.11.2021.