Unter einer Hypoglykämie versteht man in der Medizin einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel (Unterzuckerung). Die Blutzuckerkonzentration sinkt dabei unter einen Wert von 50mg/dl ab, was eine Minderversorgung des Gehirns zur Folge hat.
Zur Diagnose einer Hypoglykämie lässt sich auch die so genannte Whipple-Trias anwenden. Diese besagt, dass bei einem Blutzuckerwert unter 45mg/dl, dem Vorhandensein von hypoglykämischen Symptomen sowie einer Besserung der Beschwerden nach der Gabe von Zucker in jedem Fall eine Hypoglykämie vorliegt. Aber auch jeder Blutzuckerspiegel unter 40mg/dl ist definitionsgemäß eine Hypoglykämie, unabhängig davon ob der Betroffene Beschwerden hat oder nicht. Blutzuckerwerte zwischen 40 und 60 mg/dl werden nur dann als Hypoglykämie bezeichnet, wenn der Patient über typische Symptome der Unterzuckerung klagt.
Für Neugeborene gelten etwas niedrigere Werte für eine Hypoglykämie. Hier haben erst Blutzuckerkonzentrationen unter 40mg/dl einen Krankheitswert, bei Frühgeborenen besteht eine Unterzuckerung erst dann, wenn die Glukosekonzentration im Blut unter 30mg/dl absinkt.
Auch bei höheren und normalen Blutzuckerwerten können jedoch gelegentlich Symptome einer Hypoglykämie auftreten. Dies geschieht meist dann, wenn Diabetiker über einen langen Zeitraum einen zu hohen Blutzuckerspiegel hatten. Wird dieser dann auf Normalwerte gesenkt empfindet dies der Körper des Betroffenen als zu niedrig. In diesem Fall muss der behandelnde Arzt darauf achten, den Blutzuckerspiegel sehr langsam zu senken, damit sich der Körper allmählich auf normale Werte einstellen kann.
Die typischen Anzeichen einer Hypoglykämie sind individuell sehr verschieden. Mögliche Einflussfaktoren sind das Ausmaß und die Dauer der Unterzuckerung. Die Symptome lassen sich in neuroglukopene und adrenerge Symptome unterteilen.
Neuroglukopene Kennzeichen einer Hypoglykämie sind solche, die durch eine Unterversorgung des Gehirns mit Zucker verursacht werden. Das Gehirn deckt seinen Energiebedarf fast ausschließlich durch Glukose. Bei zu niedrigen Blutzuckerspiegek leidet deshalb in der Regel zuerst das Gehirn.
Zu den neuroglukopenen Symptomen zählen vor allem Bewegungs- und Koordinationsstörungen, Gefühlstaubheit, Sehen von Doppelbildern und Konzentrationsstörungen. Angehörige des Betroffenen bemerken die Hypoglykämie häufig am Auftreten von Wesensveränderungen wie Aggressivität, Desorientiertheit, Albernheit, Sprech- und Sprachstörungen, Blässe oder Unruhe. Durch den Mangel an Zucker im Gehirn kommen nicht selten auch Krampfanfälle und Lähmungserscheinungen im Rahmen einer Hypoglykämie vor.
Adrenerge Symptome einer Hypoglykämie hingegen werden durch eine Anregung des autonomen Nervensystems bei Unterzuckerung hervorgerufen. Sie äußern sich durch innere Unruhe, Zittern, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen und Heißhungerattacken. Nicht alle Symptome treten gleichzeitig auf und sind individuell sehr verschieden.
Eine Hypoglykämie ist besonders für Diabetiker eine bedrohliche Situation und kann über eine Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod führen. Die schwerste Ausprägung der Hypoglykämie ist der hypoglykämische Schock und das hypoglykämische Koma.
Die Wahrnehmung einer Hypoglykämie lässt mit zunehmender Diabetesdauer, bei ständig sehr niedriger Blutzuckereinstellung sowie bei häufig auftretenden Hypoglykämien nach.
Auch nachts können Hypoglykämien auftreten. Die Betroffenen bemerken dann meist beim Aufwachen erst, dass die Kleidung durchgeschwitzt ist, und sie sich sehr abgeschlagen und müde fühlen. Nächtlichen Hypoglykämien können durch einen Blutzucker von 180mg/dl vor dem Zubettgehen vermieden werden.
Es empfiehlt sich außerdem, als Spätmahlzeit Vollkornprodukte mit etwas Eiweiß oder Fett zu sich zu nehmen, wie beispielsweise Vollkornbrot mit Butter oder Käse. Auch der Genuss von Alkohol verschlechtert die Wahrnehmung einer Unterzuckerung.
Kohlenhydrate sind ein wesentlicher Bestandteil unserer täglichen Nahrung. Der Körper kann sie jedoch nur verwerten, wenn sie in kleinere Traubenzuckermoleküle auf gespalten wurden. Diese gehen dann vom Darm aus ins Blut über und bewirken, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt.
Mit Hilfe des Hormons Insulin wird der Zucker vom Blut aus in die Körperzellen transportiert, wo er als Energielieferant genutzt wird. Somit sinkt der Blutzuckerspiegel nach der Nahrungsaufnahme langsam wieder ab. Der Gegenspieler der Insulins ist das Hormon Glukagon, das dafür sorgt, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu weit absinkt. Wenn Zucker benötigt wird, kann Glukagon dessen Freisetzung aus Speicherorganen wie der Leber bewirken, oder auch eine Neuproduktion von Glukose im Körper fördern.
Bei einer Unterzuckerung ist dieser Regulationsmechanismus jedoch gestört. In den meisten Fällen befindet sich entweder zu viel Insulin, oder zu wenig Glukose im Blut. Eine draus resultierende Hypoglykämie kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden.
Dazu zählen bei Diabetikern unter anderem eine zu hohe Dosierungen von Insulin oder oralen Antidiabetika in der Therapie des Diabetes mellitus. Orale Antidiabetika können sich unter Umständen auch im Körper ansammeln (Akkumulation) und so eine Hypoglykämie auslösen. Dies kann vor allem bei Patienten mit Niereninsuffizienz passieren oder bei Diabetikern, die zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen haben.
Auch eine fehlerhafte Abstimmung der Kohlenhydratmenge an die Insulindosis, durch das Auslassen von Mahlzeiten oder eine ungewohnte sportliche Aktivität kann bei Diabetikern zu einer Unterzuckerung führen.
Des Weiteren ist bei Diabetikern häufig auch die Freisetzung von Hormonen gestört, die den Blutzuckerspiegel anheben. Zu diesen Hormonen zählt vor allem der Gegenspieler des Insulins, das Glukagon.
Auch Gesunde, die nicht an Diabetes mellitus leiden, können aus verschiedenen Gründen eine Hypoglykämie entwickeln. Zu diesen Auslösern zählen vor allem:
Letzte Aktualisierung am 07.10.2021.